Autor: Jörg Sensse

  • Biontech 3. Impfung

    8.10.21

    Die Indikationsliste wurde erweitert auf alle über 80, medizinisches Personal mit Patientenkontakt, Gepflegte und Pflegende nach 6 Monaten. Als Entscheidungsvorlage kommt dazu Patienten mit laufender Chemotherapie nach 4 Wochen und Johnson/Johnson-Geimpfte nach 4 Wochen.

    30.8.21

    Die Auffrischungsimpfung Corona für über 80-Jährige, Autoimmunerkrankte (von Asthma über Rheuma bis Schuppenflechte) ist nun offiziell empfohlen, aber bitte 6 Monate nach der Zweitimpfung. Wir impfen einmal pro Woche und nehmen Anmeldungen entgegen.

    Des Weiteren gibt es eine Impfempfehlung für Menschen, die Bisher 2* AstraZeneca oder einmal Johnson/Johnson bekommen haben – auch hier wird eine Comirnaty von Biontech zum Erreichen des Kreuzimpfungseffektes und damit zum besseren Schutz vor der Deltavariante empfohlen. Für alle anderen Geimpften (also Leute mit 2* Moderna oder 2* Biontech) gilt: Man darf sich 6 Monate später mit Comirnaty boostern lassen. Empfohlen ist es nicht.

    20.7.21

    Mittlerweile zeichnet sich ab, dass ab September eine dritte Impfung mit Biontech für Chemotherapiepatienten, Organtransplantierte, Patienten über 80 und Rheumatiker angeboten wird.

    In den USA läuft das Zulassungsverfahren, in Israel läuft die dritte Impfung schon. Herr Spahn hat es auch schon erzählt, aber das bedeutet leider wenig. Unklar ist, ob das Angebot sich an Rheumatiker unter immunmodulierenden Medikamenten (1600 Patienten) oder alle Rheumatiker (1800 Patienten bei uns) richtet. Wie sagte Frau Merkel einst ohne Rücksicht auf Ressourcen: Wir schaffen das.

    Wir tun das, weil es sinnvoll ist. Es wäre gut, wenn man sich nach anderthalb Jahren Rheumatikerbetreuung unter Coronabedingungen mal wieder mehr ums Rheuma und weniger ums impfen kümmern könnte.

     

     

  • Annahmesperre für Rheuma-Neupatienten

    Schleichend und unbemerkt hat sich die Praxisauslastung verändert. Normalerweise ist es so, dass die Wartezeit für Rheumapatienten um drei Monate ist. Eine Medikamentenschachtel egalwas hält 12 Wochen, die Laborabnahmen sind um 3 Monate Pflicht und es gibt eine Vorgabe, Rheumapatienten unter Basistherapie viermal jährlich anzusehen. So ist der Quartalsrhythmus fest in unseren Köpfen eingeprägt. Die Bestandspatienten nehmen den nächsten Termin in drei Monaten mit und was übrig bleibt, ist die Ressource für Neupatienten.

    Das System ist schon instabil, denn jedes Jahr im Sommer gibt es drei Wochen Urlaub, die dann als Termin nicht zur Verfügung stehen und für weniger Neupatientenlücken im Herbst sorgen. Diese Jahr kommen die vielen Patienten dazu, die während der Hochzeiten von Covid-19 zu keinem Arzt gegangen sind, keine Medikamente genommen haben und ihre mittlerweile anderweitig besetzten Behandlungsplätze jetzt „selbstverständlich“ wiederhaben wollen.

    Die Terminservicestelle schickt 2 Patienten pro Woche, das Notfallverfahren tut ein Übriges und der Patientenschwund durch Wegzug und Unzufriedenheit ist nicht so hoch, dass er Entlastung schafft. Jetzt liegen die nächsten Termine für die Bestandspatienten bei vier Monaten. Der maximal verordnungsfähige Medikamentenvorrat reicht damit nicht bis zum nächsten Termin, die Reaktionen reichen von Verständnis bis Wut. Die Mitarbeiterinnen sind noch genervter, als sie es durch die Lästigkeiten der Impfkampagne und des Maskentragens eh sind. Da wir unsere Kapazitäten nicht ausbauen können, ist eine Begrenzung der Termine für Neupatienten notwendig. So schimpfen nur Menschen mit uns, die wir noch nicht kennen. Das geht einem dann nicht ganz so nahe.
    Das nächste Problem: Neupatienten mit einem Vorlauf über drei Monate erscheinen seltener, weil sie in der Zwischenzeit einen anderen Behandler gefunden haben.

    Aus dem Kapazitätsproblem ergibt sich die nächste Frage: Gibt es zu wenig Rheumatologen?

