Dies ist der zweite Teil des Elends mit der Elektronik in Arztpraxen. Wer den ersten Teil lesen will, siehe hier.
11.07.25 Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit. (Mark Twain)
Die Baustelle vor unserer Tür ist nach 4 Monaten beendet. Leider war es nicht möglich, bei der Gelegenheit ein Glasfaserkabel zu verlegen – die seit heute neue Straße wird dann extra aufgerissen. Schade, ein schnelles Internet wäre ein Gewinn für uns.
Seit Montag haben wir eine Backup-Funktion. Es hat viermal hintereinander geklappt, sollte also stabil sein.
Die vierte Patientin innerhalb von 3 Jahren hat nach einer Befüllung ihrer elektronischen Patientenakte gefragt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Sie bitten, meine medizinischen Unterlagen (z. B. Befunde, Arztbriefe, Laborergebnisse) in meine elektronische Patientenakte (ePA) zu übertragen. Meine ePA wird über meine Krankenkasse Audi BKK, Versichertennummer X————-, geb. xx.xx.xxxx, geführt und ist für Ihre Praxis entsprechend zugänglich.
Bitte bestätigen Sie kurz den Erhalt dieser Nachricht und teilen Sie mir mit, wann die Übertragung erfolgen kann.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung. Mit freundlichen Grüßen
Ich verstehe die Bitte. Das Einpflegen der Altakten war nie Teil der elektronischen Patientenakte. Ich liebe es, wenn jemand kurz vor den Ferien für solche Dinge fristen setzen will. Entsprechend unwirsch war meine Antwort:
Guten Tag, Frau xxxxx.

Es gibt keinerlei Rechtsgrundlage, die uns zur Konvertierung der Altakten in PDF und Einstellung in die EPA motivieren könnte. Diese Aufgabe haben die Krankenkassen bekommen. Ich habe das versuchsweise durchgespielt und benötige 40 Minuten pro Akte, für die ich 1,48 € angeboten bekomme.
Neubriefe pflegen wir versuchsweise ein., Es funktioniert bei mittlerweile 40% der Akten und ist ab 1.1.26 verpflichtend. Auch bei Ihnen komme ich ausdrücklich nicht in die Akte.
Zusammenfassung: ich finde die ePA sehr gut, aber der ganze Sch… funktioniert noch nicht wirklich.
Gegenfrage: darf ich Ihre Anfrage – selbstverständlich anonymisiert – für meinen Blog verwenden? https://sensse.net/?p=1821
Sie sind die Dritte, die so etwas fragt, dann aber auch gleich mit Fristsetzung und Altakten.
Mit freundlichem Gruß
Sie hat „ja“ gesagt.
Technischer Hintergrund: die e-Arztbriefe liegen im PDF-Format vor und das speichert die e-Patientenakte. Ich habe weder die Möglichkeit, Röntgenbilder hochzuladen noch den Autor zu ändern und so mir bekannte MRT-, Krankenhaus- oder Rehaberichte einzupflegen, selbst wenn ich sie umständlich ins PDF-Format konvertieren kann. Schade eigentlich.
03.07.25
Gestern rief überraschend der nächste Medistar-Mitarbeiter an. Er brachte die Datenbank in Ordnung, will sagen, er blähte sie weiter auf. Aktueller Blähstand: Die Oracle-Datenbank beansprucht 41 GB im Ordner „Medistar/oradata“ (1.8.24: 40 GB), weitere 53 GB 40 GB im Ordner „medistar/apps/oracle“ (2024 : 40 GB und nochmal 53 GB GB im Ordner „app/Oracle“, wo die Datenbank steht. 15 GB sind entsorgt wegen alte Datenbank, 67 innerhalb eines Jahres dazugekommen, davon ca. 15 gestern. Dafür wurde die komplette Praxis wegen einem Datenbankneustart mitten im Betrieb 24 Minuten lahmgelegt. Ich warte auf ein schnelles Glasfaserinternet, dann kommt Medistar endlich weg. Ääm: Sicherung: nicht geklappt.
