Kategorie: blog

  • Telematikinfrastruktur und andere Lästigkeiten

    31.3.25

    Quartalsabrechnung, gestern kam das dazu benötigte Update. Alles klappte. In der Woche davor kamen für die Chipkartenlesegeräte 5 neue Karten, damit sie für 5 weitere Jahre genutzt werden können. Dazu gab es

    • eine kleine App, die durch den ganzen Installationsprozess leitete. Es war einfach: Sicherheitssiegel ab, alte Karte raus, neue Karte rein, vom Konnektor neu paaren – das können wir, denn die Chipkartenlesegeräte entpaaren sich auch so gelegentlich. Bei der Gelegenheit habe ich entdeckt, das die zwei von Profis installierten Lesegeräte keine Sicherheitssiegel gegen Kartendiebstahl draufhatten. Nur ich war so umständlich, die 2020 selbst installierten Teile zu verkleben. Seit dem Kartenwechsel haben alle das vorgeschriebene Sicherheitssiegel drauf. Man muss sich an den Schlampereien der Medistar-Profis kein Beispiel nehmen.
    • eine Mitteilung, dass die Chipkartenlesegeräte Neo Klassik eine Haltebatterie mit einer Mindesthaltbarkeit von 3 Jahren haben. Folglich empfiehlt man, nicht die Karten, sondern die ganzen Geräte auszutauschen. Verschwendung lässt sich steigern.

    11.3.25

    Vor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen. Aus dem Zen-Buddhismus

    Heute hat mich CGM Medistar angerufen und – nicht befriedigend, aber begreifbar – erklärt, warum der e-Arztbrief keine Röntgen- oder Laborbefunde kann. Er soll das gar nicht können. In der Richtlinie „Implementierungsleitfaden ‚Arztbrief‘ auf Basis der HL7 Clinical Document Architecture, Release 2, für das deutsche Gesundheitswesen“ von 2006 sind Dinge beschrieben, die so ein Arztbrief können muss.  Röntgen und Labor waren noch nicht dabei. Man kann die Richtlinie sogar interpretieren: Kein Schnickschnack – wie Röntgen, Labor etc. Vermutlich gab es so etwas 2006 noch nicht oder das brauchte keiner.

    Ich habe mich also völlig umsonst über CGM Medistar aufgeregt. Ich vermute allerdings, das die 2006er Richtlinie gelegentlich aktualisiert wurde, denn irgendwer hat Allergien und Medikamente zusätzlich reingeschummelt. Laut der obenstehenden Quelle gab es noch eine 2014er Version. Aber die wurde als experimentell bezeichnet und nicht weiterentwickelt. 2006 war final.

    Medistar informierte mich auch, dass Zusatzangebote wie zum Beispiel das Gendern oder die bessere Adressuche entwickelt werden, wenn nur genug Nutzer nachfragen. Also bitte unter dem Stichwort „Röntgen- und Laborbefunde“ an info@medistar.de mailen. Leider mit CGM-Kundennummer, sonst interessiert das keinen bei Medistar.

    3.3.25

    Unfähigkeit hat die Tendenz, sich gegen Kompetenz durchzusetzen. Laurence J. Peter

    Medistar hat sein neues Update veröffentlicht mit einem immerhin 7 Seiten Gebrauchsanleitung über die neuen Fähigkeiten des e-Arztbriefes. Er kann jetzt ein Praxislogo einfügen – super. Ich kann endlich einen Zeitraum festlegen, von dem an der neue Brief geschrieben wird – die Option findet sich in den Voreinstellungen und mannigfaltiges auszuwählen- seit letztem Brief, letztes Quartal, letzte 2 Quartale, 12 Monate zurück oder gesamte Karteikarte – da hat sich schon jemand einen Kopf gemacht. Noch besser wäre es wenn ich diese Optionen auch im Briefformular habe, aber ich will jeden Fortschritt loben.

    Leider kann das dammelige Teil seit anderthalb Jahren (nein, seit 17 Monaten korrekt) die Labor- und Röntgendaten nicht mit übergeben und damit ist der ganze Fortschritt sinnlos. Ich frage mich ernsthaft, wie weird, crazy und abgefuckt dieses Verhalten von CGM Medistar ist, deutsch hat für so viel Dummfrechhheit und Kundendienstverarsche keine Worte. Also werde ich wieder einmal geduldig bei Medistar anrufen, einen neuen Mitarbeiter finden, der von diesem blöden Fehler überrascht ist und mich zu beschwichtigen versucht. Wenn es nicht wichtig wäre, wäre es schade um die Zeit. (Nachinfo 13.00 Uhr: Mitarbeiterin war überrascht, am Freitag 9.00 Uhr ruft mich der second-level-Support an und klärt vielleicht das Problem.)

    Zweite Runde der Zeitverschwendung: Vor 6 Wochen habe ich für 2 Chipkartenlesegeräte neue SNCB-Karten bestellt, aber keine Bestellbestätigung erhalten. Grund der Bestellung war, dass alle 14 Tage eine Warnmeldung kommt, die zum Webshop weiterleitet. Grund der Nichtantwort auf die Bestellung ist die Ausrede, das mir als „Total-Service-Kunden“ automatisch und ungefragt fünf (!) neue Karten zugeschickt werden. Das sei bezahlter Service, egal, ob ich nur 2 benötige. Das ist zwar schön, aber was soll dann die teilweise tägliche Warnmeldung?? Und wieso benötige ich 30 Minuten Sprechzeit und 5 Gesprächspartner, um so eine Antwort zu bekommen?

    Ich bin sehr versucht, die drei unbenötigten SNCB-Karten an den Chao-Computer-Club weiterzuverborgen.

    24.2.25

    Es gab dieses Quartal noch kein Update von Medistar. Es gibt eine Meldung über ein Update, dann erscheint der Text: „an dieser Stelle sollten Sie eigentlich das Quartalsupdate Q1/2025 vorfinden. Im Rahmen unserer Qualitätssicherung haben wir ein fehlerhaftes Programmverhalten im Bereich Labordatenfernübertragung (LDFU) festgestellt, weshalb wir das Update vorübergehend zurückgezogen haben, um sicherzustellen, dass alle Funktionen optimal für Sie bereitstehen. Sobald die erforderlichen Anpassungen vorgenommen wurden, werden wir Ihnen das Quartalsupdate Q1/2025 erneut zur Verfügung stellen.“ Die Offenheit verdient Lob.

    27.1.25

    Veränderungen begünstigen nur dender darauf vorbereitet ist. Louis Pasteur

    Die erste Patientin mit einer funktionierenden EPa war in der Sprechstunde. Auf ihrem Handy sehe ich alte und frische Daten. Leider war von unserem Rechner nichts lesbar, C-Box-Fehler 7220 – Aktensystem nicht erreichbar. Ich wurde von der gut erreichbaren Hotline zwischen TI und Systemhaus weitergereicht und weiß schon: „Fehler 7290 — Die Patientenakte konnte nicht gefunden werden.“  Ich hörte 95 Minuten Warteschlangenmusik mit verschiedenen freundlichen Mitarbeiterinnen, die kommunizierten, das sie den Fehler nicht finden könnten. Nun bekomme ich morgen einen Rückruf. 🤢

    (28.1.25) Das Rückrufergebnis offenbart einen erwartbaren Systemausfall: Krankenkassen haben den elektronischen Patientenausweis in der Stufe 3 begonnen und einiges umgestellt. Da unsere Software mit ePA Stufe 2 programmiert ist, sind die Dinge, die schonmal funktioniert haben, derzeit nicht zugreifbar. Rat: Ich soll bis zum nächsten Update die elektronischen Patientenakten bitte nicht beachten. 🤮 Das werde ich schon als Selbstschutzgründen tun. Auf der Seite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung steht übrigens: Start März oder April.

    Der Fehler 7220 bedeutet wohl „falsches Aktensystem/falsche EPA-Stufe.“

    Entdeckung des Tages: Es gibt eine Webseite namens Emojipedia.org, wo Senioren lernen können, wie man Emojis nutzt und interpretiert.😃

    26.1.25

    Moderne Architektur ist das aus der richtigen Erkenntnis einer fehlenden Notwendigkeit erschaffene Überflüssige.

    Freitag Nachmittag kam ein Update von CGM Medistar. Es hebt die Medikamentendatenbank IFAP vom Datenstand 15.1.25 auf den 15.1.25.  Bis zum 15.1.25 war da erfreulich, am 24.1. ist es einfach nur Nonsens, Unfug, Zeitverschwendung, Ressourcenverschwendung – also das, was wir eigentlich von der Telematikinfrastruktur gewohnt sind. Schade. Ich dachte wirklich, das Update hat mal Verbesserungen des elektronischen Patientenausweises, damit wir uns auf den heißen Massenstart am 15.2.25 vorbereiten können. Aber das hat ja noch Zeit, es wird bestimmt verschoben, weil die Zeit nicht reicht.

    16.1.25

    Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen. Mahatma Gandhi (1869-1948) 

    Es passiert wieder viel an der EDV-Front. Zunächst läuft seit gestern der Test der elektronischen Patientenakte ePA in 3 Modellregionen mit – je nach Quelle – 250 Arzt- und Zahnarztpraxen oder 300 Arztpraxen. Herr Lauterbach hat wohl schon bekanntgegeben, dass daher am 15.2. alle begeistert sind und damit der Massentest für uns im Februar beginnt. „ePA für alle“ ist schon mit dem Namen eine schamlose Lüge, die Versicherten der privaten Krankenkassen sind nicht dabei. Wir gendern wegen 0,5% der Bevölkerung, aber die 7% Privatversicherten, die 50% des bundesdeutschen Einkommenssteueraufkommens finanzieren, sind nicht bei der ePA dabei. OK. Inklusion in gesamtgesellschaftliche Großprojekte wie den ePA gibt es also nur Benachteiligte. Ich warte schon darauf, dass die SPD oder die AfD „ePA für Arme“ hetzt.

    Unsere Computer melden weiterhin jeden Morgen, dass die Telematikinfrastruktur am 27.11.24 ausfallen werde, wenn ich nicht endlich etwas bestelle. Es ist Vergangenheit, aber es nervt. Also habe ich heute morgen die Hotline angerufen – zuerst Medistar – und  erwartungsgemäß gehört, dass dies kein Medistar-Problem sei, sondern Sache der TI-Abteilung. Man hat mich freundlich  weiterverbunden zur TI-Hotline, wo ich mir anhören durfte, dass Medistar endlich mal seine Datenbanken pflegen sollte, dies sei kein Problem der TI. Ich habe ihn dann mit der Information konfrontiert, dass wir dasselbe Problem am 24.8.24 schon einmal hatten, wo ich mehrfach zwischen Medistar und TI hin- und herverbunden wurde, damit zum Schluss doch die TI das Problem löste. Darauf gestand mit der Mitarbeiter, dass er hier nur als Aushilfe seit einer Woche an der Hotline säße und eigentlich ganz andere Aufgaben und Kompetenzen hätte. Das verstehe ich. Es bedeutet: Er ist da falsch und hat keine Ahnung von seinem Job. Immerhin konnte er mit einen Termin zum nächsten Montag 11.00 Uhr machen, da ist jemand da, der mehr Ahnung hat.

    Am Abend habe ich es gewagt, den Reparaturcode von August PSH <Enter> SWRP tiregister -c <Enter> noch einmal zu nutzen. Es funktionierte diesesmal.

    Die Erreichbarkeit unserer Praxis war in letzter Zeit schlecht, noch schlechter als sonst. Ursache der hohen Besetztquote ist neben einer hohen Nachfrage der Fakt, dass uns unser Labor alle auffälligen Befunde faxt, obwohl sie morgens schon per Datenfernübertragung abgeholt wurden. Das sind dann 90 Patienten (weil jeder auffällige Befund zeitnahe kommuniziert wird, nicht jeder auffällige Patient) mal 1-5 Seiten. Bei manchen Befunden steht einfach nur drin „folgt“, also „Das Blut ist eingegangen, aber wir haben es noch nicht untersucht!“ Problem abgestellt und schön können wir mehr telefonieren. Es lebe das Fax, es ist so herrlich altmodisch und unzuverlässig!

    Wir versuchen eine neue Form der Terminvergabe über die Terminservicestelle. Ein Jahr habe ich die 116117 wegen Kapazitätsmangel nicht angeschaut. In der Zwischenzeit gibt es dort ein neues Backend, viel besser zur Terminvergabe zu gebrauchen als das alte. Es ist rechts zu sehen.
    Wir haben versuchsweise 15 Termine freigegeben unter dem Titel „Neupatient Rheuma“. Die Terminservicestelle, andere Praxen oder Patienten mit Terminservicestellencode können dort buchen. Erstes Zwischenergebnis: Die Servicestelle hat nichts gebucht, obwohl  Rheumatologentermine Mangelware sind. Andere Praxen scheinen das Tool auch noch nicht zu nutzen, aber in kurzer Zeit haben sich 7 PatientInnen einen Termin gesichert. Der Einzugsbereich ist riesig: Bremen, Diepholz, Goslar und Schwerin sind dabei – 150 km oder 3 h Anreise. Patienten, die selber buchen sind überwiegend weiblich, 25-35 Jahre alt und augenscheinlich internetaffin. In der nächsten Woche werde ich erfahren, ob sie auch Rheuma haben oder ob das Fehlbuchungen sind. Wir haben eine Mitarbeiterin mit einem Code versehen und gebeten, testweise einen Termin bei uns zu buchen. 3 Erkenntnisse:

    • man benötigt in jedem Falle einen Terminservicestellencode
    • es gibt eine lange Fachrichtungenliste, auf der man Innere/Rheumatologie oder Orthopädie/Rheumatologie finden muss, unter R wie  Rheumatologie steht nichts.
    • Sonst geht es einfach – nur Mut!

     

    05.01.25

    Ein PAL ist etwas, das wir nicht sehen, oder nicht sehen können oder das unser Gehirn uns nicht sehen lässt, weil wir denken, es sei das Problem Anderer Leute. Genau das bedeutet PAL. Problem Anderer Leute. Das Gehirn streicht es einfach aus, es ist wie ein blinder Fleck. Douglas Adams

    IFAP-Update die zweite und die dritte: Am 3.1.25 um 18:06 Uhr freute sich die Firma CGM, mitteilen zu dürfen, dass ein Update über die Medikamentendatenbank IFAP vorliegt. Leider war ich am Freitagabend nicht mehr in der Praxis und sitze deshalb sonntags nachmittags beim Updaten. Das Update lief problemlos und zeigte dann den Datenstand vom 15.12.24. Rechts ist das Update-Ergebnis.

    Immerhin konnte IFAP damit in einem zweiten Schritt, der vor 3 Tagen nicht geklappt hat, auf den aktuellen Datenstand geupdatet werden.

    Lobend erwähnen muss ich den Fortschritt von CGM: Erstmals kam das IFAP Systemupdate am Quartalsanfang und nicht erst Ende Januar wie zuletzt. Tadeln muss ich, das es mit veralteten Daten kommt. Programm 3 Tage eher, Datenstand 20 Tage weiter, dann wäre es gut.

    IFAP ist übrigens die Datenbank, in der man sehen kann, ob Medikamente lieferbar sind und sich vertragen – so wichtig wie eine funktionierende Telematikinfrastruktur. Apotheker bekommen das tagesgenau, das ist dann manchmal schon zu spät. Was 10.00 Uhr lieferbar ist, steht 17.45 nicht immer im Regal. Das weiß ich, weil ich als gelernter DDR-Bürger oft zu spät Milch kaufen wollte. Die Milch war am nächsten Morgen frisch wieder da. Die Medikamentenversorgung unter Herrn Bundesminister Professor Lauterbach ist leider nicht so schnell, Medikamente fehlen auch mal ein halbes Jahr.

    Was mich richtig ärgert, ist die Mitteilung „Top Kundenzufriedenheit! 9 von 10 Kunden würden das IFAP Praxis-Center weiterempfehlen.“ Entweder lügen die Programmierer wie Politiker oder es fehlt der Nachsatz „*, gemessen am Aktualitäts – und Informationsbedarf eines analphabetischen Heilpraktikers“ oder „* , wenn man den Kunden erst besoffen macht und dann 25.000 € für diese bezahlte Werbepartnerschaft bietet.“

    Ich empfehle übrigens auch, IFAP zu nutzen. Die Nutzung ist von Gesetzes wegen vorgeschrieben und es gibt keine Alternative. Zufrieden bin ich deshalb nicht. Ich empfehle auch das regelmäßige Atmen. Zuwiderhandlungen werden da sogar mit dem Tode bestraft.

    02.01.2025

    Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. Douglas Adams.

    Am 1.1.25 freute sich die Firma IFAP, mitteilen zu dürfen, dass ein Update über die Medikamentendatenbank vorliegt. Kurzer Blick auf den Download-Knopf und schon wusste ich: Die Abteilungen CGM – IFAP und die Abteilung CGM-Medistar kommunizieren nicht miteinander. Das Update ist nur für Menschen, die schon die aktuelle Programmversion 3.53.0 haben – also nicht für irgendjemanden, den ich kenne. Für uns Medistar-Kunden reicht es, wenn ich für das Update bezahle – ich muss es ja nicht gleich herunterladen. Bei den aktuellen Lieferschwierigkeiten muss der Arzt die nicht lieferfähigen Medikamente nicht kennen. Das erfahren die Patienten schließlich früh genug in der Apotheke.

    Zusammenfassung: Deutschland ist möglicherweise zu doof für die Digitalisierung, CGM Medistar wahrscheinlich.

    27.12.24

    „Der Mensch, mit seiner nahezu einzigartigen Fähigkeit, aus den Fehlern anderer zu lernen, ist ebenso einzigartig in seiner festen Weigerung, genau das zu tun.“ —  Douglas Adams
    Freitag, Ferien, Medistar-Update. Es gibt wieder ein paar marginale Verbesserungen des e-Arztbriefes, Labor- oder Röntgenbefunde mitteilen kann er immer noch nicht.

    Ich hatte am 18.12. einen freundlichen Vertreter von Medistar zu Gast. Ich habe mir erklären lassen, das eine der Wurzeln vielen Übels, die ISAM-Datenbank mit Hilfe eines „Performance-Updates der Oracle-Datenbank“ verschwindet. Dieses Upate gibt es im Bundle mit „Medistar Black“, einer seit Jahren angebotenen neuen Benutzeroberfläche für das vorhanden Medistar.

    Medistar hat vor Jahren Medistar Black mit dem Versprechen „keine Änderungen an den Datenstrukturen“ beworben, damit die Kunden sich sicher fühlen. Es scheint so, als ob erhebliche und sinnvolle Änderungen stattgefunden haben. Es scheint so, als ob vor allem Black eiterentwickelt und gepflegt wurde. Mit wurde jetzt Black mit den Argumenten

    • besser strukturierbarer e-Arztbrief
    • verlässlichere Datenbank dank konsequenter Nutzung von Oracle

    versucht, Medistar Black schmackhaft zu machen. Wir denken nach. Eine Probekonvertierung kostet nicht viel und in dem Jahr, das wir bis zum Glasfaseranschluss und damit zu schnellerer EDV haben, werden wir uns noch oft über Medistar ärgern. Vielleicht kann CGM es wirklich besser.

    Traurig macht mich, dass noch keine neuen Informationen zum elektronischen Patientenausweis da sind. Bei uns läuft er seit 2 Jahren bei Einzelpatienten. Aber wenn ich ihn pflegen soll, brauche ich die Zugriffsrechte von Patienten. Bisher wusste noch kein Patient, dass und wie er uns dafür freischalten kann. Es kamen immer nur Forderungen, ich sollte alle alten Unterlagen in PDF konvertieren und hochladen.  Zunächst ist es Kassensache, zweimal 10 Blatt Altunterlagen einzupflegen. Wir Ärzte müssen nur die Daten einpflegen, die wir nach dem offiziellen Start des ePA erstellt haben – also unseren Brief, keine fremden Labordaten oder Radiologiebefunde.

    Dann scheint es so, dass ich allein durch das Einlesen der Chipkarte 90 Tage Zugriff auf den ePA der Patienten bekomme. Das ist einfach, klug  und – nein, so einfach war es beim Probelauf mit Chipkarten unserer Kinder dann doch nicht. Wenn jemand genaueres Lesen will: Faktencheck der Gematik – da steht nach Meinung der Macher alles. Als Quelle für Informationen, wie das alles laufen müsste, ist die Seite richtig gut. Leider läuft es nicht so, wie dort beschrieben. Vielleicht kommt das noch.

    17.12.24

    Wenn man Digitalisierung richtig betreibt, wird aus einer Raupe ein Schmetterling. Wenn man es nicht richtig macht, hat man bestenfalls eine schnellere Raupe. George Westerman

    Arbeitsbeginn 9 statt 8 Uhr, davor gab es einen Computerabsturz mit Datenbankreinigung. Die Patienten mussten warten, es ging garnichts.

    Vorgeschichte: Gestern nach Dienst habe ich das Medikamentendatenbankupdate IFAP aufgespielt. Drei Aufspielversuche scheiterten, weil das Programm die Datenbank exclusiv beansprucht und angeblich irgendwelche Rechner noch online waren. Versuch eins: Durch die Praxis gehen, alle Rechner anschauen, ob sie aus sind. Ja, waren sie, kein Tadel an die Mitarbeiterinnen. Versuch 2: Wütend durch die Praxis toben, ob ich zu blöde bin und eine blaue LED an einem eingeschalteten Rechner übersehen haben – nein, das war es nicht. Versuch drei: den kleinen Netzwerkstecker am Server abziehen und ihn damit zur Insellösung machen. Das Programm behauptete weiter, irgendein Rechner sei noch an und störe ihn. Folglich war da ein Softwarefehler im Updateprogramm. Also  habe ich den betreffenden Server einmal runter- und wieder hochgefahren und schon merkte er, dass er ohne Netzwerkverbindung allein auf der Welt ist und sich updaten könne. Das Herunterfahren war wohl ein Fehler, eine Stunde nach dem letzten Patienten war noch eine Datei offen.

    Problem: Am frühen Morgen konnte alles hochgefahren werden. Labordatenfernübertragung klappte, Einloggen der Telematikinfrastuktur klappte, Signieren der gestrigen Laboranforderungen klappte, erste Chipkaten wurden eingelesen – es lag mal nicht an der Telematikinfrastruktur. Beim Versuch, einen Ersatzschein für eine fehlende Chipkarte zu schreiben, stürzte der erste Rechner mit Fehlermeldung 76 ab und blockierte. Kurz darauf wussten wir: Formulare gehen heute gar nicht: keine Überweisung, keine Rezepte, keine Krankengymnastik. Ein Anruf bei Medistar, nach 5 Minuten hatte ich die Hotline dran. Die Mitarbeiterin konnte mir immerhin prophezeien, dass es ernst, aber wahrscheinlich reparierbar sei und einen Rückruf versprechen. 10 Minuten hab ich mit steigender Wut auf den Rückruf gewartet, dann kam er schon. Ein Suchlauf zeigte: 6 Dateien kaputt: eine aus der betriebswirtschaftlichen Abrechnung, die wir nicht gebucht haben, eine aus dem 2007 aktivierten Terminkalender, eine, wo niemand wusste, was das ist, aber 2004 vor Gründung der Praxis zuletzt genutzt und die Formularedatenbank – gestern zuletzt genutzt, noch im 1960er ISAM-Datenbankformat und immerhin elektronisch rekonstruierbar. Ein Suchlauf zeigte: 1.450.433 Datenbankeinträge, davon einer beschädigt und schon nach 30Minuten lief alles wieder.

    Dankbarkeit über die schnelle Hilfe und Wut darüber, dass wir seit 8 Jahren die teure ORACLE-Datenbank  bezahlen und das System trotzdem noch auf der Steinzeit-ISAM-Datenbank läuft, halten sich die Waage.

    9.12.24

    Die Digitalisierung ist vor allem Service-Revolution. Rath , Carsten K.

    Früh acht Uhr kam ich im Telekom-Servicecenter durch und die e-Heilberufsausweiskarte wurde freigeschaltet. Ich habe erfahren, warum ich und ganz viele andere Ärzte Probleme mit dem Freischalten der Chipkarten haben: Beim Beantragen des Ausweises speichert man manchmal zwischen. Bei jedem Speichervorgang generiert das System der Telekom neue Passwörter. Der freundliche Telekom-Mitarbeiter konnte mir genau sagen, dass ich 14, 16 und 19.17 Uhr zwischengespeichert habe. 14 Uhr habe ich die Passwörter ausgedruckt. Ich weiß sogar, wo in meinem Computer der Download mit den aktuellen Passwörtern liegen soll. Ich werde nachschauen.

    Erkenntnis: Wenn jemand einen e-Arztausweis beantragt: den letzten Antrag ausdrucken, alle anderen entsorgen. Sie sehen gleich aus – bis auf die Passwörter.  Und 8 Wochen vor Ablauf der Ausweise beantragen. Einmal müssen wir das vor der Rente noch tun. Ach so: Die Karte funktioniert tadellos.

    08.12.24

    Wer gute Miene zum bösen Spiel macht, wird irgendwann von einer bösen Mine in die Luft gesprengt. Monika Kühn-Görg.

    Am 7.12. kam die neue Signaturkarte, genannt eHBA oder e-Heilberufsausweis. Natürlich kam sie ohne dazugehörige PIN und natürlich liefert die Deutsche Post bei uns nicht jeden Tag. Der PIN-Brief kam Samstag abend, also wurde Samstag abend in die Praxis gefahren, um das Teil in der praxiseigenen EDV zu aktivieren – klappte. Kurzer Test – natürlich funktioniert nichts, es gibt lediglich den Fehler 1044: „Warnung, das zum angefragte Zertifikat keine Statusinformationen abrufbar sind.“ Die Erfahrung, dass nach dem Freischalten die Zertifikate nicht gleich freigeschaltet sind, hatte ich schon. Einen Tag warten, nochmal probieren, gleicher Fehler. Die Hotline von CGM Medistar war zwar erreichbar, erklärte mir aber, dass sie heute bis 17 Uhr über keine Fernwartungsfunktion verfüge. Ups – für die Auskunft zahlt man doch gerne hohe Wartungsbeiträge. Folglich selber weitersuchen.

    Google kannte den Fehler. Er bedeutet, dass man seine Karte bei der Telekom noch nicht freigeschaltet hat. Einmal die 20-stellige Kartenummer – modern ICCSN genannt und das beim Antrag zugeteilte Passwort „P?&2+X4L8COt73%1+h“ blind eintippen – schon kommt die Meldung: „Die Kombination aus ICCSN und Freischaltepasswort war inkorrekt“. Schlagartig fiel mir ein, das dieses Problem schon bei zwei Karten aufgetreten ist und das die Servicehotline der Telekom da hilfreich war. Anrufen, einmal Werbung, ein Hinweis auf auslaufende Konnektoren und schon erfuhr ich die Servicezeiten: täglich 8-17 Uhr. Morgen geht das Elend weiter.

     

    28.11.24

    Aufräumen bezeichnet den Vorgang des Verlegens des Chaos von einem Ort zu einem anderen. Philipp Schneider

    Wir haben nur noch einen gültigen Heilberufsausweis. Das kam so: Im Sommer haben wir meinen HBA für fast 550 € neu bestellt, innerhalb von 4 Wochen war er da. Damit hatte ich drei Monate vor Ablauf des alten HBA zwei teure Ausweise. 6 Wochen vor Verfallen des alten Ausweises kam ein Schreiben von der Telekom, dass der Ausweis abläuft und wir mit Rabatt 10% einen neuen bestellen können. Als das Rabattangebot kam, war der Ausweis schon da.

    Also haben wir bei meiner Frau gewartet, bis 6 Wochen vor Ablauf das Rabattangebot der Telekom kam und am selben Tag den rabattierten Ausweis beantragt. Am nächsten Tag war meine Frau dann bei der Post, um mit Hilfe des Postidentverfahrens ihre Identität nachzuweisen. Seitdem warten wir. Gestern habe ich bei der Telekom angerufen, wo denn der Ausweis bleibt. Ergebnis: Das Postidentverfahren zwischen der Post und der Telekom hat aufgrund eines Auftragsstau 4 Wochen gedauert. Jetzt liegt der Antrag seit einer Woche bei der Niedersächsischen Kassenärztlichen Vereinigung zur Sicherheitskontrolle. Wenn er da wiederkommt, geht ein Druckauftrag raus und die Karte sowie PIN und TAN gehen über mehrere Tage in die Post. Zu Weihnachten ist da erfahrungsgemäß mehr los, es ist nicht damit zu rechnen, dass der Ausweis 2024 kommt.

    Konsequenz: Meine Frau kann keine e-Arztbriefe, Rezepte und Krankschreibungen mehr signieren. Ein kurzer Anruf bei der Medistar-Hotline (unter 3 Minuten mit mehreren Ansagen und Warteschlange – 5 Google-Herzchen!), einmal Eingabe des Befehles IUSR und alles läuft auf meine Karte. Es läuft ohne Probleme. Es ist also nichts Schlimmes passiert. Ob das so rechtens ist, ist uns egal. Nicht arbeiten, bis die Karte kommt, wäre korrekt, aber sicher unerwünscht.

    26.11.24

    Schon die Mathematik lehrt uns, dass man Nullen nicht übersehen darf. Gabriel Laub

    Der frühe Morgen begrüßt mich mit einem Abrechungsfehler. Eine Fehlermeldung, die wir noch nie hatten: „Versicherungsstatus fehlerhaft“ bei der Kassensortierung der Abrechnung. Kurzer Blick in die Daten: Den Patienten kennen wir gar nicht, er war noch nie hier. Er hat einmal um einen Termin gebeten und ihn wieder abgesagt. Dann kam ein e-Arztbrief vom Hausarzt mit der Mitteilung, dass sich das Problem erledigt habe. Das System trägt automatisch einen Abrechnungsschein ein, so als ob wir hier irgendetwas getan hätten oder als ob das Empfangen eines elektronischen Briefes eine abrechnungswürdige Tat wäre (Das war es es bis Mitte 24) und schon haben wir den Fehler. Seit 23 moniere ich den Fehler bei Medistar, heute kam schon nach 3 Stunden eine freundliche kompetente Erklärung (von einer Kollegin, von der ich schon mehrfach freundliche Erklärungen und Hilfe bekommen habe):

    Die überflüssige und bei Neupatienten fehlerträchtige Scheineintragung stammt also aus dem Software-Anforderungskatalog der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und kann so leicht nicht verändert werden. Ich hab es gleich an die KBV weitergegeben und war sicher, dass sich nichts tut.

    Das erklärt auch den Fehler vom 12.11.24 mit dem Länderkennzeichen. Wir sahen bisher 236 km von der nächsten Landesgrenze entfernt und hatten bisher keinen Grund, bei jedem Patienten einzutragen, dass er Deutscher ist. Andere sehen das wohl anders und so gibt es bei jedem e-Arzt-Briefempfang eine Adresskorrektur – der gründlichen KBV sei dank. CGM Medistar muss die woken Programmierbestimmungen einhalten und produziert deshalb den Unfug. Egal, wer es war – wir müssen mit dem Unfug arbeiten und das frustriert.

     

    Überraschend mailte mir auch noch die kassenärztliche Bundesvereinigung und teilte mit, dass und warum ich falsch läge. Ja, die Bezahlung der e-Arztbriefe wurde Juli 2024 beendet. Es gab auch eine Abrechnungskorrektur, bei der ich die e-Arzt-Briefnummern wieder rausnehmen sollte. Mittlerweile hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung die Kassen wegen verklagt, weil: Originaltext KBV „zum 1. Juli 2023 hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die TI-Finanzierung auf eine monatliche Pauschale umgestellt und dabei laut KBV durch eine unglückliche Formulierung in seinem Bescheid den Eindruck erweckt, dass die Einzelvergütung gestrichen wird.  Auf die Klage hin hat wohl das Bundesministerium seine Ansage klargestellt: Es gibt weiter 28 ct pro e-Arztbrief – bis zu einer Maximalsumme von 23,40 € oder 83 Briefen. Die restlichen 1800 e-Arztbriefe machen wir für lau. Damit hat allerdings die ganze umständliche Scheineintragung einen prinzipiellen Sinn und alle Programmierer haben recht. Persönliche Anmerkung: Ich hätte lieber eine Pauschale. Ärzte, die weniger als 83 e-Arztbriefe im Quartal bearbeiten müssen, sind mit der aktuellen Regelung auch nicht besser bedient.

    12.11.24

     Das fänden wir alle nicht so schlimm, wenn nicht alles so schlimm wäre. © Brigitte Fuchs (*1951), Schweizer Autorin, Lyrikerin, Sprachspielerin

    Es gab ein Korrekturupdate zu KIM, prinzipiell werden die Briefe wieder automatisch den Patienten zugeordnet. Dabei kam ein Dauerproblem wieder hoch: Im KIM-Datensatz spielt die Länderkennung keine Rolle, weil sich solchen datentechnischen Unfug nur die Deutschen antun. Im Speicher von Medistar können sehr wohl Österreicher oder Schweizer aufgenommen werden. So fragt das Programm bei jedem Patienten, ob 38471 Rühen identisch ist mit D-38471 Rühen, wenn schon Name, Geburtsdatum, Straße und Versicherungsnummer identisch sind. Schließlich ist wäre es möglich, dass es sich um einen Verwechsler mit CH-6841 Riehen im Kanton Basel-Stadt handelt. Manchmal hat der KIM-Datensatz auch keine Postleitzahl, er ist halt nicht so hoch standardisiert. Es nervt!

    29.10.24

    Beklagen ist keine Option. Vergessen oder Handeln, alles  andere ist sinnlos. Sprichwort.

    Jeden Morgen läuft jetzt auf einem unbeschäftigten Computer KIM, seit wenigen Wochen in der geupdateten Version 1.5. 2  Folgen:

    1. Es wurde eine Updategebühr genommen und die Wartungskosten stiegen, weil ja jetzt viel größere Datenmengen erlaubt sind.

    2. KIM hat die praktische Fähigkeit verloren, die Briefe automatisch den Patienten zuzuordnen. Wo früher „Mustermann, Mike, *01.01.2001“ im Betreff stand, steht jetzt „Arztbrief“ und da hat das System verständliche Probleme bei Zuordnen. Ich hab leider in den letzten Tagen immer wieder die Namen einzeln rausgesucht, weil es für einen Einzelfehler gehalten habe. Jetzt sammle ich 5 Briefe und ruf dann eine zufällige Hotline an, um festzustellen, ob die Medistar-, KIM- oder Telematikinfrastruktur-Hotline zuständig sind. Wir werden sehen.

    Eine neue Unsitte ist, dass Radiologen nicht mehr wir früher Befunde zuschicken, sondern den Patienten einen QR-Code zuschicken, mit dem und einem langen, innerhalb von 3 Monaten ablaufenden Passwort wir uns dann den Befund von deren Computer downloaden dürfen – wenn a) der Befund schon da ist und b) der Code noch nicht abgelaufen ist.

    Steigerung: Eine Radiologie hat uns ungefragt eine Mitteilung geschickt, dass wir für alle von uns geschickten Patienten jetzt die Befunde direkt auf ihrem Computer abrufen können und dazu den Nutzernamen „Sensse“ und das Passwort „Hamburger 144“ vergeben. Eine Möglichkeit, das Passwort zu ändern, habe ich nicht. Angesichts dieser Kreativität habe ich mir die Adressliste meiner orthopädischen Kollegen genommen, User Nachname, Passwort Straße plus Nummer, und habe geschaut, wer da noch Kunde ist und ob ich die Patientendaten sehen kann – ja, klappt. Natürlich hab ich mich beschwert und den ungefragten Zugang verbeten oder wenigstens ein kreativeres Passwort gefordert. Hab nichts mehr von der Angelegenheit gehört, vielleicht ist das radiologische MVZ jetzt beleidigt. Auch wenn ich mich sehr über leichte Datenzugriffe freue – das war Zuviel des Guten.

    24.10.24

    Geduld ist eine gute EigenschaftAber nichtwenn es um die Beseitigung von Missständen geht. Margaret Thatcher

    Seit langem wundern wir uns, warum wir so wenige e-Arztbriefe empfangen. Ich habe mir am 21.10. selbst einen e-Arztbrief geschickt, um die neuen Optionen zu testen und habe ihn nicht wiederbekommen. Gestern kam er dann. Erklärung: Wir hatten vor 14 Tagen das e-Arztbrief-Empfangspostfach lange offen – weil jemand mich nach dem Öffnen des KIM-Postfaches ablenkte und der Rechner unbeaufsichtigt blieb. Dann tauchten über 60 alte e-Arztbriefe auf – so ganz langsam und über mehrere Stunden. Also muss ich nicht nur täglich in den Briefeingang schauen, sondern warten, bis der virtuelle Briefträger sich anschleicht. Es dauert halt ein bisschen. Das wäre kein Problem, wenn Medistar das KIM-Modul im Hintergrund laufen lassen würde und irgendwann aufploppt: „Sie haben Post!“. In gewohnt schlechter Programmierqualität hat sich CGM Medistar für eine andere Lösung entschieden: Wenn ich COMM eingebe, habe ich keinen Patientendatenzugriff mehr, bis ich COMM beende. Damit kann ich elektronische Briefe nur an Tagen empfangen, an denen es eine geordnete Mittagspause gibt. Rechts sieht man, wie das System für  das Laden von 12 Arztbriefen 18 Minuten benötigt, Aufruf war 8.50 Uhr. Schöne doofe neue Welt.  Vielleicht führen wir die gute alte Rohrpost wieder ein – das geht schneller.

    Das Projekt „Weg von CGM“ mit einem neuen Praxisverwaltungsprogramm ist erst mal aufgeschoben. Jedes Programm braucht die Telematikinfrastruktur und die geht an unserem Telekom-Internetanschluss mit Ping 50 Millisekunden viel zu langsam. Daran werden auch andere Programme leiden. Also haben wir uns einen Glasfaseranschluss für die Praxis bestellt. Tiefbauarbeiten laufen gerade (Zufallstreffer), Inbetriebnahme Ende 2025.

    21.10.24

    Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance. Winston Churchill

    Updatemitteilung von Medistar: Man hat zwar den e-Arztbrief noch nicht mit der Fähigkeit zu Röntgen- und Laborbefunden ausgestattet, aber es sollen sich wieder Word-Briefe einfach versenden lassen – die können wir selber konfigurieren. Warum einfach, wenn es auch sehr umständlich geht und der Fehler ersten Geburtstag feiern kann.

    Im Update ist auch eine Neuigkeit: man kann jetzt per e-Rezept Hilfsmittel für knapp die Hälfte aller Versicherungen verordnen, also für Versicherte der AOK Bayern, Barmer, DAK, HEK, IKK und Techniker-Krankenkasse. Kurzer Besuch bei dem Sanitätshaus in der Nähe: Wir können jetzt e-Rezepte schreiben. Lesen können die das nicht – also Unfug.

    31.9.24

    Es gab am Wochenende – 24 Stunden vor der Abrechnung – das Quartalsupdate von Medistar. Dieses Mal war nicht viel drin – eine Aktualisierung der Krankenkassenstammdaten, neue Nummern für Disease-Managementprogramme. Keine grundlegenden Umgestaltungen wie sonst und auch keine sichtbaren Fehlerbereinigungen. Es lief problemlos, auch wenn im Hintergrund eine ungewohnt lange und demnach tiefgreifende Datenbankpflege lief.

    Dafür hing ein Dankesbrief für die Treue zu Medistar dran, der mich eher aufgeregt hat. Wenn man Kritikpunkte in 10 Monaten nicht abstellt, dann sollte man sich nicht für die Kritik bedanken. Man sagt damit dem Kunden: „Schimpf ruhig, es ist uns egal.“ Ich versuche, mich nicht mehr über den e-Arztbrief aufzuregen – es klappte nicht. Ich hab Medistar in einer langen Mail beschimpft, obwohl ich mit ihnen nicht zusammenbleiben möchte. Das war sinnlos.

    Ein wichtiger Teil unserer langsamen Telematikinfrastruktur dürfte übrigens das Ping, also die Reaktionsgeschwindigkeit des Internet bis zum Erreichen der TI-Server sein. Da hängen wir an der Telekom. Normen laut Google:  Bei Internet über Kabel 20-25 ms, bei DSL 40-50 ms, bei VDSL 15-20 ms, über Glasfaser 5-10 ms und bei LTE 20-30 ms. Leider hängt die TI an der Telekom wegen der festen IP-Adresse. Zu Hause habe ich 12 Millisekunden. Glasfaser gibt es in der Praxis nicht.

     

    24.9.24

    Die Würfel sind gefallen. (römisch)

    Wir suchen nach einer Software, um Medistar zu ersetzen. Daher haben wir derzeit viele Gespräche, die ich hier noch nicht kommentieren mag – Vertreter der Softwarefirmen lesen mit. Die Medica in Düsseldorf ist keine Empfehlung, weil da wohl mehr Krankenhaussoftware und Großkunden, aber kaum Praxissoftware präsent ist. Ich habe keine Messe gefunden, wo ich mir mehrere Systeme ansehen kann, das läuft jetzt alles über Onlinepräsentationen und Einzelgespräche.

    Immerhin haben wir eine Liste, was wir von einer Software erwarten:

    • Einen Server in der Praxis, nicht irgendwo in der Cloud. Dazu ist das Gifhorner Internet zu schwach.
    • Datenschnittstellen GDT zum Programm Rheumadoc
    • integrierte Labordatenschnittstelle LDT, die aktuellen Programme LOEM zum Bestellen und LADR zum Lesen außerhalb sind eine Zumutung
    • integrierte Bilddatenbank, damit Röntgen und Fremdbefunde leicht in die elektronische Patientenakte passen
    • einen schnellen, konfigurierbaren und makrofähigen e-Arztbrief mit mehreren Empfängern
    • Windowsfähigkeit, damit nicht alle Hardware bei der Gelegenheit rausfliegt.

    Bisher hat niemand alles bieten – und zeigen – können.

     

    26.8.24

    Das Schicksal aber gibt den Frechen mehr als den Fleißigen. – Stefan Zweig, Drei Dichter ihres Lebens, Casanova, Kapitel 6

    Am Freitag hatte ich freundlichem Kontakt zu CGM Medistar. Ich hatte mehrfach geschrieben, wie sehr der nervige Splashscreen mit „Ihre TI-Anbindung ist gefährdet“ auf 12 Rechnern jeden Tag nervt. An Freitag rief ein freundlicher Kollege an, bestätigte mir, dass das Problem nervt und dass es sich um eine Fehlfunktion handelt. Er korrigierte es auf Medistar-Art mit „PSH <Enter> SWRP tiregister -c <Enter> „und meinte, das Problem wäre behoben. Jawoll. Der Computer teilt mir jetzt nicht mehr mit, dass am 27.11.24 etwas abläuft, sondern am 26.4.2025  und das tut er jeden Morgen auf 24 Tasks.

    Danach gab es noch ein zwangloses Gespräch mit der Hotline über den 10 Monate alten Fehler im e-Arztbrief, der keine Labor- und Röntgenbefunde drucken konnte. Mitten im Gespräch machte es „Tut-Tuut“ und dann war ich in der CGM-Kundenzufriedenheitsbefragung, die wissen wollte, ob das Problem gelöst sei. NEIN! Dann wollte die nette Computerstimme aus dem Off wissen, ob das mein erster Anruf wegen dem Problem war. NEIN! Dann wollte man wissen, ob der Mitarbeiter kompetent war. Ich hab „Ja“ geantwortet, das klingt angesichts der ersten beiden Antworten weder logisch noch plausibel. Ich fühlte mich als Kunde verarscht und beleidigt wie lange nicht und war so sauer, dass ich am Abend beim Golfen andauernd zu weit geschlagen habe. Das war nicht schlimm, ich habe das Turnier trotzdem gewonnen.

    Also haben wir am Wochenende beschlossen, uns umzuschauen, ob andere Softwarehersteller das besser können und beginnen die Suche nach einem neuen Praxisverwaltungssoftware. Die offizielle KBV-Statistik zeigt 100 Systeme, mit denen man sich beschäftigen könnte. Das geht nicht.

    Es gibt eine Liste für die häufigsten Systeme in der Arztgruppe Orthopäden  Arztgruppe_Orthopaeden von der Kassenärztliche Bundesverwaltung. Sie zeigt, dass CGM Medistar die meisten Installationen und die meisten Verluste an Kunden hat. Turbomed, GGM M1 PRO, Albis und CGM Medico sind durchgefallen, weil sie aus dem gleichen guten Hause stammen wie unser Medistar. Der CGM-Kundenservice lockt mich nicht.

    Wenn man der Schwarmintelligenz folgt, könnte Medical Office eine gute Wahl sein – die meisten Neuinstallationen. Schwarmintelligenz wählt allerdings derzeit in Thüringen die AfD – nicht alles ist klug, weil es viele tun.

    Die Auswahl des Systems und die Umsetzung gibt viel Stoff für Blogging. Ich will im November zur Medica fahren, davor fällt keine Entscheidung. Vielleicht gewinnt ja Medistar, wenn sie ihre Dauerprobleme in den Griff bekommen und die Mitbewerber auch schlecht sind. Ein Quartalsupdate haben sie noch Zeit. Mit einem Systemwechsel verlieren wir mindestens eine Woche Arbeitszeit, unsere Sachkunde in unserer eigenen EDV und unter 20.000 € Sachkosten dürfte das auch nicht abgehen. Die CGM wollte im letzten Jahr 7612, 44€ nur für Wartung. Es wird ein Abenteuer!

    7.8.24

    Selbst wenn es kein Fehlalarm gewesen wäre, hätte ich kaum aussteigen können.“ (Bundeskanzler Gerhard Schröder in einer Bundeswehrmaschine)

    Gestern kam wie so oft ein Mail von CGM Medistar: „Onlineupdate ‚Maintenance Update/CGM-Assist_2024.3.3.2024-07-26/Update‘ steht zum Download bereit“. Also fährt man nach der Arbeit alle Arbeitsplätze runter und schaut nach, welcher Schnellschuss von Update jetzt kommt. Es ist ein Schreiben über den Updateservice eingegangen mit dem Inhalt „Fortbildungsangebote von CGM Medistar in Osnabrück“. Man hätte natürlich auch das in der Mail schreiben können. Dann hätte ich wie Tausende Nutzer von Medistar festgestellt, dass Osnabrück über 200 km entfernt ist und die Meldung weggeklickt.

    Die Art und Weise der Informationsvermittlung erinnert mich an die vielen Pharmafirmen, die ihre Werbung als „Rote-Hand-Brief“, „persönlich und vertraulich“ oder Absender „Anwaltsbüro sowieso (= Ärger) kennzeichnen, um ihren Spam doch am Arzt zu platzieren. Im Ergebnis interessiert sich kein Mensch mehr für die Merkzeichen, die Mitarbeiterinnen dürfen und müssen die Post öffnen und wirklich wichtige Rote-hand-Briefe landen ärztlich ungesehen im Papierkorb. Wir lassen uns nur noch die Absender „Kassenärztliche Vereinigung“ und „Prüfungsstelle Niedersachsen“ = Regresse möglichst ungeöffnet ins Fach legen. Alles andere filtern Mitarbeiterinnen – zu viel Spam. Jetzt platziert Medistar Werbung als Update und senkt damit die Moral beim aktuell halten der Praxis-EDV. Pfui!

    Später ist wie schon häufig wie Telematikinfrastruktur, genauer das e-Rezept für eine halbe Stunde ausgefallen. Die Fehlermeldung war neu: „Fehler 1058 -Fehler beim Signieren eines Dokumentes, die OCSP-Response enthält eine Exception-Mitteilung“ stand bei allen e-Rezepten auf dem Bildschirm. Ursache: Eine Chipkarte steckte nicht richtig. Wenn sie fehlt oder abgelaufen ist, gibt es eine klare Fehlermeldung. Wenn sie nicht mehr lange gilt und wegen der Komfortsignatur irgendwo zwischengespeichert wird, kommt diese des-Information. 20 Minuten Hotline und damit 20 min Sprechstundenausfall.

     

    5.8.24

    Letzte Woche ist mit der EDV und sonst so viel passiert, da blieb keine Zeit zum Bloggen.

    Am Mittwoch ist unser virtueller Server zum zweitem Mal eingefroren. Dieses Mal wusste ich, wo ich suchen muss. Die Hotline von Medistar war jetzt in der Ferienzeit innerhalb von 2 Minuten dran, die Kollegin wusste auch sofort, was ich von ihr wollte: Datenbankoperationen am virtuellen Server. Ihre Einschätzung: „Eigentlich müssten 200 GB für Medistar ausreichen. “ Trotzdem hatte die virtuelle Platte D://Medistar von aussen 270 GB. Wir haben sie jetzt auf eine Platte mit 2 TB umgelegt, die wir gerade „zufällig“ als RAID 1 in Serverqualität im Rechner zu stecken hatten. Sie waren für die kommende Virtualisierung des Bilddatenspeichers gedacht.

    3 Datenverschiebevorgänge waren sind gelaufen. Man kann so eine virtuelle Festplatte irgendwohin schieben, wo Platz ist – dachten wir. Vorgang 1: 270 GB mit dem Dateimanager auf eine leere Platte schieben sind 8 Minuten. Das ging dann nicht, der virtuelle Server meckerte. Also zurück. 270 GB von einer leeren auf die dann volle Plate zurückschieben sind 48 Minuten. Dann mit dem Befehl „Platte verschieben“ aus dem Menü des virtuellen Servers die Daten das dritte Mal verschieben waren 20 Minuten. Der Server lief sofort wieder hoch. Ich war mit der Hotline zufrieden.

    Insgesamt stand die Praxis anderthalb Stunden. Die Mitarbeiterinnen mussten den Ärger abfangen und die Warteschlange bei Laune halten. 10 Patienten ohne Rheuma sind unter Unmutsäußerungen gegangen. „Meine“ treuen Rheumatiker haben mir Mut zugesprochen und eher Achtung für die schnelle Reparatur geäußert.

    Es bleibt die Frage, wo die Datenmenge herkommt. Zur Kontrolle abends hatte die virtuelle Festplatte wieder 170 GB, also 100 GB weniger.