    Ich glaube nicht, dass es zu wenig Rheumatologen gibt. Es mag zu wenig Hausärzte geben, die dann nicht die Zeit haben, den Patienten zuzuhören, sie zu untersuchen, zu beraten, die Unterlagen zusammenzustellen und dann eine Überweisung zu schreiben. Das schlägt sich auf die Qualität der Zuweisungen nieder:

    • Zehn Prozent der hier vorgestellten Rheumasuchen haben einen leitliniengerechten Grund (erhöhte Entzündungswerte im Labor, warme Gelenkschwellungen, nächtliche, weckende Rückenschmerzen, eine Morgensteifigkeit von über einer Stunde, einen Nachtschweiß, eine Augeninnentzündung oder eine Familienanamnese mit Rheumatikern). 90 % der Rheumasuchen sollen „zur Abklärung“ zum Rheumatologen.
    • Sechzig Prozent, mehr als die Hälfte der Patienten, kommt ohne Unterlagen. Von den 15 Minuten, die für eine Erstvorstellung vorgesehen sind, vergehen dann eher 20 als 10 beim Zusammentelefonieren der Befunde. Selbst Patienten mit „Notfallzuweisungen“ und Code über die Terminservicestelle kommen oft ohne Unterlagen. Wenn alles zusammengesucht ist, finden sich hinter der Überweisung „Rheumasuche“ aktuelle und komplette Rheumaausschlüsse oder Klinikunterlagen, die das zu suchende Rheuma schon gesichert haben einschließlich Therapievorschlägen. Das nervt.
      Natürlich darf man sich als Patient eine Zweitmeinung einholen, auch wenn das streng genommen keine Kassenleistung ist und privat bezahlt werden müsste. Deshalb die Röntgenbilder (Strahlenschweinerei) oder das Labor (Kosten, Zeitverlust) neu machen darf man nicht.
      Natürlich kann man als Rheumapatient auch den Behandler wechseln. Aber dies ohne Papiere und ohne die Information „Rheuma bekannt“ als absichtlich als Suchspiel zu betreiben, ist ein guter Grund, den Patienten wegen gebrochenem Vertrauensverhältnis (Zurückhalten wesentlicher Informationen) nicht zu übernehmen oder beim geringsten Anlass hinauszusetzen.
    • Ein Fünftel der Patienten hat eine Überweisungsdiagnose, aus der hervorgeht, dass sich der Patient die Überweisung bei der Medizinischen Fachangestellten ohne konkreten Verdacht auf ein Rheuma geholt hat. „AWDP“ (auf Wunsch des Patienten), „zur Abklärung“ (Text zu Ende, nicht zur Abklärung von…),  „zur Verlaufskontrolle“ (eines noch nie gesehenen Menschen) und „fachfremde Erkrankung“ sind häufige Nonsenstexte. Der Patient kann wenig dafür. Als Arzt sollte man sich schämen, seine Unterschrift unter derartige Überweisungen zu setzen.
    • Eine besondere Freude sind Zuweisungen einer neuen Ausbildungsrichtung, des Facharztes für Orthopädie und Unfallchirurgie. 2005 wurde der Facharzt für Orthopädie abgeschafft und mit der chirurgischen Spezialisierung für Unfallheilkunde zu einem gemeinsamen Facharzt zusammengelegt. Die Kollegen sind sicher geschätzte Operateure und in ihrem Fach hochkompetent. Wenn ich als Überweisungsgrund „Verdacht auf Arthrose“ lese, dann fürchte ich, die nichtoperative und diagnostische Ausbildung musste deshalb zurückbleiben. Danach sehen zumindest die Überweisungstexte häufig aus.
    • Es gibt auch Zuweisungen von Hautärzten zur Suche nach Schuppenflechtenrheuma und von Augenärzten – zu 2/3 dieser Zuweisungen finden wir ein Rheuma – es geht also besser und deshalb sind wir da auch schneller bei der Terminfindung.

    Es gibt zu viele medizinisch nicht begründbare, doppelte, dreifache und vierfache Rheumasuchen und damit eine Fehlauslastung der Rheumatologen. Deshalb wird immer wieder mal ein Programm nach dem anderen zur Verbesserung der Zuweisungsqualität aufgelegt, das eine Vorsortierung der dringenden Patienten bewirken soll.  Rheuma-VOR war hier ein löbliches Beispiel.

    Als Konsequenz aus der verbesserungswürdigen Anfragenqualität haben wir

    • Ein Formblatt für eine Anmeldefax Rheumatologie. Wenn das ausgefüllt ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der anfragende Arzt einen Termin erwirkt. Die Wahrscheinlichkeit steigt, wenn ein auffälliges Labor dabei ist.
      Es gibt eine Möglichkeit, wegen Fortsetzung einer Therapie nach Klinik oder bei Berentung des aktuellen Behandlers Termine zu bekommen. Unterlagen müssen dabei sein, denn wenn wir die Patienten eines ausgefallenen Kollegen als Hunderterpack ins vollgepackte laufende Programm übernehmen, dann ist eine Aktensuche nicht möglich. Die Situation hatten wir schon mehrfach.
    • die Möglichkeit, bei Frau Dr. Sensse eine Rheumasuche machen zu lassen. Sie ist keine Rheumatologin, arbeitet aber seit 2002 in einer rheumatologischen Praxis. Sie hat jetzt schon mindestens 10 Rheumasuchen am Tag. Wenn es Fragen gibt, reden wir intern miteinander. Die Möglichkeit, dann intern zu wechseln, gibt es aus medizinischen Gründen, aber nicht auf Wunsch. Die freie Arztwahl ist ein theoretisches Konzept, das durch die realen Kapazitäten begrenzt ist.
    • keine ausgewiesene Privatsprechstunde. Natürlich behandeln wir auch Privatpatienten. Alles andere wäre Diskriminierung. Eine bevorzugte Behandlung von irgendwem (Fussballer, Gamsener Prominenz, Youtuber und InfluencerInnen, Privatpatienten) verbietet sich, wenn man selbst das dringende Verfahren nicht immer bedienen kann.