02.07.26
Keine Datensicherung-keine Gnade! (Häufig gebrauchter Spruch von EDV-Profis gegenüber dem zahlenden User)
Am Wochenende gab es ein unspektakuläres Update. Einziger Aufreger: Es wurde im Rahmen des weiteren Ausbaues der Telematikinfrastruktur die Einführung des e-Versicherungsnachweises zum Juli angekündigt. Wir haben keine Info, keine Gebrauchsanweisung. Kurz googeln: „Die Zustellung des Versicherungsnachweises erfolgt über den Kommunikationsdienst KIM automatisiert und in wenigen Minuten direkt an die Praxis, sodass dieser die Versichertendaten sofort vorliegen. Die Daten können direkt aus dem KIM-Postfach in das PVS übertragen werden; das manuelle Einpflegen wie beim bisherigen papiergebundenen Ersatzverfahren entfällt.„
Die Leute, die so etwas einführen, leben auf einem virtuellen Ponyhof an einer 1 GBit-Glasfaserleitung und haben vermutlich, falls etwas nicht funktioniert, einen folienverpackten Webmaster im Kühlschrank. Bei uns braucht KIM 3-6 Tage. Ich rufe jeden Tag zum Feierabend einmal KIM auf und lasse es eine halbe Stunde offen. Trotzdem hatte ich wieder eine Woche keine e-Arztbriefe und keine e-Nachrichten. Gestern kamen dann 14 Nachrichten mit Absendedatum ab 25.6.25. „Just in time“ ist anders.
Und ne kurze Mail an Medistar:
Guten Morgen,
Medistar-Sicherung die 3.
Wir hatten letzte Woche und gestern einen freundlichen EDV-Mitarbeiter in der Fernwartung, weil unser Update seit 7 Jahren nur mitteilt, es sei gelungen – aber die Platten waren leer.
Aktueller Stand: Die Oracle-Datenbank behauptet, die FRA sei zu 80% voll. Das Update behauptet, die FRA sei so groß, dass sie nicht mehr in die Datenbank zurückgespielt werden könnte.
Das Datensicherungs-Log zeigt seit Tagen das mißlungene Backup vom 25.6., es hat kein aktuelles Datum.
Die Sicherungsplatten, auch die von heute Nacht, sind leer.
Die ISAM-Datenbanken fahren „nach dem Update“ 7.30 hoch. Da wollten wir eigentlich schon arbeiten.
Ich warte geduldig auf Ihren Anruf. Befriedigend ist der Nullfortschritt bisher nicht.
Wir haben noch einen Termin am 7.7. – Das wäre einem EDV-Profi mangels täglicher Datensicherung zu lang. Aber es ging ja 7 Jahre ohne gut.
Eigentlich möchte ich fluchen, freidrehen und irgendwen würgen. Nur die Rechnungen für diesen Nullservice klappen zuverlässig.
26.06.26
Fallen ist keine Schande, nur lange Liegenbleiben. Sprichwort
Man kommt morgens in die Praxis und es ist merkwürdig ruhig: Alle Computer stehen, Ursache: Der Medistarserver hat eine neue Datensicherung und die hat ihn nach dem Sichern nicht mehr hochgefahren. Kurze Aufregung wegen der Fehlersuche, schliesslich ist Donnerstag und da hat uns Microsoft schon oft mit üblen Updates überrascht, einmal virtuellen Server hochfahren – das dauert unter 10 Sekunden.
Nebenbei: Die Datensicherung hat auch nicht geklappt.
Nachtrag 13.00 Uhr: Am nächsten Montag, also in über 96 Stunden hat jemand von der Hardware Medistar Zeit, sich das Problem anzusehen. Die Datenbank hat auch einen Dauerfehler: ORA-19804: 67108864 Byte Datenträgerspeicher können nicht aus Grenzwert von 44023414784 Byte zurückgefordert werden. Es fehlen also 67 MByte Platz. Soll ich mich nun auch noch mit der Programmierung moderner relationaler Datenbanksysteme herumschlagen??
25.06.25
Es gibt drei traditionelle Wege, einen Betrieb zugrunde zu richten: Mit schönen jungen Frauen – das ist die nobelste, mit viel Alkohol – das ist die sicherste und mit neuen Computern – das ist die schnellste.
Heute morgen habe ich einen verwirrenden e-Arztbrief empfangen. Schade, dass die ärztliche Schweigepflicht verbietet, so etwas zu veröffentlichen. Es fehlte der Brieftext, nur eine PDF-Datei als Anhang. Die PDF enthielt ein schräg eingescanntes Blatt Papier mit einem handschriftlichen Arztbrief. Das ist wenig sinnvoll.
Der handgeschriebene Arztbrief endete mit der Standardformulierung: „Dieser Brief ist elektronisch signiert von Frau Dr. XXXXXXXXX und bedarf keiner Unterschrift.“ Aha. Ich bin überrascht. Das alles ist im Rahmen des Gesetzes – nur sinnlos halt.