    Patientendaten können es eigentlich nicht sein. Wir haben 90.000 Patientendatensätze mit maximal 30 Din-A4-Seiten, im Durchschnitt 10 DIN A4-Seiten Daten. Das macht dann 20 KB pro Patient oder 2 GB. Die Oracle-Datenbank beansprucht 40 GB im Ordner „Medistar/oradata“, weitere 40 GB im Ordner „apps/oracle“ und  nochmal 15 GB im Ordner „Oracle“, wo die Datenbank steht. Das macht beeindruckende 95 Gigabiyte an Daten. Die Bibel hat zum Vergleich 0,004 Gigabyte. Erstes gefundenes Problem: Die Datenbank speichert wahrscheinlich die e-Arztbriefe. Das sind PDF-Dateien, derzeit 2000 hinausgegangene und 200 empfangene 400 KB pro Quartal – erklärt 4 Gigabyte im Jahr. Der e-Arztbrief geht knapp 2 Jahre – das erklärt die Datenbankgröße dann auch nicht.

    An dem gleichen Mittwoch, an dem wir bis 10.15 Uhr Serverstillstand hatten, haben wir ein neues Laborprogramm namens LOEM bekommen. Das Programm sogt dafür, dass wir keine Laborüberweisungen mehr drucken müssen und die Laborbestellungen online ins Labor gehen. Die Installation lief problemarm, abgesehen davon, dass es im Vorfeld hiess: Ein Barcodedrucker zusätzlich. Es wurden dann ein Barcodedrucker, ein DinA5-Laserdrucker und weil im Vorfeld nichts angesagt war, auch noch eine Switch zusätzlich.

    Der Ärger kam hinterher scheibchenweise: LOEM hat keine Zugriffsrechte bei Medistar. Man muss die Labornummern weiter per Hand eintragen, damit der Computer hinterher zuordnen kann, zu welchem Patienten die neuen Nummern gehören. Und man kann nicht mehr nachschauen, was eigentlich abgenommen wurde – das ist jetzt ein Extraprogramm.

    Ich muss in einer Stapelsignatur die Laborüberweisungen signieren – aber erst, wenn die Aufträge im Labor eingegangen sind – immerhin das weiß das Programm jetzt online. Damit kann ich nicht mehr Feierabend machen oder in den Urlaub fahren, wenn zum Sprechstundenende das Labor abgeholt wurde. Ich soll erst signieren, wenn die Sachen im Labor eingegangen sind. Das ist in der Woche am nächsten Morgen. Wenn ich in den Urlaub will, muss ich einen Antrag ans Labor schreiben, damit die noch nicht signierten Vorgänge bearbeitet werden.

    Die Unbill geht weiter: Wenn ich an unserem Kartenlesegerät für LOEM, also einen Medistar-fremden Vorgang signiere, stellt sich damit die Medistars Komfort-Signatur  wieder auf Einzelsignatur um. Das ist blöd gelöst, wir haben 3 Tage gesucht, wieso die Signaturen der Rezepte und e-Arztbriefe andauernd abstürzten, bis wir gesehen haben: Es ist das Laborprogramm.

    LOEM ist nicht empfehlenswert. Ich frage bei Medistar nach, ob es da eine noch professionellere Variante gibt.

     

    31.7.24

    3 Wochen Urlaub heißt 3 Wochen keine administrativen Computertätigkeiten. Dafür warteten 4 Microsoft-Updates, einmal IFAP und heute 2 Medistar-Updates mit Verbesserungen des e-Arztbriefes. Nein, Laborbefunde und Röntgenbefund kann der e-Arztbrief immer noch nicht, aber er beherrscht jetzt den Durchschlag, also das Senden an 2 KIM-Adressen. Wäre hübsch, wenn es auch noch eine Schnittstelle zur normalen e-Mail hätte. Das ist zwar nicht ganz so datenschutzgerecht, aber wenn sich ein Patient per e-Mail eine Berichtskopie wünscht, dann darf ich den Wunsch meinerseits auch per Mail erfüllen. So muss ich die Briefe auf dem PDF-„Drucker“ in eine Datei „drucken“, diese auf den Desktop legen und kann sie dann dem Patienten schicken. Eine Funktion „Kopie gleich in die elektronische Patientenakte“ wäre auch nett. Immerhin haben wir jedes Quartal eine marginale Verbesserung des e-Arztbriefes, damit CGM die Wartungsgebühr verdient.

    02.07.24

    Enttäuschung kommt von Erwartung.

    Vorgestern habe ich das Quartalsupdate von Medistar installiert. Für den e-Arztbrief waren mir mir (wegen des Blogs?) Verbesserungen avisiert. Konkret sollte endlich die Mehrfachauswahl von Adressaten umgesetzt werden, also die Chance, einen Brief an den Zuweiser mit Durchschlag an den Hausarzt zu schreiben. Es hat leider mal wieder nicht geklappt. Dafür sind zwei unbeschreibliche Verbesserungen umgesetzt: Im Briefkopf stehen jetzt Familienstand und Institutionskennzeichen des Versicherten.

    Da frag ich mich natürlich als Datenschützer, wer diese Daten im Briefkopf verlangt. Soll ich angesichts der Formulierung „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ im Artikel 6 des Grundgesetz Familienversicherte gegenüber gesetzlich zahlenden Mitgliedern der Krankenkasse und Rentnern vorziehen? Welche Konsequenz hat der Versichertenstand auf einem Arztbrief? Und was soll die IK-Nummer auf dem Arztbrief? Wenn ich ein IK-Verzeichnis habe, kann ich damit erkennen, ob der Patient gesetzlich oder privat versichert ist. Diese Information auf einem Arztbrief tut nichts zur Sache. Sie nachzuschlagen, kostet Zeit und daraus Konsequenzen zu ziehen nach dem Motto: „Privatpatienten zuerst!“ ist nicht nur unwoke, sondern auch unärztlich.

    Ja, ich habe gehofft, dass der e-Arztbrief endlich Laborbefunde und Röntgen kann,  vielleicht eine Zeitraumfestlegung oder gar die versprochene Möglichkeit, einen Durchschlag an den Hausarzt oder den Patienten zu schicken. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Neues Einzelproblem, das gut gedacht ist und zur Unsitte wird: Im e-Arztbrief-Eingang steckten gestern 12 Hausarztvermittlungsfälle, also Briefe von 12 Kollegen, die gerne einen dringenden Termin für einen Patienten wollten und deshalb zeit aufgewendet haben, um Unterlagen mitzuschicken. Der Ansatz ist gut. Problem: Ich kenne die Patienten nicht, sie sind ja neu. Also habe ich keine Akte, kann die Unterlagen also nirgendwohin zuordnen. Daher muss ich die Unterlagen ausdrucken, damit ich den Patienten als elektronische Akte anlegen kann. Das kostet jede Menge Zeit. Also habe ich einen Standardtext geschrieben: „Derzeit übersteigt die Nachfrage nach Hausarztvermittlungsfällen unsere Möglichkeiten. Ohne KIM waren es wieder einmal 15 Anfragen nach genau 2 Behandlungsplätzen. Wir können die KIM-Anfragen aus Kapazitätsgründen nicht sichten, geschweige denn beantworten und müssen Ihnen daher eine Absage erteilen. Hausarztvermittlungsfall gescheitert!“ Das war sicher nicht fein, aber ich habe die Nase so voll vom vielen „NEIN!“ sagen. Die 12 KIM-Antworten haben zusammen um die 10 Minuten gefressen, weil auch die ärztliche Mail aufgrund ihrer vielen Sicherheits- und Dokumentationsvorgänge des Empfangens, Empfangenhabenmitteilens, Lesens, Gelesenhabenkommunizierens, Sendens, Gesendethabendokumentierens und Empfangenhabennachfragens ewig braucht.

    13.6.24

    Geduld ist wie ein Baum. Die Wurzel ist zwar bitter, doch die Frucht süß. Giware

    Die Telekom schrieb mir letzten Donnerstag, dass mein E-Arztausweis in 6 Wochen abläuft und mit 10% Rabatt nachbestellt werden kann. Wir werden also beim nächsten ablaufenden E-Arztausweis (für Frau Doktor) im November lange warten, um den Rabatt mitzunehmen. 450 € für eine 4 Jahre gültige Chipkarte sind ein hoher Preis. Spannenderweise hatte ich die neue Karte vor 7 Wochen bestellt und sie war noch nicht da. Also habe ich das Telekom-Thrust-Center gemahnt, nach 3 Stunden war die Mail da, meine Karte werde gedruckt und am Samstag lag sie im Kasten. Ich nehme an, das war Zufall.  Jetzt fehlen noch PIN und PUK, dann kann ich versuchen, die Karte in Betrieb zu nehmen.

    Wenn man sich auf die Mahnungen der Telekom verlässt, ist man zu spät. Wenn man sich auf die Mahnungen von Medistar verlässt ist man zu früh. Aber wir haben gelernt, wie man die Splashscreens von Medistar wegen der im November ablaufenden Karte loswird: Alle Rechner aus. Morgens genau einen Rechner anmachen, nur einen Task starten, warten, bis der Splashscreen „Wichtiger Hinweis – ein Austausch Ihrer TI-Komponenten ist erforderlich“ auftaucht, das Kreuz „Ich habe bestellt und möchte 14 tage nicht erinnert werden“ anhaken, speichern und schon hat man es 14 Tage nicht auf allen Rechnern.

    Sonst noch was? Am Wochenende gab es wieder Updates: Samstag 12.00 Uhr IFAP – immer zur Monatsmitte, egal, ob Wochenende ist. Gestern 12.00 Uhr schrieb dann CGM, es gebe ein medistar-Update. Es war eine Fehlerkorrektur und nicht das Update des fehlerhaften e-Arztbriefes. Manchmal nehme ich an, CGM Medistar hat einen Bundesverkehrswegeplan, der alle 5 Jahre aktualisiert wird und Reparaturen, die jetzt nicht drin sind, können erst 2030 angemeldet werden.

    5.6.24

    Ich nerve weiter, bis sich etwas ändert! Marie-Agnes Strack-Zimmermann

    Es ist der letzte Monat des Quartals und so sitze ich an der Abrechnung, genau an der Fehlerliste. Ich habe ganz viele Fehler „Scheineintrag ohne Leistungen“ bei Patienten, die ich nicht gesehen und folglich auch nichts getan habe. Einziger Verwaltungsakt war der Empfang eines e-Arztbriefes. Dafür gab es als Einführungsmotivation 27 ct pro Brief und so hat das System für jeden e-Arztbrief einen Abrechnungsschein eröffnet. Mittlerweile gibt es die opulente Summe von 27 ct nicht mehr, aber das System trägt weiter Scheine ein – die ich dann mühsam wieder löschen darf. Also habe ich die Hotline von Medistar angerufen. Mir wurde beschieden: „Das System trägt keine Scheine ein. Das kann es gar nicht. So etwas habe ich noch nie gehört!“ Ich bedaure, die Dame in der Hotline mit meinem virtuellen Scheiß belästigt zu haben. Trotzdem werden ich das ganze dokumentieren und die Hotline weiternerven, wenn ich das nächste mal einen e-Arztbrief empfange. Andere müssten das Problem ja auch haben.

     

    30.4.24

    Jede Entdeckung auf dem Gebiet der Medizin erfolgt in drei Stufen. Wenn man sie bekanntgibt, sagen die Leute: ‚Das ist nicht wahr.‘ Wenn sich ihnen dann etwas später die Wahrheit aufgedrängt hat, so daß sie sich nicht länger leugnen läßt, sagen sie: ‚Das ist nicht so wichtig.‘ Wenn schließlich ihre Wichtigkeit genüge zutage tritt, sagen sie: ‚Das ist weiter nichts Neues.‘ Dr. L.J. Harris schrieb dazu in seinem Buch „Die Vitamine in Theorie und Praxis“

    Es gibt im internen Bereich des Portals der Kassenärztlichen Vereinigung eine Funktion „Kollegensuche“, die neben der amtlichen Mitteilung über LANR (lebenslange Arztnummer) und BSNR (Betriebsstättennummer) auch neuerdings Angaben zur Sprechzeit enthält. Der Kalender berücksichtigt  Feiertage, kennt aber unseren Urlaubsplan nicht oder liefert eine sehr eigenwillige Interpretation. Unsere Internetadresse ist unverlinkt, denn sie hat ein doppeltes „https://“. Das Highlight ist, das die Datenbank die KIM-Adresse der Kolleg;-)Innen enthält, das vereinfacht uns die Suche nach e-Arztadressen für die Briefe. Bei den wohlbekannten ärztlichen Fortschritts- und Leistungsverweigerern sagt das Programm allerdings: Es konnte leider keine KIM-Adresse für diese Praxis bei der Gematik ermittelt werden. Schade. Ich hätte so gern e-Arztbriefe an Aluhutträger geschickt. So muss ich weiter Faxen machen.

    29.4.24

    Undank ist der Welten Lohn.

    Es gab am Freitag wieder ein Update von CGM Medistar, insbesondere war man stolz auf die Verbesserungen des e-Arztbriefes. Also habe ich gleich getestet, ob die 6 Monate alten Fehler weg sind. Labor- und Röntgenbefunde kann das Programm immer noch nicht und einzelne KIM-Adressen sind weiterhin länger als der von Medistar vorgesehene Speicherplatz. Nope. Hausaufgaben nicht gemacht. Dafür gibt es in der Mitteilung des Updates eine vierseitige Aufzählung der „Optimierungen“ des E-Arztbriefes.

    Ich kann jetzt die Frage „Einwilligungserklärung des Patienten liegt vor?“ nicht nur für dieses, sondern für alle Folgequartale klären. Heute ein Knopfdruck mehr, dafür bald jedes Quartal einer weniger. Genial. Da der Versand über den E-Arztbrief gesetzliche Vorgabe ist, werde ich die Patienten datenschutzunkonform nicht fragen, ob ich das auch darf. Auch sonst frage ich ja Patienten nicht, ob ich in ihrem besonderen Falle die Gesetze einhalten darf oder ob wir eine woke Alternativkommunikation wie den umweltbelastenden Postversand, das datenschutzfreie Fax, das zeitraubende Direkttelefonat oder ein bei Regen und großen Entfernungen etwas unsicheres Rauchzeichenformat wählen sollen.

    Bei der Adresssuche ist jetzt für den E-Arztbrief, der nur über KIM geht, KIM als Versand vorbelegt. Das hätte ich vorausgesetzt und nicht als Fortschritt kommuniziert.

    Ich kann bei einem e-Arztbrief jetzt einen Betreff angeben. Nett. Wir bekommen täglich 2-5 e-Arztbriefe. Der Betreff hatte noch nie eine Bedeutung, ich muss eh alles lesen.

    Auf die bahnbrechenden Erfindungen „2 Empfänger/Durchschlag“ und „Wahl des Zeitraumes (letzter Kontakt, letztes Quartal oder letztes Jahr“ warten wir weiter.

    Die Mittagspause habe ich damit verbracht, ein Chipkartenlesegerät mit Hotlinehilfe neu anzuhängen. Dann hatte ich noch den KIM-Dienst, weil das System e-mails von Ärzten manchmal entschlüsselt und meistens nicht. Der Standpunkt der letzte Hotline „KIM kann Briefe, keine Mails“ musste falsch sein, denn manchmal klappt es ja. Das klärt morgen der second-level-Support, die Hotline kam nicht weiter.

    Die Einführung der Telekommunikation ist jetzt 5 Jahre her. Also läuft mein elektronischer Heilberufsausweis am 25.7.24 ab. Daher habe ich versucht, ihn zu verlängern – das geht natürlich nicht. Also habe ich mich nach Jahren wieder einmal bei der Ärztekammer eingeloggt. Man hat ein neues Loginverfahren mit Anfangs-PIN per Brief etabliert – dauert. Dann konnte ich mit einem einzigen Knopfdruck ein Antragsformular für einen neuen e-HBA generieren, eine Viertel Stunde später downloaden und die Unterlagen für das Thrust-Center der Telekom fertigmachen. Die wollten einen vielseitigen Antrag, eine Stunde Schreiberei, einmal ein neues Passbild hochladen (es ist von 2010, gephotoshoppt, aber auf den neuen Passbildern sehe ich immer so alt aus), dann einmal zur Post, mit dem Postidentverfahren meine demnach zweifelhafte Existenz nachweisen und schon kann ich einen soeben elektronisch übermittelten Antrag aus Rechtsgründen nochmal ausdrucken, unterschreiben und in die Post stecken.

    Die Telekom bekommt dafür keine 1000 DM, sondern nur 499,80 € (also 420 € + Märchensteuer). Was bekomme ich? Ich bekomme einen elektronischen Heilberufsausweis mit einem schönen alten Passbild, mit dem ich mich in der Apotheke als Arzt ausweisen kann. Allerdings bin ich dort bekannt und muss mich nicht identifizieren.

    Alternativ kann ich den Ausweis als „Herzstück der Telematikinfrastruktur“ in ein Chipkartenlesegerät stecken und mit einem Stück Klebeband dafür sorgen, dass ihn niemand herauszieht.  Die Kontakte der Orga-Chipkartenlesegeräte halten nicht immer ewig, so das vom arbeitstägigen Ziehen des Heilberufsausweises aus technischen Gründen abgeraten wurde. Der Datenschützer sieht das natürlich anders, die Karte sollte nicht unbeaufsichtigt sein. Auch richtig.

    Im November habe ich den gleichen Vorgang mit der Karte meiner Frau vor mir. Das dauert dann hoffentlich unter 3 Stunden, weil ich weiß, wie es geht. The same Procedure comes 2029, dann kommt die Rente.

    15.04.24

    Eine Dame aus Gifhorn hat sich beschwert: Ihr Telefon läuft heiss, weil Google in der Standardsuche unsere Telefonnummer von 05371-990587 auf 05371-76776 verdreht hat. Wir kennen weder die Dame noch die Nummer und wir wissen auch nicht, was Google sich bei der Aktion gedacht hat. Die „Änderung“ bei Google Mybusiness auf den alten Zustand ist beantragt.

    11.4.24

    Du magst der Welt oft lange trotzen, dann spürst Du doch: Es ist zum Kotzen. Doch wenn auch Deine Seele bricht – beschmutze Deinen Nächsten nicht!

    Wir hatten selten eine so stressige EDV-Woche.

    Neben einem Konnektor-Absturz am Montag hat immer wieder jemand versucht, auf meinem gestörten Arbeitsplatzrechner E-Rezepte  oder e-Arztbriefe zu schreiben. Dann stand der Rechner, er wurde oft hochgefahren. Am Dienstag habe ich dann eine Stunde Sprechzeit nutzen müssen, um dem Second-Level-Support zu assistieren und den Rechner wieder in Gang zu bringen. Dann bin ich den ganzen Tag meinem Zeitplan hinterhergerannt und habe die Patienten kurz und übellaunig abgefertigt.

    Neben einem Konnektor-Absturz am Mittwoch hat immer wieder jemand versucht, auf meinem gestörten Arbeitsplatzrechner E-Rezepte oder e-Arztbriefe zu schreiben. Dann stand der Rechner, er wurde oft hochgefahren. Die vorgestrige Reparatur hielt genau einen Tag. Heute habe ich um 9.30 Uhr wieder den second-Level-Support, was mich freut, weil es schnell geht, aber wieder die Sprechstunde sprengt. Leider arbeiten die Computermenschen überwiegend während unserer Sprechzeit. Verstopfte Toiletten kann ich nach Feierabend reparieren, Computer nur eingeschränkt.

    Um die Laune zu heben, ist am frühen Morgen die Labordatenfernübertragung abgestürzt, die Hotline sagte „Sie sind in der Warteschlange an Position 21“, also haben viele das Problem und ich muss mich nicht kümmern, hab aber auch keine Info, was mit dem Labor der gestrigen Patienten ist. Auch dieser Blog ist heute morgen abgestürzt, zum Einloggen musste ich einmal bei WordPress alle Plugins deaktivieren, dann einloggen, alles neu aktivieren, schreiben.

    Uns jetzt stehen Patienten vorn, denen ich erklären muss, dass ihre selbstverständlichen Medikamente zur Zeit nicht lieferbar sind: Alendron, Simponi, Benlysta. Der Mangel an Benlysta gibt lebensgefährliche Probleme. Bananenrepublik Deutschland. Die deutsche Regierung und die deutschen Krankenkassen müssen immer mit den Preisen diskutieren und wundern sich dann, dass die Pharmafirmen zuverlässige Kunden wie Argentinien, Botswana und Burkina Faso zuerst bedienen und Deutschland bei Lieferproblemen nichts bekommt. Als Deutschland die Apotheke der Welt war, konnte man sich in Indien nicht alle teuren Errungenschaften leisten und hatte dann nichts. Dann starben Menschen. Heute ist Indien die Apotheke der Welt.

    Die Gute Nachricht: Die Mitarbeiterin, die vorgestern mit mir an dem Rechner war, hat die Probleme mit dem e-Arztbrief weitergeleitet. Beweis ist eine freundliche Mail:

    Entwicklungswunsch Praxis  Dr. med. Christiane Sensse Dr. med. Jörg Sensse
    Sehr geehrte Frau  Sensse,
    vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns Ihre Gedanken und Wünsche rund um die CGM MEDISTAR-Software mitzuteilen.
    Unser Ziel ist es, Ihre tägliche Arbeit zu unterstützen und Ihnen die Möglichkeit zu geben, einfach Arzt zu sein. Dabei sind uns Ihre Anregungen immer willkommen. Sie helfen uns, CGM MEDISTAR beständig zu verbessern.
    Wir versichern Ihnen, dass alle Anwenderwünsche, die uns täglich zahlreich erreichen, gewissenhaft von uns geprüft und bewertet werden. Dabei liegt der Fokus auch immer auf dem Mehrwert für all unsere CGM MEDISTAR-Anwender. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass nicht alle Wünsche in kurzer Zeit bearbeitet und in jedem Fall erfüllt werden können. Über umgesetzte Anwenderwünsche informieren wir in unserem Neuheitenleitfaden, der den jeweiligen Quartalsupdates beiliegt.

    Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: cid:9D3999A1-695A-444B-B7E7-5DAEA298BAE8Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Tag.
    Herzliche Grüße aus Hannover
    Ihr MEDISTAR-Support-Team

      

    Der Tag ging positiv und belastend weiter: von 9.30 bis 10.45 war dieselbe Mitarbeiterin mit Team auf meinem Rechner. Der Anfangsfehler, der einige Fehler zur Folge hatte, wurde gefunden: Unter Windows 10 hatten alle Computer einen Namen und einen Standardbenutzer. Rechner3 hatte den Standardbenutzer „Rechner3“. Das kann ich mir merken. Problem: Unter Windows 11 darf kein Nutzer so heißen wie der Computer, also hat das System sie umbenannt, überwiegend in „Praxis“. Auf meinem Hauptrechner war ein Microsoft-Konto namens „Praxis Dres Sensse“ aktiv, also wurde wohlgemerkt von einem Programm auch der Standardnutzer in „Praxis Dres Sensse“ umbenannt. Ich hätte das nicht so gemacht, denn ich hätte gewusst, dass in Computernamen und Dateipfaden Leerzeichen nichts zu suchen haben. Microsoft weiss das wohl nicht, die müssen sich nicht an ihre eigenen Regeln halten. So haben einige Programme, Apps und Routinen Dateipfade mit dem Leerzeichen fehlinterpretiert und das Chaos nahm seinen Lauf. Mit jedem Update kamen mehr Fehler dazu, irgendwann wurde es instabil.

    Die Lösung: Es wurde ein neuer, leerer Nutzer mit dem kreativen Namen „Praxis“ angelegt. Hier läuft Medistar jetzt mit KIM und Telematikinfrastruktur schnell und problemlos – auch nach Neustart. Unsere Bilddatenbank namens „Starc-Medical“ startete auf dem neuen Nutzer problemlos. Ich erwähne die Bilddatenbank selten, sie läuft seit 17 Jahren fehlerfrei. In der Mittagspause habe ich Word für traditionelle Papierarztbriefe neu installiert. Sprechstunde ging bis 6, Privatabrechnung bis 7, Abendbrot bis 8. Jetzt ist es 21.00 Uhr und ich muss nur noch das e-Mailprogramm mit allen Adressen neu aufsetzen, Drucker für kleine blaue und rote (grün verweigere ich) Rezepte, Rezeptsicherheitspapier für Blankodruck in A4 und A5 und weißes Briefpapier neu installieren, die Remoteserversteuerung für 2 Server neu anlegen und – was die meiste Zeit kostet – Microsoft Edge von Werbung entflöhen, Bing vertreiben und Microsofts One Drive vom Patientendaten sammeln abhalten. Dann wird eine Sicherheitskopie des funktionierenden Rechners gezogen. Es dürfte Mitternacht werden.  Trotzdem hab ich wieder was gelernt und bin froh, dass es läuft.

    Und zum Schluss noch was Mechanisches: Der Knopf vom CD-Laufwerk, mit dem wir die Röntgen-CDs brennen, ist abgebrochen. Das mach ich dann im Halbschlaf.

    4.4.24

    Eine hinreichend fortgeschrittene Technologie lässt sich nicht mehr von Zauberei unterscheiden. Arthur C. Clarke (*1917),

    Der dritte Tag hintereinander in der Hotline. „CGM Connect konnte nicht gestartet werden“ ist jetzt Dauerproblem. Die Hotline von Medistar hat mir einen Termin bei der höheren Einsicht, dem „second-level-support“ für Dienstag gemacht. Bis dahin gibt es an meinem Arbeitsplatz keine E-Rezepte und keinen E-Arztbrief. Das macht die Sprechstunde schneller, aber die ersten pATIENTE.

    3.4.2024

    Ein Update und einiges funktionierte nicht, seltsamerweise auf einzelnen Rechnern. E-Rezept und E-Arztbrief  streikten mit dem Kommentar „CGM Connect kann nicht korrekt gestartet werden“. Hotline nach 5 Minuten erreicht. Lob! Nun ja: in den Diensten sah man: CGM Connect war überhaupt nicht gestartet. Fehlerbehebung: unter %Appdata% musste der lokale Cache geleert werden. Er enthielt für Medistar übrigens über 1 GB Daten, wurde schon über 5x umbenannt und scheint so eine Art Universalschraubenschlüssel für Informatiker zu sein wie das Aus- und Neueinloggen und der Serverneustart. Ich hab 5 Varianten vom Cache unter %appdata/roaming/Medistar/mslib_local% gefunden und gelöscht. Eine halbe Stunde später war der Fehler wieder da.

    Nächster Hotlinebesuch eine Stunde am Nachmittag: CGM Connect heisst garnicht Connect, sondern CGM Assist. Es ist das blaue Rädchen, was unten rechts auf der Taskleiste steht und die vielen bei uns überflüssigen Zusatzprogramme wie „CGM Benchmarks“, Potenzial-Assistent“, „Patienteninformation DMP Osteoporose“, „Verordnungshinweise für cannabishaltige Arzneimittel“ und andere Programme, die von anderen bezahlt patientenbezogene Werbung als Splashscreen auf meinen Bildschirm zaubern, startet. Es war weg und hatte augenscheinlich ein paar wichtige Funktionen neben der Werbung, bei der andere dafür bezahlen, dass ich in der Sprechstunde kontextsensitiv gestört werde.

    Nun habe ich nur noch ein Orga-Chipkartengerät, das sich selbst alle 2-3 Minuten einmal ausschaltet. Aber das ist eine andere Hotline.

    Ach so. Natürlich hat Medistar die alten Mängel des e-Arztbriefes nicht behoben. Ich kann immer noch keine Laborbefunde und Rö-Befunde versenden. Vielleicht nerve ich die Leser mit der Dauerbemerkung. Aber Medistar liest hier mit und die müssen genervt werden.

    02.04.2024

    Wer den „stillen Freitag“ und den Ostertag nicht hat, der hat keinen guten Tag im Jahr. Martin Luther (1483-1546), dt. Reformator

    Am Samstag, dem 30.3.24 hat CGM Medistar uns das neue Update spendiert mit der Ermahnung: „vor dem ersten Arbeitstag des 2. Quartals einspielen!“. Ostern gönnen die Planer des Konzerns den Ärzten also schonmal nicht. Ich habe das Update heute eingespielt, die Daten der Medikamentendatenbank waren 14 Tage veraltet. Neue Daten draufspielen ist wie jedes Quartal erst im zweiten Monat möglich, weil das Programm darunter auch „veraltet“ ist.

    In der Updatebeschreibung steht, dass der CGM-E-Arztbrief jetzt etwas Neues kann: Er hat eine jetzt Betreffzeile! Leider konnte ich diesen Quantensprung nicht überprüfen, denn wir haben eine neue Fehlermeldung und die ganze e-Arztbriefschreibung funktioniert nicht. Es ist also alles wie immer.

    21.3.24

    Mal eine funktionierende EDV, die uns trotzdem beunruhigt: Heute Morgen haben die Mitarbeiterinnen 3 gültige E-Rezepte auf meine Signatur erstellen und ausdrucken können, obwohl ich mich noch nicht eingeloggt habe. Das ganze passierte gegen 8.10 Uhr, also konnten es auch keine Restberechtigungen der gestrigen Komfortsignatur sein, denn die hält immer nur 14 Stunden. Die Komfortsignatur ist ein Datenschutzverlust erster Klasse. Nach dem Einloggen kann jede Mitarbeiterin beliebig viele e-Arztbriefe schreiben, Rezepte drucken, Rezepte stornieren, Arbeitsunfähigkeiten drucken oder stornieren und nach jedem Signaturvorgang wird eine von 250 Vorratsunterschriften von mir abgezogen.

    Ich habe keine Kontrolle oder Liste zum Nachschauen, was in meinem Namen und mit meiner digitalen Signatur passiert ist und kann nur feststellen, wie viele von 250 Vorgängen in der letzten Stunde gelaufen sind. Es gibt sogar ein rudimentäres Protokoll, das aber nur das Datum enthält, weder die Uhrzeit noch welchen Patienten das betrifft. Es unterscheidet auch nicht zwischen ausgegebenen und stornierten Rezepten – Datenschutz ist anders.

    Trotzdem ist das minimale Vertrauen in die Telematikinfrastruktur weiter angekratzt, wenn sie manchmal auch ohne Einloggen funktioniert.

    19.3.24

    Im Kapitalismus erfolgt die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Im Sozialismus ist das umgekehrt. (Erinnerung an das Fach „Politische Ökonomie“ im Medizinstudium in Magdeburg)

    Morgenroutine mit einem neuen Fehler beim e-Arztbriefe schreiben in der Arztadressendatenbank von Mediastar. Das System prüft bei jedem Arzt in der Adressdatenbank, ob er seit dem letzten Aufruf in Rente gegangen ist, umgezogen oder gekidnappt wurde. Das kostet Zeit, ist aber ein bisschen sinnvoll. Vielleicht können künftige Generationen der Datenbank das mal im Hintergrund abgleichen, man muss ja nicht jedes Mal zusehen – besonders wenn man wegen verschiedenen Patienten mehrfach täglich den gleichen Arzt anschreibt.

    Jetzt stellt das System aber fest, dass ein gewisser Dr. G*****k nicht mehr in der Adressdatenbank ist. Ich soll seine Adresse von praxisg********d@dgn.kim.telematik löschen und anstelle dessen die aktuelle Adresse praxisg********d@dgn.kim.telematik eingeben. Die Adressen sind identisch, aber dann lief es. Schön, wäre einfacher gegangen. Direkt darunter ist auf dem Bild übrigens ein Beispiel für eine Ärztin, die gleich drei KIM-Adressen hat – da hat man auch Freude beim Aussuchen.

    Mittags ist uns der Konnektor abgestürzt und mit der Mitteilung „Aktualisiere Fehlerprotokolldateien“ eingefroren. Mit Fehlersuche, Fehlereingrenzung, Konnektor hochfahren, alle anderen Arbeitsplätze und ihre Chipkartenlesegeräte runterfahren, wieder hochfahren, Komfortsignatur einloggen… waren 28 Minuten Sprechzeit weg. Später ist uns noch mehrfach die Komfortsignatur spontan resettet, was zu Problemen beim e-Rezept führte. Ein Traum von Tag.

    Auch gestern gab es einen alten neuen Fehler: Das KIM-Postfach bekommt manchmal nicht e-Arztbriefe, sondern Mails und kann sie nicht entschlüsseln.

    Ich hatte deshalb vor kurzem den Support von Medistar am Telefon. Mir wurde beschieden, dass dies das e-Arztbriefmodul sei und folglich e-Mails weder empfangen  noch entschlüsseln könne. Mit der Auskunft war ich zufrieden, bis ich nicht nur eine, sondern viele entschlüsselte e-Mails zwischen den Briefen entdeckt habe. e-Mail geht prinzipiell – selbst bei Medistar.

    Also habe ich die Kollegen angerufen. Ich habe erfahren, dass uns keine Mails geschickt wurden, man im übrigen auch nicht wisse, wie und warum man mit dem Praxisverwaltungssystem Mails schreiben solle. Im übrigen wurden die Rechner zur protokollierten Zeit um 7.35 Uhr zwar hochgefahren, aber noch nicht benutzt.

    Ich kann also nur positiv vermuten, dass Medistar uns automatisierte „Gelesen“- Mitteilungen schicken wollte, aber seine eigenen Mitteilungen nicht entschlüsseln kann. Dafür spricht, dass ich am Sonntag beiden Praxen e-Arztbriefe geschickt habe. Alternativ habe ich die verschlüsselte Kommunikation der künstliche Intelligenz entdeckt und bald kommt der Terminator von Skynet und rottet alle aus, die nicht glauben, dass Telematikinfrastruktur etwas Gutes ist.

    Später am Nachmittag haben mich die Mitarbeiterinnen mit der Frage in den Wahnsinn getrieben, wie sie eine neue ärztliche Kollegin in der Adressdatenbank anlegen sollen. Die Kollegin hat eine Teilzeitstelle als angestellte Ärztin des medizinischen Versorgungszentrum eines freundlichem Kollegen aus einem kleinen Dorf im Nordkreis Gifhorn. Aus niederlassungstaktischen Gründen hat das MVZ seinen Sitz und seine Telefonnummer neuerdings im benachbarten Landkreis Celle. Die Kollegin arbeitet (rein physikalisch) in der Stadt Gifhorn in den Räumlichkeiten eines anderen MVZ mit Zentrale in Wesendorf, einem etwas größeren Dorf im Nordkreis Gifhorn mit insgesamt 4 mir bekannten Außenstellen.

    Die Kollegin erwartet selbstverständlich Arztbriefe für ihre Überweisungen, das von ihr genannte Fax gehört dem Vermieter-MVZ, ein Brief kam schon mit „Patient unbekannt“ zurück. Sie hat keine eigene e-Arzt-Adresse. Die Adresse ihres Chefs ist wegen des virtuellen Umsiedelns LK Gifhorn – LK Celle nicht mehr aktuell. Ich fürchte, die Kollegin bekommt bis zur Klärung der Sachlage keine Briefe. Sie soll übrigens noch eine andere Teilzeitstelle bei einem anderen MVZ haben. Aber das ist hoffentlich nur ein Gerücht.

    13.3.24

    Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. altes Sprichwort.

    Heute gab es ein Update, aber nichts Neues.

     

    11.3.24

    Bei Stromausfall leuchten die Sterne heller. Kühn-Görg, Monika

    Ich habe einen neuen Stern im CGM-Universum entdeckt. Für den Fehler 200, der uns immer wieder und auch heute die e-Arztbriefe stört, sind nicht die Hardware, nicht der Vertriebs- und Servicepartner und auch nicht der Telematikinfrastruktursupport zuständig. Nein, es gibt eine extra KIM-Hotline, dahin wurde ich verbunden und in deren Warteschlange verlebe ich gerade wertvolle Sprechzeit.

    Nachtrag: 10.00 Uhr: nach 25 Minuten habe ich aufgegeben, weil mir der Arm wehtat. Zumindest der Serviceradar zeigt keine Fehler. Gegen 16 Uhr kam dann der Rückruf mit einer guten Erklärung für Fehler 200 und seine Behebung: Meine Versuche, den Fehler durch Computerneustart zu beheben, sind ohne Erfolgsaussicht. Die wahrscheinliche Ursache sind Störungen des Dienstes CGM_KIM_ClientModule_(Medistar) auf dem Server sind. Ein Serverneustart ist überzogen, der Dienstneustart reicht. Ich werde es überprüfen (müssen).

    Nachtrag 19.3.24: Nein, Fehler 200 gibt es weiter zufällig für einzelne Praxen, man erreicht danach andere Praxen und das Modul CGM_KIM_ClientModule_(Medistar) läuft auch unschuldig und problemlos. Nette Idee, der Fehler tritt weiter auf.

    10.3.24

    Untätigkeit ist auch eine Form von Zuverlässigkeit

    Drei Monate ist es jetzt her, dass wir Medistar darauf aufmerksam gemacht haben, dass der e-Arztbrief lange KIM-Adressen verarbeiten, aber nicht speichern kann. Vier Monate ist es her, dass wir moniert haben, dass der Brief Röntgen- und Labor Befunde „grundsätzlich“ verschluckt. Gestern, Samstag um 18.03 Uhr kam das lang angekündigte Sonderupdate. Es ist eine schwere Aufgabe und Herausforderung, wenn man neun Modulen mit exakt einem Buchstaben Unterschied (Anamnese, Befunde, Cave, Diagnosen, * für Dauerdiagnosen, + für Dauermedikamente, Medikamente, Therapien, Notiz) noch zwei (Labor, Xray wie Röntgen) zufügen muss. Das dauert. Auch das Erweitern der Variablendefinition für KIM-Adressen in der Ärztedatenbank von 60 auf 64 Stellen ist sicher etwas für rare Spezialisten, das kann nicht jeder Informatiker.

    Dadurch erklärt sich, dass das Sonderupdate, das ich heute in freudiger Erwartung auf einen funktionierenden e-Arztbrief Sonntag Vormittag eingespielt habe, sich mit einer Unzulänglichkeit des e-Rezeptes beschäftigt. Trotzdem frage ich mich: Wollen die bei CGM-Medistar für geschätzte 100.000 € Updatekosten im Monat keine einfache Fehlerkorrektur machen oder können die so etwas nicht. Beides ist keine nette Vorstellung. Aber da ich nicht mehr für die Updates zahle, weil ich mit der Begründung „für Betaversionen zahlt man keine Wartungsgebühr“ durchgekommen bin, kann ich eigentlich nicht meckern. Mach ich trotzdem, denn der funktionierende e-Arztbrief wird als „Herzstück“ der elektronischen Patientenakte gebraucht.

    4.3.24

    Zufall ist nur ein Mangel an Information. Gaida, Gregor

    Der E-Arztbrief nervt mal wieder mit unvorhersagbarem Verhalten. Etwa ein Brief von vieren geht mit dem Kommunikationsfehler 200 nicht aus dem Postausgang, so sammelt sich im Postausgang ein Stapel von bisher 5 maximal  Briefen. Wenn man diese Briefe dann wieder versendet, gehen sie manchmal durch und manchmal nicht.  Bestimmte Adressen sind nicht betroffen, es ist einfach Zufall. Das nervt! „Natürlich“ ist die Hotline nicht erreichbar. Beim letzten Rückruf war der Fehler weg, als man dann anrief.

     

    29.02.2024

    Wer heute die Zukunft gestaltet, weiß noch nicht, ob das Ergebnis erstrebenswert war! Fietzek, Martin

    CGM Medistar hat angerufen, nach den (spontan und ohne unser Einwirken verschwundenen) KIM 200 – und KIM 203-Fehlern gefragt. Kein Eingriff nötig. Uns wurde bei der Gelegenheit ein Sonderupdate mit Bugfixes des E-Arztbriefes für die nächste Woche und eine Verbesserung des KIM auf KIM 2.0 „in naher Zukunft“ in Aussicht gestellt.

    26.02.2024

    Viren sind wie Orden, wenn man sie bekommt, hängen sie sehr an einem und sind ansteckend. Kühn-Görg, Monika

    Heute ist einer der Tage, an denen man auch ohne Patienten gut mit der EDV beschäftigt wäre. Zunächst fielen zwei Telefone mit Akkuschaden aus. Fritzfon C4 ist nicht das neueste Modell. Trotzdem hat es immer ein Geschmäckle, wenn übers Wochenende 2 Akkus altern.

    Der  E-Arztbrief ist wieder mal unzuverlässig. Wir  hatten schon diverse Ausfälle. Das mit der Fehlernummer 200 einige Briefe hinausgehen, andere zurückgehalten werden, ist rätselhaft. Erreicht ist der Support der Telematikinfrastruktur, der seine Unzuständigkeit feststellte. Aber sie war nett. Zurückgerufen hat niemand und es funktionierte spontan wieder, nachdem es noch den neuen Fehler 203 produziert hat.

    Es gab am Wochenende ein Sonderupdate von Medistar. Ich hätte ja gehofft, dass dem e-Arztbrief ein paar Macken ausgetrieben wurden, aber das war es wie gewohnt nicht. Es gab Fehlfunktionen beim e-Rezept von Patient*_innen, bei denen das Geburtsdatum nicht feststand, unbestimmt oder transient war. Da stellt sich natürlich die Frage, warum ein Mensch ohne Geburtsdatum überhaupt eine Chipkarte bekommen kann, aber die Frage ist wohl schon wieder Diskriminierung. Und dieser Fehler, den wir nie hatten, ist jetzt abgestellt.

    Es ist wohl egoistisch von mir, zu erwarten, dass hier Softwarepflege und Fehlerbehebung des e-Arztbriefes stattfinden, nur weil 15.000 Praxen je 6,90 € pro Monat Wartungsgebühr zahlen. Wegen 103.500 € monatlich muss man sich nicht anstrengen, dass fällt unter Peanuts. Der Kunde ist schließlich Geisel, er kann ohne Praxisausfall von wenigstens 2 Wochen den Softwareanbieter nicht wechseln.

    Ein kleines Wunde ist geschehen: Der Hersteller unserer Bildverarbeitungssoftware Starc-Medical teilt mit, dass wir jetzt Dateien wie PDF, TIFF und JPEG aus der Bildverarbeitung an die e-Arztbriefe hängen können – wenn wir nur ein „>“ in die Anhang-Auswahlzeile eingeben. Das ist ein großer Schritt in Richtung Brauchbarkeit des e-Arztbriefes. Wenn das Teil auch noch DICOM (=Digitale Kommunikation in der Medizin) könnte – und die digitale Patientenakte das auch könnte -, dann wäre man an der Praxisreife der Anwendungen dran. So weit sind wir leider noch nicht.

    12.2.24

    Kein Mann ist so beschäftigt, dass er nicht die Zeit hat, überall zu erzählen, wie beschäftigt er ist.   Robert Lembke

    Medistar beschäftigt uns. Auf allen Rechnern hatten wir am Freitag und heute eine Meldung, der Austausch einer TI-Komponente wären nötig.  Das ist wichtig, deshalb erscheint die Meldung auf jedem Rechner. Und weil das so wichtig  ist, erscheint sie auf jedem Task, also zweimal auf jedem Rechner. Das nervt. Natürlich kann man die Meldung für 14 Tage wegklicken – aber nur, wenn man das Häkchen „Ich habe die neuen Komponenten bestellt und einen Installationstermin vereinbart…“ auf allen 24 Tasks einmal anklickt. Ein Fehler und alles geht von vorne los.

    Wir bestellen im April, denn die Telekom als Zertifikatsausgeber benötigt 3 Wochen zum Drucken der Karte und drei Wochen geben wir Sicherheit, weil es die Telekom ist, also ein hochzuverlässiger halbstaatlicher Betrieb wie deutsche Bundesbahn. Wenn wir vorher bestellen, zahlen wir doppelt, denn jedes Zertifikat kostet monatlich zweistellig Geld.

     Alternativ kann man natürlich dem Link folgen und einmal „Zertifikatsablauf prüfen“ drücken. Man landet auf einer neuen Seite, erst Angst macht: „eine Verbindung mit der TI ist nach Ablauf nicht mehr möglich“, dann eine Kundennummer (für Medistar 5-stellig, CGM siebenstellig oder Telematikinfrastruktur 8-stellig) abfragt, also maximal 3 Fehlversuche und dann feststellt: „Herzlichen Glückwunsch, Ihre TI-Komponenten wurden erfolgreich getauscht!“. Das wäre die nächste Fehlinformation.
    Technischer Hintergrund: Wir haben 2 Heilberufsausweise, von denen einer im Juni ausläuft und deshalb Ende April neu bestellt werden muss. Der HBA verursacht die Meldung. Wir besitzen einen 22 getauschten Konnektor mit Zertifikat und ein Hauptlesegerät  mit sogar 2 Zertifikaten unterschiedlichen Alters, auch 22 getauscht, deren Überalterung blöd wäre. Daneben stehen weitere 5 Chipkartenlesegeräte in den Sprechzimmern, deren Zertifikatsablauf nichts bedeutet. Stecker raus, gut ist. Solange die e-Patientenakte nicht Routine ist, werden zwei Lesegeräte benötigt. Die anderen vier sind technisch vor ihrem ersten Einsatz veraltet, das war einfach gutes Marketing von CGM Medistar. Somit haben wir 10 Zertifikate, die innerhalb von 4 Jahren zu verschiedensten Zeiten veralten und ein halbes Jahr vorher diesen Warnhinweis verursachen. Das ist dann eigentlich immer.

     

    Wenn jeden Tag Alarm ist, schaut irgendwann niemand mehr hin.

     

    Dazu sind die Rechner heute alle langsam und ein neuer Splashscreen macht sich breit, der um Geduld bittet. IP heißt übrigens „Information Patient“.  Besagte Information steht schon da, bevor man eine Taste drückt.

    Die Hotline gibt wie immer Warteschleifenmusik und eine Stimme schlägt vor: „Wir erfahren aktuell einen ungewöhnlich hohen Anfall an Kundendienstnachfragen. Bei Problemen mit dem neuen e-Rezept besuchen Sie bitte unsere Seite www.irgendwas…“ Und da war der Kundendienst schon dran und betätigte den elektronischen Universalschraubenzieher „einmal Cache löschen“. Ich hoffe, es hilft.


    9.2.24

    Gestern gab es ein Update von Medistar. Was es nicht gab, sind Verbesserungen des e-Arztbriefes. Er kann immer noch keine Labor- und Röntgenbefunde in  den Text einarbeiten. Das Einzige, was dort verlässlich läuft, sind die Forderungen nach Erhöhung der Wartungsgebühr. Schade.

    07.02.24

    Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen. (Henry Ford)

    Der e-Arztbrief entwickelt sich zum Dauerbrenner. Einerseits haben wir ab März die Pflicht, dieses Modul zu nutzen, sonst drohen Honorarkürzungen. Andererseits funktioniert er sehr schlecht. Gestern hatte ich die Hotline wegen einzelnen empfangenen, nicht entschlüsselbaren e-Arztbriefen auf dem Server. Schön, wenn man Post erhält. Das Problem konnte nicht gelöst werden, nächster Versuch außerhalb der Arbeitszeit am 23.2.24.

    1.2.24

    Ist dir noch nicht aufgefallen, wie viel Frechheit durch Unsicherheit zu erklären ist?“ – Kurt Tucholsky, Schloß Gripsholm

    2 bemerkenswerte Dinge: Heute Nacht lief ein Konnektor-Update – geräusch- und geruchlos, unproblematisch, groß als Problem angekündigt und dann gut gelaufen. OK

    Es kam ein Brief von Medistar Hannover, „man habe das Kassieren der Wartungskosten für elektronische Patientenakte, Notfalldatensatz und e-Arztbrief vergessen. Man entschuldige sich dafür und lege für den Start der Nachzahlung rückwirkend den 1.1.22 fest.“ Zunächst kann man sich nicht entschuldigen, auch wenn Politiker so tun. Man kann um Entschuldigung bitten. Ob dann entschuldigt wird, entscheidet, der Gläubiger, nicht der Schuldner. Das musste mal gesagt werden.

    Dann nutzen wir den elektronischen Patientenausweis –  ein Probelauf in 2 Jahren bei unserer Tochter und einem Patienten, das ist sicher eine Nachzahlung wert. Der Notfalldatensatz wurde August 23 installiert, eine rückwirkende Wartungsforderung ab 2022 wäre Betrug. Den e-Arztbrief, der hier im Blog und im täglichen Leben Quell stetigen Ärgers ist, haben wir 2021 gekündigt, weil er eben eine ambitionierte Betatestvariante ist, die hoffentlich bald die Marktreife erlangt. Es ist ein wichtiges Zukunftsprojekt. Geld für die Wartung zu verlangen ist eine Frechheit, denn er funktioniert noch nicht zuverlässig.

    Natürlich habe ich einen Protest an die kaufmännische Abteilung geschickt, keine Lesemitteilung. Natürlich versuche ich, auf der Hotline anzurufen, wegen des hohen Anfalles an Kunden-wünschen geht nur der AB ran. Also werde ich wieder mal das altmodische Einschreiben mit Rückschein nutzen und mache meinem Ärger hier Luft. CGM Medistar liest mit, es gab schon ein Feedback, ich möge bitte diesen Blog einstellen. Leider wollte der Mitarbeiter seinen Namen nicht nennen, also ignoriere ich so etwas.

    11.30 zu früh geärgert. Ich hab ich die kaufmännische Mitarbeiterin erreicht. Wir zahlen 3 Monate Wartung des Notfalldatensatzschreibers nach, alles andere ist akzeptiert und wird storniert.

    13.30  zu früh gefreut, Konnektorabsturz, „Software out of date“, was auch immer das bedeutet, in der Mittagspause ohne Computernutzung. Zu deutsch: wir haben nichts Schlimmes gemacht und sind nciht schuld. Die Hotline sagt wie so oft: „bitte haben Sie einen Moment Geduld!“ Der Moment hat insgesamt 3 Behandlungsplätze verschluckt. Dann wurde die Software einmal runter- und wieder hochgefahren und alles lief.

    Ich habe dann Chat-GPT gefragt. Antwort: „Die Meldung „Software out of date“ bedeutet, dass die installierte Software auf Ihrem Computer oder Gerät nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Das kann verschiedene Dinge bedeuten, darunter …“ Das Konnektor-Update kommt also erst noch.