    Wenn das nicht reicht, sind wir nicht die richtige Praxis. Wir glauben an ein Leben nach dem Feierabend. Man muss es sich aber verdienen.

  • Der digitale Impfausweis

    18.6.21

    Seit heute funktioniert die Erstellung digitaler Impfzertifikate bei uns. Es ist überraschend einfach und geht so schnell, dass wir in Zukunft den bei uns Zweitgeimpften den digitalen Impfausweis gleich mitgeben können. Ein Lob an den Praxisverwaltungssoftwarehersteller CGM Medistar: es ist die erste elektronische Anwendung, die auf Anhieb funktioniert. Für die Allgemeinheit können wir die Zertifikatsausstellung nicht anbieten, weil es nur schnell geht, wenn wir selbst geimpft haben. Die Apotheken haben in der letzten Woche angeblich 10.000.000 Zertifikate ausgestellt.

     

    Vorgeschichte:: 11.6.21

    Herr Bundesminister Jens Spahn hat am 10.6.21 bekanntgegeben, dass es den digitalen Impfausweis mit der CovPassApp ab sofort gibt. Jeder, der die App hat, kann also nun einen digitalen Impfausweis lesen, tragen und kontrollieren. Soweit, so gut.

    Aber wo kommt das digitale Impfzertifikat her? Wir wissen schon, dass wir als Impfende verpflichtet werden, den Code zu erstellen und den Geimpften auf Wunsch mit der Post hinterherzuschicken.

    Dazu wurde die Softwareindustrie verpflichtet, bis 12. Juli ein Update anzubieten, mit dem man die Zertifikate schreiben kann. Nachdem der Januar 2019 bestellte elektronische Arztbrief bis heute nicht läuft, die zum Jahresbeginn eingeführte elektronische Patientenakte bei uns genausowenig funktioniert wie die elektronische Krankschreibung oder das e-Rezept, die beide am 1.Juli flächendeckend starten sollten (einführender Nebensatz zu Ende), haben wir viel Hoffnung, dass das diesmal besser klappt mit neuen elektronischen Anwendungen. So optimistisch sein wie Herr Spahn können wir schliesslich auch.

    Ernsthaft: Wir wissen schon, dass es am nächsten Mittwoch eine einfache technische Lösung geben soll, mit der man an jedem Computer einen elektronischen Impfausweis generieren kann. Damit ist schon mal klar, dass uns jeder Jugendliche, der mit Elektronik besser umgehen kann als ein 58-jähriger Arzt, bei der Erstellung der QR-Codes helfen kann – oder sie fälschen. Ooops, Herr Spahn. Die Datenschützer werden Sie lieben.

    Wir werden mit unseren Kindern (die alle im medizinischen Bereich arbeiten und daher auch der Schweigepflicht unterliegen) einige Abende Codes generieren. Während der Arbeitszeit wird das schwierig. Da wäre bis 30.6. die Quartalsabrechnung, die Impfkampagne oder einfach mal das Kerngeschäft der Praxis Orthopädie und Rheumatologie angesagt.

     

  • Das Elend mit AstraZeneca

    Es gibt derzeit für uns drei verschiedene Impfstoffe. Mit zweien sind fast alle zufrieden, der Dritte macht Kopfschmerzen.

    Achtung, dieser Beitrag könnte mehr als nur Spuren von Zynismus und Sarkasmus enthalten.

    Schon zur Veröffentlichung der Studiendesigns war zu sehen, welcher Hersteller seinem Produkt vertraut. Biontech und Moderna haben gleich zu Anfang mit hohen Patientenzahlen in Hochrisikogebieten getestet, Ältere, Hochbetagte und chronisch Kranke aller Art mit einbezogen. Das zeigt ein gutes Vertrauen in das eigene Produkt. AstraZeneca begann unambitioniert mit handverlesenen gesunden jungen Menschen und hatte so wenig Ältere drin, dass es nicht überall eine Zulassung für Impflinge über 65 Jahre gab.

    Gleichnis: Man stelle sich vor, VW bewirbt den Touareg mit seinen Erfolgen bei der Rallye Paris-Dakar. Als Antwort zeigt zum Beispiel Mitsubishi, wie man ohne Wartung von la Rochelle nach Wladiwostok fährt. Dann wirbt jemand damit, dass der Duster auch über den Harz kommt. Das ist eine andere Liga. Aber die meisten von uns müssen noch nicht einmal über den Harz. Es ist ausreichend. 

    Ohne Zweifel, der Impfstoff von AstraZeneca wirkt. Englische Daten zeigen das gut. 5 Wochen nach Impfung gibt es keine keine stationären Aufnahmen mehr, keine Beatmeten und keine Coronatoten.

    Nachdem die Fachleute schon keine Freude am Studiendesign hatten, wurde die Allgemeinheit im Januar durch die unprofessionelle und unglückliche Art, wie die Impferfolge präsentiert wurden, verunsichert. Erst waren es 60% Impfwirksamkeit, dann 90% (aber nur in einer kleinen Gruppe), dann kam der Fehler mit der falschen Impfdosis zu Studienanfang hoch. Vertrauen geht anders. So möchten viele Menschen lieber den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna.  Danach geht es nicht. Man hat in den Impfzentren keine Wahl zwischen den verschiedenen Impfstoffen. Man hat nur die Wahl zwischen dem, was jetzt da ist oder einer Impfung irgendwann, wenn für alle genug da ist und man sich das aussuchen darf. Das könnte bis Spätsommer dauern.