Wir haben seit 7 Jahren keine funktionierende Datensicherung, nur ein Makro, das täglich fröhlich und optimistisch die gelungene Datensicherung anzeigt. Aufgefunden wurde der Fehler so:: Unsere Serverfestplatten wurden letzte Woche vergrößert. Ich habe mich gefragt, ob die vergrößerten virtuellen Platten noch auf die reale Sicherungsplatte passen. Das habe ich überprüft und festgestellt: Da ist nur eine Sicherung von Starc, nichts von Medistar.. Die Problemanalyse und Abstellung gab einige Dinge, die mir der Informatikprofi, der das eingerichtet hat, mal hätte sagen können – wenn er es denn gewusst hätte.
- Wir sichern zwei Server auf genau eine Wechselplatte. Das geht so nicht. Aber man bekommt zwei Vollzugsmeldungen, wenn eine der beiden Sicherungen geklappt hat.
- Ein virtueller Server auf Hyper-V (Mikrosofts Virtualisierungssoftware) kann nicht mit USB-Wechselplatten umgehen und sich von innen nicht sichern.
- Datensicherungsplatten müssen mittlerweile mit 12-stelligem Passwort verschlüsselt werden.
Also wurde in 2 h Fernwartung eine ordentliche Sicherung angelegt. Da ich vor Updates und Datenbankoperationen immer den Server runterfahre und die virtuellen Festplatten kopiere, falls das Update nicht klappt, ist der Fehler 7 Jahre nicht aufgefallen. Ich hatte ja eine frische Sicherung, wenn ich sie benötigte. Autsch.
Nächstes Datensicherungsproblem: Unser Server steht im Keller. Das Gebäude war mal Amtsgericht, unser Keller diente als Gefängniszelle. Entsprechend ist sie baulich gesichert. Jetzt war das Schloss kaputt. Ich kam nicht an mein Fahrrad, mein Portemonnaie im Fahrradkorb und an die Datensicherung. Mit Scharniere abschrauben und Flex war an der Tür nichts zu öffnen. Ein guter Schlosser hat ein kleines Loch ins Schloss gebohrt, ein paar Tropfen Öl hineingespritzt und schon ging es wieder.
12.6.25
Christa Wolf: „Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“

Unser Server macht wieder Probleme, das hatten wir August 24 schon. Aber dieses mal kommt eine Warnmeldung – ein Fortschritt! Medistar meldet, die „Fast recovery Area der Oracle-Datenbank sei zu 80% gefüllt“. In Deutsch: Der Speicher ist voll. Kurzer Blick auf den Festplattenplatz: 10 von 350 GB frei – das nennt man dann instabil. Nun benötige ich den Support von Medistar oder jemanden, der sich mit dem Umschichten von virtuellen Servern auskennt. Übergangsweise habe ich 20.000 PDFs von Meikamentenbeipackzetteln im Wert von 15 GB von der IFAP-Datenbank gelöscht. Wenn ich so etwas benötige, kann ich es googeln.
Ich habe den Medistar-Support gegen 16.45 Uhr angerufen, hörte in genau der Reihenfolge:
- „Leider haben wir derzeit ein erhöhtes Anrufaufkommen. Wenn es kein hohe Priorität hat, vereinbaren Sie bitte einen Rückruf oder rufen später wieder an.“. Ich wartete, ich bin zahlender Kunde, also wichtig.
- „Ihre voraussichtliche Wartezeit beträgt 5 Minuten!“ Gut, so schnell geht es selten.
- zwei Minuten später: „Leider rufen Sie außerhalb unserer Geschäftszeiten an. <Tut-Tut-Tut>“
Und schon fühle ich mich als Medistar-Kunde wieder mal verarscht.
27.5.25
Die ewig Gestrigen sind morgen schon von vorgestern. Herbert Lahm
Mal was Neues: Eine elektronische Mail über KIM (das Kommunikationssystem in der Medizin): Sehr geehrte Collegae, bekanntermaßen ist der Arztbriefversand-/empfang über das KIM-System NICHT sicher vor Cyber-Attacken: bei der Infektion eines einzigen KIM-Absenders können aus dem gesamten KIM-System Spam, Viren und Malware versendet werden, und gerade durch die Verschlüsselung von KIM können Nachrichten nicht vor dem Eingang von Firewalls und Virenscannern geprüft werden (Quelle: Dt. Hausärzteverband 2022). Ich werde deshalb den KIM-Dienst bis auf weiteres NICHT für den eArztbrief-Empfang verwenden . Bitte nutzen Sie für Ihre Arztbriefe solange die bewährten konventionellen Kommunikationswege wie Fax und Postversand.
Es gibt also nicht nur Kollegen, die das viel zu langsame System nicht mögen und ältere Kollegen, die es nicht haben und schon weit im Rentenalter lieber in den Ruhestand gehen, als sich mit 70 Jahren neue Programme und Computer anzutun. Es gibt auch jüngere Kollegen, die den Empfang der e-Arztbriefe einfach verweigern wollen.