    26.1.24

    Die Fabrik der Zukunft wird zwei Angestellte haben, einen Menschen und einen Hund. Der Mensch ist dazu da, den Hund zu füttern. Der Hund, um den Menschen davon abzuhalten, die Geräte anzufassen. Warren G. Bennis.

    Am Freitag hatten wir einen Serverabsturz – genauer gesagt ein Nichthochlaufen des virtuellen Servers nach der nächtlichen Sicherung. Nun haben wir viel für Datensicherung getan, der virtuelle Server hat eine innere und eine äußere Sicherung. Das nutzt nur wenig, wenn der Server nicht läuft. An die innere Sicherung kommt man nicht heran, wenn der Server nicht läuft und die äußere Sicherung wollte nicht anspringen, weil der virtuelle Server mit virtuellen Daten seine reale Festplatte zugemüllt hatte. Bei virtuellen Servern warnt da nichts. Der virtuelle Server braucht beim Hochfahren 20 GB Plattenplatz für irgendetwas, die fehlten ihm.

    Bei einer realen Festplatte macht man in solchen Fällen den Papierkorb leer oder löscht alte Updates und gut ist. Bei einem virtuellen Server stehen auf der realen Festplatte zwei virtuelle Festplatten als Datei, dazu ein Checkpoint mit unbekannter, aber eindrucksvoller Größe – und 19 GB Plattenplatz, also zu wenig. Die virtuellen Platten kann ich nicht putzen, weil er dazu starten müsste.

    Die Firma, die das mal gebaut hat, ist erloschen, also weg. Also hab ich die Notfallhotline von Medistar angerufen und bin prompt durchgekommen. 20 Minuten später  war ein Techniker am Telefon und erklärte mir grob, was er jetzt tut: Eine virtuelle Festplatte verschieben (auf die langsame Sicherungsplatte, 45 min), Sicherungspunkt erstellen, Sicherungspunkt verschieben (Platte voll, zweite Platte besorgt), letzte zu grosse Sicherung löschen,  Server auf der langsamen Sicherungsplatte starten. Er lief – sehr langsam. Alte Sicherungsdateien von Windows suchen, alte Updates von Medistar suchen, alte Datenbankreste suchen, alte IFAP- Updates suchen – nicht, ich warte meinen Server. Papierkorb anschauen. Ein Jahr IFAP- Sicherungen  a 1 GB macht 24 GB und viermal Medistar a 1,5 GB waren dreissig Gigabyte. Ich habe meinen Papierkorb nur jährlich geleert. Nachdem das weg war, musste nur noch die virtuelle Platte zurück auf ihr schnelles Laufwerk und schon gegen 11 lief der Server.

    Lob an Medistar: Notfallnummer ging dran, war kundig besetzt und kein Vortrag, eine Fremdfirma habe den Server errichtet und man sei nicht zuständig. Die 2,5 Stunden Hotlinekosten hat man sich redlich verdient. Das Geld ist auch unwesentlich im Verhältnis zu 3 h Praxisausfall.

    Seltsam real waren die Wünsche der Patienten, die wir nicht versorgen konnten: „Mal vorher anrufen!“ – Wissen wir, wann der Server ausfällt?. „Anrufen, wenn der Server steht!“ – jawoll, jeder von uns hat ein privates Telefonbuch mit 12.000 Patiententelefonnummern. Natürlich ist auch das unerreichbar auf dem Server. „Neuen Termin machen.“ Nein, ohne Server geht das nicht. „Wenigstens Blut abnehmen!“ Geht, aber ohne Begleitdaten verarbeitet das Labor nichts. Ohne virtuelle Server ging garnichts heutzutage. Nur die Anschisse an die Mitarbeiterinnen, die waren real.

    Anlass  des Absturzes war das IFAP-Update vom Donnerstag. Es hatte ein Gigabyte Größe und das kostete die letzte Reserve. Jetzt sind wieder 130 GB frei.

    Nachwirkung: Es werden größere SSD-Festplatten eingesetzt, damit so etwas erst in 10 Jahren wieder passiert. Bis dahin gibt es bestimmt einen neuen Server – für unsere Nachfolger.

    24.1.24

    Fünfter Kontakt wegen der leidigen Frage, wer ein mobiles Chipkartenlesegerät einpflegen muss. Jetzt war die Hardware/Technik am Telefon, um mir noch einmal zu sagen, dass dies Aufgabe der TI-Hotline sei. So etwas hatte der Vertriebs- und Servicepartner auch schon behauptet. Jetzt habe ich gerade den TI-Service, der seine gelegentliche Zuständigkeit einräumt. Freude, der Kollege war so freundlich, das Problem zu lösen.
    Zum Ausgleich hat er mir erklärt, dass ich neue elektronische Arztausweise beantragen darf. So ein e-HBA kostet immerhin 420 € + Mehrwertsteuer, die alten laufen im Juli ab. Nebenbei: sie sind 2 Jahre alt, wurden aber im Oktober 22 nur für 1,5 Jahre aktiviert – sicherlich, damit man etwas Geld verdienen kann. Eine Anschlussbuchung gibt es nicht, ich habe letztes Mal über 4 Monate auf den Ausweis gewartet, die Gebührenuhr tickt ab Antrag.

    09.1.2024

    Manchmal wird man von Pontius zu Pilatus geschickt. eigener Kommentar

    Gestern wollten wir unseres mobiles Chipkartenlesegerät auslesen, auf dem Patientendaten von Hausbesuchen gespeichert sind. Es funktionierte nicht. Kurzer Morgenanruf bei TI (Telematikinfrastrukturservicehotline), der Servicepartner sei zuständig. Nachmittagsanruf beim Vertriebs- und Servicepartner. Wir waren beide im Konfliktmodus und nach Rücksprache mit der TI wurde mir beschieden, dass erstens doch die TI zuständig sei und ich zweitens gar nicht dort angerufen hätte. Aber man war so freundlich, mich weiterzuleiten an die TI. Dann hörte ich wieder Musik und nach einiger Zeit in der Warteschleife brach das Gespräch zusammen.

    Heute morgen musste ich wieder die TI kontaktieren, weil die Technik durch eine elektrostatisch aufgeladene Chipkarte funktionsunfähig war. Das Problem wurde gelöst, aber für die Einbindung von Chipkartenlesegeräten sei man nicht zuständig. Das sei doch die Technik – der dritte Ansprechpartner. Nun hänge ich wieder in der Hotline, habe gerade den Vertriebs- und Servicepartner erreicht, der mich an „die Technik“ weiterverbunden hat. Hier kam erst die Ansage „Wartezeit 15 Minuten, aber wir haben einen Rückrufservice“. Als ich den aktivieren wollte, landete ich in einer Kundenzufriedenheitsumfrage. Die habe ich dann weggeklickt, weil ich nichts Unflätiges ins Telefon schreien wollte.

    08.1.2024

    Ein Streik, der keinen wirtschaftlichen Druck ausübt, ist kein Streik, sondern kollektives Betteln. Jürgen Peters, (*1944), IG-Metall-Vorsitzender

    Heute ist viel Zeit zum Bloggen, denn durch die Proteste der Landwirte kommen die geplanten Patienten nicht oder später. Wir verstehen allerdings die Landwirte auch besser als unsere Regierung. Das ist jetzt kein Aufruf zum Umsturz, aber eine vorgezogene Neuwahl würden wir auch begrüßen.

    Heute kam die erste Patientin, die ihre elektronische Patientenakte per PIN bei uns freischalten konnte und beschickt haben wollte. Da die Folgepatienten ausblieben, hatte ich dafür Zeit. Es dauerte 20 Minuten, abrechenbar ist die Gebührennummer 01648, bewertet mit 89 Punkten (10,03 Euro). Die Nummer ist eigentlich bis 31.12.23 befristet, dann sollte der ePa ja laufen. Also vielleicht gibt es das Geld auch nicht. Das klingt nach einem guten Weg, um pleite zu gehen.

    Am Wochenende habe ich ein Medistar-Update eingespielt. Es setzte die Medikamentendatenbank vom Stand 1.1.24 auf 1.12.23 zurück. Die systemischen Fehler der elektronischen Arztbriefschreibung wurden nicht beseitigt. Schade. Dazu kam heute eine Mitteilung der kassenärztlichen Vereinigung: Unsere elektronischen Arztbriefe aus dem letzten Quartal werden nicht bezahlt, das Geld gab es nur als Anschubfinanzierung bis Mitte 23.

    Keine Probleme gab es dagegen beim elektronischen Rezept, also keine neuen. Allerdings gibt es jetzt täglichen Mailverkehr, weil irgendeine Apotheke ein e-Rezept intern nicht weiterverarbeiten kann und das Rezept nochmal oder in Papierform braucht.

    18.12.23

    Wenn du keine Fehler machst, dann sind die Probleme, an denen du arbeitest, nicht schwierig genug. Und das ist ein großer Fehler. (Frank Wilczek)

    Der erste Tag mit über 70 E-Rezepten und 60 E-Arztbriefen ist vorbei. Es lief erstaunlich gut. Wenn eine Signatur um 20 Sekunden dauert, sind also 3 Signaturen pro Minute möglich, also 1440 Signaturen pro Arbeitstag. 130 Signaturen wurden benutzt. Zwei Signaturen gleichzeitig sind nicht möglich. Damit sind wir beim sogenannten Geburtstagsproblem. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2 Signaturen gleichzeitig angefordert werden und sich gegenseitig stören, ist bei 1:1,1197137648469860929993824378943e+3514, also nahe bei 100 %. Wer es nachrechnen will: 1440 Fakultät geteilt durch (1440 hoch 130), die sogenannte Laplace-Formel. Entsprechend gibt es nur eine Fehlermeldung „Fehler 4093: Die Karte wurde bereits an einem anderen Task verwendet“. Den Fehler werden wir mit steigender TI-Auslastung häufiger sehen, ab 200 Signaturen auch mehrfach täglich. Abhilfe wäre ein schnelleres Netz.  Schön wär’s.

    17.12.23

    Vom Arzt und vom Lehrer erwarten alle Wunder. Und wenn sie geschehen, wundert sich niemand. Sprichwort

    Es ist tatsächlich vor Weihnachten gelungen: Wir können, wie sich das gehört, von allen Arbeitsplätzen e-Arztbriefe schreiben und e-Rezepte signieren. Den entscheidenden Tipp gab eine Mitarbeiterin der Hotline, die mir eine Gebrauchsanweisung schickte, wie ich interne Netzwerkrouten für die Telematikinfrastruktur kontrollieren und setzen kann. Als kleines Nebenergebnis ist die Gesamtzeit eines E-Arztbriefes auf 33 Sekunden gesunken – egal von welchem Platz man schreibt. Wir haben daher am Freitag das E-Rezept zum Standard erklärt und am Freitag Nachmittag habe ich ganz allein die letzten Arbeitsplätze in die Telematikinfrastruktur eingebunden – ganz ohne 5 verschiedene Hotlinemitarbeiter_innen.

    Zur Feier des Tages schreibe ich (nicht hier, sondern dort ) einen Blogbeitrag über TI-Fehlermeldungen und deren Behebung. Vielleicht hilft es jemandem.

    12.12.23

    Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

    Mal ein ganz neuer Fehler: Ein Ultraschallgerät stürzte am Montag Nachmittag ab. Netzwerkfehler, keine Verbindung zum Server. Fehlersuche 2 Stunden, eigentlich nichts gefunden außer ein paar harmlosen Dokumentationsfehlern im Netzwerk. Es folgten eine blöde Nacht und schlechte Träume, weil man die Technik nicht mehr beherrscht und ein Geräteausfall nervt. Heute morgen ging das Gerät. Ganz unschuldig stand es da und verrichtete klaglos seinen Dienst – um pünktlich um 12.00 Uhr war die Netzwerkverbindung weg. Ursache: Beim Korrigieren der Uhr am Freitag ist der AM/PM-Fehler passiert und so stand das Gerät ab 12.00 Uhr auf dem morgigen Dreizehnten, fragte nach Aufträgen für den Dreizehnten und wollte Bilder am Dreizehnten speichern. Der Server sagt dann natürlich : „Prophetische Leistungen mache ich nicht, heute ist der Zwölfte“. Einmal die Uhr korrekt gestellt und alles geht wieder.

    11.12.23

    In der Kürze liegt die Würze. Deutsches Sprichwort

    Der E-Arztbrief ist ein Zeitfresser. Heute haben wir entdeckt, warum manche Arztadressen sich nicht speichern lassen: Es ist unklar, ob eine KIM-Adresse (die halbamtlich festgelegte elektronische Adresse eines Arztes in der Telematikinfrastruktur) 60, 64 oder unendlich viele Zeichen haben darf. Unser System Medistar verarbeitet 64 Zeichen, aber es speichert nur 60 in der Adressdatenbank. Von Adressen wie „Gemeinschaftspraxis-Mueller-Meier-Schulze@medistar.kim.telematik“ wird „Gemeinschaftspraxis-Mueller-Meier-Schulze@medistar.kim.telem“ gespeichert, die letzten 4 Buchstaben verschwinden. Das Ergebnis ist ein „Verbindungsfehler“.

    Wie häufig ist das Problem? Häufig. Ich habe 4 Kollegen gefunden, die Doppelnamen, die KV-Nummer oder  Orte wie „Neudorf-Platendorf-Gemeinde-Sassenburg“ in der Adresse tragen, auch „Medizinisches-Versorgungszentrum“ hat 32 der möglichen 60 Buchstaben. Auf die kleine Differenz 60-64 Buchstaben habe ich den Medistar-Support aufmerksam gemacht. Die Mitarbeiter klangen zumindest interessiert.  Wir haben übrigens sensse@tm.kim.telematik. 23 Buchstaben. Warum finde immer ich sowas, wenn Tausende Ärzte diese Bananensoftware nutzen müssen?

    6.12.23

    Erfahrung lehrt: Leere Versprechen sind oft aufwendig verpackt. Thom Renzie.

    Zum ersten Mal habe ich von CGM Medistar eine Antwort auf eine Kundendienstanfrage bekommen. Sie lautet sehr positiv, woke und erfreulich:

    Wir haben Ihr Anliegen erhalten und möchten Ihnen mitteilen, dass wir es an die zuständige Fachabteilung weitergeleitet haben. Unsere Kollegen werden sich zeitnah mit Ihrem Anliegen auseinandersetzen und Ihnen eine entsprechende Lösung anbieten. Gerne können Sie den Status Ihres Anliegens unter Angabe der Ticketnummer bei uns erfragen. Die Ticketnummer lautet: 815345802. Bitte halten Sie diese Nummer bereit, um eine schnelle Bearbeitung Ihrer Anfrage zu gewährleisten. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis und Ihre Geduld während der Bearbeitung Ihres Anliegens und freuen uns, Ihnen bald eine zufriedenstellende Lösung präsentieren zu können.

    Seitdem ist wieder Funkstille. Schade.

    1.12.23

    Es ist etwas Schnee und Grippesaison, also erscheinen viele geplante Patienten nicht oder sind so verrotzt, dass sie mit Medikamentenversorgung schnell wieder hinauskomplimentiert werden. Die gewonnene Zeit hab ich investiert, um die Hotline von Medistar zu erreichen: Bei anderen Praxen kann man von jedem Platz e-Rezepte schreiben. Wir haben eine Fehlkonfiguration, es könnte besser gehen.

    Bilanz:

    • 4 Anrufe mit 70 Minuten Hotline, dann sagte der Hannoveraner Servicepartner: „Dieser Fehler gehört uns nicht, frag die TI!“.
    • 2 Anrufe bei der Hotline der Telematikinfrastruktur: „Ja, das klingt nach Fehlkonfiguration, aber das liegt nicht an uns. Wir haben das nur eingerichtet. Das macht der Vertriebs- und Servicepartner.“ Immerhin war die Mitarbeiterin bereit, ein elektronisches Ticket zu erstellen, damit der Partner weiß, dass es ein  Problem gibt.
    • 4 weitere Anrufe mit „Leider ist unsere Hotline überlastet, bitte rufen Sie später noch einmal an!“ Der letzte ging weit in den Feierabend,  dann war die Hotlinezeit zu Ende.

    Es sind noch 16 Arbeitstage, bis die Nutzung des e-Rezept Gesetz ist. Noch ist Hoffnung.

    28.11.2023

    Gestern haben wir nach 3 Wochen kontinuierlichem Anrufen in der Hotline von CGM Medistar die angekündigte Komfortsignatur für die Telematikinfrastruktur bekommen. Man kann also jetzt morgens die TI freischalten, also 250 elektronische Unterschriften blanko und im Voraus auf einen Rutsch leisten. Ich muss also keine weiteren Sorgen vor einem Mausellenbogen haben.

    Damit ist der vorläufige Endausbau der Telematikinfrastruktur erreicht, mehr wird nicht kommen. Aktueller Stand:

    Elektronische Krankschreibung: Ich muss zum Feierabend einmal auf einen Knopf drücken, alle 1-5 Krankschreibungen des Tages gehen innerhalb 1 Minute zu den Krankenkassen. Funktioniert.

    E-Rezept: Ich kann von genau einem Arbeitsplatz der Praxis Rezepte signieren. Dazu muss ich nur an dem Platz sitzen und pro Rezept 35 Sekunden Ruhe bewahren. Der Platz ist so lange gesperrt, andere Computerarbeiten sind nicht möglich. Rezepte zum Signieren schicken kann jede Mitarbeiterin von jedem Arbeitsplatz. Klartext: Wenn Tresen und Labor 10 Rezepte in die Warteschleife tun, sitze ich 5 Minuten vor meinem Rechner und meinem Patienten und kann nur über das Wetter reden oder Minecraft spielen. Alternative: Eine Massensignierung abends ist möglich, aber die Kontrollausdrucke für die Patienten kommen erst nach dem Signieren raus. Das E-Rezept ist Zeitfresser erster Ordnung, viel Laufwege, weil die Rezepte woanders gedruckt werden, als sie veranlasst werden.

    E-Arzt-Brief: Man kann jetzt dank der Komfortsignatur von 6 Arbeitsplätzen aus e-Arztbriefe schreiben. Der absendende Arzt bekommt sie nicht zu sehen, sie signieren sich selbst. Nach jedem Brief steht der Rechner 34 Sekunden zum Signieren still. Abhilfe: Nach Feierabend an 2 Rechnern gleichzeitig nebeneinander Briefe schreiben. Immer, wenn ein Rechner gesperrt ist, gehe ich zum anderen – also einmal alle 40 Sekunden. Das Tempo verdoppelt sich. So etwas geht nach Feierabend, wenn die zwei Tresenplätze frei sind. Damit dauert ein Brief  22 statt 3 Sekunden, kein Vorteil.

    24.11.2023

    Das Leben ist voller Leid, Krankheit, Schmerz – und zu kurz ist es übrigens auch … Woody Allen

    Die Telematikinfrastruktur mit dem E-Rezept und dem E-Arztbrief macht mich krank. Dabei geht es nicht um den Ärger wegen der schlampigen Programmierung, sondern um einfache, messbare, mechanische Probleme. Seit Wochen habe ich eine recht hartnäckige Epicondylitis humeri radialis rechts, traditionell Tennisellenbogen und modern Mausellenbogen genannt, die ich mir nicht wirklich erklären konnte. Ja, ich spiele brutal Golf, aber das erwischt den anderen Bandansatz und da war nichts. Außerdem hat das Golfen nie Schmerzen bereitet. Ich hab es trotzdem gelassen. Dann habe ich zur Freude der Mitarbeiterinnen alle Tastaturen der Praxis und zu Hause gegen teure extraflache Kurzhubtastaturen mit definiertem Druckpunkt getauscht – etwas besser. Seit einer Woche habe ich eine Zwangspause wegen Corona und darf nicht in die Praxis, es wurde zum ersten Mal schnell besser. Und als ich heute Nachmittag einsam und allein in der Praxis saß, um die aufgelaufenen 120 e-Arztbriefe der letzten Woche zu schreiben und zu signieren, da ist mir aufgefallen: Es ist die sehr schwergängige Tastatur des Orga-6141-Chipkartenlesegerätes, die die Beschwerden auslöst. Die Tasten sind nicht nur schwergängig und ohne Enddruckpunkt, sondern auch in einer völlig unergonomischen Schräge montiert, die das Handgelenk überstreckt. 60 e-Rezepte pro Tag und heute 120 e-Arztbriefe a 7x kräftig mit dem Zeigefinger drücken reichen zum Auslösen und Unterhalten eines Mausellbogens.

    Konsequenz: Ich werde keine e-Rezepte und e-Arztbriefe mehr schreiben, bis CGM Medistar die seit 4 Wochen versprochene Komfortsignatur installiert hat. Könnte dauern, sie kassieren ja schon lange für die Wartung der nicht installierten Funktion. Erkenntnis: Telematikinfrastruktur tut weh.

    10.11.2023

    Das größte Problem mit der Kommunikation ist die Illusion, sie sei gelungen. George Bernard Shaw

    Ich habe jetzt jeden Tag 40 e-Arztbriefe  geschrieben, signiert und verschickt – einfach so zum Üben und zum Probelauf. Außerdem spart es Papier, das ist gut für die Umwelt. Schreiben 4 Sekunden, Signieren und Verschicken 50 Sekunden. Das größte Problem ist derzeit das Herausfinden der KIM-Adressen der Zuweiser. Selbstverständlich steht das nicht auf der Überweisung – Datenschutz. Genauso selbstverständlich gibt es auch keine zentrale Adressdatenbank der Ärzte – Datenschutz. Was es gibt, ist ein nur mit den eigenen Augen durchsuchbares Verzeichnis aller registrierten KIM-Adressen mit einer rudimentären Suchfunktion. Wenn jemand z.B. Dr. Sensse sucht, ist das leicht. Nur eng mit uns Verwandte heißen wie wir. Wenn man zum Beispiel Frau Dr. Appel in Sassenburg sucht, dann lernt man bei der Gelegenheit, wie viele Ärzte, Apotheker und Physiotherapeuten es in 24376 Kappeln gibt und merkt, wie viele Mitarbeiterinnen die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege in Hamburg, Pappelallee 33-37 in Hamburg hat. Die haben alle eine KIM-Adresse. Die Suche nach Kollegen, die Müller heißen oder in Wolfsburg oder in einer Bahnhofstrasse arbeiten, ist frustrierend. Dr. Pschrembel oder jemand in der Eitelbrotstraße ist einfacher, da kommt jeweils nur eine Adresse hoch. Bei 31311 Uetze kamen schon wieder Massen, die Schütze heißen.

    Dabei ist noch nicht einmal festgelegt, dass der Name der Ärzte in der Adresse oder in der hinterlegten Ärztedatei vorkommt. Selbstverständlich gibt es zulässige Adressen wie „die-hausaerzte.ti.kim.de“, das ist wenig informativ. Hinter „OnkologieamKlieversberg.ti.kim.de“ steckt ein Medizinisches Versorgungszentrum mit 6 Fachrichtungen, 2 Standorten und über 30 Ärzten. Angestellte Ärzte und Mitarbeiter von MVZs haben in der Regel keine eigene KIM-Adresse, da gilt die vom Chef. Der hat die gleiche Postadresse, aber nicht unbedingt dieselbe Fachrichtung. Frohes Suchen!

    Wenn man Kollegen fragt, welches ihre KIM-Adresse ist, kommt häufig „Was ist das denn?“ oder „Haben wir nicht!“. Letzteres stimmt einfach nicht, denn dann könnten die Kollegen seit einem Jahr niemanden mehr krankschreiben. Sie wissen nicht, dass sie eine KIM-Adresse besitzen, weil ihr EDV-Dienstleister die Adresse generiert, aber sie nicht informiert hat. In den KIM-Postfächern dieser Kollegen liegen womöglich die vermissten Briefe der letzten Monate. Das ist uns ja auch schon so gegangen.

    Wie lange dauert das?: Für 40 E-Arztbriefe mit Adresse recherchieren und signieren und 5 traditionelle Briefe per Fax mit der Mitteilung, die Kollegen mögen mal bitte ihre KIM-Adresse mitteilen, habe ich 1,5 Stunden benötigt. Das frustriert. Den ganzen Vorgang kann ich nicht an die Mitarbeiterinnen delegieren, denn während der Arbeitszeit wird der Computerarbeitsplatz zum Signieren der e-Rezepte benötigt.

    Warum dauert das so lange? [Aufruf E-Arztbrief]. Der Computer schaut, ob er einen Adressaten schon in der Datenbank hat und überprüft, ob der Kollege in den 10 Minuten seit dem letzten Aufruf seiner KIM-Adresse seine Praxis verkauft oder verlegt hat. 9 Sekunden bis hier. [Klick: Adresse aussuchen]. Der Computer stellt alle Daten seit dem letzten E-Arztbrief, ersatzweise die letzten 2 Quartale zusammen und fragt dann: Vorlage erstellen, Brief probeweise drucken oder tatsächlich versenden. weitere 3 Sekunden [Versenden]. Jetzt kann ich zum ersten Mal den fertigen Brief aus PDF sehen, auf Fehler kontrollieren und leider nichts ändern, dazu muss ich aus dem Briefmodul raus und in die medizinischen Daten zurück. 4 Sekunden fürs PDF erstellen Zwei Klicks [Die Einwilligung des Patienten in den Versand seiner Daten per E-Arztbrief liegt vor] und [Versenden]. Jetzt erstellt der Computer die PDF-Datei, signiert sie und zeigt mir die Mitteilung „… 70%…“ für 21 Sekunden. Dann gebe ich [meine 6stellige PIN][Enter] ein und sehe 13 Sekunden lang „… Brief wird versandt, 90%“. Letzter Klick: „Der Brief wurde versandt, elektronisch archiviert und steht in den medizinischen Daten zur Verfügung“. [OK]. Macht 5 Klicks und eine PIN-Eingabe in 50 Sekunden. Dazu kommen das Lesen, die Adresssuche und die Fehlerkorrektur.

    Ich habe übrigens in diesem Monat schon 2 (in Ziffern: zwei) E-Arztbriefe empfangen. Ab 1.1.24 sollen wir alle per Gesetzeserlass nur noch über KIM und e-Arztbrief kommunizieren. Zumindest werden dann Fax und Briefmarken nicht mehr bezahlt. Das Fax gibt es eh nur noch in der Medizin. Trotzdem sind das nur noch 6 Wochen und das System ist mächtig unvollkommen.

    06.11.23

    Wer von der Hoffnung lebt, stirbt an Enttäuschung.  (Aus Spanien)

    Der Tag gestern begann mit einer Fehlermeldung auf allen Plätzen: „Es wurde festgestellt, dass die Fast Recovery Area Ihrer Oracle Datenbank mehr als 80% des reservierten Speicherbereiches beansprucht. Bitte kontaktieren Sie zeitnahe Ihren Vertriebs- und Servicepartner, um einen Stillstand des CGM Mediastar Systems zu verhindern.“ Stillstand ist ungünstig. Erster Anruf bei der Hotline, man war nicht zuständig, leitete mich aber an die Technik weiter. Hier geriet ich an einen freundlichen Mitarbeiter namens Husein, der begrenzt brauchbar deutsch sprach, das Problem erst nicht verstand und dann ganz schnell „SHUTDOWN IMMEDIATE“ in die Steuerung eingab. Der Befehl bedeutet „Abschuss der Datenbank ohne Rücksicht auf laufende Prozesse!“ und sollte in einer laufenden Sprechstunde nicht benutzt werden. Für eine Fehlersuche ist er auch nicht nötig.

    Bereits 22 Minuten später lief der Server wieder und die Sprechstunde konnte weitergehen. Die Ursache der Meldung wurde nicht gefunden, so dass mir für heute 15.00 Uhr ein Termin mit dem Second-Level-Service (also Leuten mit noch mehr Ahnung) gemacht wurde. Ich werde dort als Erstes fragen, ob man wieder die Datenbank außer Betrieb setzen muss. Dann sollte die Wartung außerhalb der Sprechstunde stattfinden. Aber da arbeiten die Computermenschen meist nicht.

    Weitergegangen ist das Projekt „E-Rezept“. Wir haben jetzt für einen Tag alle Rezepte als e-Rezepte ausgestellt. Die Laufwege verlängern sich für die Mitarbeiterinnen, weil das nur an einem Platz funktioniert. An dem Platz erstelle ich jetzt nur noch E-Rezepte, um die Mitarbeiterinnen zu schulen. Ich habe reichlich Gestöhne wegen der vielen Mikropausen, das erste E-Rezept dauert jetzt 23 Sekunden, jedes weitere 10 Sekunden. Das ist schon fast erträglich.  Niemand kam zurück, alle E-Rezepte konnten eingelöst werden.

    Bei Doccheck habe ich die folgende Grafik „Roadmap zum E-Rezept“ gefunden.


    Ab Juli 2025 wird also das Betäubungsmittelrezept für starke Schmerzmittel elektronisch. Das ist doch mal richtig gut, denn wegen diesem Teil betreiben wir einen Nadeldrucker für die 3 Durchschläge und diese Kreissäge nervt von Geräusch, Unzuverlässigkeit beim Formulareinzug und Wartungsaufwand.

    Der nächste Probelauf betrifft den E-Arztbrief. Eine Mitarbeiterin bereitet die Briefe vor, ich lese und signiere. Das kostet mich für 20 Briefe 18 Minuten gegenüber 3 vorher, dafür müssen die Mitarbeiterinnen die unterschriebenen Briefe nicht mehr scannen und durch die Gegend faxen. Zum Motivation bekommen ich 27 ct pro E-Brief statt 10 ct fürs Fax.
    Gut finde ich, daß der E-Arztbrief standardmäßig im Format PDF kommt, also brauchbar für die nächste EDV-Baustelle Digitale Patientenakte ist. Schlecht finde ich, dass das Formular zwar Standardplätze für Anamnese, Befund, Diagnosen, Medikamente uNd Therapie hat, aber keinen Platz (nicht keinen Standardplatz, sondern gar keinen) für Labor, Röntgen  oder Sonographie.  Das soll eine Verbesserung des nächsten Update sein, so weit war Medistar halt noch nicht. Man arbeitet ja erst 3 Jahre an dem E-Arztbrief.

    Schlecht finde ich die vielen Mikropausen, wenn ich dem Rechner beim PDF-Erstellen, verschlüsseln, Routen und versenden zuschaue. Ich kann nebenbei Minecraft spielen, aber das gehört leider nicht zu den Primärkompetenzen eines Facharztes.

    2.11.23

    Gestern habe ich wieder einmal ein bahnbrechendes Update von CGM Medistar eingespielt. Das e-Rezept braucht jetzt nur noch 33 Sekunden, es ist schneller. Das Papierrezept braucht 2 Sekunden. Der e-Arztbrief kann jetzt (endlich) die KIM-Adresse des Empfängers selber raussuchen.

    27.10.23

    Heute habe ich kopfschüttelnd ein Interview mit Herrn Markus Leyck Dieken gelesen. Herr Diecken war Geschäftsführer der Gematik, die als Digitalagentur die technischen Abläufe der Telematikinfrastruktur verantwortet. Ich habe erfahren, dass im Lastenheft für die Softwareentwickler e-Rezept stand: „Zwei Klicks und der ganze Vorgang unter 5 Sekunden“. Dann soll es einen TI-Score geben, auf dem ich sehen kann, wie weit „meine“ Software bei der Umsetzung dieser Vorgeben ist. Schön, aber realitätsfern.

    Das obere Bild ist vom TI- Score. Immerhin steht da, dass CGM Medistar wesentliche Teile der Vorgaben zum E-Rezept umgesetzt hat, es fehlen nur die Akzeptanzkriterien „Zeit“ und irgendwelche Qualitätskriterien. Zu deusch: Es funktioniert teilweise. Das untere Bild ist vonnden anderen E-Anwendungen. Es zeigt, dass wir besser noch nicht über die elektronische Patientenakte reden, beim E- Rezept hängen, die e- Arbeitsunfähigkeit umgesetzt wurde und Medistar den e-Arztbrief zumindest als Problem erkannt hat. Andere Firmen haben dort vier grüne Kullern.

    Der TI-Score beruht wohlgemerkt auf der Selbsteinschätzung der IT-Firmen. Genausogut kann ich Frau Nancy Faser fragen, ob unsere Strassrn in Neukölln sicher sind.

     

    21.10.23

    Freiheit ist immer auch die Freiheit der anderen. Rosa Luxemburg.

    Wir haben heute darüber gesprochen, was das E-Rezept für andere bedeutet. Wenn wir 70 Rezepte a 42 Sekunden täglich signieren müssen, dann kann das nicht während der laufenden Sprechstunde passieren. Es kann auch nur noch ein Rechner pro Arzt, nicht aber der Tresen Rezepte drucken. Also wird die „Komfortsignatur“ abends, vielleicht auch zwischendurch mittags laufen gelassen.

    • Patienten werden nicht mehr kontrollieren können, ob alles auf dem Rezept ist. Es entsteht ja erst abends, wenn sie zu Hause sind.
    • Man kann nicht mehr auf dem Weg nach Hause in der Apotheke vorbeifahren. Also werden die Apotheken in Ärztehäusern ihr Geschäftsmodell ändern müssen.
    • Wer die Gematik-App nutzt, wird nach Freischaltung der Rezepte abends nicht zur Apotheke fahren, sondern die Rezepte zu einer Internetapotheke weiterleiten. Das ist ein großes Problem für die Apotheken vor Ort, ein Konjunkturprogramm für Lieferdienste und eine  zusätzliche Umweltbelastung.
    • Der Arzt arbeitet abends eine Stunde länger, weil er die Rezepte freischalten muss – mit 4 Mikropausen pro Rezept.
    • Ob wir dringend benötigte Rezepte an der Schlange vorbei sofort freischalten können, weiss ich noch nicht.
    • Apotheker könne nicht lieferfähige Medikamente auf dem e-Rezept nicht ändern, so wie das beim Papierrezept möglich war. Im Falle von Korrekturen fährt irgendwer durch die Gegend oder telefoniert herum.

    Herr Spahn sagte damals: „Das E-Rezept wird die Arbeitsabläufe in Arztpraxen und das Arzt-Patienten-Verhältnis ändern.“ Recht hat er. Leider ist Veränderung nicht automatisch Verbesserung.

    Auf lange Sicht läuft es darauf hinaus, dass die Signaturkarten der Ärzte in den Chipkartenlesegeräten am Tresen stecken, dass jede einzelne Mitarbeiterin meine PIN kennt und dass jeweils die rangordnungsniedrigste Mitarbeiterin den stumpfen Job des Signierens hat. Das ist dann weder datenschutzgerecht noch zulässig, aber es gibt weiter schnell Rezepte. Wenn dann auch noch Heilmittelmund Sanitätshäuser an die TI angeschlossen sind, darf sie immerhin 200x pro Arbeitstag die PIN eingeben.

    6.10.23

    täglich grüßt das Murmeltier...

    Heute gab es ein Update von CGM Medistar, das die Medikamentendatenbank von Stand 15.9.23 auf Stand 1.9.23 downdatete. Danach habe ich ein Update von Ifap installiert, das die Medikamentendatenbank vom 1.9. auf den 1.10.23 updatete. Geht das nicht einfacher?

    27.9.23

    Ich habe keine Angst vor Computern. Ich habe Angst vor dem Mangel an ihnen. Isaac Asimov

    Letzte Woche gab es zwei Versuche von Patienten, uns auf ihre elektronische Patientenakte zugreifen zu lassen. Beide Patienten scheiterten an der Unkenntnis ihrer eigenen PIN. Meine Kompetenz wurde in Frage gestellt, weil ich die Apps der AOK und der DAK in ihren Menüunterpunkten nicht kannte. Es ist weiterhin grober Unfug, dass 80 pluralistische Krankenkassen 80 pluralistische Apps mit eigenen Regeln und Optionen haben dürfen.

    Die gute Nachricht dahinter: Die Nachfrage nach elektronische Patientenakte steigt. Sonst noch was? Ein reibungsloses Update und zwei Abstürze je unter 30 Minuten Schaden.

    Das Problem der Woche war ein Update wahrscheinlich des TI-Konnektors mit nicht kommunizierter „Verbesserung“ der Sicherheitsfunktionen. Es müssen schon immer alle Krankschreibungen elektronische signiert werden, neuerdings auch die etwas zunehmenden e-Arztbriefe. Das macht man nach der Sprechstunde, wenn die Mitarbeiterinnen schon gegangen sind. Und genau diese Funktion gab auf einmal  Fehlermeldungen, ging nicht mehr und machte alle noch eingeschalteten Rechner langsam. Kurzes Gespräch mit der Hotline (1 h warten, 2 min sprechen) ohne Besserung. Kompletter Anlagenneustart ohne Besserung, ein langer Mittwochnachmittag mit der Hotline brachte dann die einfache, „logische“ Lösung: Früher suchten alle Telematikinfrastrukturkomponenten nach ihrem Hauptchipkartenlesegerät und überprüfen neben meiner Karte (an meinem Arbeitsplatz) auch die Anwesenheit und Signierung der ganzen Praxis (am rechten Tresenplatz). Beide haben immer Strom. Nun schaut die Anlage nicht mehr direkt, sondern über den zugeordneten Rechner auf das Lesegerät am Tresen. Und wenn der Tresenrechner ausgeschaltet ist, geht „manchmal“ die ganze Telematikinfrastruktur nicht mehr. Folglich bleibt jetzt nach Feierabend ein Rechner mehr an. Umweltschutz und DStromsparen gehen anders und danke für die 6 Stunden Zeit für die Fehlersuche.

    14.9.23

    Was Du schwarz aus weiß besitzt, das kannst Du getrost nach Hause tragen. altes Deutsches Sprichwort.

    Zwei neue Fehlschläge von der ePa-Front: Gestern kam der erste Patient mit der Barmer-App und versuchte, uns Zugang zu seinem elektronischen Patientenausweis zu gewähren. es hat eine viertel Stunde Sprechzeit gekostet, dann wussten wir: die Barmer-App möchte nicht nur eine Freigabe vom Patienten, sondern zusätzlich noch die Patientenchipkarte im Lesegerät und die PIN des Patienten. Die war nicht zur Hand. So bekamen wir über 20 Minuten lauter Einzeldokumente per mail und das Personal war beschäftigt. Schade. Das hätte der erste Patient mit einer echten ePA sein können. Weil  jede Krankenkasse eine eigene App mit eigenen Zugriffsrechtevergaben hat, können wir uns noch auf ein paar Schnittstellenprobleme gefasst machen.

    Zweite Erkenntnis: Unsere erfolgreichen Versuche, Daten auf im ePA unserer Tochter zu speichern, sind ein Jahr her. Folgerichtig hat die HKK-App oder die Datenbank, die dahintersteht, vor 14 Tagen mitgeteilt, dass ein Jahr lang nicht schreibend auf die ePA zurückgegriffen wurde und die Daten daher gelöscht werden. Gestern kam die Löschmitteilung. Ein kurzer Check ergab: Ja, alle Daten sind weg. Ich habe zwar Leserechte für 5 Jahre bekommen, aber da ist nichts mehr. Konsequenz: Ein Datenspeicher, der nur 1 Jahr lang hält, ist als medizinische Datenbank zur Langzeitspeicherung ungeeignet. Eine Datenbank, in die man nur eingeben, aber im Bedarfsfall nicht herausholen kann, nennt man auch Datengrab. Folglich werden die Ärzte, die den ePA pflegen müssen, als Grabpfleger mißbraucht.

    5.9.23

    Es ist Mittag, die Computer erzählen: „SOAP-Fehler Nr. 28“ und nichts läuft: keine Chipkarteneinlesung, keine AU-Meldungen und wenn wir die e-Rezepte nutzen wollten, dann wären diese jetzt auch tot. Die Hotline erzählt seit einer halben Stunde: „Herzlich Willkommen bei der Compugroup Medical AG, ihrem Support der Telematikinfrastruktur. Zur Zeit sind alle Mitarbeiter im Gespräch. Bitte haben Sie einen Moment Geduld, der nächste freie Mitarbeiter ist schon für Sie reserviert. Bitte halten Sie, wenn möglich, Ihre Kundennummer bereit, damit wir Ihr Anliegen zügig bearbeiten können. Unter www.cgm.com/ti-radar informieren wir Sie bei eventuellen Störungen de Telematikinfrastruktur inclusive mögliche Maßnahmen. Vielen Dank!“ und ich frage mich wieder einmal, ob es nicht mittlerweile wirtschaftlicher ist, 10 % Honorarabzug zu akzeptieren und den ganzen teuren dysfunktionalen EDV-Kram abzuschaffen.

    29.8.23

    Was nützt die beste Informationstechnik, wenn sich die Menschen nichts zu sagen haben? Reinhard Schrutzki, dt. Computerspezialist, Hamburg

    Heute haben wir die neuen Module „Notfalldatensatz“ und „elektronischer Medikamentenplan“ bekommen. Rechnung ist schon da, 1424 € für 3 Minuten Technikereinsatz und das Ganze funktionierte sofort. Testlauf: Für die Erstellung eines Notfalldatensatzes benötigen wir mit Erfragen der Informationen 15 min und bekommen 9,19 €. Es wird sich durchsetzen – hofft Karl Lauterbach.

    23.8.23

    Im Rheinland sagt man: Die Menschen, die (…) zu häufig von der Ehrlichkeit sprechen, das sind die größten Lügner. Karl Lauterbach

    Wir wurden mal wieder von Herrn Professor Lauterbach belogen. Die angeblich kostenneutrale Änderung der Förderung die Telematikinfrastruktur bedeutet, dass jetzt zu jeder Abrechnung geprüft wird, ob alle Module gekauft und installiert sind. Wir müssen also einen Schreiber für Notfalldatensätze für 2 Ärzte a 249 € und einen Schreiber für den elektronischen Medikationsplan a 349 € für die Praxis und nochmal 150 € für jeden Arzt kaufen. „Gerade mal 1197 €“ könnte man sagen, wenn die Mehrwertsteuer nicht wäre. Vielleicht wird die Technik irgendwann einmal genutzt, auf jeden Fall erhöht jedes Modul die Wartungskosten und die Komplexität, damit die Ausfallwahrscheinlichkeit unserer Computer. Technisch handelt es sich um zwei einfache Texteditoren mit erweiterten Sicherheitsfunktionen, die als Module schon vorliegen und einen guten Programmierer kaum mehr als einen Abend kosten dürften. Bei 100.000 niedergelassenen Ärzten nimmt die Softwareindustrie hier etwa 60 Millionen € für zwei einfache Programme von der Intelligenz eines einfachen Texteditors ein – und hinzu kommen nochmal monatlich 17,10 € monatlich für die „Wartung“ – mal 100.000 Praxen sind das auch wieder Millionen.

    Da sowohl der Notfalldatensatz als auch der elektronische Medikamentenplan bei Zugriff signiert werden, vergehen bei jeder Nutzung 40 Sekunden fürs Authentifizieren und die Technik ist nur an einem Arbeitsplatz nutzbar. Wir können zwar mehr Computer und Schnittstellen kaufen, aber nur einen e-Arztausweis. Mist. Herr Lauterbach sollte verpflichtet werden, die interne Kommunikation in seinem Ministerium über die von ihm gepushte Telematikinfrastruktur abzuwickeln. Dann wäre schlagartig Funkstille oder die Qualität und Nutzerfreundlichkeit würde steigen.

    9.8.23

    Ihre Regierungstätigkeit hat sich vielleicht für Sie gelohnt, aber nicht für die Bevölkerung. Gregor Gisy

    Drei Wochen keine Abstürze – es war Urlaub. Nun standen die Rechner wieder mit Fehler 257, 1034 (ISAM-Dienste) eine Stunde still und die Hotline machte nervige Warteschlangenmusik dazu. Unser chronisches Problem, die Telematikinfrastruktur, hat damit nicht zu tun, es war ein Pufferüberlauf in der Oracle-Datenbank. Welcher Arzt soll so etwas erkennen, behandeln und die Vorsorge leisten?

    Heute Morgen kam in den Nachrichten, dass das E-Rezept jetzt auch über die Chipkarte funktioniert. Das soll es schon seit 1.7.23, tut es aber nicht. Wir haben es probiert und die Hotline angerufen. Ergebnis: Die Funktion „E-Rezept auf die Versicherungskarte speichern“ wurde wegen Sicherheitsmängeln aufgeschoben. Das hat man auch Herrn Professor Lauterbach und seiner Pressestelle gesagt, aber die Information wurde dort nicht geistig verarbeitet, weil sie unerwünscht wurde. Und so konnte man dann bekanntgeben, dass die Digitalisierung durch die unwilligen Ärzte ausgebremst wurde. Ich hörte das in den Nachrichten des NDR und von ganz vielen Patienten, die auch NDR gehört haben. Zum ersten mal hab ich „Lügenpresse!“ gedacht.

    3.7.23

    Kompromiß – die einzigen zwei Halbheiten, die nicht ein Ganzes ergeben. Mathematisch unmöglich, aber demokratisch. – Oliver Hassencamp

    Seit Donnerstag wissen wir, dass wir a) ab heute die Rezepte auf die Chipkarten der Patienten speichern sollen und b) ab 1.1.2024 das Speichern auf der Chipkarte die Norm ist. Leider wissen wir nicht, wie das geht und unsere Tochter, mit deren voll freigeschalteter Chipkarte ich sonst neue EDV-Abläufe teste, ist im wohlverdienten Urlaub in Schweden. Andere sind nicht so weit, sie wissen nicht einmal, dass sie diese EDV-Fähigkeiten haben könnten.

    Seit Freitag wissen wir, dass die Bezahlung der EDV-Tollereien der Telematikinfrastruktur neu geregelt wird. Krankenkassen und Ärzteverbände konnten sich nicht einigen, also hat Herr Lauterbach festgelegt: Wer nicht alles am Funktionieren hat, bekommt massive Abzüge. Bravo, Herr Minister. Drei Tage Vorwarnzeit reichen bei Technik, die 6 Monate Bestellzeit haben, sicher voll aus für neue Regelungen. Der Gesundheitsminister ist mit seinen Regeln noch schneller als Herr Habeck mit dem Heizungsgesetz.  Aber dafür verärgert er nicht das halbe Volk, sondern nur die halbe Ärzteschaft. Halbheiten scheinen also derzeit die Regel zu sein.

    29.6.23

    „Hilfsbereitschaft kann nicht durch Erlässe hergestellt werden. Sie muss in den Herzen der Menschen entstehen.“ (Sigmund Widmer)

    Lange war alles gut. Nun hatten wir wieder einmal an 2 Tagen hintereinander Medistar-updates. Jetzt ploppt bei jedem Patienten nach jeder Leistungszifferneingabe (etwas Häufiges) ein Fenster auf. <Gutes Geld für gute Arbeit: 01480-Beratung über Organspende 7,47 €>. Das soll man dann wegklicken. Wenn man draufklickt, kommt die nächste Fehlermeldung: [PDF-Fehler, Dokument nicht vorhanden, Dokument kann nicht geöffnet werden]. Bevor das mit einem ganzen Packen anderer Abrechnungstips deaktiviert war, waren die Mitarbeiterinnen (ohne I_*@…, ich bin hier der einzige männliche Mann) ganz schön genervt.

    Der Hintergrund ist eine Initiative zur Unterstützung der Organspende – das Nachdenken ist eine unterstützenswerte Sache. Alternativ könnte die Regierung die opt-out-Lösung wählen: Jeder wäre in Zukunft Organspender, wenn er nicht vorher widerspricht. Das haben wir noch nicht, es wäre auch ein guter Grund zum Widerstand und eine Werbung für die AFD.

    Im Gegensatz zum Zwang zur Spende finde ich die Überzeugung zur Spende sehr richtig. Daher habe ich alle Patienten, wo es die Zeit erlaubte, darauf angesprochen. Einige hatten einen Organspendeausweis, einige fanden mein Ansprechen gut und wollten einen. Und da kommt dann die Schelte: Wenn uns die Obrigkeit elektronisch zur Motivation zur Organspende motiviert, dann sollte sie uns bitte auch vorwarnen oder Organspendeausweise zur Verfügung stellen. Wir hatten keine Organspendeausweise.

    Falls jetzt jemand sagt „gute Idee“, die Dinger gibt es bei der BZGA. Wir haben sie erst nächste Woche. Dann werde ich auch meinen zerflederten Organspendeausweis durch ein abriebfestes Plastekärtchen ersetzen. Egal, an wen oder was man glaubt: Wenn es ein „da oben“ gibt, kommt man dort mit einer Niere weniger und dafür etwas mehr Karma besser an.

    17.06.23

    No News are good News.

    Außer ein paar Updates und ein paar Abstürzen, die unter 30 Minuten zu beheben waren, war nichts – oder fast nichts. Der dritte Patient hat eine funktionierende Gematik-App und kann etwas mit E-Rezepten anfangen. Damit sind wir über die ein-Promille-Grenze. Neue digitale Gesundheitsanwendungen sind nicht in Sicht, die alten werden wenig genutzt. Hauptproblem bleiben die langen Einloggzeiten um 25 Sekunden beim E-Rezept und der elektronischen Krankschreibung.

    19.4.2023

    Vertrauen kann man verschenken, gewinnen, verlieren, aufbauen oder zerstören, aber niemals ersetzen.

    Eine Weile wurde nichts geschrieben, weil alles lief oder Urlaub war. Nun begrüßen uns der Computer und alle Rechner heute morgen mit der Meldung  „Fehler 1033, bitte Hotline anrufen!“. Fehler 1033 heißt im Klartext, dass die Datenbank  weg oder nicht erreichbar ist. Das hatten wir mit der alten Oracle-Datenbank nie. Gegen 8.00 Uhr habe ich die Hotline schon erreicht und erfahren, dass man hier nicht zuständig sei und die Technik benötige und schon hatte ich wieder die Warteschlangenmelodie. Gegen 8.15 erfuhr ich dann, dass alles in Ordnung sei. Die neue Datenbank mache beim Hochfahren zufällig einige Minuten Wartungsläufe, zeige das aber nicht an und sei dann irgendwann einsatzbereit. So war es dann auch.

