Gelegentlich gibt es Grund, bei Überweisungen an der Zurechnungsfähigkeit und fachlichen Qualifikation des überweisenden Arztes zu zweifeln. Leider nehmen derartige Überweisungen in letzter Zeit zu und da fragt man sich nach den Gründen. Bei den blödesten Überweisungen haben wir jetzt mal nach dem Arzt gefragt und es war mehrfach dieselbe, eigentlich geschätze Praxis. Eine Rückfrage beim überweisenden Arzt wünschten die Patienten nicht, er können schließlich nichts dafür und wisse auch nichts von der Überweisung.
Erklärung: Auf der Homepage der freundlichen Praxis ist zwischen dem Button „<Rezept>“ und dem Button „<Terminanfrage>“ auch ein Button „<Überweisung>“. Da kann man dann als Patient der Praxis neben seinem Namen, seiner Adresse, Geburtsdatum und Krankenkasse den Namen des gewünschten Facharztes eintragen und dann wird das so ausgedruckt, ärztlich unterschrieben und ist gültig.
Man kann gleichzeitig zwei Überweisungen bestellen, die dann an den Orthopäden und den Rheumatologen in uns gehen. Die rheumatologischen Verdachtsdiagnosen der letzten Tage waren „Patellafraktur“, „Unwohlsein“ und „Hausartzvermittlungsfall“.
Selbstredend kommen die Patienten dann ohne zweckdienliche Unterlagen. Es hat ihnen ja niemand sagen können, dass so etwas nötig ist, denn das Einlesen der Chipkarte und das Abholen der Überweisung konnte eine Nachbarin erledigen.
Leider unterschreibe ich auch manchmal Überweisungen, wo ich mich darauf verlasse, dass eine Mitarbeiterin das Richtige draufgeschrieben hat. In keinen Fall würde ich Patienten die Möglichkeit geben, die Überweisung selber auszufüllen und dabei auch noch Reizworte wie „dringend“, Notfall“ oder „Hausarztvermittlungsfall“ eingearbeitet werden. Bisher stand da nur „Hausartzvermittlungsfall“. Das ist wie der Aufdruck „Pozilei“ auf einem grünen Auto – nicht verboten, nur irreführend.
Ich habe auf dem Logo rechts den Namen der Praxis entfernt, denn wir wollen zuerst ein Gespräch mit den Kollegen führen und ausloten, ob sie stolz sind auf die Errungenschaft, den Serienfehler einsehen oder als Kompromiss wenigstens gründlicher schauen, was sie da unterschreiben. Ich fürchte, es wird konfrontativ.