    Gleichnis: Ein Schiff  geht unter. Jemand wirft Rettungsringe, es sind trotzdem zu wenig da. Dann kann niemand sich den Rettungsring aussuchen oder meckern: „TÜV abgelaufen, AFD-Aufkleber drauf, falsche Farbe …“. Es gibt solche Leute, aber das ist weltfremd und gefährlich. Man kann fordern, dass einem Anderen der bessere Ring weggenommen wird, das ist asozial und wird gerade in Notfällen nicht geduldet. Oder man kann solange kleine Kreise schwimmen, bis man einen Rettungsring nach seinem Geschmack bekommt. Das ist dumm und eventuell tödlich.

    Astra-Zenecas Wirkstoff macht mehr Nebenwirkungen als die anderen beiden Impfstoffe. Das ist marketingtechnisch wieder ein Problem. Natürlich hätten wir gerne etwas anderes gehabt, aber das war nicht die Frage. Das Angebot stand nicht, denn die besser verträglichen Impfstoffe waren zu der Zeit für die 80-jährigen reserviert. Priorisierung ist unpopulär, aber nötig. Wir als Praxis sind alle mit Astra-Zenecas Impfstoff geimpft und froh darüber. Niemand kam ohne Nebenwirkungen davon und erst am vierten Tag nach der Impfung waren alle wieder da. Das Gute: Seit der Impfung sind die Sicherheit und das Selbstvertrauen größer, die Angst vor einer Ansteckung durch Patienten ist weg und genauso ist die Sorge weg, selbst in der Praxis zum Superspreader zu werden und ganz viele  Patienten anzustecken. Das ist natürlich etwas irrational und verleitet nicht zum hygienischen Leichtsinn. Voll wirken kann die Impfung erst nach 5 Wochen. Die Angst vor Corona ist erstmal weg und das gibt einfach ein viel besseres Leben. Niemand hat gesagt, dass die Impfung mit Astra-Zeneca leicht ist. Sie ist wirksam und recht sicher, das reichte uns.

    Gleichnis: Jemand schenkt Ihnen einen Touareg. Dann haben viele von uns so lange Freude dran, bis der Nachbar einen Porsche geschenkt bekommt. So sind wir Menschen. Es ist trotzdem ein Geschenk und man sollte dankbar sein. Benötigt wird meist nur ein Polo, eventuell reicht ein Fahrrad.

    Nun haben wir leider seit dem 15.3.21 die Sperrung des Impfstoffes durch das Paul-Ehrlich-Institut und Herrn Spahn. Was ist passiert? Es gibt 7 Meldungen wegen Blutgerinnseln im Kopf bei 1,5 Millionen Impfungen. Drei Menschen sind leider an den Folgen des Gerinnsels im Zusammenhang mit der Impfung gestorben. Das ist sehr bedauerlich. Deshalb werden jetzt Millionen von Impfdosen zurückgehalten.

    Rechnung: 20 Mio Impfstoff von Astra-Zeneca sind bestellt. Wenn man die nicht nutzt, kann man 10 Millionen Menschen ungefähr 4 Monate später impfen. Bei einer Inzidenz von 1:100 (derzeit eine eher nette Schätzung) macht das wöchentlich 10.000 Neuinfektionen mit Covid, also 160.000 zusätzliche Infektionen oder 2.000 unnötige Coronatote. 7 schwere Zwischenfälle auf 1,5 Millionen mach rein rechnerisch 50 auf 10 Millionen – unvergleichlich weniger und der Impfstoff bleibt auch mit diesem Makel die bessere Wahl. 2 Patienten, mit denen ich heute gesprochen habe, wollen abwarten. Alle anderen möchten bitte geimpft werden – auch mit Astra-Zeneca, Hauptsache bald.

    Gleichnis: Ein Schiff  geht unter. Jemand wirft Rettungsringe. Leider trifft er dabei einmal jemanden mit dem Rettungsring auf den Kopf. Danach hört er auf, Rettungsringe zu werfen, weil er das schwere Schicksal der Ertrinkenden nicht weiter verschlimmern will. Das ist verständlich. Aber es ist falsch.


    Zusammenfassung: Astra-Zeneca hat nicht den besten Impfstoff. Wir sollten ihn nicht nachbestellen. Solange er da ist, würde ich mich wieder mit ihm impfen lassen. Mich, meine Kinder und meine Patienten. Er ist verfügbar, sollte bitte endlich in die Arztpraxen kommen und ich rate allen Patienten dringend dazu, diese Chance zu nutzen. Alternativ kann man warten, bis etwas Besseres kommt. Das ist eine persönliche Entscheidung.


    Bleiben Sie gesund!

    1.4.2021

    Das Elend hat einen Namen bekommen: Vaxzevria heißt der Impfstoff jetzt. Die Probleme gehen weiter. Mittlerweile ist gesichert, dass die Hirnvenenthrombosen nicht wie zuerst vermutet mit der Konstellation „weiblich, Nikotin und Pille“ zu tun haben, sondern mit Autoimmunität. Daher wurde der Impfstoff von Astrazeneca nur noch ab 60 Jahren empfohlen. Wenn der Impfstoff bei Jüngeren eingesetzt wird, soll der Hausarzt ein Aufklärungsgespräch mit Risikoanalyse führen.

    Da es hier keine Vorgaben gibt, muss ich mich selbst positionieren: Alle Rheumatiker sind Risikopatienten für Autoimmunvorgänge, ich kann AstraZenecas Präparat nicht mehr mit gutem Gewissen für meine Patienten empfehlen.