    Vorletzte Woche ist unser Knochendichtemeßgerät nach 15,8 Jahren Standzeit irreparabel ausgefallen. Dann müssen wir es halt ersetzen oder die Osteologie aufgeben. Es gab diverse Angebote für Neugeräte – zwei Geräte aus Korea, einmal „günstige“ 27 T€, so sah es auch aus und einmal 33 T€, das Gerät sah ungewohnt, aber vertrauenerweckend aus. Leider wären die Ergebnisse mit dem alten Gerät nicht vergleichbar gewesen. Der Hersteller des Altgerätes Hologic aus den USA hatte mehrere Angebote, alle preislich über den koreanischen Geräten. Für das günstigste Gerät standen 6 Monate Lieferzeit im Raum, das Gerät wollen fast alle. Für knapp unter 40.000 € bekommen wir jetzt ein Gerät, das etwa 8000 € im Jahr einspielt, wenn man den Strom, die eigene Arbeitskraft und die Mitarbeiterinnen mit Null ansetzt. Abzüglich Kosten für Menschen bleiben uns pro Jahr 2500 € an Einnahmen. Wir haben es noch 7 Jahre bis zur Altersrente. Folglich wird uns unser Steuerberater wieder einmal darauf aufmerksam machen, dass wir zu doof sind zum Geldverdienen. Wir wussten das vorher. Trotzdem steigt der Preis für eine Knochendichte für Selbstzahler von 50 auf 65 €. Bei den meisten Patienten läuft die Untersuchung zu Kassenlasten, weil sie schon Knochenbrüche oder Tumore hatten oder viel Kortison bekommen. Die Krankenkasse bezahlt aktuell 30,80 € für die Untersuchung – nicht kostendeckend. Dafür haben auch nur 27 der 337 Orthopädenpraxen in Niedersachsen die Genehmigung zur Kassenabrechnung der Knochendichtemessung beantragt – per IGEL rechnet es sich besser.

    Aus der gleichen Abrechnungsstatistik konnte ich sehen, dass von 337 Praxen

    • 47 Praxen allgemeine und 15 spezielle medikamentöse rheumatologische Leistungen abrechnen. Ich kannte nur 5.
    • 41 Praxen Termine für die Terminservicestelle angeboten und abgerechnet haben.
    • 307 Praxen ein Röntgengerät und 265 ein Ultraschallgerät besetzen und abrechnen. Wir glaubten, das sei selbstverständlich.
    • 36 Praxen gegen Grippe mitgeimpft haben, 5 gegen Herpes zoster, 4 gegen Tetanus, 2 gegen Pneumokokken und wir als Einzige gegen Hepatitis B. Impfungen gegen Covid-19 standen nicht in der Statistik.
    • 65 Praxen haben e-Arztbriefe geschrieben, dann bei 2,6 % ihrer Patienten.

    Statistik ist spannend.

    19.3.2023

    Wir müssen dazu kommen, dass die Daten laufen und nicht die Bürger. Dr. Gerhard Schröder, Bundeskanzler in Deutschland

    Wochenendbeschäftigung: Die Oracle-Datenbank unseres Servers musste nach 6 Jahren auf die aktuelle Version umgestellt werden. Bei solchen Aktionen sind Datenbankverluste möglich – es hat etwas von Herztransplantation. Endlich war ich mal mit der Vorbereitung der Aktion von Medistar fast zufrieden. Das Script brauchte 2 Stunden. Dann hing ich noch eine halbe Stunde in Medistars Hotline, weil nichts lief – ein Dienst der neuen Datenbank war nicht gestartet. Nun läuft alles – 3 Stunden Sonntag weg.

    12.3.2023

    Wenn der Fortschritt zu schnell geht, stolpert er.  Markus Keimel (österreichischer Musiker, Komponist, Sänger und Autor)

    Wochenendbeschäftigung: alle Rechner sind auf Windows 11 umgestellt. Selbst unser Nadeldrucker für die Suchtmittelrezepte mit seinem Windows-XP-Treibern (neuer gibt es nicht) läuft. Dazu gab es die Vorbereitung der Quartalsabrechnung – lief auch gut.

    Technisches Wunder der Woche sind die KIM-E-Arztbriefe: Seit Anfang des Jahres haben wir keine Briefe empfangen. Jetzt habe ich bei Abruf am Sonntag plötzlich 6 Briefe aus Januar und Februar von verschiedensten Absendern. Ist da der Poststreik auf die elektronische Post übergesprungen, ist vor lauter Sicherheitsprozeduren das Tempo auf der Strecke geblieben oder sollte ich in Zukunft immer Samstag abends in die Praxis fahren, weil da der Postausgangsserver von KIM nicht so überlastet ist? Ich weiß es nicht.

    Was uns Sorgen macht, ist die Ankündigung von Herrn Professor Lauterbach, bis Ende 2024 hätte jeder, der es nicht abwählt, eine elektronische Patientenakte. Das gibt viel Zusatzarbeit für die, die die Akten befüllen müssen – für uns.

    23.2.2023

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie. Ernst Ferstl

    Fast zwei Monate funktionierten die Computer gut. Nun hat sich der erste Rechner „ohne dass jemand irgendetwas Ungewohntes geklickt hat“ plötzlich auf Windows 11 umgestellt. Konsequenzen:

    • Es sieht ein bisschen anders aus.
    • Es funktioniert noch alles.
    • Es macht Hoffnung auf eine problemlose Umstellung auch der anderen 11 Rechner.

    Nicht alles kann schief gehen, selbst wenn es von Microsoft kommt.

    6.1.2023

    So, die Telematikinfrastruktur geht seit gestern Abend wieder. Dafür haben wir ein Update mit einer Oracle-Datenbankmigration, das vor dem Start eine lange Reihe teurer Backup-Programme auf ihre Anwesenheit abfragt und dann mit der Fehlermeldung „keine Backup-Programm gefunden!“ endet. Auf die Idee, das Windows 120 selbst Backups kann, sind die Programmierer augenscheinlich nicht gekommen.

    4.1.2023

    Wer sich im alten Jahr nicht getraut hat, wird auch dem neuen Jahr nicht trauen. Herbert Wehner (1906-90), dt. Politiker (SPD).

    Ein neues Jahr und schon steht die Telematikinfrastruktur wieder: „Ti-Fehler: Code: 20049 Text: Fehler beim Signieren eines Dokuments: Algorithmen seit 2023 als unsicher eingestuft. Signaturalgorithmus des OCSP-Signer Zertifikats war nur bis 2022-12-31T23:59:59.999999999+01:00[Europe/Berlin] zugelassen.“ Schon nach einer Stunde erreichten wir die Hotline, die uns mit der guten Nachricht erfreute, dass der Fehler bei der Telekom läge, die die Karten ausgegeben habe und dass man da weder eine Lösung habe noch einen Grund, an einer Lösung zu arbeiten. Man sei nicht zuständig, bei allen anderen Ärzten funktioniere das Produkt tadellos. Nur die Hälfte der Praxen die ihre Arztausweise bei der Telekom gebucht habe, habe das Problem. Also warten wir ab, heute gibt es dann halt keine elektronischen AUs. Das ist gut, denn die Arbeitgeber wissen auch noch nicht alle, wie sie die e-AU ab 1.1.232 empfangen sollen.

    21.12.22

    Der Zweifel ist der Feind des Erfolges. Darum glaube daran, bitte dafür und hoffe darauf, dass alles so kommt wie gewünscht. Seibold, Klaus

    Gestern funktionierte die EDV noch nicht, heute problemlos. Ich werde mich darüber nicht beschweren. Mysteriös.

    20.12.2022 12.00 Uhr

    Tetris hat mich eins gelehrt: Erfolge lösen sich  in Luft auf, aber Fehler stapeln sich.

    Die kassenärztliche Vereinigung konnte mir leicht helfen, die SNC-B-Karte des alten Konnektors zu deaktivieren. Es war schon 8.10 Uhr erledigt. Seitdem funktionieren e-AU, e-Rezept und der e-Arztbrief mit KIM nicht mehr. Ich hänge seit 3 Stunden in der Hotline und höre den neuen Spruch: „Unsere Hotlinemitarbeiter sprechen auf allen Leitungen. Ihr Anruf ist uns wichtig. Bitte legen Sie nicht auf!. Bei direkter Neuanwahl erhöht sich Ihre Wartezeit. Vielen Dank!“ Das ist langweilig. Früher hieß das: „Alle Mitarbeiter befinden sich weiterhin im Gespräch. Ihr Anruf ist uns wichtig. Bitte legen Sie nicht auf!. Bei direkter Neuanwahl erhöht sich Ihre Wartezeit. “ Genauso nervtötend.

    14. Uhr, nach 55 Minuten Wartezeit in der Hotline und anderthalb Stunden mit einem freundlichem Hotlinemitarbeiter und mehreren Kollegen aus dem second-Level-Kundendienst sind wir um eine Erkenntnisserie reicher: Der Fehler, den wir haben, ist fast neu. Problem: Irgendwo auf dem langen Weg über das Telekom-Thrust-center, das Internet per VPN-Tunnel, den kassenärztlichen Verzeichnisdienst, den nächsten VPN-Tunnel, die KIM-Computer von CGM Medistar bis zu unserem neuen Konnektor vermischen sich die Zertifikate, die meine Echtheit als Arzt bezeugen sollen, von der deaktivierten Karte des alten entsorgten Konnektors mit dem neuen Zertifikat zu einem Fake-Dr. Sensse, der vom Computer abgewiesen wird. Der Fehler kann nicht sein, aber er passiert.

    Lösungsansätze:

    1. „Die Zertifikate im Verzeichnisdienst der Kassenärzte werden alle 24 Stunden aktualisiert. Schauen Sie doch morgen nochmal nach, hoffentlich geht es dann!“
    2. „Vielleicht hat die Kassenärztliche Vereinigung den Zertifikatsfehler verursacht. Rufen Sie dort noch einmal an!“
    3. „Die Telekom kann den Fehler nicht verursacht haben. Die Trust-Centren machen keine Fehler. Aber trotzdem: Wenn nichts mehr geht, reden Sie mit denen, ob Sie eine neue SMC-B-Karte bekommen, ohne die 432 € für die Neubeantragung zu zahlen. Kostet allerdings 4 Wochen und der Techniker muss nochmal kommen und den größten Teil des Konnektors neu einrichten – das kostet etwas Geld.“

    Wie schön, dass zu Weihnachten niemand die Telematikinfrastruktur braucht.

    20.12.2022  8 Uhr

    Vor einem Problem davonzulaufen vergrößert nur die Entfernung zu seiner Lösung.

    Gestern wurde trotz Glatteis unser neuer Konnektor, also der Verbindungscomputer der EDV zur staatlichen Gesundheitscomputerstruktur erneuert. Der Techniker war neu, fit und blockierte einen Arbeitsplatz am Tresen für nur drei Stunden – alles erträglich und nett. Die wichtigen Anwendungen Chipkartentest „Versichertenstammdatenabgleich“, elektronisches Rezept und elektronische Krankschreibung funktionieren wie vorher – also langsam. Die Verbindung zur Kassenärztlichen Vereinigung für die Abrechnung übermorgen geht auch, Test erst übermorgen möglich.

    Was nicht mehr funktioniert, ist die KIM-Schnittstelle „Kommunikation in der Medizin“ mit dem elektronischen Arztbrief. Zunächst kamen mit dem neuen Konnektor 54 Briefe von mindestens 3 Absendern hoch, die wir nie empfangen haben. Der Inhalt der Briefe war nicht entschlüsselbar – weil datenschutzgemäß ordentlich codiert. Vier Erkenntnisse:

    1. Die alte Installation war Mist. 4 Briefe erhalten, 54 verschluckt – eine Fehlerquote knapp unter 90 %.

    2. CGM behandelt seine Mitarbeiter genauso schlecht wie die Kunden. Der Techniker hing anderthalb Stunden in der konzerneigenen TI- Hotline, weil es keine Backofficezugänge für die eigenen Leute gibt. Immerhin konnte er sehen, wie viele MitarbeiterInnen welche Schlange betreuen: 28 vor ihm und 12 Callcenterplätze.

    3. Mit dem Konnektortausch und der Entsorgung der alten Technik ist es nicht getan. Bevor Briefe entschlüsselt werden können, muss die alte Technik auch ordnungsgemäß deaktiviert werden, weil sich sonst irgendwelche Zertifikate gegenseitig stören. Dazu muss ich fie alte Karte im Telekom-Trust-Center deaktivieren. Zum Zugriff brauche ich Vorgangsnummer und Passwort der Beantragung von 2018. Das haben wir natürlich nicht mehr. Die Telekom hat die Virgangsnummer auch nur drei Jahre, weil „sie nicht mehr benötigt wird, wenn die Technik einmal läuft“. Brav, falsch. Jetzt muss ich schauen, ob die Kassenärztliche Vereinigung die Vorgangsnummern noch hat. Mit Vorgangsnummer gibt es eine „Passwort vergessen“ – funktion. Damit können wir dann nicht nur Briefe senden und empfangen, sondern lesbare Briefe schreiben und selbst die Briefe entschlüssen, die wir erhalten.

    4. Medistar verarscht die eigenen Leute. Es gibt eine Testantwortmail für KIM. Dieser Testaccount sendet und empfängt die Mails unverschlüsselt – das funktioniert besser. So kann man Zertifikatsfehler im Testlauf nicht bemerken und ist viel schneller mit der Arbeit fertig.

    Zusammenfassung: Die Telematikinfrastruktur ist wieder einmal der Puma des Gesundheitswesens. Leider hat Herr Professor Lauterbach nicht soviel Selbstvertrauen wie Frau Verteidigungsminsterin Lambrecht, den ganzen Unfug zu beenden.

     

    30.11.22

    Ich habe nicht versagt. Ich habe gerage 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren. Thomas Alva Edison.

    Langsam trudeln die Kleinteile für den Konnektorwechsel am 19.12. ein. Eine neue SMCB-Karte für 432 € an die Telekom gezahlt – natürlich aus eigener Tasche.

    In den letzten 4 Monaten wollte niemand eine elektronische Patientenakte. Ich halte das Projekt für tot und das ist gut so. Immer, wenn wir in Akten gehen, die mit einer elektronischen Patientenakte verbunden sind, wird der Computerzugriff langsam, während der Rechner die Daten der EPA irgendwo aus dem Internet lädt. Abschalten kann man die Funktion nicht.

    Unser 14 Jahre altes Knochendichtemessgerät hatte eine Störung. Viele Ersatzteile gibt es nicht mehr, es liess sich noch einmal in Gang setzen. Dank an den Servicetechniker, 1000 €, 500 für die Anreise, 250 pro Monteurstunde. Ein Wartungsvertrag hätte 2000 € pro Jahr gekostet.

    Wenn das Gerät ausfällt, müssen wir uns überlegen, ob wir es 7 Jahre vor der Rente (das heisst nicht, dass da Schluss ist, planen muss man trotzdem.) ersetzen. Neukosten 28 T€. Jährliche Einnahmen 360 Messungen zu Kassenlasten mal 24 € = 8740 € plus 40 Messungen auf Wunsch oder bei Privatpatienten macht 2000 €. Abzuziehen Personalaufwand 3000 €, Energiekosten 1000 €, Wartungs-, TÜV-, Strahlenschutzkosten 1000 €, Reparaturen wie beim Altgerät 1000€, Abschreibung über 7 Jahre 4000 €, bleiben unter 1000 € Arztlohnkosten für 400 Auswertungen mit den Patienten. Eine Ersatzinvestition rechnet sich nicht.

    03.11.22

    Heute haben wir einen neuen Konnektor zum Preis von 2300 € bestellt, weil der alte Konnektor am 15.1.23 mit seinen Zertifikaten abläuft und seinen Dienst einstellt. Wir bekommen 2300 € aus Steuermitteln dafür und wenn wir den Austausch verweigern, könne wir ab 16.01.23 keine Chipkarten mehr prüfen. Da der Austausch sicher währen des laufenden Praxisbetriebes stattfindet, verlieren wir mindestens einen Arbeitstag.

    11.10.22

    Chaos ist bloß eine Ordnung, die wir noch nicht verstanden haben.  Maz Bour

    Die Kassenärztliche Vereinigung hat ihre Computersystem umgestellt. Ergebnis: Auf der  Arztauskunft Niedersachsen (arztauskunft-niedersachsen.de) steht jetzt die Nummer unseres  internen Kollegentelefon offen lesbar im Internet und mehrere Patienten versuchten, hier Termine zu vereinbaren. Ein Anruf bei der KV klärte das Problem und in 24 Stunden haben wir nach dem nächsten Update wieder ein internes Telefon. Bis dahin habe ich wütende Anrufer auf meinem persönlichen Telefon.

    6.10.22

    Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch. Antoine de Saint-Exupery.

    Wieder einmal höre ich eine Mittagspause lang die sympathischen CGM-Warteschleifenansagefachfrau: „Alle Mitarbeiter befinden sich weiterhin im Gespräch. Ihr Anruf ist uns wichtig. Bitte legen Sie nicht auf!. Bei direkter Neuanwahl erhöht sich Ihre Wartezeit. “ 5,5 Takte Musik, dann von vorn. Heutiger Wunsch an die Hotline war, dass die e-Rezepte und die e-AU wieder funktionieren. Dazu wurden die Zugriffe auf unsere e-Heilberufsausweise wieder ein- und die neuen ausgeschaltet. Nach nur 1 weitere Stunde in der Hotline war dann klar: Die neuen Ausweise funktionieren auch. Sie haben nur 2 PINS. Nach Änderung  der ersten kommt eine Meldung: „Diese Karte ist freigeschaltet“. Und nach der Änderung der zweiten PIN ist die Karte auch wirklich freigeschaltet. So weit sind wir beim ersten Versuch leider nicht gekommen, weil wir uns von der Erfolgsmeldung vom Weiterwursteln abhalten lassen haben.

    02.10.22

    Das Wochenende ist eine Trophäe, die von Montag bis Freitag gejagt werden will. Pascal Lachenmeier (*1973), Schweizer Jurist

    Es ist Sonntag und das heißt: Die Firma CGM Medistar hat für unser Praxisverwaltungsprogramm drei Updates bereitgestellt, die möglichst vor dem ersten Arbeitstag des neuen Quartals laufen sollen. Da wären zunächst: Die neuen Leistungsziffern, mit denen man jetzt schon nach 3 Wochen abrechnungstechnisch den alten vom mittelalten und neuen Biontech unterscheiden kann und mit denen man künftig die erste von einer zweiten Boosterimpfung unterscheiden kann. Die für Schwerstrheumatiker und Chemotherapiepatienten in einigen Fällen empfohlene 3. Boosterimpfung ist noch nicht datentechnisch hinterlegt. Dann gibt es ein paar neue Krankenkassen, ein paar anderen Angleichungen, eigentlich lief das Update schnell – unter 5 Minuten. Danach kam das erste Bugfix zum Update, lief auch.

    Datentechnisches Leckerli war wie so oft IFAP, die pflichtgemäß zu installierende Medikamentendatenbank. Wir hatten den aktuellen Datenstand vom 15.9.22 installiert und der 1. Oktober hätte mich sehr gefreut. Natürlich kam wie zu jedem Quartalswechsel ein Downdate auf den 1. September von CGM (Der Dachfirma von Medistar und IFAP). Weil da aber mit dem Datenstamm auch Programmkomponenten aktualisiert werden, kann man den Schritt rückwärts nicht überspringen. Schade. Als nächstes überraschte mich IFAP mit einer Mitteilung „Die Datenschutzbestimmungen von IFAP haben sich geändert“. Ich hatte jetzt die alten Datenschutzbestimmungen von IFAP nichts zur Hand, habe an dem neuen Text nichts Bedeutendes, Rätselhaftes oder Reagierenswertes gefunden. Ich kann auch nicht „Nein“ sagen, weil ich gesetzlich verpflichtet bin, dieses Programm zu nutzen und weil es so tief in der EDV verankert ist, dass das Patientenverwaltungsprogramm ohne OK von IFAP gesperrt wird. Diese völlig überflüssige Macht hat das Programm ausgenutzt, indem es bei jedem einzelnen Arbeitsplatzrechner eine Mitteilung „IFAP hat die Datenschutzbestimmungen geändert“ auf den Startbildschirm platziert und das weitere Hochfahren bis zum Bestätigen abgebrochen hat. Auf den Sonntag kostet einen so eine Aktion nur 20 Minuten – halt einmal alle Rechner hochfahren, ein Klick, alle wieder runterfahren. Halt – bei 3 Rechnern wollte er den Klick zweimal, also alle Rechner sicherheitshalber zweimal hochfahren.

    Wenn diese neue Sperrmeldung nicht mich erwischt, der beim Update auf jeden Scheiß von umprogrammierten Druckern über neue oder fehlende Rezeptformulare gefasst ist, sondern die Mitarbeiterinnen Dienstag früh – dann steht die Praxis erstmal wieder wegen EDV-Absturz. Vor dem Tresen stehen dann lauter Leute, die am ersten Tag als Einzige ganz eilig Überweisungen und Rezepte für das ganze Quartal einsammeln wollen und so gar keine Geduld haben. Das hätte Stress gegeben.

    Einen neuen Bug habe ich leider noch gefunden: Am Freitag funktionierten die neuen e-Arztausweise (ein Absatz drunter) problemlos. Heute gaben sie nach dem Update eine Fehlermeldung aus „Karte hat noch Transport-PIN. Bitte PIN der Karte aktualisieren!“ Negativ könnte man anmerken, dass damit nach dem Update die e-Krankschreibung und das e-Rezept nicht mehr funktionieren. Positiv war das Ganze leicht auf die alte Papierform rückzuschalten und so warte ich mal, ob andere dasselbe Problem auch haben und nächste Woche wieder ein Update zum Update vom Update kommt. Das waren dann 4 Stunden Sonntagsarbeit – ich hätte natürlich auch St. Kohl, den 3. Oktober wählen können. Der war ja auch frei für sowas.

    27.09.2022

    Wer Kritik übel nimmt, hat etwas zu verbergen – Helmut Schmidt.

    Heute haben wir in einer nur 30-minütigen Aktion unsere neuen e-Arztausweise bei der Telekom, Trust-Center aktiviert und in die EDV eingepflegt. Grund der Aktion ist, dass die alten eHBA 2.0 technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand sind und deshalb durch G2.1 ersetzt werden müssen. Zur Erinnerung: G2.1 sind die blöden Karten mit dem NFC-Chip, die sich elektronisch aufladen und dann die Chipkartenlesegeräte abstürzen lassen. Natürlich hätte ich erwartet, dass die neuen Karten eine Laufzeit von 4 Jahren haben wie die alten, sie waren ja mit über 400 € teuer. Aber nein, die Karten haben eine Gültigkeitsdauer bis zum 25.7.2024 genau wie die alten Karten. So etwas nennt man auch geplante Obsoleszenz oder Produktvergreisung. es bedeutet, dass wir schon in 667 Tagen neue Karten beantragen, bezahlen und einpflegen müssen. Eine Geldverschwendung ohnegleichen.

    15.9.2022

    Ein Ziel sollte nicht immer erreicht werden, es dient oft nur als Ziel. Bruce Lee.

    Heute kam die erste Patientin, die eine funktionierende Gematik-App hat und ein E-Rezept ohne Ausdruck wollte.

    Zum letzten Update am Montag gab es die Komfortsignatur fürs E-Rezept. Das Signieren eines E-Rezeptes dauert  55 Sekunden fürs erste Rezept pro Arbeitsplatz und 48 Sekunden für jedes Folgerezept. Mit Hilfe der Komfortsignatur kann man bis zu 265 zwischengespeicherte Rezepte auf einen Rutsch signieren. Das klingt gut. Allerdings kommt der Patientenausdruck erst nach dem Signieren aus dem Drucker. Da die Patienten die Praxis nicht verlassen, bevor sie ihren Patientenausdruck haben, nutzt uns die neue Komfortsignatur nichts. Schade.

    19.8.2022

    Vertrauen ist kein nachwachsender Rohstoff. Kaputt ist kaputt.

    Seit heute funktioniert unser Zugriff zur elektronischen Patientenakte. Freitag 13.00 bis 14.45 war der fünfte Mitarbeiter der Hotline dran, der sogenannte second-level-Kundendienst und der konnte es. Die Sache ist so wichtig, die hat einen extra Blogeintrag.

    15.08.2022

    Das Pendel des Geistes oszilliert zwischen Sinn und Unsinn, nicht zwischen Richtig und Falsch. Carl Jung

    Drei Wochen keine Computerabstürze. Das lag an den Betriebsferien. Zur Begrüßung heute gab es ein Update von CGM Medistar, das mit Fehlermeldungen erst zweimal nicht ordnungsgemäß lief, dann beim dritten Versuch ohne Fehlermeldung. Leider funktionierten eine lange Reihe überflüssiger Module wie „Hausarztzentrierte Versorgungsassistent, Impf-, Potential-, Projekt-, Therapie- und Verschreibungsassistent und die elektronischen Formularen e-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und e-Rezept nicht.  Die letzten 2 Ausfälle sind blöd, zumal am Tag nach dem Urlaub viele Leute eine Verlängerung der Krankschreibung erwarten. Das gab dann handgeschriebene Zettel wie zu Großvaters Zeiten.

    Erster Anruf bei der Hotline 13.00: „Macht doch das Update nochmal!“. 14.00 Uhr: Freundliche Begrüßung, dann Absturz der Telefonleitung. 14.35: „Ich mach das Update mit Ihnen, Sie haben möglicherweise etwas falsch gemacht!“ Jawohl, ist möglich, hinterher gingen die Formulare. Überprüfung der Computer gegen 19.00 Uhr, auf dem Server funktionierte alles, sonst nirgends. Fehler folglich nicht abgestellt. Vierte Runde, jetzt bei der Nachthotline – wieder wurde das Update mit mir gemacht – keine Änderung. dann wurde der Fehler gesucht, es war ein Cache, also ein Zwischenspeicher auf den einzelnen Rechnern, der beim Update nicht geleert wurde, aber geleert werden sollte. Also habe ich bei 12 Rechnern die Datei „%appdata%\mslib_local\cache“ in „%appdata%\mslib_local\cache_0ld“ umbenannt und schon funktionierte alles wieder. Da wäre ich nie drauf gekommen. Gut, dass es die Hotline gibt, schlecht, das das erst mit der vierten Mitarbeiterin klappte.

    20.07.22

    Alles hat seinen Preis. Sogar das, worauf wir nicht den geringsten Wert legen. Wolfgang Mocker.

    CGM hat angekündigt: Wir bekommen anstelle unserer Oracle-Datenbank eine neue Oracle-Datenbank – weil die alte  (8/2019 installiert) den modernen Anforderungen nicht mehr genügt. Das kann viel bedeuten oder auch gar nichts. Wir wissen nicht, was es uns bringt. Es kostet uns 499 €. Wahrscheinlich kostet es uns einen Nachmittag, eventuell einen Tag Sprechstunde – weil die Hardwaretechniker nur 8-17 Uhr arbeiten.

    Die nächsten 3 Wochen + 3 Tage gibt es keine Systemfehler. Ferien!

    18.7.22

    Langsam glaube ich, dass der Weltuntergang 2012 keine Prophezeiung, sondern eine Empfehlung war. („Quelle“ Internetmeme bei Pinterest.)

    Wie sind wieder 0,5 Schritte weiter in den frustranen Versuchen, die elektronisch Patientenakte zu aktivieren. Wir kommen nicht in die Rechtevergabe der PatientInnenchipkarte. Wir habn eine Chipkarte und eine passende PIN. Doch der Rechner will sie nicht wissen. Nach 20 Minuten Telefonhotline hatte ich eine freundliche Mitarbeiterin, die möglichen Rechtevergaben gecheckt, zwei Kollegen kontaktiert, festgestellt, dass es nicht am Modul KIM liegen könne und mich ohne Verabschiedung in die KIM-Hotline weiterverbunden. Weitere 20 min Warteschleifenmusik. Der Kollege von KIM pflichtete mir bei, dass es nicht am KIM liege, checkte dann KIM und buchte mir eine Termin im „second-level-support“ zum 19.8.22. Schon in einem Monat geht es also weiter.

    Ich habe mir auf meine Beschwerde darüber, dass wir schließlich schon ein halbes Jahr für die Wartung des zu keinem Zeitpunkt funktioniert habenden elektronischen Patientenausweises eine sehr interessante Hypothese zum Berufsethos eines Informatikers angehört: „Wartungs- und Hotlinegebühren fallen nicht an, um etwas am Funktionieren zu halten. Die Gebühren fallen an, damit die Mitarbeiter sich bemühen, etwas zum Funktionieren zu bringen. Schliesslich bekomme ich als Arzt mein Geld auch nicht für die Heilung, sondern für den Versuch.“ Jawoll. Und die medizinische Softwareindustrie liefert nach der gleichen Logik keine funktionierenden Produkte aus, damit der Support regelmäßige Einkünfte hat. Schliesslich werde ich als Arzt auch nie mit Gesunden und nur selten mit kleinen Problemen aufgesucht. Ich hoffe immer noch, dass CGM sich bemüht, funktionsfähige Produkte auszuliefern. Meine Erfahrung bestätigt diese Hoffnung nicht.

    04.07.2022

    Frechheit macht sich nur dort breit, wo die Feigen ihr Boden überlassen. © Erhard Schümmelfeder (*1954), deutscher Erzieher und Schriftsteller

    Heute ist der vierte Tag, an dem die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung Gesetz und der gelbe Schein Geschichte ist. Theoretisch. Denn das System funktioniert seit einem Update Donnerstag Abend nicht mehr. Es gibt nur eine Fehlermeldung: „Code 40003 – eine Servicefunktion kann nicht aufgerufen werden.“

    Medistar hat ein neues Niveau der Frechheit und Kundenverärgerung erreicht: Die Hotline 08005405222 fragt als Erstes, ob es Fragen zur elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gibt. Dann soll man die „1“ drücken. Es erfolgt eine prompte Weiterleitung zu einer Nummer, die sagt: „Diese Nummer ist nicht vergeben. Der Anruf kann nicht durchgeführt werden.“. Ende der Verbindung. Wenn man nicht die „1“ drückt, kommt man zu einer Bandansage: „Alle Mitarbeiter sind im Gespräch, bitte probieren Sie es später noch einmal!“. Leider brauchten wir die Hotline zur Fehlersuche, weil trotz monatelanger Vorbereitung die elektronische AU zum Start zusammengebrochen ist. Die Nachrichten gehen nicht mehr an die Krankenkassen raus. Da die e-AU seit Freitag gesetzliche Pflicht ist, kommt das besonders blöde. Am Freitag mutmaßte noch ein Mitarbeiter „Überlastung des Systems, weil es doch seit heute alle nehmen. Mitternacht nochmal versuchen!“ Ich habe es gegen 01.00 Uhr nochmal versucht, denn wir hängen gerne wegen einem Routinevorgang, der täglich anfällt, nachts kurz in der Praxis. Aber das war nicht das Problem.

    Dann schreiben wir halt ein paar Tage keine e-AUs, da müssen die Patienten halt zur Arbeit. Der  Vorgang macht Sorgen, wenn man das Chaos zu Einführung des e-Rezeptes ahnt. Wir haben ernsthaft darüber nachgedacht, das Angebot der E-rezept-Enthusiasten anzunehmen. 3000 @ Fördergeld für die Ausstellung von 200 e-Rezepten ist doch mal ein Angebot. das wären dann 15 € pro e-Rezept – dafür tut man sich die zusätzlichen anderthalb Minuten fürs Signieren schonmal an. Leider läuft so etwas nur, wenn auch die Apotheke mitspielt. Wir haben zwar um 250 Rezepte pro Woche, allerdings keine Hundert mit derselben Apotheke. Nur 2 der 8 Gifhorner Apotheken können e-Rezepte akzeptieren, das dürfte woanders ähnlich sein.

    Nachtrag 12.00 Uhr: Das System e-AU funktioniert wieder. Eine weitere Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hat funktioniert und die alten liefen dann auch. Wir werden die Sache beobachten, denn Instabilität ist besser als völliges Versagen des Systemes.

    22.06.2022

    Der Morgen begann mit einem Fehler 4056 der Telematikinfrastruktur = Die Wifi-Funktion der Chipkarten bringt das Chipkartenlesegeräte Orga 6141 eGK eHealth zum Absturz. Es war der erste Absturz, den ich sehe. Das mittlerweile öffentlich geförderte Erdungsmodul Orga-Protect klärt das Problem auch nicht. Abhilfe: Chipkartenlesegerät und 2 Arbeitsplätze neu starten = 5 Minuten Zeitverlust angesichts der morgentlichen 8-Uhr-Öfnungsschlange. Die Inkompetenz der Gematik nervt und schlägt auf alle Unterstützer der Gematik wie Herrn Professor Lauterbach durch.

    15.06.2022

    Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind. Henry Ford

    Es gibt einen Unterscheid zwischen einer Fähigkeit, also der Ansage, man könne etwas, und der Fertigkeit, also dem Wissen, es schon getan zu haben. Wir haben 38 elektronische Arztbriefe an 7 Kollegen geschickt, nachdem alle meinten, sie würden sich über e-Arztbriefe freuen. 6 dieser Kollegen habe ich anlässlich einer Ärzteversammlung gestern gesehen und siehe da: Niemand hat einen e-Arztbrief von uns erhalten und konnte den Eingang bestätigen. Schade.

    14.06.2022

    Wut ist eine Säure, die dem Gefäß, in dem sie aufbewahrt wird, mehr Schaden zufügen kann als allem, auf das sie gegossen wird. Mark Twain

    Wir ahnen jetzt, welche Kosten auf uns zukommen, wenn wir in 6 Monaten die Hardware der Telematikinfrastruktur tauschen müssen: es gibt eine offizielle Preisliste der CGM Medistar für die Aktion -> wen es interessiert: Hier ist die PDF: EndkundenPreisliste_TI-Hardwaretausch.

    Wir sind mit 2163 € für den Konnektor, 2330 € für die 25 Milligramm schwere Karte in einem Chipkartenlesegerät, 6x Gerätekarten für die Chipkartenlesegeräte a 81,5 €, Transportpauschale 35 €, Anfahrpauschale 165 € von Hannover (der einzige gerechtfertigte Preis in der Aufstellung) und 330 € Premiumservice (also außerhalb der Sprechstunde, weil bei der Aktion die EDV stundenlang steht) dabei. Das sind 5112 € + 1047 € Mehrwertsteuer für keinen Nutzwert. Der neue Konnektor sieht genauso aus wie der alte, kann das Gleiche und ist genau wie der alte zur Indienststellung moralisch verschlissen. Entweder zockt uns die Industrie 6000 € ab oder das Gesundheitsministerium bezahlt. Dann zockt die Industrie den Staat ab und das ist auch nicht besser.

    Nebenbei: wir haben einen neuen Abrechnungsfehler: In 4 Fällen behauptet der Computer „BSNR U-Arzt mit fehlerhafter KV-Kennung“ (In deutsch: den Arzt, der diesen Pateinten überwiesen hat, gibt es laut EDV garnicht). Natürlich habe ich die Kollegen und die Kassenärztliche Verein angerufen. Die Nummern stimmen. Dann habe ich nach 35-minütiger Wartezeit die Hotline von CGM Medistar beim dritten Versuch erreicht. Ein freundlicher Mitarbeiter hat das Problem interessiert aufgenommen. Auf den für den 15. oder 16.5. avisierten Lösungsvorschlag warte ich jetzt (16.6., Feierabend) noch.

    10.06.22

    Der e-Arztbrief wurde überarbeitet oder wir haben die rudimentäre Gebrauchsanweisung besser verstanden.  Auf jeden Fall können die Mitarbeiterinnen jetzt e-Arztbriefe in der laufenden Routine schreiben. 39 e-Arztbriefe in 2,5 Stunden ist immer noch katastrophal, aber immerhin ist die Zeit pro Brief von 11 auf 4 Minuten gesunken. Die alten Wordbriefe zu erstellen und zu faxen dauerte unter einer Minute. Leider haben wir nach für die Archivierung in der elektronischen Patientenakte so sinnvollen Features wie Namensnennung in der Beschreibung „Rheumatologenbrief2022.pdf“ oder Verschlagwortung gesucht. Das gibt es noch nicht. Ehrlich gesagt schreiben wir die Briefe weiter in Word, speichern das als pdf und schreiben einen e-Arztbrief mit dem Standardtext „E-Arztbrief als PDF im Anhang“. Das sind die vier Minuten.

    03.06.22

    Heute kam ein Sonderupdate für unsere Praxisverwaltungssystem Medistar: Inhalt laut Begleitschreiben: Optimierungen für Signaturvorgänge beim eArztbrief und eAUs in der Signaturliste: „…Dieses Update enthält Optimierungen für Signaturvorgänge in CGM MEDISTAR. Durch die Optimierungen wird verhindert, dass CGM MEDISTAR beim Signieren von eArztbriefen oder eAUs aus der Signaturliste ungeplant beendet wird….“ Früher hieß ein ungeplantes Programmbeenden „Absturz“ und ein solches Sonderupdate „Rückruf“. Aber man ist schon froh, wenn der Hersteller daran arbeitet, dass die Programme schlecht laufen.

    01.06.22

    Das größte Problem mit dem Fortschritt ist – auch die Nachteile entwickeln sich weiter.

    Probelauf des E-Rezeptes. Zweimal funktionierte das e-Rezept, beim dritten Versuch stürzte die Telematikinfrastruktur ab. Wir konnten keine Chipkarten mehr einlesen. Ich hing eine Stunde in der Hotline von CGM Telematikinfrastruktur, anstatt Sprechstunde zu machen und hörte alle 52 Sekunden den Text: „Herzlich Willkommen bei der Compugroup Medical AG, ihrem Support der Telematikinfrastruktur. Zur Zeit sind alle Mitarbeiter im Gespräch. Bitte haben Sie einen Moment Geduld, der nächste freie Mitarbeiter ist schon für Sie reserviert. Bitte halten Sie, wenn möglich, Ihre Kundennummer bereit, damit wir Ihr Anliegen zügig bearbeiten können. Unter www.cgm.com/ti-radar informieren wir Sie bei eventuellen Störungen de Telematikinfrastruktur inclusive mögliche Maßnahmen. Vielen Dank!“ Mehr passierte da leider nicht.

    Gegen elf haben wir dann einmal den Server, den Konnektor, die betroffenen Arbeitsplatzrechner und die Chipkartenlesegeräte gestoppt und neu hochgefahren, dann lief alles wieder. Rückmeldung unserer Apotheke: „Danke, reicht, wir haben wir die drei Rezepte mit hohem Aufwand eingelesen bekommen. Ob das dann auch in unseren Abrechnungszentren und bei der Bezahlung der Krankenkasse durchgeht, wissen wir noch nicht. Aber interessanter Versuch.“

    Rückmeldung Nachbarapotheke: „Vor September haben wir die Technik nicht, um e-Rezepte zu lesen. Bestellt ist es, aber nicht lieferfähig.“ Versuch beendet, wir machen jetzt Infusionsmaterialrezepte (die haben vom Bestellen bis zum Bedarf 28 Tage Zeit) regelmäßig per E-Rezept, um das Personal zu trainieren.

    31.05.22

    Bei der nächsten Sintflut wird Gott nicht Wasser, sondern Papier verwenden. (Romain Gary)

    Es war der erste Tag nach dem Urlaub. Drei EDV-Ereignisse machten ihn unplanbar:

    Dreiviertel elf rief der Wartungsdienst von Medistar an und brachte das e-Rezept in Gang. Nach 2 Stunden funktionierte es. Das alte Papierrezept war ein A6-Formular, der Patientenausdruck des e-Rezeptes ist A5 – es verdoppelt den Papierverbrauch. Wir hatten A4 befürchtet. Das System prüft beim Aufrufen, ob die Kasse des Patienten e-Rezept kann – 40 Sekunden Zeitverlust. Nach dem Medikamente eingeben wird signiert – 25 weitere Sekunden. „Natürlich“ kann man die Rezeptdaten auch den Patienten aufs Handy spielen. Das kostet die Zeit für noch einen Einloggvorgang.

    Nachdem die verlorene Sprechstundenzeit wieder aufgeholt war, kam tatsächlich der erste Patient mit dem Wunsch nach Befüllen seines elektronischen Patientenpasses. Er hatte die App dazu auf dem Handy, wusste sein Passwort und hatte uns als Praxis freigeschaltet. Es hat nicht sofort geklappt, aber wir haben die Hotline gleich erreicht. Zwei EDV-Spezialisten waren dran, Zeitverlust eine dreiviertel Stunde, Ergebnis gleich null.

    Und dann gab es nach Feierabend noch ein Update. Es war aber nur ein Tool zum EDV-Alter bestimmen drin. Wir wissen jetzt ganz genau, wann die Zertifikate unserer Telematikinfrastruktur veraltet sind und man deshalb den ganzen Kram entsorgen und neu kaufen muss. 3/23 geht es mit dem Konnektor für 3000 € los, dann ist bis 6/24 alle 2 Monate irgendein Neukauf und irgendeine Neueintichtung fällig. Die Industrie verdient sich eine goldene Nase, wir teilen uns die Kosten mit dem Steuerzahler (also auch wir) und leben anderthalb weitere Jahre mit einer instabilen EDV im Umbauzustand.

    16.05.22

    Egal wie vorsichtig Du Deine Worte wählst – Du wirst immer jemanden finden, der sie verdreht. (angeblich chinesisch)

    Am Freitag haben wir das e-Rezept installiert bekommen. Am 1.7.22 wird es per Minister-Erlass für alle Arztpraxen gleichzeitig eingeführt. Damit dürften die Hotlines deutschlandweit überlastet werden, so dass wir das ungeliebte Update sicherheitshalber vorher haben wollten.  Die Firma Medistar hat nur 10 Minuten benötigt, um das Update zu installieren. Nach der Sprechstunde gegen 12.30 war Probelauf. Danach waren 2 verschiedene Hotline-Mitarbeiter eine Stunde auf unserem Server. Leider konnten sie nicht erklären, warum das e-Rezept nicht funktioniert. es war wohl alles in Ordnung – bis auf das fehlende Druckergebnis.

    Heute rief dann das Systemhaus wieder an: nächster Installationsversuch 23.05.22.

    09.05.22

    Erkläre es niemals – deine Freunde brauchen es nicht und deine Feinde werden dir sowieso nicht glauben. Elbert Hubbard
    Am letzten Mittwoch empfingen wir den ersten sinnvollen elektronischen Arztbrief – einfach so von einer uns bisher unbekannten Braunschweiger Lungenärztin. Der Brief wurde erwartungsgemäß bei der täglichen Kontrolle nach den Fehlermeldungen der e-Krankschreibung im Posteingangsfach entdeckt. Zuerst dachte ich an eine leere Nachricht, dann entdeckte ich unter den Attachments (traditionell: Anhängen) neben dem Hashtag, der Konformitätserklärung und zwei Zertifikaten eine PDF mit einem gut lesbaren, logischen, normalen Arztbrieftext. Zur Feier des Tages haben wir a) versuchsweise 4 Arztbriefe unsererseits als PDF im Anhang eines fast leeren e-Arztbriefes weiterversandt (einzige Zeile: Brief als PDF im Anhang) und b) unsere Mitarbeiterinnen beauftragt, eine Adressliste der Zuweiser zu erstellen, die eine KIM-Adresse haben. Es sind 16 Praxen von rund 200 Zuweisern. Da wir den e-Arztbrief als Zukunftstechnologie verstehen, versuchen wir es mal wieder. Hoffen wir, es kommt an.

    Die Unzuverlässigkeit der e-Krankschreibung geht weiter: Jetzt habe ich ein nicht ganz nettes Schreiben der DAK erhalten, weil dort eine e-AU nicht angekommen sei. In dem Falle habe ich aber eine Eingangsmeldung der Kasse.

     

    27.04.22

    Vertrauen beginnt mit der Wahrheit und endet mit der Wahrheit. 

    Gestern sind unsere Chipkartenlesegeräte wegen des Einlesens der immer häufiger werdenden G 2.1-Patientenchipkarten in der ersten Stunde dreimal abgestürzt. Da eine neue Fehlermeldung dabei war, habe ich wieder einmal die Hotline angerufen und einen neuen Ratschlag bekommen: Das Chipkartenlesegerät hat noch einen zweiten Schlitz für den elektronischen Arztausweis. Den sollen wir für die Patientenchipkarten nutzen. Das funktionierte prinzipiell. Leider stützen die Geräte jetzt bei den alten G 2.0-Karten ab. Nach 8 Abstürzen haben die Mitarbeiterinnen wieder den gewohnten Kartenslot genutzt. 30 Minuten Arbeitszeitverlust.

    Nächste Schwachstelle: Das Übertragen der elektronischen Krankschreibung stürzte gestern dreimal ab und riss immer wieder den gesamten Arbeitsplatz mit. Beim vierten Mal klappte es. Verlust 15 Minuten nach Feierabend.

    Am Abend habe ich dann 2 Stunden an der „Kodierunterstützung“ genannten Routine gesessen, die in jedem Quartal die Dauerdiagnosen neu einträgt, weil der Gesetzgeber sich wünscht, dass wir in jedem Quartal alle Dauerdiagnosen neu bestätigen. Das ist dann keine Unterstützung, sondern ein neuer unnötiger bürokratischer Vorgang, der im Quartal 6 Abende oder 1 % der  ärztlichen Arbeitszeit unserer und aller anderen Praxen in Deutschland frisst. Wir verdanken ihn Jens Spahn.

    14.04.22

    Es ist Urlaub und folglich sitze ich in der Praxis – nur ein Update von Medistar und klären, was nun mit den elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen wird. Die geratene Problem-„Lösung“ – das Abschalten der Rückmeldung funktioniert vergrößert das Problem. Wenn ich keine Rückmeldung anfordere, bekomme ich logischerweise keine Antwort. Da das System trotzdem kontrolliert, kommt eine Fehlermeldung, die ich erst aus dem Posteingang bekomme, wenn ich die AU ausdrucke. Alle 11 am 8.4.22 versendeten e-AUs sind mit der Fehlermeldung „nicht angekommen“ wieder da. Das wäre dann eine Fehlerquote von 100%. Die Medistar-Hotline hat ihren Standardtext „Bitte legen Sie nicht auf. Ihr Anruf ist uns wichtig. Derzeit sind alle Servicemitarbeiter im Gespräch. Mit Auflegen und Neuanwählen verschlechtern Sie Ihren Platz in der Warteschlange.“ Vielleicht haben die ja noch so eine schlaue Idee, wie man die e-AU verschlimmbessern kann.

    Immerhin habe ich schon 2 Rückmeldungen von Krankenkassen, dass man das Problem ernst nehme und dass einmal alle e-AUs (in dem Falle eine) erhalten haben bzw. dass die e-AUs an verschiedene Mitarbeiter verteilt und nicht zentral verfolgt werden können. Von weiteren 16 Kassen (den Großen wie Barmer, Audi BKK und AOK) gab es bisher keine Reaktion.

    05.04.22

    Wie jedes Quartal haben wir das Update unserer Patientendatenbank Medistar bekommen und wie jedes Quartal ist ein veralteter Datenstand der Medikamentendatenbank IFAP dabei. Alle 14 Tage gibt es natürlich ein IFAP-Update und der Installationsversuch sieht dann so aus wie auf der Grafik rechts. Das Medistar-Update ist ein Downgrade, vor Installation waren die Daten aktueller.

    Nebenbei: Das Problem mit dem e-AU ist gelöst. Man kann die Rückmeldung über den Empfang bei der Krankenkasse abschalten. Dann weiß man zwar nicht, ob die Krankschreibung angekommen ist, aber der Computer nervt auch nicht mehr. Genau das hab ich getan.

     

    04.04.22

    Bürokraten bekämpft man am besten, indem man ihre Vorschriften genau befolgt. Cyril Northcote Parkinson (1909-93), brit. Historiker u. Publizist

    Nach längerem Fehlersuchen haben wir festgestellt, dass die 97 Fehlermeldungen über nicht ordnungsgemäße Krankenscheine erst dann verschwinden, wenn wir sie ausgedruckt haben. Leider produzierte das so lange weitere Fehlermeldungen, bis ich unseren Rezeptdrucker zum Standarddrucker erklärt und die fehlenden Unterlagen ausgedruckt habe. Arbeitsumfang: 97 Krankmeldungen von 42 Patienten wurden erst nach dem Namen sortiert, dann unterschrieben, zu 16 Kassen sortiert, die Adressen gegoogelt, Begleitschreiben dazu fertiggemacht und für 25,60 € Portokosten an die Kassen geschickt. Inhalt des Schreibens war die Bitte, mal zu schauen, ob denn die Krankmeldungen schon bekannt waren. So könnten wir feststellen, ob die elektronischen Krankschreibungen auf dem Hin- oder Rückweg verschütt gegangen sind und mit der Information zur Reduktion der unzumutbaren Fehlerquote von 73% beim Versand der e-AUs beitragen. Voraussetzung wäre natürlich, dass eine oder mehrere Krankenkassen arbeiten. Ressourcenverbrauch: ein Nachmittag.

    01.04.22

    Am ersten (und letzten) April schickt man die Narren, wohin man will. Deutsches Sprichwort

    Pünktlich am ersten April ist der erste e-Arztbrief über KIM (elektronische Kommunikation in der Medizin) bei uns eingegangen. Die Patientin war seit Jahren nicht bei uns, der Brief stammt von einem orthopädischen Kollegen und enthält keine Sinnträger. Ich kann ohne Durchbruch der Schweigepflicht den Inhalt kommunizieren:

    Anamnese: (leer)
    Befund: seit Jahren Rückenschmerzen, diverse Vorbehandlungen
    Diagnose: chronische Rückenschmerzen
    Therapie: Beratung zu Therapieoptionen, insbesondere stationäre Schmerztherapie

    Das ist genau die Art von Brief, die man als qualifizierten Spam bezeichnet. Genauso gut hätte der Kollege schreiben können: Patientin hatte hinten AUA, getröstet, braucht mehr Trost. Zu Papiermailzeiten hätte ich diesen Brief entweder mit der Notiz „Nonsens“ versehen, eingescannt und dann in den Reisswolf befördert oder den Umweg über den Scanner gespart.