Nun ist allerdings das Fax nicht sicherer und die Kommunikation per KIM ist seit 1.10.21 vorgeschrieben. Ich werde diese freundliche Einzelmeinung nicht berücksichtigen. Wenn der Kollege den Blick in seinen Posteingang verweigert, dann weiß er halt nicht, ob er Post hat. Sollte er deshalb behaupten, er habe keine Briefe bekommen, dann lügt er.
Motto des Tages: EDV-Systeme verarbeiten, womit sie gefüttert werden. Kommt Mist rein, kommt Mist raus. Andre Kostolany
18.5.25: Serverabstutz

Ein kurzer morgentlicher Sonntagsbesuch in der Praxis, um schnell mal die Labordaten zu signieren und abzuholen (Ein Vorgang, der jeden Morgen kostbare 15 Minuten vor dem ersten Patienten kostet und leider nciht nach Feierabend gemacht werden kann) und schon sehe ich: Ah, der Server ist nicht erreichbar. Wenn ich das heute nicht löse, werden wir morgen nicht arbeiten können. Anlage neu hochfahren hilft nicht, also muss ich die Hotline anrufen. Nun sitze ich seit über einer Stunde in der Praxis und höre mir alle 39 Sekunden die gute Nachricht an: „Derzeit sind alle Mitarbeiter im Gespräch. Sie werden mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden.“ Solange baue ich ein paar Lampen ab und dafür Energiesparleuchten an die Sprechzimmerdecken – ich rechne also mit mehreren Stunden Warteschleife. Es waren dann aber nur 1 Stunde und 6 Minuten und dann ging einen freundliche Mitarbeiterin dran. Sie war ganz erschrocken, denn ihr Telefon hatte zum ersten mal geklingelt, sie war eigentlich frei. Problem: Eine der ISAM-Datenbanken, deren Verschwinden uns seit Jahren mit immer neuen Geldforderungen seitens CGM Medistar versprochen wird, war abgestützt.
7.5.25 – Elektronischer Patientenausweis die 55.
Motto des Tages: Wir haben von den Dingen gewusst. (Theodor Heuss über den 8.Mai)
Gestern gab es ein Update zum fehlerhaften Update vom 29.4., das einen Fehler vom 27.4. bereinigen sollte, der mit dem Quartalsupdate Anfang April auftrat. Klingt blöd, ist aber so (Zitat aus der Sendung mit der Maus). Und nun funktioniert die elektronische Patientenakte offiziell. Bei den meisten Patienten ist die elektronische Patientenakte leer.
Bei den Patienten der Barmer findet sich eine Behandlungshistorie von 4 Seiten mit Medikamenten aus diesem und dem Vorjahr, abgerechneten Diagnosen und parallel behandelnden Ärzten – schon interessant. Bei einer Patientin der Audi-BKK fand ich einen Aktenauszug aus dem Vorjahr – 26 Seiten mit jedem einzelnen Arzt- oder Zahnarztbesuch.
Wir werden lernen müssen, das zu lesen: ICD T63 „Toxische Wirkung durch Kontakt mit giftigen Tieren“ war zum Beispiel ein Mückenstich.
Natürlich habe ich auch versucht, etwas schreibend in eine elektronische Patientenakte zu tun.

Zunächst erschien die rechtsseitige Fehlermeldung. Dann stürzte der Konnektor ab – die gesamte Praxis stand mit Fehlermeldungen still. Bis alles einmal herunter- und wieder hochgefahren war, vergingen 25 Minuten. Ich werde also vorläufig Befüllungen der EPA nur nach Feierabend vornehmen und lernen, bei welchen Kassen die EPA funktioniert. Hübsch finde ich auch, dass in dem Feld schon „Metadatenvorlagen verwenden“ angeboten wird, der Metadatengenerator aber erst 7/25 kommen soll.
Heute hat eins unserer Chipkartenlesegeräte mit lautem Rauschen bekanntgegeben, dass es keine Haltebatterie mehr hat und ausgetauscht werden möchte. Vor 4 Wochen bekam das Lesegerät noch einen neue teure SMCb-Karte.
Ein neues Chipkartenlesegerät kostet 474,81 €. Wir haben vor 6 Jahren 6 der Geräte bekommen, 2 werden wirklich benötigt. Also wurde das veraltete Gerät abgestöpselt und im Konnektor deaktiviert.

Gleicher Abend, gleicher Patient, zweiter Versuch: 2 Dokumente – einen Arztbrief und einen Laborbefund auf eine elektronische Patientenakte hochgeladen. Es funktioniert. Zeitaufwand 5 Minuten. Das wird mit der Routine schneller.