    Was Ältere von dem Impfstoff von AstraZeneca halten, muss ich mir jeden Tag anhören. Ich zitiere mal Herrn Bundesinnenminister „Nein!“, sagte der 71 Jahre alte Seehofer der „Bild“-Zeitung. „Ich lasse mich nicht bevormunden.“

    Am 2.4. kam der nächste Tiefschlag für den Impfstoff: Alle Jüngeren, die schon mit Vaxzevria geimpft sind, sollen beim zweiten Mal bitte mit einem mRNA-Impfstoff versorgt werden, sagt die Ständige Impfkomission.

    Aktueller Stand 17.4.: Häufungen von Sinusvenenthrombosen führten zu einer Sperre des Impfstoffes von Johnson/Johnson. Es ist unklar, ob das ein Systemproblem der Vektorimpfstoffe ist, weil wir keine Daten von Sputnik V, der russischen Variante, haben.
    Gründe, AstraZeneca nicht zu nutzen, sind nach aktuellem Stand durchgemachte Sinusvenenthrombosen (400/Jahr in Deutschland) und eine durchgemachte heparininduzierte Thrombopenie (4000/Jahr). Vorsicht ist geboten bei Menschen mit durchgemachten Thrombosen oder Embolien, das sind schon mehr. Bei den meisten Patienten kommt der Wirkstoff also weiter in Frage. Die neueste Erkenntnis, dass viele Covid-Patienten eine Sinusvenenthrombose erleiden und durchaus häufig daran sterben, spricht wieder für die Impfung – auch mit Astra-Zeneca.

    Nachtrag 24.4.21: Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen haben die Verimpfung von Vaxzevria an Nichtpriorisierte – also alle, bei denen man das Verantworten kann,  freigegeben. Das würde auch bei uns vieles vereinfachen.

    Wir bekommen nur dann Biontechs Impfstoff, wenn wir auch die Mindestabnahmemenge AstraZeneca bestellen. Das ist OK, manche Ärzte würden sonst vielleicht kein Vaxzevria ordern. Wir bestellen nicht nur die Mindestbestellmenge. Es könnte mehr sein, wenn die Nachfrage steigt. Für den Kühlschrank ist das Präparat zu schade.

    6.5.2021

    Unser Gesundheitsminister Jens Spahn hat im WDR am 4.5. geäußert, dass er bei AstraZeneca erstens die Priorisierung aufheben wolle und zweitens eine Verkürzung des Impfintervalles von 12 auf 4 Wochen anstrebe. Das Erste mag sinnvoll sein, das Zweite ist eher Populismus, denn mit 4 Wochen Impfintervall rettet man sicher vielen Leuten den Urlaub und macht den Impfstoff so attraktiver, aber nach aktueller Studienlage gab 12 Wochen Impfintervall eine bessere Impfwirkung als 6 Wochen. Die Wirkung bei 4-Wöchigem Abstand hat noch niemand gemessen, sie dürfte gering sein.

    Und während ich das schrieb, hob Jens Spahn die Priorisierung für Astra-Zenecas Impfstoff auf und empfahl gleichzeitig die Impfung flexibel nach dem Tag des Urlaubsantrittes.

    13.5.2021

    Drei Tage passierte nichts nach der Freigabe von AstraZeneca. Dann kamen die ersten Anmeldungen – mittlerweile zehn Anfragen pro Tag per Mail, also mehr, als wir verimpfen können. Dazu ist der Briefkasten voll, der Faxeingang noch nicht durchgesehen. Weil wir Termine „erst“ 7 Tage später haben, kamen dazu die ersten Absagen. Weiterer Postverkehr entsteht durch Wünsche auf eine schnellere Impfung „12 Wochen bietet das Impfzentrum, ich will nach 6 Wochen…“ oder spätere Termine „Bitte die volle Sicherheit nach 12 Wochen, ich will nicht in den Urlaub“. Eine Anfrage lautete sogar: „Ich nehme jeden Impfstoff, denn ich möchte bald geimpft werden. Am liebsten möchte ich den Astra von Biontech. Ausschließen möchte ich nur den Astra von Zeneca, den können Sie sich …“.  Keine Sorge, so etwas machen wir nicht. Der Impfstoff wird im Kühlschrank gelagert, im Gesäß würde er zu schnell warm.

    Viele Anfragen gibt es auch, ob wir nicht bitte bitte doch  Comirnaty von Biontech für bisher unbekannte Patienten haben. Das „Nein“ ist mittlerweile ein Standardschreiben mit einem Mausklick. Wir haben Vaxzevria von AstraZeneca. Und das ist gut so.

    Ein ernsteres Problem sind die Patienten, die einen dringenden und berechtigten Impfwunsch haben, aber gute Gründe, keinen Vektorimpfstoff anzubieten. Man findet das in den Impfanmeldeunterlagen heraus oder in kurzen Gesprächen. Viel Postverkehr, um knapp die Hälfte der Anfragen mit einem Impftermin beantworten zu können.