    Jetzt kommt der Brief elektronisch, ich kann ihn nicht löschen oder ignorieren, weil der Kollege dann keine Lesebestätigung bekommt und den Unfug nochmal schickt. Also habe ich ihn automatisiert der Akte der Patientin zugeführt (das ging leicht, nur ein kleiner Zuordnungsfehler wegen oe/ö war zu korrigieren) und damit eine Abrechnungsnummer GOP 86901: Empfang des eArztbriefes (27 Cent) ausgelöst. Da die Patientin in diesem Quartal noch nicht da war, habe ich folglich einen Quartalskrankenschein für die Abrechnung der 27 ct angelegt und weil sie mangels Anwesenheit auch ihre Chipkarte noch nicht eingelesen hat, habe ich einen Ersatzkrankenschein angelegt, ausgedruckt, unterschrieben und absortiert. Da die Patientin vermutlich in diesem Quartal nicht kommen wird (die nächsten Termine habe ich im Juli), kann ich nicht auf das Einlesen der Chipkarte warten. Wenn ich einen Ersatzschein schreibe, muss ich von Hand die letzten Chipkartendaten löschen und von Hand neu eingeben – ein Sicherheitsmechanismus zum Verhindern mehrfacher Einsätze derselben Chipkarte in verschiedenen Quartalen. Also fragt die EDV zu Recht, ob denn die Chipkartendaten noch gültig sind, schließlich ist die Karte technisch veraltet. Gesamtaufwand 8 Minuten für 27 ct und ich wünsche all den Fachleuten, die diesen Scheiss zusammenprogrammiert haben, dass sie in ihrer Freizeit mit genau solchen Problemen konfrontiert werden.

    29.03.22

    Einen Fehler machen ist bitter; bitterer noch ist aber die Erkenntnis, wie unwichtig wir sind, wenn es niemandem aufgefallen ist.

    Bei der Telematikinfrastruktur kam wieder eine neue Macke hoch: Zum ersten Mal haben wir elektronische Post in der neuen Kommunikationsschnittstelle KIM bekommen und dann gleich 97 e-Post-Briefe. Inhalt: Die elektronische Krankschreibung e-AU hat seit 1.1.22 die Daten in 97 von 123 Versuchen nicht an die Krankenkasse versenden können und oder die Empfangsbestätigung fehlt. Daher soll ich bitte den Teil für die Krankenkasse noch einmal ausdrucken und in 97 Fällen per Post an die betroffene Krankenkasse schicken. Natürlich habe ich das versucht. Leider wehrt sich die EDV, das Blatt in Papierform auszudrucken, weil ich es doch schließlich elektronisch über KIM versenden kann. Ich fühle mich veräppelt und als machtloses Opfer der IT-Spezialisten, die diesen Kreis aus sich gegenseitig bedingenden Fehlermeldungen zusammenprogrammiert haben.

    Ärgerlichere Konsequenz: 97 Patienten werden Schwierigkeiten mit der Krankengeldzahlung haben, weil die Krankenkasse offiziell nicht weiß, das sie krankgeschrieben sind.

    Lösungsansatz 1: Wir könnten den Patiententeil noch einmal ausdrucken und die codierten Diagnosen mit der Hand daraufschreiben. Auf den Ausfertigungen für Arbeitgeber und Patient haben Diagnosen nichts zu suchen, für die Kasse schon. Dann googeln wir die Postadresse der Krankenkasse und schicken den Kram hin. Für diesen augenscheinlich sehr häufigen Fall kann ich bei der Kasse die Ziffer 40130 mit 81 ct abrechnen – aber nur, wenn ich das Kassenexemplar drucke. Die Veröffentlichung der Ziffer EBM 40130 zeigt, dass selbst die Erfinder der Telematikinfrastruktur nicht an das Funktionieren ihres Systems geglaubt haben. Ich werde auch nicht für 78,57 € einen Abend Kassenexemplare der elektronischen Krankschreibung in Papierform drucken, um dann diese sauer verdienten 78,57 € in Briefmarken anzulegen und den ganzen Schnee zu den verschiedenen Kassen zu schicken. Dazu sind mir mein Leben und das Benzin zu schade.

    Lösungsansatz 2: Ich könnte den Konnektor zum Absturz bringen, damit die EDV feststellt, dass die Verbindung über KIM zur Krankenkasse nicht funktioniert und ersatzweise AU-Schreibungen in Papierform vorschlägt. Ob ich die so provozierten Fehler hinterher wieder herausbekomme, weiß ich nicht, also lasse ich auch das.

    Lösungsansatz Nr. 3: Hotline von Medistar anrufen und fragen, ob es eine professionelle Lösung für das Problem gibt. Da die Hotline heute drei Tage vor der Quartalsabrechnung überlastet ist, höre ich schon seit 18.30 Uhr die Warteschleifenmelodie und komme nicht durch. Das ist keine Zeitverschwendung, ich sitze eh an der Quartalsabrechnung. Es ist jetzt 23 Uhr und ich muss irgendwann ins Bett.

    23.03.22

    Nach 5 Jahren Telematikinfrastrukturdesaster müssen jetzt die Konnektoren, also die Zentralcomputer dieses Unfugs ausgetauscht werden. Quelle: https://www.kbv.de/html/1150_57404.php. Unser Konnektor ist zwar erst drei Jahre alt, aber weil er zur Lieferung schon 2 Jahre alt war, ist er bei dem Austausch dabei. Kurze Bilanz des Erfolges: Keinerlei Nutzwert für uns als Praxis, 12.000 € Verluste + etwa 450 Stunden, also drei Monate Arztarbeitszeit, verteilt auf viele Abende, Nächte und Wochenenden.

    17.03.22

    Nach Feierabend gab es ein Update von Ifap, das ist die pflichtgemässe deutschlandeinheitliche Medikamentenverwaltung. Es lief problemlos, kostet nur 5 Minuten. Heute morgen wird daher pflichtgemäß jeder der 12  Arbeitsplatzrechner einmal das Hochfahren stoppen, um uns pflichtgemäß mitzuteilen, dass sich die Hausmedikamedikationsliste geändert haben könnte. Dann wird jedes der 24 Praxisverwaltungsprogramme nicht starten, weil in einem kleinen, unter anderen Fenstern verborgenen Splashscreen noch einmal mitgeteilt wird, dass die Hausmedikationsliste geändert sein könnte.

    Ich habe mir das von mehreren Programmierern erklären lassen. Der Vorgang muss sein, damit jeder Nutzer der persönlich zusammengestellten Medikamentensonderliste (= Hausliste) es mitbekommt, wenn zum Update sich etwas ändert. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Also fahre ich heute 20 Minuten eher in die Praxis und fahre die Rechner mehrfach hoch und runter, damit die sperrenden Hinweise verschwinden.

    Nebenbei: wir nutzen die Hauslistenfunktion nicht.

    09.03.22

    Man muss nicht am Ende sein, um nicht weiter zu wissen. Klaus Seibold

    Am 4.3.22 hat unser Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach das e-Rezept und die elektronische Krankschreibung offiziell aus dem Status „auf unbestimmte Zeit verschoben“ auf „Unfug“ verändert, es sieht nach einer Neuentwicklung der ganzen Infrastruktur einschliesslich des überflüssigen und unzuverlässigen Konnektors aus. Das ist gut. Es ist Zeit, die ganze Sache mit den aktuellen technischen Möglichkeiten neu zu konzipieren. Leider hat unsere Praxis-EDV die elektronische Krankschreibung aktiviert und wir können sie nicht wieder deaktivieren.

    Zum Ersatz soll jetzt die Nutzung der elektronischen Patientenakte gefördert werden. Ich würde mich gerne einmal mit der e-Patientenakte beschäftigen. Leider scheitert der Probelauf daran, dass ich zunächst einen Datensatz zum Spielen und Üben brauche und meine private Krankenversicherung nicht am Projekt e-PA teilnimmt. So habe ich erst mal eine Onlinefortbildung zur elektronischen Patientenakte auf www.elektronische-patientenakte.org/cme-fortbildung gemacht und festgestellt, dass ich alles dort gesagte schon wusste. Ich werde eins unserer Kinder bitten, bei seiner gesetzlichen Krankenkasse eine Patientenakte zum Üben zu beantragen. Als Hauptknackpunkt der ePA sehe ich die Interoperabilität, also die Kunst, alle Arztbriefe, Röntgen- und Laborbefunde so zu strukturieren, dass sie mit Bezeichnung, Absender (also den Metadaten), Struktur, Gültigkeitsdauer und Wichtigkeit versehen werden, damit andere später in der elektronischen Patientenakte auch suchen können. Interessant sind eigentlich nur Arztbriefe im PDF-Format und genau die erzeugen wir nicht – und wenn doch, dann nicht signiert und ohne Stichworte.

    01.03.22 Gestern gab es ein Nachfolgeupdate der Praxis-EDV. Jetzt haben wir ein Bürokratiehemmnis am Hals, die Kodierrichtlinien. Der Unfug stammt auf Wunsch der Krankenkassen von der Bundesregierung und bedeutet, dass wir bei jedem der 1947 bisher in diesem Quartal gesehenen Patienten entscheiden, ob die Diagnosen in jedem Einzelfalle Quartalsdiagnosen (Finger geklemmt), aktuelle Dauerdiagnosen wie Rheumatoide Arthritis (behandeln wir, geht nicht weg), Dauerdiagnosen wie Kniearthrose (besprechen wir nicht jedes Mal), anamnestische Dauerdiagnosen wie Depression oder Diabetes mellitus (behandeln wir nicht, spielt aber bei der Medikamentenwahl trotzdem eine Rolle) sind.

    Beispiel:

    vorhernachher
    *seropositive rheumatoide Arthritis*seropositive rheumatoide Arthritis
    *Psoriasis*5Psoriasis
    *Angststörung*5Angststörung
    *sekundäre Osteoporose mit Frakturen*sekundäre Osteoporose mit Frakturen
    DZustand nach Covid-19*5Zustand nach Covid-19
    DNotwendigkeit der Impfung gegen Covid-19DNotwendigkeit der Impfung gegen Covid-19
    *Senk-Spreizfuss*5Senk-Spreizfuss

    Natürlich hängt die Codierung der Angststörung als aktuell oder anamnestisch davon ab, ob wir beim Vermitteln der Boosterimpfung nach Covid lange reden mussten oder nicht und der Senk-Spreizfuss wird zur aktuellen Diagnose, wenn der Patient wieder mal Einlagen benötigte. Gesamtaufwand im Quartal (wir haben 2/3 hinter uns) 2400 Patienten * 40 Sekunden = 26 Stunden oder 1,5 Wochenenden.

    Dann soll ich von jeder im Quartal behandelten Dauerdiagose bestätigen, dass ich sie im Quartal behandelt habe. 2400 Patienten * 3 Sekunden macht 2 Stunden und einen Mausellenbogen, wenn wir eine Auszubildende den Sch… durchtackern lassen. Die Einführung der Kodierrichtlinien stammt noch von Herrn Spahn. Zuletzt hatten wir den gleichen Unfug 2010 eingeführt, 2012 wieder beendet und wir haben jedesmal mehrere Wochenenden die Patienten umcodiert. Mal sehen, wann Herr Lauterbach etwas Neues erfindet.

     

    22.20.22 Das Update ist gelaufen. Laufkultur: Es gab zwei Installationsversuche und eine Rücksicherung, weil beim ersten Mal die Medikamentendatenbank nicht aktualisiert wurde und die Rechner deshalb streikten. Beim zweiten Mal klappte es. Vor 2 Jahren haben wir unseren Server auf eine „virtuelle Maschine“ umgerüstet. Das bedeutet: Es gibt einen leistungsfähigen, einfachen und gut standardisierten Hardwareserver, der unseren Medizinserver mit all seinen Flickstellen, Programmpatches und anderen Unzulänglichkeiten simuliert. Wenn der Server neu hochfährt, dauert das 30 Sekunden (vorher 14 Minuten) und wenn ich rücksichere, sind das dieselben 30 Sekunden, vorher vier Stunden. Ich brauchte lange keine Rücksicherung, aber hier war es sehr hilfreich. Die 6000 € Anschaffungskosten haben sich also gelohnt.

    Updateergebnis: Wir haben lauter veränderte Formulare (so etwas muss man nicht ankündigen), das angepriesene E-Rezept ist deaktiviert (gut) und nicht aktivierbar (schade). Wie immer war die „neue“ Medizindatenbank von IFAP veraltet und musste erst wieder geupdatet werden.

    Spannend fand ich einen Kontakt mit Menschen, die die elektronische Patientenakte fördern wollen. (ePA Magazin (epa-magazin.de). Wir haben ein Modul „elektronische Patientenakte“ und sind froh, dass bis heute kein einziger Patient das Ansinnen hatte, seine ePA lesen oder gar beschreiben zu lassen. Grundsätzlich: Die elektronische Patientenakte ist nötig und sinnvoll. Es dauert mindestens eine Generation (also 25 Jahre), bis alle Beteiligten ihre Unterlagen so schreiben, strukturieren und mit Prioritäten (heute wichtig, lebenslang wichtig oder nur aus Ordnungsgründen dokumentiert), das man beim Lesen etwas mit den Informationen anfangen kann. Für das Projekt „ePA“ besteht der Wunsch, durchsuchbare PDF-Files in die Patientenakte einzuspeisen. Bisher ist PDF nicht verbreitet, solange den Ärzten aus Datenschutzgründen die eMail verboten ist. Das Fax hinterlässt nichts elektronisch Durchsuchbares, sondern schlecht gescannte Papierstapel in elektronischer Form.

    So, wie wir derzeit dokumentieren, ist die elektronische Patientenakte ein Datengrab, kein Datenfundort. Trotzdem müssen wir anfangen, sie zu benutzen, damit wir und die, die wir ausbilden, so dokumentieren, dass irgendwann etwas Hilfreiches dabei entsteht. Bei den Schweden soll das 20 Jahre von Einführung bis Akzeptanz gedauert haben. Die Schweden kennen kaum Datenschutz, das war vergleichsweise einfach.

    21.02.22 Letzte Woche Dienstag gab es einen Absturz der Telematikinfrastruktur. Versichertenkarten einlesen funktionierte nicht – ein GAU. Der Start des Arbeitstages war nach einmal Herunterfahren von Konnektor, 1 Server, 12 Clientrechner 8. 20 Uhr, also 20 min später.

    Seit Donnerstag können wir keine elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen mehr versenden. Der erste Kontakt ging an den Kundendienst von Medistar (Konzern CGM), der nach kurzer Analyse erklärte, das Problem läge an der Telematikinfrastruktur. Hotlinewartezeit 35 Minuten. Zweiter Anruf heute an die Telematikinfrastruktur (auch Konzern CGM), nach 12 Minuten war ich durch und erfuhr, das Problem könne nicht am eigenen Qualitätsprodukt Konnektor liegen, denn der stelle ja nur einen einfachen VPN-Tunnel zur Verfügung und dessen einwandfreie Funktion sei mit dem Funktionieren der Chipkartenlesung bewiesen. Ich soll doch mal bei meinem Servicepartner CGM anrufen, die wissen sicher eine Lösung.

    Ich war schon immer der Meinung, dass der Konnektor nur ein völlig überteuerter Router (wie die Fritzbox) für 3000 € ist, der einen VPN-Tunnel zur Verfügung stellt. Die Frage, wieso wir wegen der e-AU und dem e-Rezept jeweils ein Update für mehrere Hundert steuerfinanzierte Euro benötigten, wenn der Konnektor nur ein Terminaladapter für einen VPN-Tunnel ist, bekomme ich sicher nicht beantwortet.

    Jetzt hänge ich seit 60 Minuten in der Warteschlangenmusik von CGM und bin frustriert.

    Immerhin haben wir die Mitteilung, dass das Medistar-Dezemberupdate jetzt zur Verfügung steht. Leider weiß ich nicht, ob es unsere Probleme löst oder vergrößert. Wir werden es probieren müssen. Dazu gab es übrigens einen Anruf des CGM-Service, wir sollten uns endlich das E-Rezept kostenpflichtig installieren lassen, seine Nutzung sei bald verpflichtend. Das war bekannt, deshalb wurde es ja installiert. In der Beschreibung des Update steht übrigens:

    „Kontrollierte Inbetriebnahme des E-Rezepts in CGM MEDISTAR: Um die Einführung des E-Rezepts für alle Beteiligten Parteien geordnet zu ermöglichen, wurde die Testphase verlängert, da bis zum 01.01.2022 unzureichend viele E-Rezepte in Arztpraxen erzeugt und in Apotheken eingelöst wurden, um die Funktion flächendeckend auszurollen.
    Die Funktionen des E-Rezepts werden mit diesem Update an Sie daher deaktiviert ausgeliefert.“

    Es wird kolportiert, die Anzahl der Rezepte in dem Test hätte 42 betragen. Vertrauen ist anders.

    1.2.22 Sechs Wochen nach ihrem Virenangriff schickt uns unsere Softwarefirma einen Brief: Nein, ein Quartalsupdate kommt noch nicht, aber eine Aufzählung, was alles nicht funktioniert und welche gesetzlichen Vorgaben und Änderungen zum 1.1.22 nicht umgesetzt werden konnten. Wir haben nichts davon vermisst. Einziges Problemchen: Wir können die Impfzertifikate für Genesene und Johnsongeimpfte nicht nach den neuesten Vorgaben drucken. Nun ja, das kann das Gesundheitsamt auch noch nicht, nur die Apotheken. Die Impfsaison ist zu Ende.

    Mit gleicher Post kommt eine dritte Mahnung, wir sollten uns endlich KIM, der Kommunikation in der Medizin, anschließen. Das Modul wurde am 6.10.21 installiert, ich fürchte, die wissen das nicht. Das Modul hat bisher nichts empfangen, weil niemand etwas zum Senden hat.

    25.1.22 Unser Softwareprovider Medistar hatte vor einem Monat einen Virenangriff und seitdem keine Updates geschickt. Das ist gut für die Stabilität unserer EDV. Leider warten wir auf zumindest eine Fehlerkorrektur, denn immer mehr Menschen kommen mit einer neuen Versicherungskarte. Die neuen Chipkarten kann das System nicht lesen und stürzt ab.

    Wir haben einen neuen Drucker. Der erste hatte eine leere Haltebatterie und musste jeden Morgen als Erstes IP-Adresse und Uhrzeit eingegeben bekommen.  Er wurde zurückgeschickt, der nächste war in Ordnung. Leider musste ich trotz identischem Namen und identischer IP-Adresse auf 12 Rechnern in je 3 Programmen den alten Druckertreiber löschen und neuinstallieren. Samstag, 3 Stunden. Bei der Gelegenheit wurden wieder 2 Arbeitsplatzrechner mit einer Sicherheitskopie versehen.

    13.1.22: mal nichts Neues: Der offizielle Start des E-Rezeptes wurde auf 1.7.22 verschoben. Man darf das E-Rezept schon nutzen. Voraussetzungen: Der Patient will es und die Apotheke kann es. Beides haben wir noch nicht erlebt. Hardwareproblem: Unser Briefdrucker ist ausgefallen. Ein HP P3015dn kostet neu 1698 €, gebraucht 199 €. Es wird wieder ein gebrauchter, der letzte hielt 11 Jahre durch. Es war ein Ersatz im internen Netz, dadurch dauerte das Umkonfigurieren keine 10 Minuten.

    30.12. Unser Praxis-EDV-Anbieter Medistar wurde vor Weihnachten Opfer eines Hackerangriffes. Seit 10 Tagen erzählt die Hotline „Wir haben Probleme, aber Kundendaten waren nie in Gefahr“. Seit 10 Tagen suche ich die Ursache, warum 2 Rechner sehr langsam sind und häufige Fehlermeldungen machen. Die Hotline sagt nur: „Wir können nicht auf unsere Systeme zugreifen und wissen daher auch nicht, was Fehlernummer 12510 bedeutet“. Dazu gab es den Allzweckrat: „Starten Sie doch mal den Server neu, da fehlen Dienste!“ Nach einem Abend suchen war es ganz einfach: Zwei Rechner hatten dieselbe IP-Adresse. Problem erledigt.

    Durch den Hackerangriff gab es noch kein Quartalsupdate. Aber es erwartet sowieso niemand, das das zu übermorgen angekündigte E-Rezept übermorgen funktioniert.

     

    8.12. Einmal morgentlicher Ausfall der Telematikinfrastruktur. Keine Ursache, nach Serverneustart, Konnektorneustart und einmal alle 12 Rechner hinunter- und wieder hochfahren lief alles. Sprechstundenbeginn 21 Minuten später. Danke, Spahn!

    6.12.21 Seit einer Woche laufen alle neu aufgesetzten Rechner. Einziger Hänger: Es war nicht möglich, aus der Bildverarbeitung Mails zu verschicken. Lange Suche, dann die Lösung: Es gibt den Mailclient in 32- und 64-Bit-Version. Also wurde von 12 Rechnern die 64-Bit-Version gelöscht und das andere Thunderbird aufgespielt. Zeitaufwand 15 Minuten – pro Rechner. Sonntags. Wenn alles eine Woche läuft, werden alle Festplatten ausgebaut, eine Sicherungskopie erstellt und ohne Anschluss in die Rechner geklemmt – für Abstürze und schlechte Zeiten.

    22.11.21 Alle drei Wochenendtage in der Praxis verbracht beim Neuaufsetzen der Rechner. Heute streikte die Telematikinfrastruktur, teil Impfzertifikate. Ein Uraltproblem ist gelöst: Seit Jahren versuchen wir, die Labordatenfernübertragung, alos das Senden von Laborbefunden direkt in unsere Akte, hinzubekommen. Es scheiterte immer wieder am Format der Labornummer, mit der Daten einzelnen Patienten zugeordnet werden. Über das Format einer Labornummer – vier-, sechs,- acht- oder zwölfstellig – kann man sich lange unterhalten. Die Lösung: Unser Labor schickte gar keine Labornummer mit. Seit heute kommt sie und schon klappt es.

    18.11.21 Mittlerweile sind 7 von 12 Arbeitsplatzrechnern neu aufgesetzt und zukunftstauglich, das waren 7 lange Abende. Zwei neue Computerlästigkeiten gab es diese Woche:

    Zunächst wissen wir eine Ursache, warum der Konnektor, also der Verbindungsrechner zwischen Chipkartenlesegerät und Krankenkasse, immer wieder abstürzt. Es gibt neue Chipkarten, Serie G2.1. Die Spezifikation dieser Karten ist zwischen Hersteller und Krankenkasse strittig. Wenn eine solche Karte eingelesen wird, funktioniert das problemlos. Leider wird der Vorgang nicht beendet, wenn man die Karte wieder aus dem Lesegerät zieht und der Konnektor tauscht Nonsensdaten mit der Krankenkasse. So lange kann auch an anderen Arbeitsplätzen keine Chipkarte eingelesen werden, keine elektronische Arbeitsunfähigkeit ausgestellt und kein e-Rezept erstellt werden. Die Lösung: Einmal Lesegerät und Arbeitsplatz neu starten. Das sind dann 5 Minuten mehrmals täglich. Eine bessere Lösung kommt – vielleicht – mit dem nächsten Update des Konnektors 2022.

    Wir hatten uns mit unserem Softwaresystemhaus Medistar in Hannover wegen unerklärlicher Rechnungen geärgert. Sie stieg noch einmal um 100 €.

    2.-8.11. Wieder mal hat sich ein kleines Projekt in eine Woche Arbeit einschließlich Wochenende und Nacht verwandelt: Unsere 12 Rechner stammen von 2014 und waren sehr langsam. Also war der Grundgedanke: Wir wollen nicht alle Software neu aufspielen und die intakten Computergehäuse samt Netzteil entsorgen, also kaufen wir Aufrüstkits für die Rechner. Proberunde: Ein Kit wurde für 450 € bestellt, in den Rechner eingebaut – und lief nach einem eine Minute langen Eingriff beim Rechnerspezialisten gut. Die Festplatte war zu langsam, also wurde dann eine moderne NVMe M2.0 SSD besorgt, Platte gespiegelt und verschoben – lief ohne Datenverluste.

    Also haben wir 14 Tage später 11 identische Boards mit Prozessor, Kühler, Speicher und NVMe für ca.6000 € gekauft und dann begann das Elend. Das ursprünglich gekaufte Board war nicht lieferbar, alle anderen sind „so ähnlich“. Für Fachfreaks: Wir haben in der Probeserie den einzigen Rechner erwischt, der irgendwann einmal auf eine UEFI-Festplattenverwaltung eingestellt war. Das wussten wir aber nicht. Alle anderen Festplatte waren mit dem alten MBR-Format bespielt, liefern in den alten Rechnern schon nur mit einer Anpassung namens „Legacy-Mode“ und in den neuen gar nicht. Natürlich kann man die neuen Boards auf Legacy einstellen, aber dann brauchen sie plötzlich eine zusätzliche Grafikkarte. Und mit Legacy kommen die NMVe-Festplatten nur mäßig und Windows 11 (noch nicht da, aber wird uns bald erfreuen) gar nicht klar. Nun läuft die Hälfte der Rechner irgendwie, jeder mit anderen Anpassungen. Rein technisch kann ich sie auf UEFI umstellen und irgendwann Windows 10 installieren. Dazu muss ich dann doch alle Daten umziehen (außer den Patientendaten, die liegen auf dem Server) und fast alle Rechner neu aufsetzen, neues Windows … . In diesem Zusammenhang geht viel Dank an ein privates Medistar-Forum. Seit diesem Menschen weiß ich, wie man Medistar und Word einbindet.

    Nachtrag 23.00 Uhr: Word lässt sich nicht noch einmal aktivieren. Es meint zunächst: „Die Anzahl der möglichen Aktivierungen wurde überschritten, kontaktieren Sie den telefonischen Service!“ und dann „Der telefonische Support für dieses Produkt wurde beendet. Klartext: Entsorgen, neu kaufen.

    25.10. Zehn Tage keine Systemabstürze – das könnte allerdings daran liegen, dass wir eine Woche im Urlaub waren. Heute Morgen ging daher auch nichts – alle Rechner waren langsam wegen Mikrosoft-Updates, die Labordatenfernübertragung stürzte bei Frau Özgüs, Frau diSalvatore, Herrn André Soundso und Frau von Blauberg (alle Namen geändert, die Probleme sind der Umlauf am Namensanfang, der Großbuchstabe im Namen, das é und das „von“) viermal ab und die geplante halbe Stunde zum Hochfahren reichte nicht – Sprechstundenbeginn 8.10 Uhr. Heute Abend sind dann ein Medistar-update und ein Serverupate dran.

    Abend. Medistar-Update und prompt wurde der Datenstand der Medikamentendatenbank vom 15.10. auf den 1.10. rückgesetzt. Also nächstes Update – dieses Mal die Medikamentendatenbank. Nun hab ich wieder den 15.10. Da waren wir heute früh. Funktionskontrolle. Daten noch  da. Rezeptformular und Überweisung gehen. Die neue E-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung provoziert dreimal nachvollziehbar einen Rechnerabsturz. Alles einmal runter- und wieder hochfahren, Gleicher Fehler. Also hing ich 17.03 Uhr 20 Minuten in der Hotline, bekam dann eine freundliche Servicemitarbeiterin und wollte ihr den Fehler demonstrieren. Alles funktionierte. Gut so, die Sorge vor Fehlfunktionen morgen bleibt.

    14.10.21 Absturz der elektronischen AU-Schreibung – und Signatur. Wir haben doch tatsächlich 4stellige PINS verwendet und sollen doch bitte 8stellige PINS mit Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Ziffern verwenden. Aber wir haben unseren ersten E-Arztbrief versendet, eine Eingangsbestätigung von der Gegenseite und dann einen Anruf: Wir sollten den Brief aufs Fax legen, niemand weiß, wie man ihn liest und speichert. Das wird schon und Dank an Herrn Spahn für diesen ganzen unausgegorenen Spielkram.

    12.10.21 Wir haben Medistar den Kontenzugriff gesperrt, weil die Rechnungen nie schriftlich kamen und die Kosten nicht nachvollziehbar stiegen. Heute kam eine vierte und letzte Mahnung (also 1-3 gab es nicht), dass uns das Update und die Hotline gesperrt werden, wenn wir nicht zahlen. Immerhin stand der Name eines Geschäftsführers unter dem Brief und dank Google gab es auch eine Handynummer. So habe ich einen freundlichen Kaufmann kennengelernt, der mir die alten Rechnungen zukommen lies und erklärt hat, wie Medistar denkt.

    An zwei Stellen reden wir aneinander vorbei: Medistar hat in seinen AGB geschrieben, dass es keine Rechnungen zustellen muss. Man war der Meinung, dass der Steuerberater so etwas wissen muss. Schade, dass weder wir noch unser Steuerberater  oder das Finanzamt die AGB von Medistar kannten. Akzeptabel finde ich so etwas nur, wenn der Abbuchungsbetrag jedes Mal gleich ist. Das war leider nicht der Fall.

    Auf der Rechnung standen dann nur zwei Punkte „Medistar“ und „IPC3“. IPC3 kannten wir nicht, der Sachbearbeiter der Hotline auch nicht. Also haben wir es storniert. „Medistar“ sagt nichts darüber aus, welche Module (Arztbriefschreibung, Patientenkalender, Privatabrechnung, BG-Abrechnung, Telefonschnittstelle, Anbindung Röntgen, Labor, Ultraschall oder Kaffeemaschine) hier in Rechnung gestellt werden. Was wir fordern müssen, ist eine Modulübersicht. Nun habe ich die Modulübersicht auch versprochen bekommen. Sie ist nicht da.

    11.10.21 Freitag, Samstag und Sonntag saß ich je 3 Stunden in der Praxis, um weitere 4 Chipkartenlesegeräte zu installieren. Die braucht man zukünftig für die elektronische Patientenakte. Testlauf geht nicht, weil noch kein Patient und keins unserer gesetzlich versicherten Kinder die kassenseitigen Voraussetzungen erfüllte. Am Montag rief dann jemand von Medistar zurück und ordnete die Installation. Jetzt können wir immerhin in 4 Sprechzimmern Chipkarten einlesen. Eine Mini- Zusatzfunktion für 1600 €.

     

    7.10.21

    Schon lange steht der Plan, mal mitzuschreiben, welche Massen von Ressourcen und Nerven in den Computern verschwinden. Gestern haben wir auf einen Rutsch die Kommunikation in der Medizin KIM, den e-Arztbrief, die elektronische Patientenakte und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsschreibung installiert bekommen. Von Seiten unseres Softwarteanbieters klappte das gut, schnell und pünktlich. Eine knappe Stunde Fernwartung, dann war alles installiert. Ein Testlauf war nicht möglich, weil die Telematikinfrastruktur mit den Kartenlesegeräten nicht funktioniert. Die TI gehört zum gleichen Konzern wie Medistar, eine interne Kommunikation scheint es nicht zu geben. Ich habe 15.10 bis 17.00 Uhr in der TI-Hotline Ansagen über den nächsten Kunden gehört, niemanden erreicht.

    Heute früh kam dann der GAU, es funktionierte kein Chipkartenlesegerät und die Sprechstunde stand. Schon nach einer halben Stunde kam ich zur Hotline durch, eine dreiviertel Stunde später war ein guter Techniker in der Leitung. Der brauchte eine halbe Stunde und gegen zehn ging die Sprechstunde los. Arbeitsverlust 2 Stunden.

    Jetzt funktioniert alles bei CGM Medistar, vieles bei CGM TI und am Montag ruft einer von der CGM Hardware zurück. Vielleicht ist dann der Testlauf möglich.

  • Baustelle Hamburger Strasse

    Baustelle Hamburger Strasse

    18.3.24 Wir haben wieder eine Baustelle vor der Tür: Hamburger Strasse Zur Laage bis Robinienweg. Wer also aus Norden zu uns kommen will, sollte Gifhorn-Stadt von der B4 abfahren, nicht in Gamsen.

    Altinformationen:

    Wir haben bis Dezember eine Baustelle vor der Praxis. Gesperrt ist die Hamburger Straße vom Kreisel bis zur Laage einschließlich des Kreisels.  Ich habe zwar versucht, alle vier zuführenden Straßen bei Google als Baustelle zu melden einschließlich des Kreisels. Google überprüft derartige Meldungen und weil Busse und Rettungsdienste (und damit viele Handys) für Google messbar durch den Kreisel kommen, kann der Kreisel (für Google) nicht gesperrt sein.

    Nach längerem Surfen und Eingabe der Baustelle von mehreren von mir motivierten Patienten hat Google die Kreiselsperrung akzeptiert.

    Update 12.11.24: Der Kreisel sollte bis Mitte Oktober fertig. Erwartungsgemäß ist da noch kein Asphalt drauf, also wird das eine Winterbaustelle und dauert noch. Wir rechnen mit Bauende Ostern, weil im Winter das Tempo auf Straßenbaustellen nicht steigt.

    Update 19.12.24: Der Kreisel sonn nun bis Mitte Dezember fertig sein (das war dann auch schon). Die Fortsetzung der Baustelle bis vor unsere Tür ist auf 2025 verschoben. Und 2027 soll dann von unserer Tür bis zur  Christinenstiftkreuzung gebaut werden. Wer Bauplanern glaubt, wird selig.

    Update 20.12.24:  Der Kreisel ist wieder offen. In der Aller-Zeitung stand, ab 20.1.25  werde die Straße vom Kreisel bis Roggenweg gesperrt. Ich glaube, die meinten den Robinienweg. Ein Ende der Baumaßnahme wurde dieses Mal nicht geleakt, die Verantwortlichen sind ja lernfähig.

    Update 28.1.25: Die Strasse ist frei.

    Unsere Praxis ist von Süden erreichbar. Unsere Parkplätze sind frei zugänglich.

  • Die elektronische Patientenakte

    24.2.25

    Bei der elektronischen Patientenakte passiert so viel – besser gesagt, es passiert so viel nicht. Da lohnt das Nachdenken, bis wann die Akte eingeführt wird:

    aktueller Stand:

    • Die Restampel rot-grün ist abgewählt. Ob Herr Professor Lauterbach die ePA noch vor dem Regierungswechsel freigibt und ob vielleicht bei schwarz-grün Herr Professor Lauterbach Gesundheitsminister bleibt, ist spekulativ.
    • Der Test der ePA in den Testregionen ist gelaufen, offiziell gibt es nichts. Geleakt wurde: 1/3 der Testpraxen hat nichts testen können, weil  die Software bis zum Schluss der Testphase keine ePA-Funktionalitäten hatte. Die Hälfte der Übrigen habe die Testbögen nicht oder unvollständig ausgefüllt, weil sie sauer über die Mehrarbeit war. Folglich kann nur ein Drittel der Nutzer zufrieden gewesen sein. Nun ja, 30% wäre in der Politik ein überwältigender Sieg, also wird Herr Professor Lauterbach offiziell zufrieden sein.
    • Es gibt ein Paar Datenschutzprobleme. Von D-Trust wurden 2000 Arztdatensätze ausgelesen. Das betraf allerdings die Datei, welche Ärzte knapp 500 € für den Zugang an D-Trust zahlen und nicht die Patientendaten.
    • Datenschutzprobleme gibt es in ganz anderer Hinsicht: Mit der Chipkarte kann man zukünftig nicht nur beim Arzt, sondern auch beim Fußpfleger und der Apotheke wohl an die Diagnosen ran. Also kann jeder Fußpfleger sehen, welcher seiner alten Patienten eine erektile Dysfunktion hat und jede katholische Mutter kann mit der Chipkarte der minderjährigen Tochter überprüfen, ob das Kind nicht vielleicht doch die Pille nimmt. Auch die Art und Weise, wie die Zugangsrechte zu Gesundheitsdaten bei Minderjährigen in Trennungs- und Patchworkfamilien geregelt ist, ist noch nciht kommuniziert. Da ist noch Nacharbeit.

    Trotzdem ist die ePA ein wichtiges Zukunftsprojekt und wir sind traurig, dass sie nicht einmal mehr bei den Patienten funktioniert, bei denen sie 2024 lief. Das liegt allerdings daran, dass mit der Masseneinführung die elektronische Patientenakte von Stufe 2 auf Stufe 3 geupgradet wird und neue Funktionalitäten hat. Das kann unsere Software noch nicht. Wir testen also nicht, sondern öden nur die stolzen Patienten an, die schon eine funktionierende ePA haben.

     

    1.5.2022

    Ein großes Stück der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist die elektronische Patientenakte, kurz ePA. Eine elektronische Patientenakte ist kurz gesagt, ein Datenspeicher, der die Daten eines Patienten nicht getrennt bei verschiedenen Ärzten und Krankenhäusern, sondern zusammen auf einem Server speichert, der dann mit Hilfe einer App auf dem Smartphone übers Internet zu Hause beim Patienten oder beim Arzt gelesen und befüllt werden kann.

    Die Einführung erfolgt langsam. Seit dem 1.1.21 müssen die Krankenkassen den Patienten auf Wunsch eine elektronische Patientenakte bereitstellen. Die Verbreitung erfolgt in den verschiedenen Ausbaustufen ePA 1.0 bis 3.0. Wenn man sich auf einer Quelle wie dem ePA-Magazin umschaut, dann sieht man, dass jede Krankenkasse ihre eigene App anbietet. Das sieht nach Wildwuchs aus. Seit dem 1.7.21 müssen alle Ärzte die erforderlichen Komponenten zur Verbindung mit der ePa haben (Quelle: Bundesgesundheitsministerium) und ab diesem Zeitpunkt sollen wir als Ärzte nebenbei die ePA mit den aktuellen Behandlungsdaten (nicht mit den Altdaten) befüllen. Realität: 54% der Ärzte hatten im Februar 22 einen elektronischen Arztausweis, knapp die Hälfte der Ärzte kann den Datenspeicher also weder lesen noch beschreiben. Das könnte noch dauern.

    Zum Sinn des ePA:

    Der Gedanke, dass ein Patient alle seine Unterlagen in digitaler Form hat, ist gut. Wir suchen viel nach alten Akten, es geht viel Zeit mit Datensuche- und Sichtung verloren. Allerdings möchte ich nicht alle Daten haben. Als Arzt bin ich verpflichtet, alle mir zugänglichen Daten zu studieren und zu bedenken. Das könnte ein Kapazitätsproblem werden. Im Zusammenhang mit der Datenmenge denke ich an das Ende der DDR und der Untergang der Staatssicherheit: Als in der DDR immer mehr Bürger aufbegehrten, kann man nicht sagen, dass die Staasi von nichts gewusst hat. Die Mitarbeiter haben sicherlich alles gewusst, sind an ihrer eigenen Datenmenge erstickt und wurden handlungsunfähig.

    Bevor wir also einen elektronischen Patientenausweis (für einen Einzelpatienten und als System) beginnen, müssen wir uns damit beschäftigen, welche Daten so wichtig sind, dass sie da hineinkommen. Mal schnell zum Ende jeder Konsultation die Akte füllen ist nicht sinnvoll, dann wird nur der elektronische Mülleimer ausgekippt. Man ist sich einig, dass Arztbriefe in PDF-Form in die digitale Patientenakte kommen – optimal mit Betreff, Absender und Schlagworten. Also muss die elektronische Arztbriefschreibung umgestellt werden. Aktuell sind Papierbrief, Ausdruck mitgeben oder Fax üblich. PDF wäre für die meisten Ärzte kein Problem. Solange man die so entstehenden Briefe aus Datenschutzgründen nicht per email versenden darf, wird aus PDF ein Druck und die Verschlagwortung ist weg.  Man ist sich auch einig, dass elektronische Anwendungen wie der elektronische Mutterpass sinnvoll sind – er schließt allerdings die Hebammen aus dem Lesen des e-Mutterpasses aus.

    Auch das elektronische Labordatenblatt – optimal mit einer Historie der Entwicklung der Laborwerte, so wie sie bei verschiedenen Ärzten und verschiedenen Laboren angefallen sind, wäre sinnvoll. Da kommt der PDF-Standard an Grenzen, ein einheitlicher Laborbefund wäre Voraussetzung, um eine Tabelle aus verschiedenen Laborbefunden verschiedener Leistungsträger zusammenzustellen. Bisher ist man sich weder bei den Normwerten noch bei den Maßeinheiten wirklich einig.

    Der elektronische Impfausweis ist eine schon weit standardisierte Anwendung – da habe ich Hoffnung auf eine Nutzung in den 20ern dieses Jahrhunderts. Bilddatensind schon standardisiert, allerdings hat die ePA in ihrer jetzigen Form keine DICOM-Schnittstelle.

    Unsinn des ePA:

    Die Datenschutzgrundverordnung gibt die Möglichkeit, falsche Daten löschen zu lassen und strittige Daten sperren zu lassen. Das ist gut, recht und billig. Es ist gesetzlich festgelegt, dass bei der elektronischen Patientenakte der Patient Herr der Daten ist – er sucht die Daten aus, mit denen der ePA befüllt wird und er entscheidet, wer was lesen darf. Unverstandene und missliebige Daten darf er ohne Begründung löschen. Damit verliert die ePA als Informationsquelle für Ärzte erheblich an Wert.

    2 Probleme:

    1. Damit der Patient entscheiden kann, welche Daten eingepflegt werden, muss er Einsicht in die Behandlungsdokumentation bekommen (darf er heute schon) und jeden Punkt erklärt bekommen. Das setzt viel Zeit beim Arzt und medizinische und digitale Kompetenz beim Patienten voraus. Das ist unrealistisch.
    2. Wenn ein Patient sich entscheidet, mir als Arzt Daten nicht zum Lesen zu geben, dann ist damit das Vertrauensverhältnis gebrochen und die Behandlung schlagartig beendet. Die Datenhoheit ist ein zweischneidiges Schwert. Praktische Beispiele:
      Depressionen und psychische Probleme sind häufig, werden von den Patienten als stigmatisierend empfunden und jetzt schon auch auf ausdrückliche Nachfrage nicht erwähnt. Trotzdem muss ich sie wissen, denn abgesehen von der Fehldiagnostik, wenn die Psychosomatik nicht bekannt ist, kann ich zum Beispiel mit Rheumamedikamenten Depressionen verschlechtern – ich muss sie also erfragen und von ihnen wissen. Wenn ich dann erst im Komplikationsfall vom Problem erfahre oder eine seit 10 Jahren behandelte Depression entdecke, fehlt die Grundlage für eine Weiterführung der Behandlung. Das gleiche Problem entsteht, wenn ich eine inkomplette Akteneinsicht habe und mir die hinterfragten e-Akten verborgen wurden. Der Patient fliegt raus.
      Eines der wesentlichen Argumente für den ePA ist die Vermeidung von Doppeldiagnostik. Dabei bestehen bei der Neufertigung von Befunden (MRT oder komplette Rheumasuchen) häufig Erwartungshaltungen, dass beim nächsten mal doch etwas Anderes herauskommt. Das Nichterwähnen der Vordiagnostik zum Zweck der Neufertigung ist ein bei ca. 1/3 der Neupatienten geübtes Problem. Wenn ich keine Akteneinsicht habe, kann ich die Doppeldiagnostik nicht vermeiden. Der wirtschaftliche Sinn des ePA – Vermeidung von Doppeldiagnostik – wird nicht erreicht.

    Zusammenfassung: Ich werde den ePA sicher befüllen und mir Mühe geben, ihn mit sinnvollen strukturierten Daten zu füllen. Als Informationsquelle muss ich ihn mit großem Misstrauen behandeln.

     

    Es ist vorgesehen, hier über praktische Probleme, Lösungsansätze und Irrwege im Zusammenhang mit der dpa zu schreiben. Innerhalb von zwei Wochen gab es 3 Fortbildungsangebote zur ePA, es tut sich als etwas. Bisheriger Stand: Technik haben wir. Testlauf nicht möglich, weil wir niemanden mit ePA-App kennen.

    27.6.2022

    Heute hat die erste Patientin per mail Mitgeteilt, dass sie es nett fände, wenn wir ihre elektronische Patientenakte befüllen. Das ist dann die zweite Anforderung in 2022.Ich weiss  nicht, ob sie erwartet, dass wir jetzt mal – so ganz ohne Anwesenheit oder Zugangsdaten – ihre ePA befüllen oder ob das nur die Frage war, ob wir bereit sind, das zu tun.

    Wir sind nicht bereit. Wir sind unfähig, die EDV zu bedienen. Bisher haben unsere Kinder bei ihr Krankenkasse, der HKK, trotz diverser Anrufe keine Zugangsdaten bekommen. Aber wir kennen den theoretischen Weg: Gematik-App oder HKK-APP herunterladen, Namen vergeben, Passwort anfordern, zur Krankenkasse gehen oder Postidentverfahren, ein Übergangspasswort bekommen, HKK-App anmelden, ePA beantragen, noch ein Passwort per Post und dann läuft das. Theoretisch. Praktisch brauchen wir einen Probelauf, dann können wir für einzelne Patienten, die genau wie wir länger bleiben wollen, nach Feierabend die ePA befüllen. Bis das in der Routine läuft, muss das Personal geschult sein. Ich habe der Patientin geschrieben „2024 nochmal nachfragen!“ und hoffe, sie nimmt es nicht als Zynismus.

    6.7.2022

    Unser erstes Kind hat es geschafft: Gematik-App anmelden, zur Kasse gehen, freischalten lassen und dann auf den Postbrief mit der PIN warten. Die Pin funktioniert und auf der Gematik-App waren dann, oh Wunder, Rezepte, die beim Probelauf des E-Rezeptes entstanden sind.

    Erste Erkenntnis: Für das E- Rezept ist es zum Senden nicht nötig, dass das Handy des Patienten in unserer EDV eingeloggt ist. Es muss noch nicht mal eins geben, das geht auch hinterher. Ich bekomme noch Bericht, ob man die PIN zum Einlösen der Rezepte benötigt oder ob auch das so einfach geht.

    Zweite Erkenntnis: Für die Freischaltung der elektronischen Patientenakte muss die Karte ins Lesegerät, Pin eingeben. Der Rest geht abends. Wochenende ist Test.

    21.08.21

    Die ePA funktioniert!

    Am Freitag war ein Mitarbeiter des second-level-Kundendienstes von CGM Medistar auf unserer EDV – er hat das System in Gang bekommen. Vorgeschichte: Bisher 5 Hotlinemitarbeiter haben keinen Fehler gefunden, es ging nur nicht. Der Kollege hat an Stellen gesucht, wo die anderen nicht waren – sehr effektiv. Die Datenverbindung der C-Box unseres Servers waren nicht freigeschaltet. Wir auch, weder wir noch die Hotline wusste, dass wir so etwas haben. Die elektronische Patientenakte läuft nicht über die Telematikinfrastruktur, die braucht sie nur zum Zugriffsrechte prüfen. Sie hat ein Extrasystem namens c-Box. Der Mitarbeiter hatte eigene Testdaten vorbereitet (sogar von seiner privaten Patientenakte, weil die Profis auch keine Testdatensätze haben. Er war dann aber auch bereit, mit unseren bereitgestellten Probedaten zu arbeiten.

    So habe ich heute mit der elektronischen Patientenakte unserer Tochter gespielt, weil es für so etwas keinen Dummypatienten namens Testmann oder Mustermann gibt. Es gab dabei eine ganze Reihe von Erkenntnissen, die mir mehr oder weniger gefallen, aber vielleicht dem Nächsten, der die ePA zum Laufen bringen möchte, hilft.

    • Für den Zugriff auf die EPA muss entweder der Patient  in seiner App die Arztpraxis für den Zugriff freischalten oder er kann es in der Praxis mit Chipkarte und PIN nachholen. Eins von beiden reicht.
    • Der Patient muss nicht anwesend sein, Zugriffsrechte reichen.
    • Die elektronische Patientenakte funktioniert wegen der Identifikation des Arztes genau an einem unserer 12 Arbeitsplätze – an dem, wo mein elektronsicher Arztausweis gesteckt ist. Es ist also nicht ohne Ressourcenkonflikt vorstellbar, dass eine Mitarbeiterin während der Arbeit eine elektronische Patientenakte befüllt. Sie würde damit den einzigen Platz blockiert, wo jemand e-Rezepte oder e-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen schreiben muss. Falls der Patient eine elektronische Patientenakte hat, kann ich auch nur an diesem Arbeitsplatz einsehen, wo der e-Arztausweis gesteckt ist.
    • Wenn ich einen Patienten aufrufe, prüft das System, ob ein ePA vorliegt. Das dauert ca. 20 Sekunden. Wenn er eine elektronische Patientenakte findet, braucht der Arbeitsplatz weitere 60 Sekunden, um die Zugriffsrechte zu klären. Während der Zeit ist der Arbeitsplatz merklich langsamer. Dann wird mit Hilfe eines Buttons gezeigt, dass eine zugreifbare elektronische Patientenakte vorliegt.
    • Die elektronische Patientenakte öffnet sich in einem Extraprogramm namens EPA-Browser, der bei Zugriff den Arbeitsplatz für alle parallel arbeitenden Programme sperrt. Das Herunterladen der Dokumentenliste mit 0 Dokumenten dauert 3 Sekunden, mit 2 Dokumenten 12 Sekunden. Längere Akten weiß ich noch nciht.
    • Das Hochladen eines Dokumentes, das in PDF-Form (nicht der Standard) vorliegt, dauert um die 3 Minuten. Es müssen angegeben werden: Titel des Dokumentes, Art des Dokumentes (Arztbrief, Krankenhausbericht, Befundanforderung, Labordaten…); Ersteller des Dokumentes (mit Namen, Einrichtung, Rolle (Arzt, Apotheker, Datenadministrator, Patienten selber…), Fachrichtung, Art der Einrichtung (Arzt, Krankenhaus); Datenformat (JPEG, PDF, DICOM); Hochlader des Dokumentes wieder mit Namen, Einrichtung, Rolle (Arzt, Apotheker, Datenadministrator, Patienten selber…), Fachrichtung, Art der Einrichtung (Arzt, Krankenhaus), jetzt aber Telefon und email,  – GottunddemProgrammiererseidank bietet das Programm hier ein paar Voreinstellungen an – und zum Schluss kann ich ein Kommentarfeld befüllen.
    • Unsere Befunddatenbank Arcforge hat keine Schnittstelle zum elektronischen Patientenausweis. Man muss also jeden in TIFF gespeicherten Arzt-, Krankenhaus-, MRT- oder Rehabericht, jedes Röntgenbild einzeln auf den Desktop oder in ein Extraverzeichnis ablegen, damit man sie händisch in ein einen ePA einfüllen kann. Über die Einstellung eines kompletten MRT-Datensatzes mit 300 Bildern verschiedener Serien mag ich jetzt nicht nachdenken.
    • Der ePA-Browser ist für Ärzte ein Standardprogramm. Es muss mich nicht interessieren, dass auf Patientenseite jede der 80 Krankenkassen eine eigene App hat.

    Ich habe bisher 2 recht komplizierte Patienten, die behaupteten, sie haben die App freigeschaltet. Beiden werde ich nächste Woche anbieten, ihren ePA zu befüllen. Ich werden die benötigte Zeit und die Seitenzahl messen und schauen, wie sauer die 10,03 Euro für die Erstbefüllung eines EPA verdient sind. Davon hängt ab, ob wir das regelhaft anbieten können. Prinzipiell sind wir verpflichtet, die EPA zu befüllen. Wenn das über 30 Minuten dauert, würde ich allerdings nur einen EPA pro Woche schaffen. Bei 1600 Dauerpatienten sind das 32 Jahre Warteschlange, wenn alle fragen. Ups.

    Gleichzeitig werde ich unseren Datenbankanbieter Starc-Medical motivieren, sich mit der Sache zu beschäftigen. Die meisten Dokumentenpflichtangaben (Rolle, Fachrichtung, Lesedatum, Dokumentenart…) liegen in der Datenbank vor. Da fehlen einfach die Schnittstelle und die ePA-gerechte Standardisierung der Dokumente – optimal alle Texte als PDF.

     

     

  • Populismus aus der SPD

    Populismus aus der SPD

    Unser Landesgesundheitsminister Dr. med. Andreas Philippi hat kurz vor der Wahl einen Vorschlag, wie man die diskriminierende Terminungleichheit von Kassen- und Privatpatienten beim Facharzt beseitigen kann.

    Als Ideen hatte er:

    • verpflichtende Mindestquote von Terminvergaben für gesetzlich krankenversicherte Patientinnen
    • finanzielle Anreize für Ärztinnen und Ärzte, die überwiegend gesetzlich Versicherte behandeln

    Kurzer Faktencheck:

    Privatpatienten machen in Niedersachsen um 10% der Bevölkerung aus. Privatanteil in unserer Praxis: 95 von 2400 Patienten im Quartal, also 3,95%. Wir müssten 150 Privatpatienten zusätzlich im Quartal behandeln, damit bei uns die Quote an Privatpatienten stimmt. Wenn diese 4% Privatpatienten weg wären, gäbe es immer noch zu wenig Termine.

    Richtig ist, dass Privatpatienten schneller Termine bekommen – allerdings nicht bei den meisten Kassenärzten. Es gibt Ärzte, die ihre Kassenzulassung aus verschiedensten Gründen zurückgegeben haben und nur noch privat tätig sind. Dort bekommt man immer schnell Termine – außer der Privatarzt ist im Urlaub oder golfen. Die Kollegen, die so etwas tun, werden davon meist nicht reich. Sie sind in der Regel zufrieden, weil sie die Kassenbürokratie los sind und wie ein ordentlicher Kaufmann wissen, welches Geld sie für welchen persönlichen Einsatz erwirtschaften. Das ist, soweit ich als Kind der DDR gelernt habe, die Marktwirtschaft.

    Man kann einen Vertrag mit den gesetzlichen Krankenkassen machen, ist dann Kassenarzt und muss sich dann an die Regeln halten. Ich habe das zum Beispiel getan. Andere Ärzte sind nach Österreich oder in die Schweiz ausgewandert, wurden Privatarzt, Betriebsarzt, Rentner, Abgeordneter oder Sozialminister. Da verdient man mehr und lebt ruhiger. Wenn man all diese Kollegen zwingen möchte, auch Kassenversicherte zu behandeln, wären wir beim Ende der Marktwirtschaft und bei Zwangsarbeit. Das wäre dann der Philippi-Kommunismus.

    Herr Philippi könnte mit seinen Quotenvorschlägen eher ein Bürokratiemonster schaffen, das zählt, ob wir alle die Mindestgesetzlichenversichertenquote von 90% einhalten. Mehr kann er nicht verlangen, sonst diskriminiert er die Privatversicherten. Diskriminieren ist unwoke. Jeder Kassenarzt behandelt überwiegend gesetzlich Versicherte. Ich glaube nicht, dass wir deshalb alle die Philippi-Prämie bekommen. Also nichts als heiße Luft.

    Der Philippi-Vorschlag soll am 14. Februar, also ganz kurz vor der Bundestagswahl, in den Bundesrat eingebracht werden. Das ist zu kurz, um irgendetwas zu entscheiden. Es hat genauso viel Bedeutung wie die Migrationsabstimmung von Herrn Merz  – keine außer verärgerten Leuten und ein bisschen Aufmerksamkeit – Populismus also.

  • Terminservicestelle die zweite

    Terminservicestelle die zweite

    Alle Sätze, die mit „ich dachte,…“ beginnen, enden in einer Katastrophe. 

    Ich habe lange gegen die Terminservicestelle geschimpft – sie wird keine neuen Kapazitäten öffnen und geht also am Problem vorbei. https://sensse.net/?p=1005

    Nun haben wir aktuell Termine frei, weil ich so oft „Nein“ sagen musste, dass viele Kollegen nicht mehr nach Terminen fragen. Notfalltermine werden deshalb zur Kaffeepause. Also habe ich als chronisch unbelehrbarer Optimist nach 2 Jahren wieder Termine für die Servicestelle zur Verfügung gestellt. 

    An der Software für Ärzte hat sich einiges geändert. Man sieht einen Wochenplan, in dem man im Viertelstundentakt 0-24 Uhr Termine anbieten kann – wenn man will, auch Sonntags oder Weihnachten. Serientermine konnte man schon mit der alten Software einstellen. Jetzt kann man entscheiden, ob Patient, Hausarzt oder Terminservicestelle oder auch alle drei die Termine buchen dürfen.  Das Backend sieht besser aus.

    Patienten brauchen weiterhin einen TSS-Code.

    Hausärzte sehen die freien Termine der umliegenden Fachärzte, wenn sie etwas eingestellt haben. Als Facharzt kann ich dieses Menü leider nicht sehen, aber ich konnte bei einem Hausarzt spionieren. Bei Orthopädie gab es ein gutes Angebot, bei Neurologie gar keins. Bei Kinderorthopädie war genau ein Angebot drin – unseres. Bei Rheumatologie hat tatsächlich ein Halberstädter Kollege Termine im Angebot – wir sind nicht allein.

    Für die nächsten Tagen habe ich 14 Termine eingestellt, 11 sind innerhalb dreier Tage gebucht. Zuerst haben 5 mal internetaffine Patienten selbst gebucht, dann 4x die Terminservicestelle und jetzt zweimal derselbe Hausarzt. Bei der Hausarztbuchung gibt es die interessante Möglichkeit, den Konsultationsgrund zu kommunizieren und so weiß ich schon, dass ich eine Rheumasuche wegen eines Augenrheumas vor mir habe. 

    Heute kam der erste Patient.

    • Gut: Der Rheumaverdacht war berechtigt.
    • Schlecht: Der Verdacht besteht seit 2 Jahren, Dringlichkeit ist anders.
    • Ganz schlecht: Der Patient hatte von den vielen Unterlagen der Vordiagnostik genau einen Laborbefund dabei. Mehrere MRT-Befunde liegen bei 2 Orthopäden und dem Hausarzt. Bei den Röntgenbildern hatte der Patient drei Ideen, wo sie denn gefertigt sein könnten. Da er weder Namen noch Adressen hatet, muss er jetzt suchen und dann mit den Bildern und Unterlagen noch einmal kommen. 140 km und ein Vormittag umsonst. Er hat bei der Terminbuchung zweimal gelesen: „Bitte Unterlagen mitbringen!“. Aber er dachte, wir können auch „da“ (wo denn?!?) anrufen. Er dachte auch, er habe jetzt eine elektronische Patientenakte. Da stehe alles drin, auch wenn er nichts reingetan hat. Merke: Der denkende Mensch ist dem HErrn eine Freude, der Dachtende ist IHm ein Gräuel.

    Die Terminservicestelle hat sich gut weiterentwickelt. Nur die zentrale Botschaft: „Bitte kommen Sie mit den vorhanden Unterlagen, ein Arzt ist kein Prophet.“ ist noch nicht angekommen. Also werden wir Neupatienten weiter vorzugsweise über Notfallfax mit vorher gesehenen Unterlagen behandeln.

    Statistik 14 Tage später:

    20 TSS-Patienten sind durch. Sechs Patienten hatten ein Rheuma und haben eine Therapie. Beim 5 weiteren läuft die Diagnostik, der Rheumaverdacht ist hoch. Neun Patienten hatten bekannte chronische Schmerzsyndrome, Depressionen, vielerlei Symptome, bei denen auch im Ansatz der Rheumaverdacht nicht nachvollziehbar war. Aber das Motto „Was man nicht erklären kann, sieht man gern als Rheuma an.“ ist wohl auch bei Hausärzten verbreitet. Trotzdem: 50 % Trefferquote bei Verdachtstellung durch unbekannte Partner ist gut.

    20 TSS-Patienten kamen, 18 kamen mit Unterlagen, 17 mit guten Unterlagen. Ich bin begeistert.

    Zweimal kamen Patienten, bei denen uns der sprachliche Zugang fehlte. Natürlich ist es eine Leistung, wenn ein Patient aus dem Raum Bremen ohne Englisch-Portugiesisch- oder gar Deutschkenntnissse bis Gifhorn findet. Der Herr spricht wohl guinabissauisches Kreol, einen neue Sprache aus einem Vielvölkerstaat in Westafrika, zu der die passende Schriftsprache gerade entwickelt wird. Da hatte der Google-Translator keiner Chance und so muss der Herr noch einmal mit Dolmetscherin kommen. Medizin mit Migranten bleibt eine Herausforderung, für die uns die Ressourcen fehlen.

    Projekt Terminservicestelle wegen hohem Krankenstand bei uns vorerst eingestellt.

  • Impfen in der Praxis

    Impfen in der Praxis

    16.12.24

    Offiziell ist die Impfsaison beendet und alle Grippeimpfstoffe sind alle. Wegen der guten Nachfrage haben wir noch je eine Schachtel Vaxigrip und Efluelda nachbestellt – sie leeren sich. Biontech ist auch im neuen Jahr in den ersten drei Wochen geplant.

    8.12.24

    Am Mittwoch hat der erste Patient, den ich nach einer Grippeschutzimpfung gefragt habe mir geantwortet: “ Das haben Sie schon beim letzten Termin angeboten!“ Somit bin ich herum und die Impfsaison ist zu Ende. Am Donnerstag haben waren mehrere Patienten schon von uns geimpft, am Freitag habe ich niemanden mehr gefunden. Es gibt noch Nachzügler. Positiv: das war die erste Impfsaison ohne Beschimpfungen und Beleidigungen, die zweite ohne Morddrohungen. Man gewöhnt sich an alles.

    19.11.24

    Die Impfsaison ist dieses mal sehr entspannt. Pro Woche werden 30 Grippeschutzimpfungen und 20 Corona-Schutzimpfungen vergeben. Knapp die Hälfte derer, die man anspricht, haben schon eine Impfung beim Hausarzt – die Impfsaison ist bald vorbei.

    30.9.24

    Heute haben wir zum ersten Mal fehlgeplant, ich muss in der Mittagspause ein Röhrchen Comirnaty von einer Nachbarpraxis borgen. Überhaupt läuft die Impfsaison still, aber kontinuierlich. Zur Impfmuffeligkeit der Deutschen gab es einen schönen Artikel bei DocCheck. Zusammenfassung: Die Impfquoten bei Grippe sind nicht katastrophal, sie steigen an. Die Zielvorgaben sind so unrealistisch hoch, dass die Obrigkeit nur unzufrieden sein kann. 

    24.9.24

    Grippeimpfstoff für Jüngere ist das erste Mal aufgebraucht. Also kann ich den Patienten sagen: „Bitte denken Sie daran, dass wieder Grippeimpfsaison ist. Wir haben aber keine Impfstoffe mehr für Sie.“  oder einfach den Scholz machen und den Mund halten, bis das Problem vorbei ist.  Nächstes Jahr werden wir mehrere verschieden Impfstoffe bestellen, damit wir bessere Chancen haben, beliefert zu werden.

    Update 10.00 Uhr: Es kam wieder Impfstoff – 20 Spritzen reichen bis zum Wochenende.

    20.9.24

    Wir haben jetzt Grippeimpfstoff für jüngere und ältere und die Langform der Stiko-Empfehlung zu Covid-19 gelesen. 4 Erkenntnisse:

    1. Für Immungeschwächte (Rheumatiker) spielt es bei der Impfempfehlung keine Rolle, ob sie im letzten Jahr Corona hatten. Sie sollen/dürfen einen Auffrischimpfung haben.
    2. „In der Regel nach 12 Monaten“ bedeutet, dass sowohl aus Erkrankungsgründen (starkem Immundefizienz, Rheumamittel) als auch aus impftaktischen Gründen eher aufgefrischt werden darf, denn sonst müssten wir entweder die Punktlandung 365, im Schaltjahr 366 Tage schaffen oder die Hauptimpfzeit liegt jedes Jahr einen Monat später, also 2030 im Hochsommer. Wir frischen nach 10 Monaten auf. 
    3. Es gibt sehr wohl eine Empfehlung zur Auffrischung für alle, die „ein Risiko für einen schweren COVID-Verlauf haben“. Einzeln aufgezählt sind Adipositas, Asthmatiker und COPD, Diabetiker, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen.
    4. die Stiko gendert nicht. Dort sind wohl alle so alt wie wir.

    13.9.24

    Grippe-Impfstoff Efluelda für über 60-jährige und Coronaimpfstoff sind da. Am Dienstag beginnt die erste Impfrunde, denn natürlich hat Deutschland bei Biontech wieder keine Einzelspritzen, sondern die günstigen 6er Packs gekauft und hofft, dass die Leute wieder immer in Rudeln zum Impfen kommen. So geht Coronaimpfung immer nur mit Doppelanfahrt, nicht spontan. Abgesehen von der Umweltbelastung wird das die Impfmoral nicht heben.

    Wir haben je eine Schachtel Flucelvax Tetra und Fluad Tetra bestellt, um möglichst früh impfen zu können – nicht lieferbar. Einzelne Hausärzte impfen seit Wochen. ich verstehe das nicht. Muss ich selbst nach Indien fahren, um frühzeitig Grippeimpfstoff zu bekommen?

    02.09.2024

    Es geht wieder los: Am letzten Mittwoch hat das PEI Grippeimpfstoffe für das Inverkehrbringen freigegeben – sie kommen allerdings erst am 11.9. in den Großhandel und dann nur Teilmengen. Von der STIKO zugelassene, aber nur als „gleichwertig“ bezeichnete zellbasierte Grippeimpfstoffe sind bestellbar. Da sie in den USA drei Saisons hintereinander überlegen waren, habe ich je eine Schachtel für alte und junge Patienten bestellt – die Nachfrage ist mehrmals täglich da. Comirnaty JN1 gegen Covid für Rheumatiker und Menschen über 60 ist bestellt.

    Die Stiko hat dieses Jahr geäußert, man können die beidem Impfungen nicht nur zusammen nehmen, sondern bei der Gelegenheit auch die Pneumokokkenimpfung auffrischen. Der Trend geht zur Kombinationsimpfung. Leider gibt es Comirnaty immer noch nicht als Einzeldosis, so dass wir wieder Patientengruppen zum Impfen bilden und Termine planen müssen. 

    22.01.2024

    Das Ende ist nahe. (Zeugen Jehovas, andauernd)

    Die ständige Impfkommission hat wohl empfohlen, zukünftig und nur für Risikopersonen jährlich im Herbst Covid-19 aufzufrischen. Jetzt ist gerade kein Herbst und damit ist dann wohl die Impfsaison gegen Infektionen der oberen Atemwege zu Ende. Aber dafür haben wir heute 1* Hepatitis B-, 1x Gürtelrose-, 1* Pneumokokken-, 2* Frühsommermeningoencephalitis-Schutzimpfung und einmal Auffrischung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung vergeben. Nach der Impfsaison ist vor der Impfsaison.

    9.1.2024

    Häufig ist die Prophezeiung die Hauptursache für das prophezeite Ereignis. Thomas Hobbes

    Die Impfsaison lief dieses Mal friedlich. Keine Beschimpfungen oder Bedrohungen. Wer keine Impfung wollte, hat einfach „nein! gesagt, häufig sogar „Nein, danke!“. 160 Dosen Efluelda für die Älteren und 110 Dosen Vaxigrip tetra für die Jüngeren sind verimpft, dazu 166 Auffrischungen wegen Covid-19. Ich musste schon melden, wieviel von welchem Impfstoff ich im Herbst zu verimpfen gedenke. Wir haben 100 Efluelda und 70 Vaxigrip bestellt, ich möchte nicht mehr den Patienten hinterherlaufen.

    Leider hat uns die Prüfungsstelle auch die zweite Schachtel Apexxnar in Rechnung gestellt. Die Packungen wurden 2022 nach Verfügbarkeit bestellt, erst seit 2023 ist der Impfstoff Standard. ich werde dieses Mal nicht versuchen mich zu verteidigen. Wir mussten 20 Einheiten Apexxnar mit 1200 € bezahlen. Folglich besitzen wir 20 Impfdosen Apexxnar, die wir zum Beispiel Privatpatienten verimpfen und in Rechnung stellen können. So kommen 1140 € wieder und niemand muß sich ärgern. Eine Impfeinheit ist anlässlich meines 60. Geburtstages in meinem Oberarm verschwunden, die können wir natürlich niemandem in Rechnung stellen.

    Und wir haben wieder 20 Einheiten Apexxnar bestellt, denn der Impfstoff ist mittlerweile Standardimpfstoff gegen Pneumokokken. Er steht immer noch nicht in der Sprechstundenvereinbarung, die irgendwann die Empfehlungen der StiKo umsetzt. Aber immerhin hat die Stiko dem Impfstoff empfohlen und so ist er jetzt halblegal bestellbar.

    18.10.23

    Et es, wie et es. (Es ist, wie es ist.) Kölner Gesetz.

    Dieses Jahr fürchte ich eine Fehlplanung bei den Grippeimpfstoffen für uns. Wir haben 80% des Vorjahresverbrauchs bestellt, der Grippeimpfstoff für die Jüngeren kam am 6.10. auf einen Schlag – 260 Impfdosen liegen im Kühlschrank. Der Kühlschrank ist voll. Die Impfwilligkeit ist eher verhalten, bisher sind wir 112 Impfdosen losgeworden – 12 am Tag. Nächste Woche ist Urlaub und Mitte November ist die Impfsaison erfahrungsgemäß zu Ende. 6 -12 Comirnaty am Tag sind auch eher wenig, ein Drittel der Patienten ist schon beim Hausarzt geimpft und mehr als die Hälfte möchte die 5. Impfung nicht. Wer Impfstoff oder Impfungen braucht, darf sich gerne melden.

    6.10.23

    Jetzt ist auch Grippeimpfstoff für die Jüngeren eingetroffen, täglich werden mindestens 10 Patienten gegen Grippe geimpft. Die Nachfrage nach Coronaimpfungen reicht jetzt auch für je ein Röhrchen täglich.

    28.9.23

    Alles wimmelt von Kommentaren; an Autoren aber ist großer Mangel.    Michel de Montaigne

    Die Impfsaison läuft wieder, letzten Donnerstag 12 x Comirnaty alt, heute 6 alt, 6 neu und dazu sind am Montag die ersten Grippeschutzimpfungen Efluelda 23/24 (für über 60-jährige) gekommen. Der am meisten nachgefragte Grippeimpfstoff für junge Patientinnen, Patienten, Wechselnde, Unbestimmte, Unwissende und Nicht-Wissen-wollende, also Menschen unter 60 fehlt noch.

    18.9.23

    Versprochenes muss man einhalten, verschriebenes einnehmen. Monika Kühn-Görg

    Die offizielle Impfaufforderung von Herrn Professor Lauterbach geistert gerade durch die Medien – passend dazu gibt es den aktuellen Coronaimpfstoff XBB1.5 ab 25.9.23 – wieder in 6er Vials. Erfahrungen mit dem Impfstoff gibt es nicht – er ist ja der Neueste. Es ist auch noch etwas Comirnaty BA4.5 da. Der ist leider nicht mehr empfohlen, obwohl es nie messbare Unterschiede zwischen den impfstoffvarianten von Comirnaty gab. Zugelassen ist er noch. Wer wie wir gehofft hat, dass es endlich Einzelspritzen gibt, wurde enttäuscht. Wir werden also wieder Donnerstag vormittags Impfzeiten einrichten, 6er Patientengruppen sammeln und rumtelefonieren, wenn einer nicht kommt oder nicht will. Wer zu den Impfzeiten nicht kann, muss sich halt woanders impfen lassen. Wir haben es schon viel besser als in Hessen, wo die Finanzierung der Coronaimpfung nicht gesichert und daher vorerst auf Privatrechnung möglich ist – den Frust der Ärzte dort haben wir am Wochenende bei einer Familienfeier gehört.

    Herr Professor Lauterbach hat sich letzte Woche gegen Covit-19 impfen lassen, er nimmt wählte also bewusst den älteren BA4.5 und nicht den neuesten Impfstoff.

    6.9.23

    Nach der Wahl ist vor der Wahl. Politikerweisheit

    Morgen gibt es die ersten „fünften“ Covid-Auffrischimpfungen für Rheumatiker, noch mit dem „alten“ BA.4/5 Impfstoff aus der 6er Flasche. Für den Herbst sind Einzelspritzen angekündigt, dann ist Covid-Impfung endlich Routine. Der Grippeimpfstoff ist auch angekündigt, die ersten Efluelda 23/24 sind auf dem Markt. Wir haben noch nichts abbekommen. Wenn dieses Jahr noch jemand mault, dass die Impfung im September zu früh ist, erinnern wir ihn an den Start der Grippeerkrankungen im November 22. Für manche war die Imfluenzaimpfung Oktober letztes Jahr zu spät. Angesichts der Klimaveränderungen sind unsere Erfahrungen zu saisonalen Erkrankungen nicht mehr viel wert.

    23.08.2023

    Totgesagte leben länger.

    Die Ständige Impfkommission hat für Rheumatiker, die in den letzten 12 Monaten keine Covid-Impfung bekommen und keine Covid-Infektion durchgemacht haben, die dritte Auffrischung oder fünfte Impfung empfohlen. Das bieten wir dann ab Anfang September auch an und es gibt schon tägliche Nachfragen. Bei der Impfstoffbestellung fiel auf, dass von Comirnaty und Spikevax die Varianten BA.1 und BA.4-5 bestellbar sind, aber nicht die Originale. Wir werden als keine Erstimpfungen anbieten können. Aber das ist egal. Wer drei Jahre nach Beginn der Pandemie nicht geimpft ist, will auch nicht. Leider kommt der Impfstoff wieder im 6er Pack, wir müssen also wieder Impftermine planen. Wir hoffen, dass gleichzeitig der saisonale Grippeimpfstoff eintrifft. Viele Ärzte sind immer noch der durch jahrelange Erfahrung gestützten Meinung, das eine Grippeschutzimpfung vor November zu früh ist. 2023 begann die Influenzasaison im Oktober und so könnte eine Impfung nach September zu spät sein.

    Ich werde mich sicher gegen a) Influenza und b) Corona die fünfte impfen lassen. Aber es hängt in Zukunft nur noch ein Schild mit einem Impfangebot da. Es wird niemand gefragt. Wer die Impfungen richtig findet, bekommt sie, wer sie ablehnt, wird nicht genervt und wer Fragen hat, bekommt sie gerne und geduldig beantwortet. Das ärztliche Missionsbedürfnis, Impfunwillige zu überreden und dafür dumme Gesichter, Mordbeschuldigungen und Morddrohungen hinzunehmen, ist ausgelebt. Wer nicht will, muss auch nicht.

    Nebenbei: Wir hatten in den letzten 14 Tagen 3 schwere Fälle einer in den letzten 2 Monaten durchlebten Covid-Infektion bei Hochrisikopatienten in der Praxis.. Alle drei waren nicht Stiko-gemäß geimpft und der Meinung, dass die Impfauffrischung vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre. Schwere Verläufe bei vierfach geimpften hatten wir bisher nicht. Covid beißt noch. Es ist seltener, nicht harmloser.

    30.01.23

    Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

    Seit einem Monat ist die Nachfrage nach Coronaimpfungen weg. Heute haben wir die letzte Ampulle Comirnaty BA 4./5. angebrochen und zwei fünfte Impfungen für eine Patientin mit Chemotherapie und ihren besorgten Ehemann verwendet. Morgen wäre der Impfstoff verfallen. So ist es in Ordnung, dass wir vier Impfdosen verworfen haben. Wir bestellen nicht nach, solange die Nachfrage fehlt.

    8.12.2022

    Ein Mann sollte sich nur schämen, zuzugeben, dass er im Unrecht war, was nur bedeutet, dass er heute klüger ist als gestern. Alexander Pope

    Wir sind rum mit der Grippeschutzimpfung! Den Patienten von heute hatten wir die Grippeschutzimpfung schon im September angeboten, sie waren versorgt. Die Grippeerkrankungssaison läuft seit Oktober. Sowohl die aktuell kreisenden Grippeviren als auch der Impfstoffinhalt sind Virussubgruppe H1N1 und H3N2, so dass die Impfung wohl ein Treffer war und wir bisher keine Berichte über Impfdurchbrüche hatten. Es gab auch nur eine Klage über Impfgrippe, die altersadaptierten Impfstoffe sind ein Fortschritt.

    Im Kühlschrank liegen noch 16 Vaxigrip für unter 60-jährige, Punktlandung, gute Planung. Die paar Spritzen werden wir noch an Bedürftige/Patienten/Impflinge…. los. Daneben liegen 50 Einheiten Efluelda für Ältere und drohen zu verfallen. Ursachen: Im November hatten wir nichts zum Impfen, es kam zu spät und nun liegt es herum. Bei den älteren Patienten kümmern sich die Hausärzte gut, sie sind oft schon versorgt, wenn wir fragen. Wir impften vor allem die jüngeren Rheumatiker.

    Passend zum Impfsaisonschluss kam gestern das offizielle Ersuchen der Kassenärztlichen Vereinigung, wir möchten bitte unseren Impfstoffverbrauch für 23/24 planen, getrennt nach Altersgruppen. Prophet müsste man sein.

    16.11.2022

    Am Ende wird alles gut sein! Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Grün, Anselm

    In den letzten Wochen wurde immer wieder nur eine halbe Ampulle Covid-Impfstoff benötigt, die anderer Hälfte musste entsorgt werden wegen geringer Nachfrage. Wir werden also nur noch 14-tägig Impfangebote machen, die Kampagne und dieser Blog sind erstmal zu Ende. Wenn die Masken- und die Isolationspflicht fallen, dann erfolgt das Boostern bei jedem Markt-, Gaststätten- oder Baumarktbesuch und nicht mehr mit der Injektionsnadel. Das nennt man Endemie. Wenn es wieder nötig wird, dann werden wir auch wieder mehr gegen Covid impfen.

    Die Grippeimpfsaison läuft noch. Mit der Grippeimpfung ist es wie mit Herrn Putin: Man bekommt auf die Frage nach der Impfung ein klares „Ja“ oder ein klares „Nein, danke, Iiiih“, aber kein „Weiss nicht“. Niemand hat keine Meinung oder gar Fragen. Unser Impfstoffvorrat reicht bis Jahresende, 25 Injektionen pro Woche wird man los. Nebenbei: Die Grippesaison läuft, es gibt zunehmend Terminabsagen wegen Influenza.

    25.10.22

    Zuviel ist gerade so falsch wie zu wenig. Konfuzius.

    Seit gestern haben wir wieder Grippeimpfstoff, seit heute sogar Grippeimpfstoff für alle Altersgruppen. Das klingt gut, ist leider nicht selbstverständlich und hält bei der aktuellen Nachfrage ca. 14 Tage. Die Nachfrage nach Covid-Impfungen ist bei zwei Röhrchen pro Woche – verdoppelt auf Minimalniveau. Wenn man die vielen Absagen von Patienten wegen Atemwegserkrankungen dazu anschaut, ist der Vorsorgegedanke auch im dritten Jahr der Pandemie für einige Mitmenschen etwas Neues.

    7.10.2022

    Nichts Neues von der Covid-19-Impfung. Die Nachfrage ist verhalten, wir verimpfen Comirnaty BA.1. Die Influenzaimpfsaison läuft, mehr als die Hälfte der Patienten wünscht eine Grippeschutzimpfung. Die Stiko empfiehlt sie und wir damit auch. Bisher haben wir dieses Jahr keinen Fall von „Impfgrippe“, also der eindrucksvollen Reaktion auf Grippeschutzimpfung gesehen. Gefühlt waren noch vor 2 Jahren 10% der Frischgeimpften eine Woche arbeitsunfähig. Da hat die Veränderung der Impfstoffe in Varianten für Jüngere und Ältere wohl viel Gutes an der Verträglichkeit und damit Vermittelbarkeit der Vorsorgeimpfung bewirkt.

    Grippeimpfstoff für unter 60-jährige wurde schon zweimal alle gemacht und nachgeliefert. Impfstoff für die über 60-jährigen ist seit 14 Tage alle und kommt frühestens in der Kalenderwoche 42, also in den Herbstferien.

    22.05.2022

    Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, und fünfzig, um schweigen zu lernen.
    Ernest Hemingway.

    Am Montag gab Herr Minister Professor Karl Lauterbach bekannt,  dass die Stiko diese Woche die Omikron-angepassten Impfstoffe empfehlen werde. Gestern ging dann die Diskussions- und Beschlussvorlage der Stiko durch die Medien, als wäre sie ein beschlossenes Dokument. Oops. Das nemmt man politischen Druck. Die Medien haben nachgegeben.

    Was steht drin?

    • Vorzugsweise sind für Auffrischungen omikron- adaptierte Impfstoffe zu verwenden.
    • Impfempfehlung wie vorher: Allgemeinheit 1 Booster, Immungeschwächte, Menschen über 60, Personal und Bewohner von Medizin und Pflege 2 Booster.
    • In Ausnahmefällen bei schwerer Immundefizienz oder Hochbetagten ist 6 Monate nach der vierten eine fünfte Impfung zu erwägen.

    Die Stiko plant also, viel Gutes und nichts Neues zu sagen.

    Abzuwarten bleibt, wie weit die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie die Bezeichnung „schwere Immundefizienz“ fasst. In jedem Falle sind nach meiner Meinung Patienten mit laufender Chemotherapie, Rituximab oder Abatacept zur fünften Impfung dran. Für alle anderen Medikamente bleibt eine Konkretisierung abzuwarten.

    15.09.2022

    Wenn Sie sich nicht vorbereiten, bereiten Sie sich auf das Scheitern vor. Benjamin Franklin

    Heute wurden die ersten 5 Dosen des omikronangepassten Impfstoffes Comirnaty BA.1 verimpft. 7 Röhrchen sind noch im Kühlschrank. Da ab heute der an die aktuelle Variante angepasste Impfstoff Comirnaty BA.5 bestellbar ist, fürchte ich, wir haben da einen Überbestand, den 3 tage nach Lieferung schon niemand mehr möchte.

    Grippeimpfstoff ist für alle da und die Nachfrage ist gut.

    04.09.2022

    Haben Sie keine Angst vor Perfektion – Sie werden sie nie erreichen. Salvador Dali.

    1. Grippe: Die Impfsaison geht los. Seit Freitag liegen 50 Dosen Influvac (für unter 60-jährige) im Kühlschrank. Morgen kommt ein Schild an den Tresen und dann sind die Grippeimpfungen bis nächsten Freitag sicher alle. Es kommen noch mehr.
    2. Covid – Biontech: Die Europäische Medikamentenagentur hat die Omikron-angepassten Impfstoffe zugelassen. So haben wir 8 Vial = 48 Einzeldosen Biontech BA.1 bestellt. Der Impfstoff ist nur für Booster gedacht, für eventuelle Erst- oder Zweitimpfungen gibt es weiter Comirnaty im Original. Allerdings hatten wir dieses Jahr erst drei Erstimpfungen. Der guten Ordnung halber: Laut RKI haben wir aktuell 90% Omikron BA.5, ein bisschen BA.4 und ein Prozent BA.1. Der Impfstoff ist also gut gegen die Januar bis April dominierende Omikronvariante. Die Unterscheide zwischen den Varianten sollen nicht so groß sein, der Impfstoff funktioniert. Das war allerdings bei Comirnaty Original auch schon so. Ein Impfstoff gegen BA.5 ist derzeit in der Erprobung. Bis er zur Verfügung steht, könnte BA.7 dominieren. Fun-Fakt für Freaks: Die Varianten BA.2, BA.3 und BA.6 spielten bisher keine Rolle.
    3. Covid – Moderna: Auch von Moderna gibt es einen neuen bivalenten Impfstoff. Er heißt logischerweise Spikevax BA.1 und kommt nicht mehr im unpraktikablen 20er-Pack, sondern in 5er Vials. Wenn endlich jemand die Einzelspritze erfinden könnte, wäre die ganze Impferei einfach. So müssen wir weiter planen und Grüppchen bilden.
    4. Covid – Valneva: Es ist nach Novavax ein weitere Proteinimpfstoff im Angebot. Auf Valneva haben wir lange gewartet, weil er nebenwirkungsärmer sein sollte als die MRNA-Impfstoffe und vielleicht zum Boostern mit einer weiteren Kreuzimpfung bessere Resultate zu erreichen wären. Wir haben umsonst gewartet. Der Impfstoff ist für Erst- und Zweitimpfungen von Personen zwischen 18 und 50 zugelassen, also nicht zum Boostern. Er ist auch noch nicht an Omikron angepasst. Schade.

    Fazit: Wir bestellen jetzt Biontech –  BA-1 und werden sehen, welche Nachfrage entsteht. Die STIKO hat bisher nichts zu den neuen Impfstoffen oder Valneva gesagt. Also gibt es nichts zu sagen. Die 4. Covid-19-Impfung ist für alle ab 60 Jahren und alle mit Autoimmunerkrankungen empfohlen. Wer sie darüber hinaus haben möchte, der bekommt sie auch.  Die 3. Impfung ist für alle über 11 empfohlen.

    Wer Panik möchte, lese Herrn Prof. Lauterbach.

    19.8.2022

    Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später. Wilhelm Busch

    Die Ständige Impfkommission empfiehlt jetzt den 2. Booster nicht ab 70, sondern ab 60. Also bieten wir das an. Nachfrage hatten wir bisher nicht.

    19.7.22

    Denken müssen wir ja sowieso. Warum nicht gleich positiv? Albert Einstein.

    Es gibt nichts Neues beim Impfen. Wir haben jede Woche ein bis zwei Vials Biontech verimpft, mehr Nachfrage ist nicht. Auch heute, 5 Monate nach der Stiko-Empfehlung, findet man viele Menschen, die nichts von der 4. Impfung vom für über 70-jährige gehört haben. Herr Gesundheitsminister Professor Lauterbach wünscht im Herbst alle zu boostern. Das ist nicht neu und beruht auf der irrigen Annahme, im Sommer werde es ruhiger. Die EU wünscht die 60-jährigen zu boostern.

    Die Ständige Impfkommission empfiehlt den 2. Booster für alle Autoimunerkrankten – seit dem 15. Februar. Das machen wir so, es ist nur nicht neu. Von den omikron-Angepassten Impfstoffen für den Herbst hört man nur Marketing-Ankündigungen, keine seriösen Informationen. Nichts Neues also. Und jetzt ist Urlaub.

    28.6.22

    Fehlt es an Führung, kommt ein Volk zu Fall; Rettung ist dort, wo viele Ratgeber sind. Altes Testament. 

    Gestern hatten wir nach einem Jahr wieder einmal eine Erstimpfung einer älteren Patientin. Sie war völlig unproblematisch, allerdings kam eine Stunde später eine Mail von der Tochter – sie wollte Mutters Impfunterlagen haben. Man ahnt das Impfgegnerumfeld.

    Der Tag war besonders: zu den 8 geplanten Impfungen kamen 6 aus der laufenden Patientenschaft, so dass wir nichts entsorgen mussten.

    Heute hatten wir dann den ersten Paxlovid-Einsatz bei einer Covid-positiven Rheumatikerin – mit Hausbesuch über 25 km. Paxlovid ist sinnvoll bei frisch infizierten Hochrisikopatienten, wozu Rheumatiker eindeutig gehören. Das Medikament ist seit Februar verfügbar, wird aber nicht häufig eingesetzt. Wir kontaktieren jetzt die Patienten, die uns wegen frischem Covid Termine absagen und klären über Paxlovid auf.

    Der Einsatz von Paxlovid ist natürlich bürokratisch blöd geregelt: Da es zu Lasten des Bundesamtes für soziale Sicherung verordnet werden muss, muss ich dieselbe Patientin zweimal mit verschiedenen Kassen in der EDV anlegen.  Dann soll die Apotheke per Kurier vorgewarnt werden, damit es beschafft wird und in jedem Falle ein PCR-Test veranlasst werden.

     

    10.06.22

    Voraussagen soll man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft. – Mark Twain 

    Es gibt nichts Neues: Die Masken fallen, die Inzidenzen steigen – aktuell 416 von 100.000 in Gifhorn. Letzte Woche haben wir drei long Covid-Fälle bei einfach geboosterten Rheumatikern gesehen, das bekräftigt den Rat zur Viertimpfung für Rheumatiker. Long Covid nach Viertimpfung hatten wir noch nicht, Impfdurchbrüche nach Viertimpfung reichlich. In jeder Sprechstunde finden wir Patienten, die die Nachricht von der vierten Impfung überrascht, neuerdings auch wieder einige Drittimpfungen.

    Bei neuem Impfstoffen gibt es nur Ankündigungen: Moderna und Biontech kommen im Herbst mit einer Omikron-angepassten Impfstoffvariante, die auch schon März und Mai angekündigt wurde. Wenn der Impfstoff da ist und die Stiko ihn empfiehlt, dann ist das eine Nachricht. Jetzt ist es Werbung und Sommertheater. Valneva kommt seit 5 Monaten „bald“ mit einem Proteinimpfstoff. Es ist langweilig. In der Medizin ist Langeweile etwas Gutes.

    17.05.22

    Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. – Oscar Wilde.

    Pro Woche fallen jetzt noch 12 Impfungen mit Biontech an. Die meisten Patienten wurden schon bei der Vorstellung im letzten Quartal vor 3 Monaten auf die vierte Impfung aufmerksam gemacht und sind versorgt. Damit ist die Covid-Impfkampagne vorerst zu Ende.

    27.04.22

    Man braucht nach aktueller Leitlinie als Autoimmunkranker = Rheumatiker 4 Impfungen gegen Covid-19,  außer wenn man nach der dritten Impfung Covid-19 hatte. Mittlerweile sind es in der laufenden Sprechstunde etwa gleichviele Patienten,  die genesen und schon zum vierten Mal geimpft sind. Etwa ein Röhrchen Biontech wird am Tag an die verbliebenen Impfwilligen verimpft.

    Die gute Nachricht: Die meisten der nach dreimaliger Impfung Genesenen hatten einen friedlichen Krankheitsverlauf, es war auch noch kein Long-Covid dabei. Bei den jetzt noch Ungeimpften Ersterkrankten sind ein schwerer Verlauf und Folgeschäden immer noch Vorstellungsgrund – immer wieder gern mit der Frage, ob die Erkrankung mit Muskelschmerzen, Atembeschwerden und Konzentrationsstörung vielleicht Rheuma heißt. Die Antwort ist für die Patienten immer wieder enttäuschend: Nein, die Erkrankung heißt long Covid. Wer nicht an die Krankheit glaubt und die Impfung ablehnt, akzeptiert häufig auch nicht die Folgen der Erkrankung. Schade.

    Trotzdem versuchen wir nicht mehr, Ungeimpfte zur Impfung zu motivieren. Anfangs waren diese Gespräche von gegenseitigem Unverständnis bei Wohlwollen geprägt, später wurde es häufig aggressiv. Mittlerweile wird es einfach still, wenn man mit Ungeimpften übers Impfen reden muss. Die Zeit kann man sich sparen, es ist alles gesagt.

    10.04.22

    In der Politik ist es wie im täglichen Leben: Man kann eine Krankheit nicht dadurch heilen, dass man das Fieberthermometer versteckt. Yves Montard

    Seit vier Tagen denke ich darüber nach, was man Vernünftiges zur Entscheidung des Deutschen Parlamentes gegen die Impfpflicht sagen kann. Es gibt nichts Positives, nur Bitterkeit, Zynismus und Enttäuschung. Wir werden weiter jeden impfen, bei dem die Stiko das empfiehlt. Die Werbung für das Impfen hört jetzt auf. Es steht ein Schild am Tresen und gut ist. Natürlich beantworten wir weiter gern Fragen.

    Die Patienten gliedern sich schon lange in zwei Gruppen: Die meisten sind gegen Covid-19 geimpft und die anderen wollen halt nicht. Ich werde niemanden mehr darauf ansprechen und die gewonnene Zeit in Rheumatologie investieren. Wenn der Staat für sich keine Fürsorgepflicht in Unwillige, Uninformierte und Andersdenkende sieht, müssen wir das auch nicht.

    Damit ist leider klar, dass es keinen Raum für weitere Lockerungen gibt. Die FFP-2-Pflicht im ambulanten Gesundheitswesen bleibt. Die Maske ist gerade bei Ungeimpften immer noch der beste Schutz. Und die Maske nervt. Wenn man sie 8 Stunden trägt, hat man oft Kopfschmerzen. Die häufige Situation, wo ein Schwerhöriger fordert, doch mal lauter hinter der Maske zu reden, weil er wegen der Gummis kein Hörgerät tragen könne, macht mittlerweile leicht aggressiv. Auch mit allen anderen Patienten, gerade mit älteren sind verbale und nonverbale Kommunikation gestört. Bei bekannt viermal geimpften Patienten – die Mehrheit der Rheumatiker – setzen wir oft die Maske ab und alles, was mit Verständigung zu tun hat („Sprechstunde“) ist viel einfacher und nett. Da kommt Nostalgie auf, früher war das normal.

    Wenn die FFP2-Maske bleibt, wird es nicht schwerer, Menschen fürs Gesundheitswesen zu gewinnen. Aber es wird schwerer, sie zum Bleiben und zu vollschichtiger Arbeit zu animieren. Mit Maske werde ich selbst keinen Tag länger als bis zum Renteneintrittsalter arbeiten. Die Bundesregierung hatte die Impfpflicht in der Hand. Sie hat das Gesundheitswesen mit ihrer Entscheidung gegen die Impfpflicht allein gelassen. Schade.

    29.03.22

    „Ein Optimist ist ein Mensch, der alles halb so schlimm oder doppelt so gut findet.“ (Heinz Rühmann)

    Herr Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach hat erstmals die vierte Impfrunde = zweite Boosterimpfung für alle über 60-jährigen diskutiert. Das bedeutet: Die Empfehlung von EU und Stiko kommt bald. Gleichzeitig hat er davor gewarnt, auf die Omikron-adaptierten Impfstoffe zu warten. Deren Einführung könne sich bis zum Herbst verschieben. Ich denke, das ist kein Grund zum Pessimismus. Der „alte“ Impfstoff von Biontech reduziert Omikron gut. Entweder macht es der neue besser oder wir nehmen weiter den alten Impfstoff.

    23.3.22

    Die Mühen der Berge liegen hinter uns. Jetzt kommen die Mühen der Ebene.

    Heute ist kein Tag der Hoffnung. Eine Mitarbeiterin hat die Coronainfektion – gute Besserung! Alle anderen im Team sind negativ getestet. Beruhigt ist man dann trotzdem nicht, das dauert noch eine Woche. Das Impfen läuft kontinuierlich, meist vierte Impfungen. Zunehmend haben Patienten woanders die vierte Impfung bekommen, so dass wir  gestern wieder einmal 3 Einheiten Biontech entsorgen mussten.

    Die Verträglichkeit der vierten Impfung scheint gut zu sein, bisher keine Rückmeldung über größere Nebenwirkungen und auch der Selbsttest letzte Woche gab nur für 2 Tage eine Beule im linken Oberarm.

    Sehr traurig macht uns, dass wir eine Mitarbeiterin nicht vom Impfen überzeugen konnten und sich deshalb unsere Wege jetzt trennen. Wir sind das der Sicherheit unserer Patienten und unserer eigenen Sicherheit schuldig. Das Gesetz zur Stärkung der Impfprävention gab die Möglichkeit zur außerordentlichen Kündigung. Trotzdem habe ich beim Kündigen immer das Gefühl, selbst sozial inkompetent zu sein. Und: Wir sind jetzt nicht stärker, nur weil wir weniger sind. Derartige Sprüche hört und sagt man oft. Sie stimmen nicht.

    16.3.22

    Gestern war ein Tag der Hoffnung. 5 Patienten haben im laufenden Betrieb von allein erzählt, dass sie die vierte Impfung schon haben. Der Druck lässt also nach und wir impfen nicht allein. Die Lockerungen zum Sonntag werden diskutiert, es geht aufwärts. OK, die Schülerinnen berichteten von 8 positiven Fällen allein in einer Berufsschulklasse, das wollten wir überhören. Heute stieg die Inzidenz in Gifhorn von 1550 auf 2130. Es reicht. Ich lasse mich heute nochmal boostern, obwohl ich erst im Mai dran bin. Man muss das nicht tun. Aber man darf das.

    15.3.22

    Die Chance klopft öfter an als man meint, aber meistens ist niemand zu Hause. William Penn Adair

    Heute ist der letzte Tag, an dem ungeimpfte MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens die Möglichkeit haben, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen oder die Nachweise darüber einzureichen. Wir hatten gestern und heute 36 Impfungen, 35 Viert- und eine Drittimpfung. Bisher hatten wir 2022 5 Erstimpfungen.

    Ich sage mal voraus: Wer sich bisher nicht impfen lassen wollte, wird das wegen des bis 31.12.22 befristeten Impfpflicht auch nicht tun – zumal das nicht mit einem unbezahlten Betretungsverbot der Kliniken, Heime und Praxen, sondern mit einem vom Gesundheitsamt auszusprechenden Rat, die Ungeimpften doch bitte voll bezahlt patientenfern einzusetzen, sanktioniert ist. Schade. Ungeimpftenrechte sind wichtig, Sicherheit und Geimpftenrechte aber auch.

    9.3.22

    Die Nachfrage übersteigt wieder einmal das Angebot an Impfungen, wir haben aktuell 10 Vials Biontech pro Woche geplant, meist vierte Impfungen und vereinzelte Genesenenimpfungen. Es gibt neue Vials von Biontech, man muss den Impfstoff nicht mehr verdünnen. Und es ist wieder etwas mehr drin: Es kommen immer 7 Impfstoffdosen aus dem 6er Vial.

    28.2.22

    Auf Veränderung zu hoffen und nichts dafür zu tun ist wie an einem Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.

    Heute impfen wir ein letztes Mal Moderna, es stehen tatsächlich 19 Impflinge überwiegend für die vierte Runde im Plan. Wir freuen uns, dass eine Zweitimpfung dabei ist. Spannenderweise kamen 17 Impfaufkleber für die möglicherweise 24 Impfdosen mit. Wir schreiben dann halt mit Hand in die Impfausweise, das geht. Letzte Woche haben wir 16 Impfungen mit Biontech vergeben, so viel war mal ein 30-Minuten-Programm.

    14.2.22

    No news are good news.

    Die Inzidenz ist eine Woche konstant und die Hauptdiskussion ist nun nicht mehr das Weltklima oder die Ukraine, sondern Coronalockerungen. Beim Hochwasser werden die Friesen hinter dem Deich ruhig, wenn wieder Ebbe ist. Wenn die Hochflut nicht weiter steigt, gibt das Hoffnung, aber keine Sicherheit. Man könnte draus lernen. Ich rechne mit einem Freedom Day am 20. März, an dem einige der vielen, die die Maske so wenig mögen wie ich, sie denen, die sie aus freier Entscheidung oder mit gutem Grund tragen, vom Gesicht reißen. Der Tag wird dann wie Karneval – für viele ein Fest, für einige schlimm.

    Zu der Restimpfkampagne: Wir  haben 8 Röhrchen Biontech im Kühlschrank und benötigen 6 in den nächsten 3 Wochen –  mindestens 2 Wochen keine Neubestellung. Wir dürften 40 Röhrchen bestellen, wenn wir  die Nachfrage hätten. Novavax soll am 21.2.22 verfügbar sein – vorerst in den Impfzentren, es gibt eine Warteliste. Wir  bestellen ihn nicht, 6 Nachfragen in 3 Monaten reichen nicht für ein 10er Röhrchen.

    7.2.22

    Wenn man andere zu vernünftigem Handeln zwingen will, ist das unvernünftig. 

    Gifhorn hat heute mit 450 sonntags gemeldeten Covid-19-Neuinfektionen die 1000er Inzidenz verbuchen müssen. Es ist nicht sinnvoll, von einem Rekord zu schreiben – den Rekord hat man bei steigenden Zahlen jeden Tag. Dazu passend beginnen jetzt die Apotheker zu impfen.

    Update 10.00 Uhr: Die Nachfrage nach 2. Booster ist heute morgen deutlich gestiegen. Wir bieten allen Rheumatikern, die 2021 geboostert sind, eine Impfplanung an. Für die 2022 geboosterten empfehlen wir ein Abwarten der Entscheidung, vielleicht spielen im April die Omikron-adjustierten MRNA-Impfstoffe oder Valneva/Novavax im April schon eine Rolle.

    3.2.22

    Dir kann passieren, was will. Es gibt immer einen, der es kommen sah.

    14.00 Uhr: Die 2. Auffrischimpfung ist offiziell:

    Für Menschen mit Autoimmunerkrankungen und über 70-jährige wird der 2. Booster 3 Monate nach dem ersten Booster empfohlen. Bei Menschen, die zwischendurch eine Covid-Erkrankung haben, zählt dies wie ein Booster. Wir bieten die Impfung ab sofort allen an.

    Für Mitarbeitende wird der 2. Booster 6 Monate nach dem ersten Booster empfohlen. Da unser Personal im März erstgeimpft, im Mai zweitgeimpft und folglich im November geboostert ist, können wir genauso das Erscheinen der omikron-adjustierten Impfstoffvarianten abwarten.