    18.5.2021

    Gestern und heute gab es die zwei ersten zwei Impfrunden Vaxzevria für Nichtpatienten. Eine Nachfrage eigener Patienten nach Vaxzevria gab es nicht mehr – die über 60-jährigen Impfwilligen scheinen durchgeimpft. Erfahrungen: Die Bürokratie war beeindruckend, die Absagen im letzten Augenblick häufig. Letztlich wurde an beiden Tagen Impfstoff verworfen. Also haben wir die Anmeldeunterlagen wieder von der Homepage genommen und werden wieder nur Angebote für Bestandspatienten haben. Die Bestandspatienten kommen erfahrungsgemäß zur Impfung. Schade.

    2.6.21

    Mittlerweile ist bei der Impfung mit Vaxzevria ein Ende absehbar. Es gibt Impfstoff für Zweitimpfungen, für Erstimpfungen haben wir jetzt keinen Impfstoff mehr bekommen – obwohl er bestellt war. Die Lieferung ist so unzuverlässig, dass die Auslieferung des Impfstoffes vom Montag über den Mittwoch scheibchenweise auf den Freitag verschoben wurde.  Nun haben wir noch 1 Woche mit je 3 Zweitimpfungen und 19 Erstimpfungen (wenn denn Impfstoffnachschub kommt) und 6 Wochen mit Zweitimpfungen vor uns, dann ist die Nutzung von Astra-Zeneca Geschichte. Leider hatte eine unserer Patientinnen 3 Wochen nach der Impfung einen Schlaganfall. Es ging gut aus. Trotzdem: Wir werden die Geschichte unabhängig von der Nachfrage nicht fortführen.

    1.7.21

    Gerne möchte ich Prophet werden. Heute Nachmittag haben wir länger geplant und mit etwas schlechtem Gewissen die ersten drei Patienten kreuzgeimpft (Biontech nach Astra) und schon am Abend kann man nachlesen, dass die Ständige Impfkommission nun für alle Altersgruppen genau diese Kreuzimpfung empfiehlt. Zufällig haben wir für die nächste Woche nur ein Fläschchen AstraZeneca bestellt. So werden wir nur ein Fläschchen entsorgen müssen, denn nun wird niemand mehr sich mit AstraZeneca impfen lassen.

    Vielleicht kommt hier im Herbst noch einmal ein Nachtrag, dass die dritte Impfung nach zweimal Biontech besser AstraZeneca ist. Sonst könnte ich diesen Blog jetzt schließen.

  • Das Ende der Priorisierung

    18.5.21

    Nun ist es offiziell: Das Ende der Priorisierung ist am 7.6.2021. In der gleichen Woche und drei Wochen darauf werden wir keine Impfungen mit Biontech anbieten, weil die Zweitimpfung in die VW-Werksferien und unseren Jahresurlaub fallen würden.

    18.4.21

    Am 18.4. abends geisterte durch die Nachrichten, dass unser Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung mit dem Ende der Priorisierung im Mai rechnet. Prompt kam die Hochrechnung: Geimpft bisher 17 Millionen Priorisierte (laut Frankfurter Allgemeine seien es 23 Millionen Priorisierte), also gibt es bei dem derzeitigen Impffortschritt von 4 Millionen noch 2 Wochen Priorisierung.

    Problem: Es mag sein, dass wir 23 Millionen Menschen über 60 haben. Die Krankenkassen sprechen von 34 Millionen Priorisierten, von denen sicher nicht 100 % Impfwillige sind. Das Impftempo wird steigen, die Anzahl der Erstgeimpften vielleicht trotzdem fallen, weil immer mehr Zweitimpfungen (auch gut!) anfallen.

    Ich rate dringend dazu, dazu bei „Ende der Priorisierung im Mai“ den 31.5. zu rechnen und sich zu freuen, wenn es eher klappt. Dann können sich weitere 50 Millionen Menschen anmelden. Das gibt wieder eine Schlange.

    Nachtrag 26.4.21:

    Frau Merkel äußerte zur Pressekonferenz nach der Ministerpräsidentenkonferenz: „Ende Der Priorisierung im Juni.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Viele Experten können prophezeien. Frau Bundeskanzlerin Merkel kann es festlegen.

    Nachtrag 6.5.

    Für den eher unbeliebten Impfstoff Vaxzevria ist die Priorisierung beendet. Comirnaty von Biontech ist weiter knapp.

  • Anmeldung zur Covidimpfung

    Zunächst der Link, den alle suchen: https://www.impfportal-niedersachsen.de

    13.3.2021

    70-jahrige können sich ab nächster Woche eintragen, sagt unsere neue niedersächstische Gesundheitsministerin. In Sachsen-Anhalt funktionierte es schon seit letzter Woche.

    23.2.2021

    Am 29.1. wurde diese Internetseite eingerichtet und prompt überrannt. Aktuell funktioniert sie, fragt das Alter ab und akzeptiert für 80-jährige in Gifhorn eine Buchung auf die Warteliste.

    Die 70-79-jährigen, die Asthmatiker, die Hochgewichtigen mit BMI >40 und viele Andere können noch nichts eintragen. Schade. In Hessen und Berlin ist man schon so weit, Niedersachsen hängt da leider als drittlangsamstes Bundesland etwas nach.

    Gleichzeitig steht dort, dass das Impfzentrum von Amts wegen auf die Berechtigten aus Einrichtungen und Arztpraxen zukommt. Das passiert zur Zeit wirklich.

     

  • Coronaschutzimpfung

    27.3.21 Die Coronaimpfung kommt in die Arztpraxen.

    Mittlerweile ist offiziell, das die Haus- und Facharztpraxen ab dem 5. April gegen Corona impfen sollen. Es wird wegen der regelmäßig zuverlässigen Lieferung der Impfstoff Comirnaty von Biontech.