    8.00 Uhr: Die nächste Impfrunde wirft ihre Schatten voraus. Herr Mertens, Vorsitzender der Stiko hat bekanntgegeben, dass die Ständige Impfkommission sich mit der zweiten Boosterimpfung, also der vierten Impfung beschäftigt. Es wird also bald eine offizielle Verlautbarung kommen, die eine Empfehlung für über 60-jährige, Immungeschwächte (also Rheumatiker), das medizinische Personal, mehrere oder gar alle diese Gruppen ausspricht. Wir haben unsere Impfstoffbestellung für die Woche 8 also wieder erhöht, nachdem wir in Woche 7 Moderna entsorgen müssen, weil zwei Röhrchen verfallen. Wir werden den Impfstoff derzeit nicht los, die anderen viel impfenden Praxen haben dasselbe Problem. In Woche 7 haben wir gerade 2 Röhrchen Biontech bestellt, für Woche 8 ist jetzt eine prophetische Leistung gefordert.

    Falls sich jemand fragt, ob ich das richtig finde: Ja, die 2. Boosterimpfung für vulnerable (verletzliche) Gruppen ist richtig. Deshalb machen wir sie schon für jeden, der sie will. Die Daten reichen langsam für eine Empfehlung. Ich finde es auch richtig, dass nebulös angekündigt wird, dass etwas kommt. Wenn die Empfehlung abends in den Nachrichten kommt, sollten wir bald einen vollen Kühlschrank  haben und die Bestellfrist ist immer noch eine Woche, das Verfallsdatum der Impfstoffe 4 Wochen.

    31.1.22

    Genug ist besser als zuviel.

    Laut der Antwort auf eine kleine Anfrage hat die Bundesregierung mitgeteilt (oder zugegeben), dass zu den 50 Millionen Impfdosen Biontech fürs erste Halbjahr 35 Millionen Moderna bestellt wurden. Handwerklicher Fehler: 35 Millionen Impfdosen reichen für 70 Millionen Booster. Das reicht.

    Herr Bundeskanzler Olaf Scholz hat für den Januar das Ziel von 30 Millionen Impfungen ausgegeben. Dazu hätte es an mindestens einem der 31 Januartage mehr als eine Million Impfungen geben müssen. Das reichte nicht.

    An Freitag hatten wir 33.000 Erstimpfungen in Deutschland. Bei dem Tempo – es entspricht der Nachfrage – brauchen wir noch 150 Tage zu den 80% und 606 tage zur Durchimpfung. Zum Vergleich: Die Geburtenrate ist bei 1900 pro Tag.

    26.1.22

    Mal was ganz Neues: Kein Patient hatte heute Beratungsbedarf zur Covid-Impfung, wir haben den ganzen Tag einfach normale Sprechstunde gemacht. Über was haben wir vor der Pandemie geredet?

    25.1.22

    Viel Böses wäre zu verhindern, wäre da nicht diese Gleichgültigkeit. (Katharina Eisenlöffel)

    Die gute Nachricht: Impfstoff ist reichlich da. Wir müssen mindestens 4 Wochen nichts bestellen. Die schlechte Nachricht: Die Nachfrage reicht für ein bis zwei Vial Biontech dreimal pro Woche. Neue Impftermine gibt es nicht mehr, sie werden durch die letzten Zweitimpfungen vorgegeben. So pennt die Impfkampagne wieder einmal ein. Dafür schafft die Inzidenz diese Woche die Tausend – ein Rekord, aber kein Grund zum Stolz oder zur Beruhigung.

    19.01.2022

    Planung ohne Ausführung ist meistens nutzlos – Ausführung ohne Planung ist meistens fatal.

    Wir haben ungeplant nicht geimpft. Gestern standen 5 Patienten für Biontech drin, 1 sagte in der Nacht ab, 2 waren dann schon geimpft und die letzten 2 wohnten in der Nähe. So haben wir die Packung zugelassen und die zwei in der Praxis anwesend umbestellt. Man kommt sich vor, als hätte man die Impfung als Waffe gegen Corona leichtfertig weggeworfen. Dazu passend gab es heute 112323 neue Erkrankungen. Es geht also aufwärts. Leider ist „aufwärts“ hier genauso ein Euphemismus wie „Höhepunkt“ oder „positiv“.

    Mit Grusel sehe ich die Impfpflicht. Einerseits bin ich dafür. Andererseits sehe ich das Argument der Gegner, eine Impfpflicht wäre nicht durchsetzbar, deutlich. Ein Impfregister ist gegen die Datenschützer nicht durchsetzbar. Wenn es doch ein Register gäbe, fiele uns die alte Datenlage auf die Füsse und die schlechte Dokumentation der Anfangsimpfungen erleichtert es Fälschern und Betrügern. Wie sanktionieren wir dann die indentifizierten Ungeimpften?

    Auf der dritten Seite sehe ich die Abgeordneten im Bundestag, die das beschließen sollen. Der Fraktionszwang wird aufgehoben. Da schon alle befragt wurden und viele sich öffentlich positioniert haben, kann man ja schon mal ahnen: Die Abgeordneten der SPD und der Grünen sind zumindest öffentlich dafür. Die Abgeordneten der FDP werden nach ihrem Gewissen verschieden entscheiden – nicht genug. Die AFD ist immer gegen die Impfung. Das ist voraussehbar. Die Abgeordneten der CDU und der CSU werden entscheiden müssen, ob sie gegen ihre Überzeugung mit dem Kanzler oder gegen ihre Überzeugung mit der AFD zusammen abstimmen. Sachargumente könnten eine geringere Rolle spielen als Parteitaktik.

    So bleibt nur zu hoffen, dass Omikron durch und die Endemie von Omikron da ist, bevor der Bundestag aus den Puschen kommt. „Scholz packt das an“ war vor der Wahl.

    18.01.21

    Motto des Tages: Zwischen Ordnung und einer neuen Ordnung liegt Unordnung. (Georg Wilhelm Exler)

    Gestern wurden 6 Vials Biontech geliefert und kein Moderna – wir haben nichts bestellt. Für nächste Woche bleibt unsere Bestellung auch für Biontech unter der Höchstbestellmenge. Jetzt rächt sich, dass wir vor 3 Monaten Impftermine für jetzt vereinbart haben. Fast alle haben nach der Verkürzung der Boosterempfehlung von 6 auf 3 Monate abgesagt. Fast jeden Tag steht ein Patient drin, der von weit kommt, nicht erreichbar war und eventuell auf die alte Impfzusage vertraut.

    In Zukunft planen wir vorerst je einen Impftermin pro Woche mit Moderna und Biontech, um die Restmengen zu begrenzen. Das gibt weniger Auswahl, damit wird die Terminvereinbarung schwieriger. Bei einer Patientin, die 5 Terminvorschläge ablehnte (Wassergymnastik, Jogginggruppe, Einkaufen mit der Tochter, „so früh steh ich nicht auf“ und der Hundefriseur waren im Weg), habe ich dann entschieden, kein Impfangebot zu machen. Wir wurden dann in der Priorität vor den Hundefriseur gesetzt und durften die Patientin impfen.

    Zwei Entscheidungen der Stiko könnten die Nachfrage erhöhen: der Genesenenstatus gilt seit Freitag drei Monate, nicht mehr sechs. Die mit Johnson/Johnson geimpften gelten erst nach Optimierungsimpfung (MRNA-Impfung 4 Wochen später) als geimpft und erst 14 Tage nach Drittimpfung als geboostert.

    An der Impfnachfrage merkt man das kaum. Allerdings ist zu vermuten, dass die jetzt ungeimpft Erkrankten häufig Impfverweigerer waren und kaum zügig zu weiteren Impfungen kommen werden.

    15.01.22

    Es gibt endlich belastbare Daten des Robert-Koch-Institut zum Verhältnis der Geimpften gegen Ungeimpfte auf Intensivstationen. Obwohl die Ungeimpften nur noch 25% der Bevölkerung ausmachen, stellen sie zwei Drittel der covidbedingten Belegung der Intensivstationen. Das ist ein deutlicher Effekt. Nicht eingerechnet sind diejenigen, deren Impfzeugnisse falsch sind. Auch hier gibt es hoffentlich bald Informationen. Was kann man lernen: Weiterimpfen und weiter impfen lassen!

    13.01.22.

    Wenn man tot ist, merkt man das nicht. Es ist schlimm für die anderen. Genauso ist es, wenn man doof ist.

    Gestern haben wir zum ersten Mal seit Monaten nicht geimpft – es gab nur eine Nachfrage, dafür lohnt das Öffnen eines Röhrchen nicht. Der Patient war traurig, er hat die erste Impfung schließlich bei uns auch ohne Vorplanung erhalten.

    Auf der anderen Seite waren alle hier in Deutschland geborenen Patienten (ich mag mich nicht an Patient_*Innen gewöhnen) geboostert. Die vier Ungeimpften des Tages waren dem rein russischen oder russlanddeutschen Ethnienkreis zuzuordnen.

    Dort gab es ein neues Argument gegen das Impfen: Schon oft habe mir angehört, dass ich wie alle Geimpften bald sterben werde. Gestern hat mit eine völlig humorlose ehemalige Wolgadeutsche erklärt, ich sei schon tot. Ich wisse es nur noch nicht. Ich konnte ihr nicht klarmachen, dass ich glaube, das ich lebe. Aber sie lässt sich weiter von einem toten Rheumatologen behandeln. Surreal. Damit möchte ich kein Russlanddeutschenbashing starten – wir hatten auch je eine Ungeimpfte aus Italien/Wolfsburg, der Türkei und Syrien. Es ist gut, wenn niemand eine saubere Statistik hat, wie sich die Impfbereitschaft über die Ethnien verteilt. Wir haben genug Spaltung im Land.

    Heute werden es sechs Einheiten Biontech – falls alle kommen. Dazu öffnen wir wegen einer geplanten Zweitimpfung ein Röhrchen Moderna und wissen schon, dass wir nicht viel verbrauchen können.

    11.1.22

    Unbegrenztes Wachstum gibt es nur bei bösen Tumoren.

    Die gute Nachricht: Es ist reichlich Impfstoff da, sowohl von Moderna als auch von Biontech. Im Terminkalender standen 22 Impfungen mit Moderna und 19 mit Biontech. 5 Absagen am Morgen + ganz viele Nichterscheiner macht 12 Impfungen mit Moderna, 10 entsorgt, 11 Biontech, 2 entsorgt. Keine Erstimpflinge, keine spontan dazugekommenen aus der laufenden Sprechstunde. Die schlechte Nachricht: Viele Menschen, die geimpft sind, wollen sich nicht boostern lassen.

    Zwei Impflinge kamen hochbetagt mit laufender Rheuma- oder Chemotherapie zur vierten Impfung. Die Stiko redet noch nicht über die vierte Impfung, die Landesgesundheitsminister sind also schneller oder übereifrig. Der Schutz nach drei Impfungen ist so gut, dass der Zusatznutzen für Immungesunde schwer nachzuweisen sein könnte. Also bieten wir die vierte Impfung drei Monate nach den Boostern an. Aber wir empfehlen die vierte Impfung erst, wenn mit den Omikron-adjustierten MRNA-Impfstoffen ein Zusatznutzen entsteht oder wenn Daten aus Israel den Zusatznutzen zeigen.

    28.12.

    Um durch die Welt zu kommen, ist es zweckmäßig, einen großen Vorrat von Vorsicht und Nachsicht mitzunehmen. Schopenhauer

    Jeden Freitag hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil wir meist noch Impfstoff für den Montag im Kühlschrank hatten und man das beim aktuellen Biontechmangel als Hamstern bezeichnen könnte. Gestern war ich in der Apotheke, um unsere Impfstoffe abzuholen. Dort hat man über die Feiertage erfahren, dass diese und nächste Woche erst Dienstag Nachmittag ausgeliefert wird. Wir hätten heute 46 Absagen machen müssen. Ich bin traurig, dass auch die letzten Vorsichtsmassnahmen in dieser Pandemie gebraucht werden.

    23.12.21

    Nur 2 kleine News: Nächste Woche gibt es genug Comirnaty, wir können sogar noch 8 weitere Patienten planen. Keine Absagen – eine Angst weniger über Weihnachten.

    Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat bekanntgegeben, dass es ab morgen bis 9. Januar 2022 8 € mehr pro Impfung gibt. Das ist nett.. Geld ist nie unwillkommen. Die Maßnahme kommt zu spät, um noch jemanden zum mehr Impfen zu motivieren. Wir hätten mehr Termine angeboten, wenn wir mehr Impfstoff sicher planbar hätten. Schöne Weihnachten!

    22.12.21

    Der beste Arzt ist die Natur, denn sie heilt nicht nur viele Leiden, sondern spricht auch nie schlecht von einem Kollegen. (Ferdinand Sauerbruch, Chirurg)

    Zwei Dinge beschäftigen uns: Die Stiko hat gestern ihre Empfehlung zum Zeitpunkt der Boosterimpfung auf drei Monate verkürzt. Die Entscheidung ist gut, sie bereinigt einander widersprechende Auffassungen. Alles könnte gut sein. Auf der anderen Seite ist heute der letzte Tag vor der Weihnachtspause, wo wir impfen könnten. Es ist der erste Tag, wo wir kein Röhrchen Moderna öffnen, weil die Nachfrage nicht ausreicht. Biontech könnten wir mehr impfen, wenn wir mehr hätten. Auch in der Planung haben wir nur noch wenige Tage mit einem Impfangebot. Die Nachfrage reicht nicht mehr zum Öffnen eines Röhrchens mit 20-24 Einzeldosen Spikevax.

    Das andere: Es gibt Ärzte, die aktuell ihre Sprechstunden auf ein Minimum oder auf Null heruntergefahren haben, um ganztägig zu impfen. Die Kollegen machen ohne Absprachen mit den Kollegen vor Ort großangelegte und öffentlich unterstützte Wochenendimpfaktionen auch weit von ihren Praxen entfernt. Bei den Ärzten vor Ort hagelt es dann Impfabsagen. Auch ein großer Teil unserer Impfausfälle ist direkte Folge dieser Aktionen. In  der Whatsapp-Gruppe impfender Ärzte gibt es eine Diskussion, ob man diese Ärzte eher als Heuschrecken, die die attraktive finanzielle Förderung von Impfaktionen voll mitnehmen und dafür ihre Patienten vernachlässigen, ansehen soll oder als Helden der Coronabekämpfungs. Ich weiß die Antwort nicht. Mein Bauchgefühl sagt : „Landplage“

    18.12.21

    Motto: Es gibt viele Wege aus der Pandemie. Panik ist keiner davon.

    Die Nachfrage nach Boosterimpfungen ist so gestiegen, dass sich ein zusätzlicher Impfnachmittag am Freitag lohnte. Zwanzig Impfungen pro Stunde waren zu dritt gut zu schaffen. Zwei Leute kamen nicht, zum Schluss haben wir eine halbe Stunde auf eine Nachrückerin gewartet. Mit deren Nachbeobachtungszeit wurde es dunkel, bis wir zu Hause waren. In der nächsten Woche sind wieder 20 Impftermine mit Moderna frei. Wenn man zur Zeit längerfristige Impftermine vergibt, gibt es viele Nichtkommer und Absagen.

    In der nächsten Woche bekommen wir 4 Impfdosen Comirnaty, das reicht für eine Stunde Impfen. Wir können gerade so alle versprochenen Impfungen für unter 30-jährige sicherstellen, mehr nicht. Moderna ist ausreichend da auch für die Zeit „zwischen den Jahren“. Wir wissen nicht, wieviel Comirnaty es in der Kalenderwoche 52 gibt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung schreibt, wir dürfen pro Arzt 5 Vials Biontech bestellen, die Lieferung kann aber auch 1 Vial pro Arzt gekürzt werden. Dann müssten wir zum ersten Mal Patienten die Impfung absagen.

    Richtig ratlos machte mich die Anfrage einer Patientin, ob man nach dreimal Biontech besser Moderna oder das vierte Mal Biontech impft. Wieso nach dreimal Biontech? Die Nachfrage gab die Erklärung: Ein großes Altenheim hier im Dorf war im März durchgeimpft, folgerichtig im September durchgeboostert und plant jetzt nach Aussage einer Mitarbeiterin die nächste Boosterrunde für Februar 22. Zunächst finde ich es daneben, die zweite Boosterrunde zu beginnen, bevor die Zulassung der Impfstoffe und die Stiko einen solchen Schritt möglich machen. Dann finde ich es asozial, weil in Afrika die meisten garnichts und in Deutschland zu der Zeit viele den Booster noch nicht haben. Und dann halte ich es taktisch für unklug bis blöde, kurz vor der Verfügbarkeit der Omikron-angepassten Impfstoffe zu boostern. Man könnte auch warten, bis die neuen Impfstoffe da sind, sonst hat man den dritten Booster und die fünfte Impfung im Mai.

    Ich habe lange nachgedacht, ob ich etwas gegen diesen Wildwuchs unternehme. Entweder mache ich mich unmöglich, weil der Verdacht eine Ente war oder ich verhindere mit einer lauten Nachfrage eine Sauerei. Entschluss Ich tue etwas. Mehr als einen roten Kopf riskiere ich ja nicht.

    13.12.

    Motto: In der Ruhe liegt die Kraft.

    Der Anteil der Geboosterten steigt. Wir merken das, weil kaum noch Patienten aus der laufenden Sprechstunde eine Impfung wünschen. Gestern waren es gerade 5 ungeplante Impfungen. Trotzdem sind unsere Impftermine bis Weihnachten ausgebucht. Daher haben wir für Freitag nochmal 50 Plätze am Nachmittag ausserhalb der Sprechstunde für Angehörige und Praxisfremde aufgemacht. Die Nachfrage ist auch ohne Werbung hoch.

    Nebenbei: Wir haben gestern wie bestellt je 10 Röhrchen Biontech und Moderna bekommen. Dadurch gibt es einen kleinen Vorrat und Sonderimpfaktionen sind möglich.

    11.12.

    Motto: Was früher Industriespionage hieß und mit der Todesstrafe bedroht war, heißt heute Benchmarking. Wehe, man macht nicht mit.

    In der Gifhorner Zeitung war heute zu lesen, dass es in Gifhorn wöchentlich wechselnde Impfschwerpunktpraxen gibt. Hier schafft man täglich 200 Impfungen, wenn man gleichzeitig die Patientenversorgung einstellt. Das ist sicher weniger als das Impfzentrum mit 800 Impfungen täglich mit 6 Ärzten und bis zu 30 Mann Personal. Klingt trotzdem effizienter. Wir schaffen 200 Impfungen pro Woche bei laufendem Betrieb.

    10.12.

    Motto des Tages: Planung ist der Austausch des Zufalls durch den Irrtum.

    Plan heute: 30 Patienten geplant – 12 für Biontech, 18 für Moderna. 2 unverplante Einzeldosen wird man los.

    Realität: 6 Patienten aus der laufenden Sprechstunde liessen sich impfen. 3 Absagen am frühen Morgen, 5 Impfdosen kamen mehr aus den Röhrchen, als draufstand. Viele Patienten sind nicht erschienen. So war der Tag ruhig, zum Feierabend haben wir 7 Dosen Spikevax (das tut weh) und zwei Dosen Comirnaty (das ist bitter) in den Müll getan. Impfstoff von Biontech mussten wir noch nie entsorgen.

    Dabei hatten wir insgesamt 4 Patienten, die schon vor Ort in der Praxis waren, ungeboostert waren und dann einen Termin in der nächsten Woche wollten wegen; „Impfen geht während der Arbeitszeit und ich riskiere doch keine Impfreaktion am Wochenende, wenn ich in der Woche deshalb krankgeschrieben werden könnte.“ Wir fanden die Diskussion asozial. Da wir mit Schimpfen nicht aus der Pandemie kommen, haben wir auch diesen Menschen die gewünschten Termine gegeben.

    Durch die unterschiedlichen Vorgaben über die Frist vor der Boosterimpfung gibt es einen unnötigen Wettlauf um die Patienten. Alle sind dabei frustriert. Der naheliegendste Gedanke ist „Einfach weniger impfen.“ Das ist unbefriedigend, trotz aller Luxusvorstellunge suchen Millionen Menschen in Deutschland einen Boostertermin.

    Wahrscheinlich werden wir nur noch eine Woche Terminvorlauf für Impfungen planen. In sieben Tagen kann die Politik die Vorgaben nicht so ändern, dass die Patienten die vereinbarten Termine zu spät finden und nochneinmal auf die Suche gehen.

    9.12.21, 21.42 Uhr

    Motto des Tages: Ein schlechter Plan ist wie eine Anleitung zum Scheitern. Meister Yoda?

    Unser neuer Gesundheitsminister Professor Lauterbach schaffte es, in einer Amtszeit von unter 24 Stunden ein heilloses Chaos mit mindestens 0,9 Spahn anzurichten. Wir erfuhren soeben über Whattsapp von einer Mail des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums:

    … Wie in beiden Mails von heute Morgen eindeutig ausgeführt, beziehen sich die Angaben zum verminderten Impfabstand ausschließlich auf Personen, die in einem Impfzentrum oder bei einem mobilen Impfteam erscheinen und sich boostern lassen wollen. Wenn diese Auffrischungsimpfung explizit gewünscht wird, sollen bitte keine Menschen mehr abgewiesen werden. Einzige Ausnahme sollte sein, wenn die Zweitimpfung weniger als 4 Wochen zurück liegt.

    Es ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen nochmals ansteigen wird, nachdem unser Bundesgesundheitsminister seit gestern in den Medien verkündet, dass man nur geboostert gegen die Omikron-Variante geschützt ist! 

    Weitergehende Anweisungen oder Empfehlungen gibt es von Seiten des MS nicht. …

    Mit freundlichen Grüßen
    Im Auftrage
    Axxxxxxxxx Sxxxxxxxx (Aus Datenschutzgründen geschwärzt)

    Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung

    In Deutsch: Der Abstand zwischen Impfung und Boosterung ist jetzt nicht mehr bei 6 Monaten (Stiko), 5 Monaten (Ausnahme), 4 Monaten (Spahn) oder nach 3 Monaten (heutige Verlautbarung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA). Die Das Immunsystem bildet jetzt im vorauseilenden Gehorsam auf eine Weisung, Äußerung oder ein Tweet von Herrn Prof. Dr. Lauterbach die durch Boostern zu verstärkenden Antikörper in 4 Wochen. Das gilt aber nur, wenn die Impfung in einem Impfzentrum erfolgt. Für uns Niedergelassenen gelten vorerst die alten, auch nicht eindeutigen Regeln.

    Nachsatz: Die WHO ist gegen das Boostern, solange nicht alle Menschen grundimmunisiert sind. Das ist auch verständlich. Ich finde es auch richtig, dass wir als Deutsche einen überproportionalen Beitrag zur Sanierung der Welt vor Corona leisten. Damit wir uns das leisten können, müssen wir allerdings zuerst Corona in Deutschland im Griff haben, sonst bekommen wir Wahlplakate der AfD wie „Impfstoff für Afrika, doch für die Oma ist nix da.“

    Nebenbei: Heute gab es eine Drohung einer Anzeige, weil wir Moderna statt Biontech verimpft haben und der Patient das trotz kurzem Gespräch erst hinterher begriffen hat. Dazu war der Briefkasten voll Werbung von Impfgegnern aus der Quelle anthroposophische Unifugität Witten-Herdecke. Zusammenfassung: Wir sind Todesengel und Vitamin C und D helfen ausreichend gegen das völlig überbewertete Coronavirus. Ich halte das für alternative Fakten.

    9.12.21, morgens

    Ein neuer Gesundheitsminister – und er tut als Erstes etwas mit viel Getöse, was schon lange nötig war: Eine Inventur. Bald wird Herr Lauterbach erfahren, wieviel Impfstoff wirklich da ist und wir, wieviel wir wann bekommen.

    In der nächsten Woche bekommen wir den bestellten Impfstoff von Biontech und Moderna – dank vieler Umbestellungen können wir die Versorgung aller Kinder und jungen Frauen mit Biontech sicherstellen. Andererseits: Bisher gab es keine Probleme mit Moderna, die Flaschen waren jeden Tag zum Feierabend fast alle. Montag und Donnerstag wurden mehrere Fläschchen Moderna verimpft. Es geht also mal eine Woche alles gut. Traurig ist nur, dass sich pro Tag um 75.000 Menschen erstimpfen lassen, bei uns ist nicht jeden Tag einer dabei. Wenn die Impfquote so bleibt, wären das noch 200 Tage Diskussionen mit Ungeimpften.

    Damit der Text nicht langweilig wird, mal 3 von den Diskussionen, die wir jeden Tag so führen dürfen:

    • „Ich möchte mich gerne boostern lassen. Ich habe bisher keine Erstimpfung. Machen Sie sowas?“ Ja, klar doch, gerne. Logisch! Und wenn Sie sich nach 4 Wochen nochmal boostern lassen, bekommen Sie sogar einem Bescheinigung über eine Erst- und Zweitimpfung. Eine Boosterbescheinigung dauert dann noch 5 Monate und den dritten Pieks.
    • „Stimmt es, dass die Coronaimpfung die spirituelle Entwicklung stört?“ Jawohl. Ziel der spirituellen Entwicklung ist die Erleuchtung, Nahtoderfahrungen sollen hilfreich sein. Als Ungeimpfter hat man höhere Chancen, das zu erleben. Es könnte allerdings sein, dass der Lärm und die Apparate auf einer Intensivstation beim Meditieren stören.
    • „Wenn Sie Biontech für mich haben, wieso nicht für meine Oma?“ Weil Menschen mit einer Oma häufig unter 30 Jahren alt sind, Leute mit Enkeln eher selten. Vielleicht gibt es bald wieder Biontech unlimitiert, bis Jahresanfang ist die Menge begrenzt und reicht nur für die jüngeren. Die dürfen kein Spikevax bekommen.
    3.12.21

    Ab Dienstag haben wir jeden Tag morgens eine 20er Flasche Spikevax für „Laufkundschaft“, also ungeplante Impfanfragen, angestochen und jeden Tag war diese Flasche erst in der letzten Stunde vor Feierabend leer. Nur Mittwoch kam der letzte Spontanimpfling drei Minuten nach Feierabend und durfte mir dann noch 20 Minuten beim Computerschrauben zusehen. Durch das zusätzliche Angebot wurde die Anzahl der Impfungen verdoppelt und die Praxis ist rammelvoll. Für die nächste Woche wurde die Lieferzusage von 16 Vials Biontech (Spahn) über 12 Vials (Korrektur der Kassenärztlichen Vereinigung) auf 8 Vials reduziert. Für 22 Vials stehen Patienten im Terminkalender. Daher können wir Biontech nur noch für unter 30-jährige anbieten. Erfreulicherweise haben nur sehr wenige Patienten große Probleme mit der Umstellung auf Moderna.

    Bisher habe ich die Parole der Regierung „30 Millionen Impfungen bis Jahreswechsel“ für großspuriges Gelaber eines scheidenden Gesundheitsministers gehalten. Wenn man sich einen Taschenrechner nimmt, wären das bei 75.000 Kassenärzten gerade 400 Impfungen pro Arzt und das ist machbar, da liegen wir sogar drüber. Laut Impfdashboard sind wir jetzt bei 1 Million Impfungen pro tag, Tendenz steigend. 17 Arbeitstage hat das Jahr noch, also stimmt zumindest die Dimension. Absehbare Probleme:

    • Impfstoffzufuhr – wir können alle nur verimpfen, was da ist. Derzeit werden unsere Bestellungen gekürzt.
    • Bis 31.7. waren 43,6 Millionen Menschen vollständig geimpft. 12,2 Millionen Menschen sind schon geboostert. Es verbleiben 31,5 Millionen Boosterkandidaten, die alle den Wunsch haben müssen, sich schon nach 5 Monaten und auch zwischen Weihnachten und Sylvester impfen zu lassen. Viele Menschen möchten das erst im Januar. Erstimpflinge gibt es derzeit 80.000 pro Tag, das sind 1,6 Millionen, kein wesentlicher Beitrag zu dem Rechenbeispiel. Durch die Diskussion um die Impfpflicht steigt erstmal die Verbitterung der Ungeimpften. Bis die Menschen dann losgehen, ist Weihnachten vorbei. Kaum jemand, der die Impfung bisher vermieden hat, möchte Weihnachten wegen Nebenwirkungen flachliegen.
    • Leider impfen nur 4.000 der 14.500 Kassenärzte in Niedersachsen. Damit müsste jeder der Gutwilligen nicht 400, sondern 1450 Impfungen schaffen, also 90 pro Arbeitstag. Da das nicht realistisch ist, sollen jetzt Apotheker, Zahnärzte und Tierärzte, nach anderen Quellen auch Altenpflegerinnen und Hebammen impfen. Abgesehen davon, dass diese guten Leute alle auch so zu tun haben, gibt es ein Bürokratieproblem: Entweder müssen die dieselbe Schreiberei mit täglichen Meldungen ans RKI, Abrechnung und Dokumentation machen, dann sind sie schnell sauer und wollen nicht mehr. Oder die neue Impfarmee muss diesen ganzen Mist nicht machen – dann sind die Ärzte sauer.

    Fazit: „Hohe, aber erreichbare Ziele sind es, die uns im Titelkampf voranbringen!“ Erich Honecker vor irgendeinem Plenum des ZK der SED. Der Mann lebt nicht mehr und fällt entweder unter ganz kleine oder unter gar keine Propheten. Recht hat er trotzdem. Wir werden die 30 Millionen Impfungen nur schaffen, weil niemand den Startpunkt der Parole festgelegt hat und wir beliebig viel schon Verimpftes mit einrechnen können. Und der Kern der Botschaft: „Impfen, Impfen, nochmals Impfen!“ ist richtig.

    31.11.21

    Morgens: Nach einem Wochenende, an dem mit Omikron eine neue Virusvariante die Nachrichten beherrschte, steigt die Boosternachfrage rapide an. Gestern bekamen wir 96 Dosen Biontech und 100 Dosen Spikevax, nächste Woche gibt es 60 Dosen Biontech und unlimitiert Spikevax. Wir werden sehen, wie die Patienten das unangekündigte Wechseln des Impfstoffes tolerieren, denn aktuell sind jeder Woche 132 Dosen Biontech verplant. Alle Patienten vorher anrufen wird beim aktuellen Krankenstand nichts.

    Abends: Dafür hat etwas anderes gut geklappt: Wir haben am Beginn der Sprechstunde ein Vial Spikevax geöffnet für alle, die spontan nach einer Impfung fragen und zum Feierabend waren 20 Einzeldosen vergeben – einfach so ohne Planung und ohne Werbung. Die Akzeptanz des Impfstoffes von Moderna war gut, also 50 % ohne Protest „schön, dass das gleich klappt!“ und 50 % mit erträglichen Gesprächen wie „Haben Sie denn kein Biontech?“

    Dabei gab es sogar zwei spontane Erstimpfungen. Morgen wiederholen wir das.

    Ein besonderes Problem scheinen gefälschte Impfpässe zu sein. Aus Apotheken wird von gefälschten Stempeln zweier Gifhorner Ärzte berichtet und bei DocCheck tummeln sich Ärzte, die das Bescheinigen nicht erfolgter Impfungen ein legitimes Mittel zum Feeiheitskampf sehen. Der Fahndungsdruck und die Strafen bei nachgewiesener Impfpassfälschung sollten höher sein. Vor allem kommen die Inhaber gefälschter Impfpässe gefühlt häufig aus einem Milieu, das das Fälschen von Unterlagen bei Asylbewerbern ganz schlimm findet.

    Die einfachste Lösung wäre, wenn nur noch derjenige ein elektronisches Impfzertifikat ausstellen darf, der selbst geimpft hat. Aber die Lösung ist apothekenfeindlich.

    Was passiert, wenn jemand mich oder unser Personal nach gezielten Unkorrektheiten bei der Erstellung von Impfausweisen fragt? Die Antwort findet man im Strafgesetzbuch  § 299a „Bestechlichkeit im Gesundheitswesen“. Der Versuch ist strafbar. Die ärztliche Schweigepflicht gilt nicht, wenn man einen Arzt zu Straftaten ermuntern will.

    Ich würde gerne mal wissen, wie viele Impfdurchbrüche zu Lasten von Johnson/Johnson gehen und wie viele zu Lasten von falschen Impfpässen. Wir werden beides leider nicht erfahren.

    24.11.21

    Am Montag haben wir nicht die bestellten 96 Impfdosen geliefert bekommen, sondern 18.

    22.11.21

    Herr Spahn rudert zurück und wir dürfen 8 Röhrchen Biontech pro Arzt bestellen. Das reicht nicht. Übrigens kommen aus einer Flasche Spikevax 20 Impfdosen. Hurra, jetzt können wir die Patienten in 20er Grüppchen planen, wo doch 6 manchmal für Enge sorgten.

    21.11.21

    Dieses Wochenende hat Herr Spahn seine letzte Chance genutzt, die Impfkampagne zu stören und seine Inkompetenz unter Beweis zu stellen. Problem: Erst fordert er viele Impfungen von den Ärzten, dann teilt er zu Zeiten, wo die Patienten schon aufgeklärt sind, mit, dass die Höchstbestellmenge Biontech pro Arzt bei dreißig Dosen liegt und dass es oberhalb davon Moderna gibt.  Das hätte man eher sagen können, meint er. Da hat er sogar recht.

    Konsequenzen: Zunächst kommt Moderna in 10er Flaschen, Biontech kam in 6er Gebinden. Da werden wir viele Patienten umbestellen oder viel wegwerfen müssen. Dann ist Moderna für Frauen unter dreißig und Jugendliche nicht zugelassen.  Wieder ein paar Leute umbestellen, das schafft Vertrauen.

    Und natürlich wissen wir nicht, was morgen an Impfstoff kommt: 30 Einzeldosen Comirnaty für die Praxis wären ein ernsthaftes Problem, 30 Einzeldosen pro Arzt bedeutet Mischen Comirnaty/Moderna 50/50. Das wäre uns zumutbar. 30 Röhrchen pro Arzt wäre mehr als unser Wochenverbrauch, der ganze Radau würde uns nicht tangieren. Trotzdem bin ich sauer, denn ich habe heute 2 Stunden mit dem Beantworten von Mails mit den Fragen wie: „Was verimpfen Sie morgen? Was sind die Unterschiede?? Wenn mein Hausarzt mir Moderna anbietet, kann ich dann auch zu Ihnen kommen???“ verbracht.

    Spahn nervt. Und wir verteilen nächste Woche Biontech, es sind noch über 40 Plätze frei.

    18.11.21

    Die Stiko hat gesprochen: Boosterung für alle ab 12 empfohlen und schon nach 5 Monaten möglich. Morgen stehen gerade 6 Patienten in der Planung und 12 Plätze sind frei. Schauen wir mal, wie viele Anfragen bis morgen eingehen und wie viele davon nicht gleich kommen wollen, wenn man ihnen das anbietet.

    17.11.21

    Zunächst die eigene Sache: Die zweite Impfung des Praxispersonales mit Comirnaty ist sechs Monate her, so stand am Montag das Boostern an. Am Dienstag gab es bei 9 geimpften Mitarbeiterinnen 4 Krankmeldungen wegen Impfreaktion. Heute waren alle wieder da.

    Die Impfnachfrage steigt etwas an, diese Woche 12 Röhrchen oder 72 Impfungen. Was immer wieder hinterfragt wird, sind Impfungen jetzt gleich, ohne Termin, Planung und Absprache. So etwas ist ab 5 Röhrchen pro Tag vorstellbar, weil dann innerhalb von 2 Stunden immer ein angefangenes Vial verbraucht wird und wir maximal 5 Impfdosen zum Feierabend entsorgen. Verschwendung wäre es trotzdem, also nein.

    200 Einzeldosen sind im Kühlschrank, falls die Stiko am Donnerstag endlich die Boosterung für alle über 18 empfiehlt. Bisher ist das nur ein Gerücht.

    Nebenbei: Die Bezahlung pro Impfung wurde angehoben und es gibt eine Förderung für zusàtzliche Impfsprechstunden. Leider ist bei uns immer noch die mangelnde Nachfrage nach Impfungen das Hemmnis, nicht die ärztliche Motivation. Vielleicht ändert sich das, wenn 2G für alle Einzelhandelsgeschäfte oder 3G am Arbeitsplatz Norm werden. Dann wird die Bundesregierung beziehungsweise das, was derzeit in der Schwebe ist, wieder so lange Übergangsfristen einbauen, das der Motivationseffekt wegbleiben.

    1.11.21

    In der Zeitung können wir lesen, dass Herr Spahn und Herr Lauterbach wegen der vielen Booster-Impfungen die Impfzentren wiedereröffnen möchte. Bei uns ist die Nachfrage nicht so hoch, dass das nötig wäre. 24 Comirnaty-Impfungen und 30 Grippeschutzimpfungen pro Woche sind machbar. Beim dem diesjährigen Grippeimpfstoff haben wir nicht wie sonst bei jedem Zehnten eine Impfgrippe, sondern bisher  nur 3 schlechte Rückmeldungen = jeder Fünfzigste. Der Impfstoff ist überreichlich vorhanden. Wir wurden gefragt, ob wir das Grippeimpfstoffkontingent eines erkrankten Hausarztes übernehmen wollen. Ich habe „ja“ gesagt, anstatt zu fragen: „Wie viel ist es ?“. Manche Entscheidung bereut man etwas.

    7.10.21

    Heute gab es gerade mal eine Erstimpfung, ein paar Auffrischungen, doch die Nadelarbeit reißt nicht ab: täglich 20 Grippeschutzimpfungen, ein paar Prevenar und Pneumovac gegen Lungenentzündungen, etwas Shringix gegen Herpes und Auffrischungen von Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Polio (Boostrix-Polio) sorgen dafür, dass wir alle mit der Nadelarbeit fit bleiben. Wenigstens gibt hier immer Einzeldosen und keinen Papierkram.

    Dafür gibt es neue Impfempfehlungen.

    24.9.21

    Nichts Neues: eine Erstimpfung und eine Zweitimpfung innerhalb einer Woche, der Hauptteil sind Drittimpfungen für Rheumatiker. Die Reaktionen der Ungeimpften, wenn man sie auf die Impfung anspricht, sind zu 50% gelassen und zu 50% aggressiv. Aus Selbstschutzgründen investieren wir keine Zeit mehr in Versuche, Ungeimpfte zu überzeugen.

    Wenn es eine rechtliche Möglichkeit gibt, 2G-Praxis zu werden, bieten wir das 4 Tage pro Woche an. Vielleicht erzeugt es ein gewissen Unbehagen für Ungeimpfte, zu wissen, dass sie mit ganz vielen anderen Ungeimpften in einem Wartezimmer sitzen. Möglicherweise motiviert das. Das Gefühl, 8 Stunden täglich Maske zu tragen, damit die Minderheit der Ungeimpften sich nicht bewegen müssen, ist weiterhin beklemmend, kommunikationsstörend und atemberaubend.

    14.9.21

    Nunmehr gibt es eine Impfempfehlung für Schwangere ab dem 4. Monat und für Stillende. Nur Impflinge, die gibt es nicht: 3 Erstimpfungen letzte Woche.

    30.8.21

    3 Wochen Urlaub, in der Zwischenzeit empfahl die Stiko die Impfung für Kinder von 12-17 und die Drittimpfung für Rheumatiker. Die Nachfrage nach Coronaimpfungen ist sehr verhalten, 14 Impfungen letzte Woche, davon eine Erstimpfung und – tatsächlich – eine Astra-Zeneca. Das dürfte die letzte Astra-Zeneca-Impfung bei uns gewesen sein.

    13.7.21

    Leider verstirbt die Impfkampagne vorzeitig an mangelnder Nachfrage. In der letzten Woche gab es genau zwei Erstimpfungen. Die Umstellung zur Kreuzimpfung lief problemlos, niemand wollte AstraZeneca. Diese Woche gibt es noch einmal 80 Zweitimpfungen. Dann sind für uns die Zeit der Massenimpfung zu Ende.

    Bei vielen Patienten und bei mir steigt die Wut auf die Ungeimpften, die die vierte Welle der Covidimpfung alleine unter sich ausmachen und damit für uns alle die Maskensaison verlängern. Eine Impfpflicht bekommen wir in Deutschland nicht organisiert, ich möchte sie auch nicht durchsetzen. Den Standpunkt: „Wer Ungeimpften Freiheitsrechte zurückgibt, verspielt die letzte Chance auf Herdenimmunität und entzieht Geimpften unnötig die Freiheit!“ kann ich gut verstehen.

    Die Festlegung einer Impfpflicht fürs Gesundheitswesen in Griechenland und Frankreich finde ich vorbildlich und auch für Schulen und Kindergärten notwendig.

    Ein Ende der Maskenpflicht für Geimpfte würde dafür sorgen, dass die Impfverweigerer, Impfverpenner und die sehr wenigen nicht Impffähigen aus der Anonymität kommen und sich mit ihrem Status täglich auseinandersetzen müssen.

    Genauso wäre es zumutbar, Flugreisen, Bahnreisen, Innenrestaurants, Massenveranstaltungen und Kinos nur für Geimpfte zu öffnen. Man kann ohne diese Dinge leben und wenn wir die Herdenimmunität erreichen wollen, dann muss es unpopulär und unangenehm für die werden, die den Herdenschutz nutzen und nichts beitragen.

    Frau Merkel hat Stellung genommen: „Eine Impfpflicht ist nicht unser Weg.“ Darüber nachzudenken, ob man irgendwann die Coronatests für Ungeimpfte kostenpflichtig zu machen, ist weder ein Weg, noch ein Schritt. Es ist harmlose Wahltaktiererei, um niemanden zu verärgern. Zur Erinnerung: Covid-19 ist nicht harmlos.

    1. 1.7.21

    Heute ist ein schwarzer Tag für die Biontech-Impfung: Wir haben zum ersten Mal eine Dosis Comirnaty entsorgen müssen, weil sich niemand mehr zum Impfen fand: Die gesamte Warteliste war schon woanders geimpft oder niemand erreichbar. Dafür müssen wir uns keinen Kopf mehr um Impfstofftrennung machen: Die Stiko empfiehlt die Kreuzimpfung Biontech nach Astra jetzt für alle. Damit brauchen wir kein AstraZeneca nachzubestellen und dürfen wieder mal alle Astrageimpften fragen: ob sie nach dem Impftermin jetzt auch den Impfstoff wechseln wollen. Jetzt warten wir auf die Empfehlung, auch die Johnson/Johnson-geimpften mit Biontech zu boostern.

    26.6.21

    Die Vorgaben für die Impfstoffbestellungen der 28. Kalenderwoche sind veröffentlicht: Jeder Arzt darf so viel Biontech und Astra-Zeneca bestellen, wie er möchte. Die Mindestliefermenge liegt bei 24 Impfdosen Comirnaty und 70 Impfdosen Vaxzevria + die benötigten Zweitimpfungen. So etwas ist leider nur möglich, weil viele Praxen nicht mehr impfen und weniger Besteller mehr Impfstoffe bekommen. So kommen wir uns ein wenig asozial vor, wenn wir von diesem großzügigen Angebot je ein Fläschchen beider Impfstoffe abrufen. Aber in der fraglichen Woche planen wir nur 3 Zweitimpfungen Biontech, weil es vor6 Wochen keinen Impfstoff für Erstimpfungen gab und wegen dem schlechten Spritzenmaterial nur 3 Zusatzdosen anfielen. Für Erstimpfungen fehlen uns durch Betriebsferien die Termine. Für Vaxzevria gibt es keine Nachfrage mehr.
    In der Woche danach wollen wir etwas Neues probieren: Es werden vormittags, wenn wir mehr Personal haben, jeden Montag, Dienstag und Donnerstag halb neun bis neun und halb zehn bis zehn je 6 Plätze Comirnaty vergeben – vorrangig an die letzten ungeimpften Rheumatiker und Patienten, die ein halbes Jahr nach überstandenem Covid die Boosterimpfung brauchen, dann aber auch an Patienten und ihre Angehörigen. Das sind dann jede Woche 36 Erstimpfungen ohne den Wahnsinn, dass 40 Leute gleichzeitig zur Impfkampagne kommen. Mittlerweile haben sich Nachbarn beschwert, weil es keine Parkplätze und unkontrolliert abgestellte Fahrzeuge auf den Gehwegen gibt, wenn wir impfen.

    Ab Mitte Juli gibt es ein Angebot für die über 60-jährigen, die standhaft Vaxzevria verweigert haben: Wir akzeptieren sie als Nachrücker. Es ist besser, dass auch diese Leute geimpft werden als dass wir vorschriftsgemäß verärgerte Ungeimpfte hinterlassen. Ziel ist weiterhin die Herdenimmunität und das ist noch ein weiter Weg. Immerhin können wir behaupten, ein Einhunderttausendstel der Deutschen Impfkampagne mitgetragen zu haben. Es fühlte sich nach mehr an.

    Im Niedersächsischen Ärzteblatt stand jetzt, 4.000 niedersächsische Ärzte hätten 1,5 Millionen Impfungen verteilt. Die Nachrichten hinter der Nachricht:

    1. Wir sind Durchschnitt. 375 Impfungen pro Arzt schaffen die anderen also auch. Mehr Impfstoff gibt es nur schwer.
    2. 4000 Niedergelassene haben geimpft. Wir sind in Niedersachsen 10500 Niedergelassene. Was tun die anderen?

    Was uns so richtig ankotzt, ist die Bezahlung: Wir bekommen für zwei Impfungen zusammen 40 €, dazu 4 € für die digitalen Impfausweise. Das ist OK. Für das Beglaubigen zweier fremder Impfungen mit digitalem Impfausweis bekommen wir 36 €. Das Verwalten der Weltrettung wird also immer noch höher angesehen als die Weltrettung selbst. Bleiben Sie logisch – wenn es die Regierung schon nicht tut.

     

    17.6.21

    Innerhalb von 2 Wochen ist die Rekrutierung zum Impfen völlig gekippt. Wir haben heute noch Impfplätze für Biontech frei und können auf einmal nicht mehr jeden Impfwunsch sicherstellen, weil die Zweitimpfung auf den Urlaub des Patienten oder der Praxis fällt. Wir werden mit Impfanfragen Biontech für 11-oder 70-jährige erfreut. Anfragen für Erstimpfungen mit Astra-Zeneca gibt es schon 2 Wochen nicht mehr. Langsam wird es schwierig, Patienten für Biontech zu rekrutieren. Daher bestellen wir jetzt nur noch so viel Impfstoff, wie wir für Zweitimpfungen benötigen. In den nächsten drei Wochen fallen die möglichen Zweitimpftermine in unsere Betriebsferien. Der Rest in den Dosen reicht für die letzten Erstimpfungen.

    Die entsetzliche Konsequenz daraus: 50% der Bevölkerung sind geimpft. Wenn es jetzt schon schwierig wird, neue Impflinge zu finden, endet die Impfkampagne irgendwo zwischen 55 und 60 % und im Herbst starten wir die 4. Welle der Pandemie. Es wird Zeit, die nicht Impfwilligen zu motivieren – positiv ausgedrückt.

    9.6.21

    Die Impfzeiten sind nun geregelt: Zweimal ein Fläschchen Astra-Zeneca montags und dienstags, der Terminkalender ist voll bis August mit Zweitimpfungen. Zweimal wöchentlich bis zu vierzig Impfungen Biontech, wobei 36 Patienten Zweitimpfungen und priorisierte Rheumatiker sind und nur jedesmal vier Impfdosen für Nichtpriorisierte anfallen. Von einer Impfung für die Öffentlichkeit sind wir immer noch weit entfernt. Nur die Nachfrage ist durch das Ende der Priorisierung weiter gestiegen. Diese Woche gibt es 19 Einzeldosierungen für Erstimpfungen – 6 durch ein für Erstimpfunfen zugeteiltes Röhrchen, 5 weil wegen nur einer Zweitimpfung ein neues Röhrchen bestellt werden konnte und weitere 8 durch beim Aufziehen entstandene Reste von 12 Röhrchen. Wenn wir die wie vorgeschrieben entsorgen würden, wären also 42 % der möglichen Erstimpfungen weg. Irgendwie deprimierend.

    2.6.21

    Bei Impfungen von Priorisierten ist eine spürbare Sättigung erreicht. Wir hatten gestern erstmalig Probleme, vier zusätzliche Impfdosen Comirnaty zu verimpfen. Ein Autohaus, eine Bäckerei und zwei Apotheken sowie einige Bekannte mussten angerufen werden, damit nichts verfällt. Für den morgigen Tag sind noch 13 Impfplätze frei, auch das ist ungewohnt. Es scheint also genau richtig zu sein, dass in der nächsten Woche die Priorisierung fällt. Leider ist für die nächste Woche nur wenig Comirnaty angekündigt. In den drei Wochen drauf können wir keine Termine für Erstimpfungen anbieten,, weil wir wegen des anstehen VW-Werksurlaubes und unseres Jahresurlaubes keine Termine für die Zweitimpfung haben.

    27.5.21

    Herr Spahn macht endlich Ernst mit dem Impfen. Nächste Woche bekommen wir 12 Fläschchen Comirnaty. Damit können wir endlich mal allen Rheumatikern in der laufenden Sprechstunde ein Angebot machen. Für öffentliche Impfangebote reicht das leider immer noch nicht. Vaxzevria bekommen wir nur noch für Zweitimpfungen. Da aufgrund der neuen Wahlfreiheit beim Zweittermin fast jede Woche ein oder zwei Leute Zweitimpfung haben, gibt es immer noch Impfstoff für Erstimpfungen. Die Wahlfreiheit beim Zweitimpftermin machen wir aber nicht mehr mit, wir legen das jetzt so fest, das immer 10er Gruppen entstehen. 4 Dosen Vaxzevria 1. Termin 1.6., Zweittermin 27.7. sind Stand 13.00 Uhr noch im Angebot.
    Der Aufreger der Woche war die Frage eines Sportvereins, ob wir junge Leistungssportlerinnen 16-18 Jahre alt durchimpfen können.  Irgendwann kann sich das die Gesellschaft da leisten. Noch gehen chronisch Kranke vor.