    Was wir noch nicht wissen:

    • ob die Facharztpraxen gleich dabei sind,
    • ob es 20 oder 50 Impfdosen gibt und
    • ob das pro Arzt oder pro Praxis gerechnet wird.

    Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir in der Urlaubswoche zwischen null und 100 Einheiten Impfstoff bekommen, dann Patienten der Prioritätsgruppen 1 und 2 durchtelefonieren und einen Impftag durchführen. Wir führen keine Wartelisten und werden auch nicht an der Prioritätsliste vorbeiimpfen. Das dürfen wir nicht und das müssen wir nicht. Durch die normale Terminplanung kommen jede Woche 150 priorisierte Patienten in unsere Praxis und in unser Labor. Dafür wird der Impfstoff nicht reichen. Wenn man einen Termin hat, scheint es aber sinnvoll, dem Impfausweis in den nächsten Wochen immer dabeizuhaben.
    Nach dem Impf- und Testankündigungschaos der letzten Wochen werden wir die Impfung anbieten, wenn der Impfstoff im Kühlschrank liegt. Alles andere kann man sich spahn. Planung ist der Austausch des Zufalls durch den Irrtum.

    14.3.21 Das Anmeldeportal für 70+ und Chroniker funktioniert!

    Heute haben wir das Anmeldeportal getestet. Es funktioniert für Gifhorn  und vergibt Wartelistenplätze.  Nach  Eingabe  von Adresse  und  Telefonnummer  oder  Email  haben  wir  einen  Wartelistenplatz  erhalten.

    11.3.21

    Gestern haben die Gesundheitsminister getagt, um den Impfstart in den Hausarztpraxen festzulegen. Ergebnis: Wir fragen doch die Ministerpräsidenten. Die zaudernde und mutlose Impfpolitik ist nichts Neues. Die Welt lacht über Deutschland mit seiner schlechten Impfkampagne und selbst in Deutschland ist Niedersachsen fast das Letzte. Das Impfen geht voran, aber Anmelden für Chroniker geht immer noch nicht.

    4.3.2021

    Gestern gab es eine lange Ministerpräsidentensitzung mit Frau Bundeskanzlerin. Wer hoffte, dass die Impfstrategie Richtung weniger Bürokratie und mehr Impfen in Arztpraxen geöffnet wird, wurde enttäuscht. Also werden wir weiter täglich 20 priorisierten Patienten, die im Labor den Arm wegen der Blutentnahme frei haben, keine Impfung, sondern eine Impfnotwendigkeitsbescheinigung verabreichen. Schade. Es gibt lediglich Gerüchte und Absichtserklärungen, ab Anfang April Niedergelassene impfen zu lassen.

    Die Stimmung bei den Hausärzten kann man in einem Gastbeitrag bei DocCheck lesen.

    2.3.2021

    Hamstern nennt man es, wenn jemand mehr Nudeln oder Klopapier einlagert, als verwenden kann. Es ist unmoralisch bis eine Sauerei. Im Impfzentrum Gifhorn liegen über 1000 Impfdosen von AstraZeneca und niemand darf ran. Jetzt kam die gute Nachricht, dass Lehrer zügig und ausser der Reihe geimpft werden sollen. Bei uns als ungeimpfte Praxis kam die Nachricht nicht ganz so gut an. Mittlerweile haben viele Lehrer feste Termine in den Impfzentren. Freundliche ruhige und sachliche Imofberatungen fallen da sehr schwer. Aber es gibt zumindest Hoffnung, dass wir am Montag eine geimpfte und damit etwas sicherere Arztpraxis sind.

    14.02.2021

    Der Berufsverband Rheumatologie hat offiziell Stellung genommen: Alle derzeit lieferbaren oder in Endstadien der Entwicklung befindlichen  Impfstoffe sind für Rheumatiker geeignet. Der Langtext ist hier. Das ist eine gute Nachricht. Da die Impfviren von Astra-Zeneca (und Johnson/Johnson) nicht vermehrungsfähig sind, werden sie als Totimpfstoffe eingruppiert und für Rheumatiker als problemlos angesehen. OK, wir waren wohl überbesorgt.

    11.02.2021

    Mittlerweile haben wir die zweite Fortschreibung der Corona-Impfverordnung. Es gibt Veränderungen der Dringlichkeit der Patienten. Patienten mit „hoher Priorität“ sind bald mit dem Impfen dran – für uns relevante Indikationen sind Rheumatiker mit einer Rheumalunge (die ILD oder interstitielle Lungenkrankheit) und Höhergewichtige mit einem Body-Mass-Index über 30.

    Die meisten unserer Patienten sind auch weiter in der Gruppe der „erhöhten Priorität“. Schwierig für uns ist, dass die Impfverordnung für Patienten unter 65 Jahren den Lebendimpfstoff  „Corona-Vaccine“ von AstraZeneca favorisiert, weil er derzeit besser verfügbar ist. Patienten mit Rheumabasistherapie wie Prednisolon > 20 mg, Methotrexat, Leflunomid, Azathioprin, Anti-TNF-Medikamenten wie Adalimumab, Ethanercept, Certolizumab, Golimumab, anderen Biologika wie Abatacerpt, Ixekizumab, Secukinumab oder Ustekinumab oder JAK-Hemmern wie Baricitinib, Filgotinib, Tofacitinib oder Upadacitinib sollten keine Lebendimpfstoffe bekommen.Anders herum gesagt, ist nur bei Sulfasalazin oder Chloroquin eine Impfung mit Astra-Zenecas Corona-Vaccine möglich, bei allen anderen ist sie je nach Medikament nicht zugelassen bis gefährlich.