    20.5.21

    Die Lieferankündigung für Impfstoffe für die 21. Kalenderwoche ist da: 24 Einzeldosen Comirnaty für Zweitimpfungen, nichts für Erstimpfungen und 10 Einzeldosen Vaxzevria von AstraZeneca, die zu gleichen Teilen in Erst- und Zweitimpfungen am Montag der 22. Kalenderwoche verplant sind. Eine Woche später dürfen dann die Betriebsärzte mitimpfen – wenn sie denn Impfstoff bekommen.

    18.5.21

    Zwei Impfrunden mit Vaxzevria für bisher nicht bekannte Patienten sind durch. Bilanz: über 200 Mailanfragen, daraus resultierten 35 Anmeldungen, (= 3 Abende Mailverkehr, Aufklärung und Diskussionen), 17 Abmeldungen in den letzten 12 Stunden vorm Termin und so sehr viel Schreiberei und Telefoniererei, um 18 Dosen zu verimpfen und 4 zu entsorgen. Das Projekt ist gescheitert. Wir versuchen, den letzten Termin für Neuimpfungen am 1.6. aufzufüllen – zweite Impfung am 26. Juli. Danach bieten wir keine Erstimpfungen mit AstraZeneca mehr an, weil zu den Zweitimpfungen immer wieder nur 3-4 Patienten im Buch stehen. Die Nachfrage ist zu gering und der Wegwerfanteil zu hoch.

    15.5.21

    Wir haben gehofft, wenigstens Vaxzevria von AstraZeneca reichlich anbieten zu können. Im Kühlschrank sind verplante 4 Ampullen. Überraschend wird nächste Woche kein AsraZeneca geliefert, so dass in der Woche nach Pfingsten keine Impfungen mit diesem Impfstoff geplant sind. Meine Neuentdeckung ist www.sofort-impfen.de. Wir werden das mal ausprobieren und schauen, ob so Impflinge für AstraZeneca gefunden werden.

    11.5.21

    Für die nächsten 2 Wochen ist die Impfstofflieferung beschränkt: Comirnaty von Biontech wird passend für die Zweitimpfungen der 14/15. Kalenderwoche geliefert plus genau ein Fläschchen. Da werden wir kaum neue Patienten impfen können. Vaxzevria von AstraZeneca gibt es (angeblich). Da unsere Patienten über 60 wegen des Rheumas meist die Ersten sind, an die der Hausarzt auch schon gedacht hat, finden wir meist nur einen passenden Patienten am Tag. Dafür haben wir für 2 Impfsprechstunden pro Woche ausreichend Nachfrage von Leuten, die wir überhaupt nicht kennen. Wir schaffen das, werden aber dafür keine Sprechstunden reduzieren, sondern eher die Impfstoffbestellung herunterfahren.

    6.5.21

    Erstmals haben wir vier Impftage in der Woche – immer in der Freizeit und neben der laufenden Sprechstunde. Für diese Woche gab es 48 Impfdosen Comirnaty und 40 Impfdosen Vaxzevria. Mittlerweile wissen wir, warum manchmal viel Impfstoff aus den Ampullen kommt und manchmal nicht: es liegt an der Qualität der Spritzen. Wenn die Feinspritzen mit vermindertem Totraumvolumen mitgeliefert werden wie auf dem Bild rechts, kommt mehr heraus. Selbst kaufen kann man so etwas derzeit nicht aus seriösen Quellen, der Markt ist leer.

    27.4.21

    Nächste Impfrunde mit Biontech. In der aktuellen Charge kommen aus einem Vial Biontech exakt die 6 zugesicherten Impfdosen. Das ist etwas weniger, aber dafür besser planbar. Heuten wurden die Patienten im exakten 3-Minuten-Abstand geimpft und das heißt: Es geht mehr. Wir können jetzt auch Anfragen eigener Patienten nach Impfungen per email bedienen. Als Konsequenz der Verschiebungen der Arbeitstage durch die vielen freien Tage werden wir im Juni täglich 30 Patienten für die Zweitimpfung schaffen müssen, da viel weniger Bürokratie anfällt als beim ersten Mal, ist das machbar.

    26.4.21

    Wir haben uns entschlossen, eine Warteliste für Menschen einzurichten, die sich mit Vaxzevria impfen lassen möchten und nicht priorisiert sind. Frau Gesundheitsministerin Behrens hat heute das Impfen in den Impfzentren für die über 60-jährigen freigegeben und alle eingeladen, sich mit Vaxzevria impfen zu lassen. Wenn die Nachfrage gering ist oder diese Menschen durch sind, wird freigegeben. Dann sollte man eine Warteschlange haben.

    Außerdem möchten wir gerne die priorisierten Patienten, die das wünschen, mit AstraZeneca impfen. Wenn dann jemand nicht kommt, nehmen wir regelkonform lieber jemand Nichtpriorisiertes, als den Impfstoff zu verwerfen.

    Bedingungen:

    • selbst oder der Partner schonmal bei uns Patient gewesen.
    • weibliches Geschlecht und über 30 Jahre oder männliches Geschlecht (oder diverses, unbestimmtes oder sonstiges Geschlecht über 30)
    • keine durchgemachten Thrombosen oder Lungenembolien.

    Dann kann man sich melden, optimal mit den ausgefüllten Unterlagen.

    24.4.21

    Die Kassenärztliche Bundesvereinigung teilt bedauernd mit, dass in der ersten Maiwoche doch kein Impfstoff von Johnson & Johnson kommt. Wir dürfen dafür gerne mehr AsteaZeneca bestellen. Da wir uns prinzipiell weiter an die Priorisierung halten müssen, werden wir das nicht tun – zu wenig geeignete und impfwillige Patienten. Kann Herr Spahn mit seinem Bundesministerium bitte mal einen Impfplan machen, der eine Woche Bestand hat?

    Falls die Niedersächsische Landesregierung hier mitliest: Bitte mal AstraZenecas Impfstoff aus der Priorisierung nehmen wie in vielen anderen Bundesländern auch. Dann werden wir ihn reissend los. Das wäre gut für die Herdenimmunität und für unsere Nerven. Wir möchten ihn gerne an die verimpfen, die ihn haben wollen.

    22.4.21

    Ein neues „Erlebnis“: Wir haben Vaxzevria von AstraZeneca verimpft. Es war deutlich schwieriger, Patienten vom Impfstoff zu überzeugen. Ein Drittel der Angesprochenen findet AstraZeneca richtig, ein Drittel ist beleidigt oder lehnt den Impfstoff rigoros ab. Das letzte Drittel findet AstraZeneca akzeptabel, ist aber schon woanders geimpft oder hat einen Termin. Wir hatten außer eigenen Patienten auch deren gleichaltrige Lebenspartner zur Impfung eingeladen, wenn das nachgefragt wurde. Im Nachgang hätten wir mehr impfen können, wenn mehr Impfstoff verfügbar wäre. Der Bedarf ist da, die Nachfrage ist da und man wird halt ab und zu beschimpft. Das ist der Job. Niemand fand bisher Astrazeneca besser als Biontech.

    Zwei Vials a 10 Impfdosen waren im Kühlschrank, 25 Patienten hatten im Vorfeld die Aufklärung unterschrieben und 21 hatten einen Termin. Dann ging die Hektik los: 2 Patienten haben noch am Impftag abgesagt – einmal wegen Druck der Verwandschaft gegen AstraZeneca und einmal wegen akuter Erkrankung. Das konnten wir noch mit Nachrückern auffüllen.

    Die Mitarbeiterin, die die Impfungen aufzog, zeigte stolz 23 Impfdosen, die aus den geplanten 20 in der Realität wurden. Daher wurde die Nachrückerliste gebraucht. „Natürlich“ waren die Leute nicht erreichbar, die Handyakkus leer oder keine Zeit/kein Fahrer verfügbar. Den letzten Impfling haben wir 20 Minuten vor dem Verfallen der Impfdosen von der Warteliste einer benachbarten Praxis bekommen und so wurde auch bei AstraZeneca alles an die Patienten gebracht.
    Wenn wir noch einmal Vaxzevria von AstraZeneca angeboten bekommen, führen wir eine Warteliste, damit es genug Nachrücker gibt.

    In der nächsten Woche gibt es erst einmal 7 Fläschchen von Biontech, die 42 Impfdosen sind innerhalb von zwei Tagen in der laufenden Sprechstunde vergeben worden. Bestellt waren 10 Fläschchen, das hätte dann 3 Tage gereicht.

    Für die erste Maiwoche sind 72 Dosen Biontech, bis zu 100 Dosen AstraZeneca und 30 Dosen Janssen von Johnson&Johnson Maximalbestellmenge angekündigt. Das wird fordernd. Bisher gab es meist 70 % der Bestellung.

    17.4.21

    Letzte Woche haben wir 6 Ampullen Comirnaty verimpft. Wir schaffen einen 4-Minuten-Takt. Schneller ist wegen der Warteschlange vorher (viele kommen zu früh) und hinterher im laufenden Praxisbetrieb nicht drin. Gern würden wir mehr machen – auch nach Feierabend oder Samstags. Der Impfstoff fehlt.

    In der kommenden Woche gibt es auf eine Bestellung von 100 Impfdosen 12 Einzeldosen Comirnaty und 20 Einzeldosen Vaxzevria (Astra-Zeneca). Entgegen allen Befürchtungen ist die Nachfrage nach Astra-Zeneca gut, alle Plätze sind vergeben. Schauen wir, ob alle kommen.

    In der letzten Aprilwoche macht die Bundesrepublik wieder Scherze mit den Ärzten. Erst sollten es Biontech und Astra-Zeneca 1:1 werden (also bei 30 Einzeldosen 5* Biontech a 6 und 3* Astra-Zeneca a 10), dann 18-30 Einzeldosen Comirnaty und 10 – 50 Einzeldosen Vaxzevria. Die neueste Ankündigung von gestern sagt „24-48 Einzeldosen Comirnaty pro Arzt. Astra-Zeneca wird nicht geliefert.“ Unklar ist, wieviel gekürzt werden muss, weil mittlerweile über 50.000 Praxen impfen.

    Das stellt uns vor ein Rätsel: Sollen wir jetzt die Gruppe über 60 garnicht mehr oder mit Biontech impfen? Beides ist falsch.

    Bitte haben Sie Verständnis, dass wir auch weiterhin keine Warteliste führen und erst dann Termine machen, wenn wir wissen, was wir bekommen. Dann ist es bis zur Lieferung spannend, ob alle Röhrchen unbeschädigt ankommen.

    12.4.21

    Vorige Woche gab es vier Ampullen Comirnaty, diese Woche werden es sechs. Der Bedarf ist bei 15 Ampullen pro Woche. Das ist zu wenig, um Patienten einzubestellen und die Nachfragemails zu Impfungen mit einem Termin zu beantworten. Wir werden die priorisierten Patienten in der laufenden Sprechstunde ansprechen. Impfen geht schnell, man schafft alle 3 Minuten eine Injektion.

    Der große Zeitfresser sind die 5 Seiten Aufklärung, wo viele Patienten nicht in der Lage sind, zwei Kreuze und zwei Unterschriften zu setzen.

    Auch wenn es ein bisschen peinlich ist: Hier ist nochmal das Formular:

    2.4.21

    Es geht endlich los. In der nächsten Woche bekommen wir 4 Ampullen Covirnaty mit 24-28 Einzeldosen mRNA-Impfstoff. Es sind Betriebsferien. So haben wir viel Zeit, die Impfabläufe ohne Terminpatienten zu üben. Zuerst geht der Impfstoff an 400 Patienten der Gruppe 2, also Patienten mit Lungenrheuma, zusätzlichem Asthma, COPD oder Diabetes. Wir werden beim Einbestellen sehen, wie viele von diesen Patienten schon geimpft sind. Danach richtet sich, wann wir den 1200 Patienten der Prioritätsgruppe 3 eine Impfung anbieten können.

    Es ist mittlerweile klug, bei Arztbesuchen den Impfausweis dabeizuhaben.

    Zur Impfvorbereitung mitzubringen sind zwei Formulare:

    Aufklärungsmerkblatt zur Schutzimpfung gegen COVID-19 mit mRNA-Impfstoff (PDF, 880 KB, Datei ist nicht barrierefrebarrierefrei)

    Anamnese- und Einwilligungsbogen zur Schutzimpfung gegen COVID-19 mit mRNA-Impfstoff (PDF, 925 KB, Datei ist nicht barrierefrei)

    Wir haben die Formulare vorrätig. Wenn sie schon ausgefüllt sind, geht es schneller.

  • Nur für Medistar-Dummies: TI-Fehlermeldungen

    Die Seite ist zur Feier der Funktionsaufnahme der Telematikinfrastruktur erstellt und soll anderen helfen, über die Anfangsschwierigkeiten zu kommen. Es ist ausdrücklich kein Beratungsangebot und ich übernehme auch keinerlei Garantie für die Funktion. Aber ich habe mehrfach erfolglos nach den Fehlercodes gegoogelt und möchte, dass andere fündig werden. Hoffen wir alle, dass die Seite nicht zu lang werden muss.

    Fehler bei der Signierung, Code 4085

    Langtext: „Fehler bei der Signierung. Bitte kontaktieren Sie, falls Ihr TI-Anschluss durch die CGM bereitgestellt wird, Ihren zuständigen Support unter ….. und geben Sie folgenden Information an: Code 4085, Fehler beim Signieren einer Binärdatei. Zugriffsbedingungen nicht erfüllt. Nötige Pin ist nicht verifiziert.“

    Bitte rufen Sie nicht die Hotline an. Sie erreichen sie nicht so schnell, wie Sie das Problem lösen können. Es fehlt die PIN der SMC-B, auch bekannt als elektronischer Praxis- oder Institutionsausweis. Normalerweise loggen sich die Mitarbeiterinnen zuerst ein. Wenn ein Arzt schneller ist, entsteht das Problem.

    Lösung 1: Mitarbeiterinnen anmaulen, sie sollten sich mal einloggen.

    Lösung 2: „ISIG“ eingeben und die SMC freischalten. Das geht mittlerweile von allen Plätzen, an denen die TI funktioniert. Man muss dann nur das Gerät wissen, wo die SMC-B steckt – und die PIN. Alternativ kann man lauschen, welches Chipkartenlesegerät Kratz- und Rauschgeräusche macht.


    Fehler beim Signieren: 4092

    Langtext: „Fehler bei der Signierung. Bitte kontaktieren Sie, falls Ihr TI-Anschluss durch die CGM bereitgestellt wird, Ihren zuständigen Support unter ….. und geben Sie folgenden Information an: Code 4092, Fehler beim Signieren eines Dokumentes. Das Kartenterminal `CT_IDirgendeineNummer`ist nicht lokal dem Arbeitsplatz zugewiesen und es wurde für den Arbeitsplatz und den Mandanten kein RemotePinKT definiert.“

    Bitte rufen Sie nicht die Hotline an, damit die den Arzt anmault. Er hat sich noch nicht mit der Komfortsignatur eingeloggt und irgendjemand wollte den Komfort schon genießen.

    Lösung 1: Arzt oder sich selbst anmaulen – er muss sich morgens auch einloggen und die Komfortsignatur aktivieren.

    Wie geht das? Als erstes das Chipkartenlesegerät aufsuchen, wo der elektronische Heilberufsausweis des Arztes steckt. An dem Arbeitsplatz ISIG eingeben, OK bei Komfortsignatur eingeben. Das Lesegerät fragt nach der PIN des Arztes (die natürlich bei jedem Arzt eine andere und auch eine andere als an der SMC-B ist). Nach Eingabe noch unten rechts [OK] drücken, dann geht es.


    Der Identify Provider konnte nicht antworten oder nicht alle Daten liefern.

    Dieser Fehler passiert manchmal, wenn ein schon funktionierender Arbeitsplatz Netzwerkzuordnungen „vergisst“. 

    Lösung: Routen neu aufsetzen. Dazu muss man nicht wissen, wie so eine Route funktioniert oder von wo nach wo sie geht.

    Man muss IEGK eingeben, nach ganz rechts auf den Reiter  „Routen“ gehen und dort „Routen neu setzen“ anklicken. Links ist ein Bild von „Routen anzeigen“ vorher, rechts, wie es aussehen soll.


    Bitte richten Sie die Telematikinfrastruktur ein!

    Leider habe ich erst das Problem gelöst und dann darüber nachgedacht, wie die Fehlermeldung genau lautet. Es hat ein bisschen was von Herztransplantation und ein bisschen was von Überforderung, wenn man zum Einloggen die Hotline anrufen soll, aber das Ganze selbst einrichten darf. Das Einrichten der Telematikinfrastruktur an einem einzelnen Arbeitsplatz ist möglich.

    Als erstes muss man unter IEGK, Reiter Arbeitsplätze, einen eindeutigen Namen für den Platz vergeben. Zweimal „Labor“ für verschiedene Räume geht nicht, Umlaute und Leerzeichen sollte man auch vermeiden.

    Dann müssen die Tasks zugeordnet werden. Es hat sich bewährt, noch einmal auf dem Arbeitsplatz nachzuschauen, ob man auch die richtigen Medistar-Tasknummern hat. Auf der Liste rechts sieht man den Knackpunkt: Es werden Portnummern vergeben, mit denen die Rechner reden. Die Reihenfolge in der Liste entspricht der Reihenfolge, in der die Tasks mal aufgesetzt wurden. Es darf keine Portnummer doppelt vergeben werden, also vorher nachschauen! Die Liste geht in gr0ßen Praxen nach unten weiter.

    Unter [Erfassen] rechts kommt man in ein Menü, in dem man für die einzelnen Tasks die Tasknummer, die Portnummer, den Konnektor, die C-Box (eine Softwarekomponente, die Medistar mit dem Konnektor verbindet) und den Mandantennummer (falls mehrere Praxen einen Konnektor teilen?) eingegeben werden müssen. Bei uns waren die letzten 3 Felder leer, in der Auswahlliste war aber genau eine Möglichkeit hinterlegt und die war richtig. 

    Jetzt geht es auf den Konnektor. Wer nicht weiß, wie er da draufkommt, hört jetzt besser auf mit Lesen und ruft doch die Hotline an (ich wurde an der Stelle mehrfach zwischen Medistar Vertriebs- und Servicepartner Hannover und der TI-Hotline hin- und hergeschickt). Das Infomodell (links unten) muss eingestellt werden.

    Dazu sollte man als Vorarbeit wissen, wie der Arbeitsplatz heißt (erster Punkt bei IEGK) und mit welchen Chipkartenlesegeräten er verbunden werden muss. Das wären als Erstes das, wo die SMC-B drinsteckt. Es ist traditionell das oberste in der Liste. Und dann jedes Lesegerät, dass einen Heilberufsausweis für die Komfortsignatur in sich trägt. Das sind dann bei uns die Geräte 5 und 6. Das linke Bild zeigt den Anblick vorm Eingeben des Sprechzimmer 6, das rechte danach.

    Wenn an dem Arbeitsplatz ein Chipkartenlesegerät ist, kommt das in die linke Liste und die anderen nach rechts.

    Wenn dort kein Lesegerät ist, macht das nichts. Die Chipkartenlesegeräte sind über das Netzwerk eingebunden und könnten prinzipiell im Serverschrank stehen (bis die Patienten eine elektronische Patientenakte haben, dann braucht man sie doch am Arbeitsplatz). Das Gerät mit der SMCB in die linke Tabelle, die für die Heilberufsausweise nach rechts.

    Dann funktionierte es bei uns. Mehr weiß ich nicht. 


    Medistar-Fehler 4093

    Nichts Schlimmes: Es wird versucht, von 2 Arbeitsplätzen gleichzeitig mit der gleichen Karte zu signieren. Der zweite bekommt die Fehlermeldung. 10 Sekunden später geht es wieder. Daher steht da auch „Falls der Fehler weiterhin auftritt, kontaktieren Sie den Support unter…“. 


    Medistar – Fehler 4056

    Langtext der Fehlermeldung: „eGK-Karten nicht lesbar -> Fehlercode 4056: Fehler bei der C2C-Authentisierung, Quellkarte“. Das Orga-Chipkartenlesegerät ist, meist wegen statischer Aufladung einer Chipkarte, abgestürzt. Das Chipkartenlesegerät neu starten (Druck auf Rot 3 Sekunden. Wenn es runtergefahren ist, Druck auf  Grün. Erst wenn das Gerät „Willkommen“ anzeigt, die zugehörigen Tasks neu starten.


    Medistar Fehler 1058

    Langtext: „Fehler beim Signieren eines Dokumentes, die OCSP-Response enthält eine Exception-Mitteilung“ Das Googeln nach dem Fehler gab einige Fundstellen, folglich schlagen sich Nutzer von unterschiedlichen Arztverwaltungsystemen mit Fehler 1058 herum. Beispielergebnis im Tomedo-Forum:

    Arzt: Heute wollen die eAUs nicht. Beim Signieren kommt o.g. Meldung. eHBA raus und erneut anmelden bringt auch nichts. Admin: die Meldung bezieht sich auf die live durchgeführte Gültigkeitsprüfung Ihres eHBA. Sie können diesen Fehler gerne bei Ihrem TI Anbieter melden.
    Ich haben telefoniert und hab mir gemeinsam mit der Medistar-TI-Hotline die Kontakte angeschaut: Ein eHBA war ein wenig verrutscht, so dass im Orga zwei und nicht wie gewohnt 3 Felder leuchteten. Normalerweise sagt Medistar dann: der eHBA ist nicht gesteckt. Wenn wir die Komfortsignatur nutzen und der lockere eHBA gesteckt war, kommt eventuell diese Fehlermeldung. Ich konnte sie so provozieren und durch einfaches wieder voll einstecken des betroffenen eHBA korrigieren. Funfact: Die betroffene Karte hat nur noch 3 Monate Gültigkeit, bei meiner relativ neuen Karte kann ich den Fehler nicht provozieren.
    Also zuerst schauen, ob der eHBA steckt und gültig ist bitte!

     

     

  • Digitalisierung des Überweisungsformulares

    Gelegentlich gibt es Grund, bei Überweisungen an der Zurechnungsfähigkeit und fachlichen Qualifikation des überweisenden Arztes zu zweifeln. Leider nehmen derartige Überweisungen in letzter Zeit zu und da fragt man sich nach den Gründen. Bei den blödesten Überweisungen haben wir jetzt mal nach dem Arzt gefragt und es war mehrfach dieselbe, eigentlich geschätze Praxis. Eine Rückfrage beim überweisenden Arzt wünschten die Patienten nicht, er können schließlich nichts dafür und wisse auch nichts von der Überweisung.

    Erklärung: Auf der Homepage der freundlichen Praxis ist zwischen dem Button „<Rezept>“ und dem Button „<Terminanfrage>“ auch ein Button „<Überweisung>“. Da kann man dann als Patient der Praxis neben seinem Namen, seiner Adresse, Geburtsdatum und Krankenkasse den Namen des gewünschten Facharztes eintragen und dann wird das so ausgedruckt, ärztlich unterschrieben und ist gültig.

    Man kann gleichzeitig zwei Überweisungen bestellen, die dann an den Orthopäden und den Rheumatologen in uns gehen. Die rheumatologischen Verdachtsdiagnosen der letzten Tage waren „Patellafraktur“, „Unwohlsein“ und „Hausartzvermittlungsfall“.

    Selbstredend kommen die Patienten dann ohne zweckdienliche Unterlagen. Es hat ihnen ja niemand sagen können, dass so etwas nötig ist, denn das Einlesen der Chipkarte und das Abholen der Überweisung konnte eine Nachbarin erledigen.

     

    Leider unterschreibe ich auch manchmal Überweisungen, wo ich mich darauf verlasse, dass eine Mitarbeiterin das Richtige draufgeschrieben hat. In keinen Fall würde ich Patienten die Möglichkeit geben, die Überweisung selber auszufüllen und dabei auch noch Reizworte wie „dringend“, Notfall“ oder „Hausarztvermittlungsfall“ eingearbeitet werden. Bisher stand da nur „Hausartzvermittlungsfall“. Das ist wie der Aufdruck „Pozilei“ auf einem grünen Auto – nicht verboten, nur irreführend.

    Ich habe auf dem Logo rechts den Namen der Praxis entfernt, denn wir wollen zuerst ein Gespräch mit den Kollegen führen und ausloten, ob sie stolz sind auf die Errungenschaft, den Serienfehler einsehen oder als Kompromiss wenigstens gründlicher schauen, was sie da unterschreiben. Ich fürchte, es wird konfrontativ.

  • MVZ – Medizinische Versorgungszentren

    Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Karl Marx, das Kapital, erster Band.

    9 Millionen Euro hat eine Investorenkette für eine Orthopädenpraxis auf dem platten Land gezahlt. Von 9.000.000 € könnte man unsere Praxis 20fach neu gründen – mit Möbeln, Großgeräten, EDV und Erstbezugsgrundreinigung. Ich fand schon die 400.000 € pro Arztsitz, die mir zwei MVZs anlässlich meiner Tumorerkrankung für die Übernahme angeboten haben, in vielerlei Hinsicht sittenwidrig. Zunächst die persönliche Mitteilung: Ich habe den Tumor gut überstanden, bin ein Jahr rezidiv- und medikamentenfrei und gedenke trotz buchtechnisch 100% Grad der Behinderung noch lange weiterzuleben und zu arbeiten. Dann fand ich einen „unter-vier-Augen-Kommentar“ eines Geschäftsführers eines iMVZ kennzeichnend für Teile der Branche: „Na ja, Budgetüberschreitungen sind bei uns selbstverständlich nicht drin. Wir können Ihnen die Behandlung von überteuerten Patienten nicht gestatten. Wenn Sie das realisieren, bekommen Sie bestimmt eine Depression und sind erstmal – sagen wir – ein dreiviertel Jahr krankgeschrieben. Dann sind die Rheumapatienten weg und wir haben den Sitz sicher.“  iMVZ bedeutet investorengeführtes MVZ, die Erwirtschaftung von Renditen steht vor ethischen und moralischen Beweggründen. Vielleicht stehen Ethik und Geld auch gleichberechtigt nebeneinander und Finanzkapitalgesellschaften sind gemeinnützige Einrichtungen. Dann hab ich wohl etwas falsch verstanden.

    Wir verkaufen nicht an ein MVZ. Punkt.

    Mein Vater hat um 2006 seine Praxis nach der Berentung an ein MVZ verkauft, danach dem Niedergang seiner Praxis und den Nöten seiner Patienten zusehen müssen. Eine Weile hat er „ein bisschen“ weitergearbeitet, dann hat die kassenärztliche Vereinigung den Sitz vom MVZ rückübertragen. Er hat bis zu seinem Ableben im 73. Lebensjahr seine Patienten weiterversorgt. Das war eine hässliche Geschichte.

    Nicht nur gefühlt nehmen MVZ (offiziell Medizinische Versorgungszentren) derzeit zu wie Umweltschäden und AFD-Plakate. Der Grundgedanke des MVZ: Ein Arzt sollte als Arzt arbeiten können und sich nicht um Lohnbuchhaltung, Finanzlangfristplanung, Fußbodenreinigung und EDV-Pflege kümmern müssen, ist gut. Ärzte sind Freiberufler und müssen sich um sämtliche Organisation persönlich kümmern oder teuer delegieren. Manche Kollegen können das nicht oder wollen nicht mehr. Wenn die Kassenärztliche Vereinigung dann in einem unterversorgten thüringischen Landkreis einen Eigenbetrieb gründet, wo sich ein Geschäftsführer sich um all diese Dinge kümmert, während 22 eigentlich lange berentete Kollegen 5 Arztarbeitsplätze teilen, soweit Gesundheit, Urlaubswünsche und Enkel das zulassen, dann ist das lobenswert. Sonst möchte in manchen Gegenden kein junger Arzt arbeiten. Gerade die Einführung der Telematikinfrastruktur tut man sich als alternder Arzt, der noch das Fax gewohnt ist, ungern auf die letzten 2 Jahre vor der Rente an, erst recht nicht die ersten 8 Jahre nach der Rente mit jedes Jahr neuem Chaos in der Telematikinfrastruktur. So lange arbeiten Ärzte durchschnittlich – bis 73.

    Etwas problematischer wird es, wenn Krankenhäuser Arztsitze kaufen, um mit einer sogenannten Portalpraxis Einweisungen für ihre operativen Kapazitäten zu generieren. Die Geschäftsführer und die Kollegen sind dann regelmäßig enttäuscht, wenn die Patienten nicht mit dem Wunsch nach „Knie-TEP links, Hüfte rechts!“ in die Sprechstunde kommen, sondern nicht operierbare Fersensporne zeigen, Einlagen wollen oder ganz viel Krankengymnastik und eine Beratung zur Verhinderung der lukrativen Knieendoprothese wünschen. Die Patienten sind dann gelegentlich enttäuscht, vereinbaren den nächsten Besuch bei einem nicht kettengebundenen Kollegen und schimpfen über die lange Wartezeit, die sie im MVZ nicht hatten. Hier in Gifhorn haben wir derzeit 2 Kollegen im MVZ des Herzögin-Elisabeth-Heim Braunschweig (einer davon kurz vor der Rente), 2 Kollegen im MVZ der Helios GmbH (einer davon arbeitet offiziell heute an drei verschiedenen Orten gleichzeitig), 2 überwiegend unfallchirurgisch tätige Kollegen für Unfallchirurgie und Orthopädie auf ehemaligen Unfallchirurgischen Sitzen und mit den Dres. Merkel, Pröve und 2x Sensse noch 4 frei und konservativ orthopädisch arbeitende Kollegen ohne Geschäftsführer im Nacken.

    Nach einer Erhebung der bayrischen Ärztekammer ist erwiesen, das arztgeführte MVZ im Durchschnitt 5,8 % mehr pro Patient abrechnen, investorengeführte MVZ deutlich mehr. Mit der Qualität oder dem Inhalt der Behandlung konnte man das nicht erklären.

    Natürlich weiß ich nicht, ob ich das MVZ Helios jetzt als krankenhausassoziierte Arztpraxis rechnen soll oder als investorengeführte Einrichtung zur Erzielung von Gewinnen, nur weil die Großinvestoren Fresenius und Blackrock (ich denke an Herrn Bundeskanzlerkandidatenbewerber Friedrich März) dahinterstehen. Die Konzerne haben auf jeden Fall politischen Rückenwind, wenn man die GesundheitsministerInnen Herrn Professor Lauterbach (ehemaliger Aufsichtsrat der Rhön AG), Jens Spahn (Gründer der Pharmalobbyagentur Politas), Daniel Bahr (ehemals Vorstand der Allianz privaten Krankenversicherung) und Ulla Schmidt (Vorstand der Siegfried Holding, Pharmaunternehmen der Schweiz) ansieht. Gesundheitsminister dazwischen waren Hermann Gröhe und Philip Rösler. Die waren sauber und haben keine großen Beiträge zum MVZ-Vormarsch geleistet. Man kann zusammenfassen: „Die Industrialisierung der ambulanten Medizin schreitet voran.“

    Was hat der Arzt von einem MVZ?

    • Zunächst sind viele Praxen derzeit unverkäuflich, es finden sich keine Nachfolger für die überalterte Ärzteschaft. Bevor niemand die Versorgung übernimmt, kauft das nächste Krankenhaus oder die Gemeinde den Sitz, um mit angestellten Ärzten irgendwie weiterzumachen. Da in strukturschwachen Gegenden alle Fachrichtungen schwer zu bekommen sind, entstehen so schnell größere lokale Strukturen. Das hat wenig mit dem iMVZ zu tun, die sitzen in den großen Städten und kaufen Radiologie-, Augen- oder Zahnarztpraxen und neuerdings auch andere Fachrichtungen. Der Arzt hat eine bessere Alterssicherung vom MVZ.
    • Der Arzt bringt seine medizinische Expertise in die Praxis ein, behandelt Patienten und erhält dafür ein festes Gehalt. Es ist meist deutlich weniger als ein Erlös einer frei niedergelassenen Praxis, aber sicher und konstant. Man kann als Kassenarzt auch mal rote Zahlen schreiben.
    • Man ist Arzt. Alle nebenbei erworbenen Kompetenzen als BWLer, Informatiker, Jurist und Handwerker sind unnötig, um den Fortbestand der Praxis kümmert sich die Geschäftsführung.
    • Die Lebensplanung ist flexibel. Wenn man sich als Arzt niederlässt, hat man zunächst einen großen Schuldenberg und bezahlt 10-20 Jahre Kredite ab. Wenn die Arbeitsbedingungen im MVZ nicht gefallen, der kann gesetzlich kündigen und irgendwo anders neu anfangen, auch in Teilzeit, mit Sabbatical und was die work-life-Balance so an Annehmlichkeiten bietet.
    • Mutterschutz und Elternzeit gibt es nicht für selbständige Ärztinnen, im MVZ schon.
    • Geld. Überraschend lassen sich mit Arztpraxen hohe Gewinne erwirtschaften und so werden für die nötigen Kassenarztsitze sechsstellige Summen gezahlt.
    • keine Investitionskosten als Berufseinsteiger.
    • bei MVZ aus mehreren Fachrichtungen eine bessere Vernetzung zwischen den Disziplinen. Das geht allerdings auch bei Ärztehäusern, wichtig sind die räumliche Nähe und der Wille zur Kommunikation.

    Was stört einen Arzt am MVZ?

    • Der Arzt ist Teammitglied, nicht mehr Chef. Offiziell darf sich ein MVZ-Geschäftsführer nicht in medizinische Belange mischen. Trotzdem werden ständig Informationen über Anweisungen wie Budgeteinhaltung, OP-Einweisungsquote, Abweisung bestimmter Patientengruppen etc. diskutiert. Da die Medizinischen Fachangestellten nicht dem Arzt, sondern der Praxismanagerin unterstellt sind, hat das Management sehr viel zu entscheiden, der Arzt entsprechend wenig.
    • In großen Ärzteteams leidet die Arzt-Patientenbindung. Auch in großen Gemeinschaftspraxen wird man häufig von nach Dienstplan wechselnden Ärzten behandelt. Das Problem nimmt mit der Größe der Struktur zu. Wir haben im Nordkreis Gifhorn ein großes Hausarzt-MVZ mit mindestens 4 Standorten. Laut Homepage sind einige Ärzte an mehreren Standorten beschäftigt. Als Steigerung vermietet das MVZ die Gifhorner Sprechzimmer an ein weiteres MVZ unter.
      Die Patienten beklagen häufig wechselnde Behandler, kennen ihren Arzt meist nicht mit Namen und wissen durch die Räumlichkeitenteilung noch nicht einmal sicher, bei welchem MVZ sie Patienten sind. Im Umkehrschluss dürfte auch der Arzt die Patienten nicht ganz so gut kennen wie in der inhabergeführten Praxis, wo man mit dem Inhaber redet.

    Was hat ein Patient vom MVZ?

    • In einem MVZ aus verschiedenen Fachrichtungen sollte die Patienten von der engen Zusammenarbeit profitieren. Wir haben allerdings MVZs in der Nähe, die Diagnostik überweisen, die sie selbst intern fachlich, aber nicht von der Kapazität her leisten können.
    • Immer einen Ansprechpartner. In einem MVZ haben selten alle gleichzeitig Urlaub, bei mehreren Ärzten gibt es auch längere Öffnungszeiten.
    • ärztliche Versorgung. Die freie Arztwahl ist meist durch Kapazitätsgrenzen eingeschränkt. Man muss in strukturschwachen Gegenden wie Gifhorn froh sein, wenn es noch ein MVZ gibt, das Ärzte beschäftigt.
    • für Menschen mit Migrationshintergrund häufig ein sprachlich und kulturell breiter aufgestelltes Team als in der Einzelpraxis.
    • eine schönere Homepage und eine einfachere Kommunikation mit der Praxis. Geschäftsführer und Praxismanager sind kommunikationsgeschult und marketingorientiert und haben Zeit für so etwas.

    Was stört Patienten an MVZs?

    Ohne Zweifel: Es gibt gut funktionierende MVZs, mit denen wir gern zusammenarbeiten. Die Regel ist das leider nicht.

    • Häufig hören wir Klagen über wechselnde Ansprechpartner während einer Behandlung in MVZs.
    • Das Problem, dass ein niedergelassener Arzt eingeschränkt oder kein Deutsch spricht, haben MVZs und Krankenhäuser exklusiv. Kein kommunikationsgestörter Arzt bekommt eine Zulassung als Kassenarzt. Im MVZ fällt so etwas weniger auf, da muss nur der ärztliche Leiter offiziell mit der Kassenärztlichen Vereinigung kommunizieren.

     

     

     

     

  • Prüfungsverfahren der Audi-BKK

    Wenn Ärzte Budgets überziehen, Medikamente in Fällen verordnen, für die das nicht zugelassen ist oder im Sprechstundenbedarf Medikamente beziehen, die nicht in der aktuellen Liste der Sprechstundenbedarfsvereinbarung stehen, werden sie zur Kasse gebeten. Wir haben etwa ein derartiges Verfahren pro Halbjahr, von 30 € bis 12 Millionen € waren schon verschiedenste Summen dabei.

    Das größte derartige Verfahren war ein Richtgrößenprüfung für den Medikamentenverbrauch für das Jahr 2013 über 12 Millionen €, der im Oktober 2015 erstinstanzlich und Dezember 2019 zweitinstanzlich verhandelt wurde und bei dem die Nichtvergleichbarkeit und damit die Nichtprüfbarkeit der Praxis festgestellt wurde. Genaueres kann man hier finden.

    Nach dem Freispruch scheinen wir die Audi-BKK verärgert zu haben. Wir haben auffällig viele Prüfungsverfahren der Audi-BKK, genau gesagt 8 von 9 Verfahren insgesamt. Auch die Streitkultur der Kassen unterscheidet sich erheblich.

    November 18:

    Die Audi-BKK fordert 4907,61 € für eine Verordnung Enbrel aus 1/2015, das nur bei axialer Spondylarthritis zugelassen ist, bei einem Patienten mit axialer Spondylarthritis und Morbus Reiter. Man kann auch 2 Rheumas haben. Antrag später abgelehnt.

    Die Audi-BKK fordert 36,75 € für eine Packung eines Duloxetin-Nachahmers und bei einer anderen Patientin 5,85 € wegen des Originals von Duloxetin. Duloxetin ist international Therapiestandard bei der Fibromyalgie und international, aber nicht in der EU für Fibromyalgie zugelassen. Eine Zulassung hat es für Depressionen und Angststörungen. Ein Regress von 42,60 € wurde festgelegt und bezahlt. Drei Punkte sind an dem Verfahren über die Fibromyalgie und Duloxetin bemerkenswert.

    1. Ein Prüfungsverfahren wegen 5,85 € könnte unter die Geringfügigkeitsgrenze fallen. Das Verfahren kostet Tausende, aber nicht die Audi-BKK, sondern nur die Allgemeinheit.
    2. Es wäre zu erklären, wieso das Original von Duloxetin nach Abzug von Steuern, Patientenanteil und Krankenkassenrabatt 5,85 € kostet, der politisch gewollte billigere Nachahmer dagegen 36,75 €.
    3. Ein Prüfungsverfahren und ein Regress sollen den Arzt schulen und von seinem Fehlverhalten abbringen. Nach dem Regress haben wir uns überlegen müssen, was wir mit den 250 Fibromyalgiepatienten tun, von denen ein großer Teil Duloxetin bekommt. Die Audi-BKK warf uns auch fachfremde Behandlung vor, Fibromyalgie gehöre nicht zum Rheumatologen. Also haben wir die Patienten systematisch zum Schmerztherapeuten geschickt, der a) auch einen Terminmangel hat und b) genauso von der Audi-BKK wegen Duloxetin geprüft wurde. Die Patienten sind aus der Versorgung gefallen oder haben Behandlungsplätze außerhalb des Wirkungsbereiches der Audi-BKK gefunden. Wir bieten seitdem keine Therapie der Fibromyalgie mehr an und haben noch knapp unter 50 Patienten, die in der Regel ein zusätzliches entzündliches Rheuma oder eine psychiatrisch diagnostizierte Angststörung haben.

    Februar 19:

    Die Audi-BKK fordert 4909,07 € für Enbrel aus 2/2015, gleicher Patient wie November 2018. Antrag abgelehnt. Kann man solche Verfahren nicht zusammenlegen? Weiß die Audi-BKK beim Erstverfahren 2018 nicht, was sie 2015 ausgegeben hat oder möchte sie die Anzahl der Verfahren erhöhen?

    Die Audi-BKK fordert 196,55 € für eine dritte Fibromyalgiepatientin mit Duloxetin. Antrag stattgegeben und bezahlt.

    Mai 19:

    Die Prüfungsstelle schließt das erste Verfahren zu Enbrel zu unseren Gunsten ab, Duloxetin mussten wir bezahlen.

    Juli 2019:

    Die Audi-BKK fordert am 27.7.19 4700,47 € für eine Packung Olumiant aus 2017, weil die Behandlung nicht leitliniengerecht vorher mit dem günstigeren Methotrexat stattgefunden hat. Die vorbehandelnde Kollegin hatte mit Methotrexat behandelt, es wurde nicht vertragen. Das war allerdings aus der EDV der Kasse nicht ersichtlich, weil die Praxis das Methotrexat aus dem Therapierückläuferbestand weitergereicht und nicht rezeptiert hat.

    Die Audi-BKK fordert  am 31.7.19 in einem zweiten Verfahren 9000,98 € für zwei Packungen Olumiant aus 2018 bei der gleichen Patientin. Man hätte 9400,94 € fordern können, weil das Medikament immer noch 4700,47 € kostet. Die mathematischen Fähigkeiten der Audi-BKK sind hier nicht Thema. Ablehnung beider Regressanträge im März 20.

    August 2019

    Die Prüfungsstelle schließt auch das zweite Verfahren über eine Packung Enbrel zu unseren Gunsten ab.

    September 2019:

    Die Audi-BKK wirft mir einen off-Label-use von Cosentyx vor über mehrere tausend Euro vor. Ursache war eine EDV-bedingte Fehlcodierung einer Diagnose. Prüfantrag abgelehnt.

    August 20

    Die Audi-BKK stellt einen Prüfantrag wegen Rezeptierung von Allergospasmin, einem Notfallmedikament für Asthmatiker. Ich habe es für eine Rheumatikerin mit zusätzlichem Asthma rezeptiert, weil die Lungenärztin langfristig erkrankt und das Notfallmedikament verfallen war. Dadurch wurde das Asthma in dem Quartal nicht dokumentiert und prompt gab es ein Prüfungsverfahren. Ablehnung des Begehrens im Januar 21.

    Zwischenspiel: mal nicht die Audi-BKK. Die Siemens-BKK wirft mir für 11828,91 € vor, ein Biologikum bei Psoriasis-Arthropathie eingesetzt zu haben, ohne vorher die Vergleichstherapie einzusetzen. In dem Falle war richtig Archivarbeit nötig. Der Patient war 1980 erkrankt, da war ich noch Student. Er bekam Methotrexat 1999, da wurde ich Facharzt. Die damals behandelnden Ärzte waren durchgängig im Ruhestand oder verstorben. Es gab noch Unterlagen an einer Uniklinik, die ihr Archiv für Forschungszwecke länger aufhält, sonst hätte ich das bezahlen müssen. Nach Zusendung der Behandlungsaltunterlagen hat die Siemens-Betriebskrankenkasse den Prüfungsantrag mit Bitte um Entschuldigung für den Aufwand zurückgezogen.

    Die Prüfungsstelle stellt die Stellungnahme der beklagten Ärzte den Antragstellern (Krankenkassen) regelhaft zur Verfügung mit der Frage, ob das Verfahren zurückgezogen werden soll. Ein Einlenken bei sinnlosen Verfahren zur Kostensenkung und Reduktion des Nervenkrieges habe ich schon bei einer AOK und hier bei der Siemens-BKK gesehen, aber nicht bei der Audi-BKK. Schade.

    Juli 21

    Zwischenspiel: Die AOK Sachsen-Anhalt fragt im MDK-Verfahren bei einem Patienten mit adultem Morbus Still, einem seltenen Rheuma, warum das teure Canakinumab mit Jahrestherapiekosten über 120.000 € und nicht das wesentlich günstigere Tozilizumab für 20.000 € bei einem Patienten eingesetzt wird und ob es nicht möglich ist, die wirtschaftlichere Alternative Tozilizumab einzusetzen. Das fragt die AOK nicht über die Prüfungsstelle Niedersachsen, sondern auf dem kleineren Dienstweg über den medizinischen Dienst der Krankenkasse. Es geht also auch einfacher. Wir haben uns die Anfrage zum Anlass genommen, alle Morbus-Still-Patienten und alle Canakinumab-Patienten zu überprüfen und einen Patienten gefunden, bei dem eine Ersparnis möglich war. Kommentar: So soll ein Prüfungsverfahren laufen – kleine Anfrage, große Wirkung für die Allgemeinheit, leider nicht für die AOK Sachsen-Anhalt. Es betraf nicht ihren Patienten, der hatte die Alternative nicht vertragen. Da war er noch nicht bei der AOK, das konnten die Mitarbeiter also nicht wissen.

    September 23

    Die Audi-BKK fordert 107,20 € für die Verordnung von Pregabalin aus 1/22. Pregabalin ist ein Medikament gegen Nervenschmerzen. Die Patientin hat ein Rheuma und dadurch unter anderem chronische Nervenschmerzen. Sie bekommt seit 2016 Pregabalin, wechselseitig vom Schmerztherapeuten oder von uns. Leider stand in dem betreffenden Quartal die Diagnose „chronisches Schmerzsyndrom mit somatischen und psychischen Faktoren“ nicht drin, sondern nur in den Vor- und Nachquartalen. Am 19.9.23 ging unser Antwortschreiben an die Audi-BKK und die Prüfungsstelle.

    November 23

    Die Audi-BKK fordert 102,84 € für die Verordnung einer weiteren Verpackung Pregabalin aus 2/22 bei der gleichen Patientin. Man hat das Antwortschreiben zum ersten Fall nicht zu Kenntnis genommen, man weiß es nicht zu deuten oder man möchte sich streiten. Und man ist technisch nicht in der Lage oder nicht willens, beim Starten eines Prüfungsverfahrens zu überprüfen, ob es Folgeverordnungen gibt, die man einschließt, damit der Streitwert über die Geringfügigkeitsgrenze kommt.

    Februar 2024: 

    Die Prüfungsstelle teilt mit, dass die Prüfungsverfahren wegen Pregabalin zu unseren Gunsten ausgegangen sind. 

     

    Zusammenfassung:

    Prüfungsverfahren nerven, man fühlt sich bedroht. Es gibt einen kleinen Dienstweg, den die Audi-BKK nicht nutzt. Es gibt die Möglichkeit, die Zahl der Verfahren zu reduzieren und mehrere Quartale zusammenzufassen, die die Audi-BKK nicht nutzt. Es gibt die Möglichkeit, Verfahren abzukürzen, wenn man Unrecht hat – die die Audi-BKK nicht nutzt. Ich bestreite nicht das Prüfungsrecht der Audi-BKK. Aber ich denke, die Audi-BKK missbraucht dieses Recht.

    Und Prüfungsverfahren ändern etwas am Verordnungsverhalten der Ärzte. In einem Fall haben wir eine Möglichkeit gesehen, viel Geld zu sparen. Dankeschön! Im dreimal monierten Falle von Duloxetin haben wir die Verordnung des Medikamentes eingestellt und die Behandlung der Patienten, bei denen immer wieder eine Klinik oder Rehaeinrichtung das Medikament ansetzt, nicht mehr angeboten. Für die Fibromyalgiepatienten hat sich damit die Situation sehr verschlechtert, denn auch andere hatten ein Prüfungsverfahren wegen Duloxetin. Leider gilt in unserer Ellbogengesellschaft „Selbstschutz ist ein wichtiger Teil der Professionalität. “ auch für Ärzte.

    Ich habe mich beim Bundesamt für Soziale Sicherung, der Aufsichtsbehörde der überregionalen Krankenkassen, über die Audi-BKK beschwert. Ich erwarte nicht, dass ich das Verhalten der Krankenkasse ändere. Möglicherweise bekommt mir die besondere Aufmerksamkeit der Kasse auch schlecht, die haben mehr Anwälte. Trotzdem kann man es versuchen. Wer gegen Rechtsaussen demonstriert, riskiert auch Ärger und trotzdem ist das Aufstehen richtig.

    Immerhin habe ich schon eine schriftliche Stellungnahme des Bundesamtes: „Beschwerde eingegangen.“

    Februar 24 kam die endgültige Stellungnahme:

    Das Bundesamt für Soziale Sicherung teilt mit, dass die Audi-BKK zu unserer Beschwerde über die immer wieder bis zum Ende ausgekosteten Prüfungsverfahren Stellung genommen habe. Das Bundesamt stellt fest, dass sich die Audi-BKK innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewege. Nun, das habe ich nie bestritten. Insbesondere sei die BKK der Auffassung, dass das Ergebnis von Prüfungsverfahren besser akzeptiert werde und eine bessere erzieherische Wirkung für künftige Verfahren habe, wenn es bis zum Spruch der Prüfungskommission durchgezogen werde. Das klingt gut, logisch und lässt mich an der Zurechnungsfähigkeit der Prüfungssachbearbeiter zweifeln:

    Ein für die Audi-BKK absehbar klar verlorenes Verfahren wird also nicht vorzeitig beendet, weil die Akzeptanz besser ist. Ich werde sicher beim Rückzug der Gegenseite nicht klagen, wenn ich meine langanhaltende Bürokratie nicht bekommen. Also meinen die Sachbearbeiter, sie selbst akzeptieren die Ergebnisse ihrer Prüfungen erst, wenn sie ganz sicher von höchster Stelle Unrecht bekommen haben? Das klingt nach institutionalisierter Starrköpfigkeit und Unbelehrbarkeit.

    Und es habe also eine bessere erzieherische Wirkung, wenn die Verfahren bis zum Ende durchgezogen und verlängert werden. Die Audi-BKK wünscht also ihre „Partner“, die Ärzte, aus erzieherischen Gründen zu nerven, selbst wenn sie weiß, dass sie Unrecht hat. Es ist rechtens in der Bundesrepublik Deutschland. Es ist nicht partnerschaftlich und ein großer Beitrag gegen die Entbürokratisierung in der Medizin.