    Wir sind am Herumtelefonieren mit allen möglichen Stellen vom Rheumatologenverband über die Ärztekammer bis zum Gesundheitsministerium. Es ist wie überall in den sozialen Netzwerken: Alle verstehen und teilen das Problem, aber bisher haben wir außer Beifall nichts erwirkt. Ziel wäre, dass in der nächsten Fortschreibung der Corona-Impfverordnung die Rheumatiker unter „bevorzugt mit mRNA-Impfstoff“ berücksichtigt werden.

    Wir haben jetzt jeden Tag mehrere Geimpfte gesehen und es werden immer mehr. Auch wenn es sich anders anfühlt: Die Impfkampagne läuft.

    29.1.2020

    Über unsere Fachgesellschaft kam ein sehr sachliches Video zum Impfen. Ich binde es mal hier ein.

     

    29.1.2020

    Wir empfehlen die Covid-19-Impfung dringend, stehen auch als Impfende zur Verfügung (wenn denn nur endlich genug Impfstoff da ist).

    Gestern wurde bekanntgegeben, wie die Bescheinigungen über die hohe oder erhöhte Priorität für die Anmeldung zur Coronaimpfung aussehen.

    Mit der „hohen Priorität“ kann man sich mit den 70-80-jährigen zusammen in Gruppe 2 anmelden. Gründe sind:

    a) Personen mit Trisomie 21,
    b) Personen mit einer Demenz oder mit einer geistigen Behinderung,
    c) Personen nach Organtransplantation,

    Das betrifft etwa 10 unserer Patienten, die haben wir versucht zu benachrichtigen.

    Mit der „erhöhten Priorität“ kann man sich mit den 60-70-jährigen zusammen in Gruppe 2 anmelden. Gründe sind:

    a) Personen mit Adipositas (Personen mit Body-Mass-Index über 30),
    b) Personen mit chronischer Nierenerkrankung,
    c) Personen mit chronischer Lebererkrankung,
    d) Personen mit Immundefizienz oder HIV-Infektion,
    e) Personen mit Diabetes mellitus,
    f) Personen mit einer Herzinsuffizienz, Arrhythmie, einem Vorhofflimmern, einer koronaren Herzkrankheit oder
    arterieller Hypertension,
    g) Personen mit zerebrovaskulären Erkrankungen oder Apoplex,
    h) Personen mit Krebserkrankungen,
    i) Personen mit COPD oder Asthma bronchiale,
    j) Personen mit Autoimmunerkrankungen oder rheumatischen Erkrankungen,

    Das betrifft den größten Teil unserer Patienten. Wenn man über 60 Jahre alt ist, hat man keinen Vorteil. Alle Jüngeren mit einem Rheuma (außer Fibromyalgie, das ist keine Autoimmunerkrankung) können sich gern per Mail oder beim nächsten Besuch eine derartige Bescheinigung anfordern. Die Ausstellung und das Porto sind Kassenleistung.

    Die Frage, welcher der beste Impfstoff ist, stellen wir nicht. Man kann sich das nicht aussuchen, jeder zugelassene Impfstoff ist besser als kein Impfstoff und so denken wir nur darüber nach, ob man, wenn denn genug Impfstoff für alle da ist, die Astra-Zeneca-Geimpften noch einmal nachkontrollieren und gegebenenfalls nachimpfen muss. Bis dahin: Impfen lassen bitte.

    25.1.2021

    Mittlerweile wurden in Gifhorn nicht mehr nur die Altenheimbewohner – und Mitarbeiter, die Krankenhausmitarbeiter und der Rettungsdienst geimpft, man ist jetzt bei den Wohngruppen außerhalb von Altenheimen. Eine Anmeldemöglichkeit für über 80-jährige gibt es noch nicht, sie ist zum 28.1. angekündigt. Quelle hier. Danach ist die Gruppe 2, also über 70-jährige und einige Schwerkranke dran. Rheumatiker sind als Immundefiziente mit aktuellem Stand in Gruppe 3 – das kann noch dauern. Wie man sich als Rheumatiker ausweist, wissen wir noch nicht. Denkbar wäre von „mit Diagnose, damit der Impfarzt auch Informationen hat“ über „ohne Diagnose, Datenschutz geht vor Machbarkeit“ inhaltlich alles. Auch die Form „irgendein Arztbrief reicht“, „frischer Brief vom Fach- oder Hausarzt mit Impffähigkeits- und Notwendigkeitsbescheinigung“, „mit QR-Code“, damit die Softwareindustrie noch weiter verzögern kann, „Registriernummer“ für ein händisches Bürokratiemonster oder „fälschungssicheres Hologramm“, das dann Alibaba schneller liefert als unsere Obrigkeit, ist noch unklar. Trotz aller Bitterkeit und allem Unwillens wegen der Impfverzögerungen sind wir sicher, dass die Fragen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe rechtzeitig geklärt werden und das wir das dann auch irgendwie für die nur 1400 Patienten mit Rheumamedikamenten in unserer Betreuung hinbekommen.

    Die gute Nachricht ist: jeden Tag haben wir jetzt mehrere Patienten in der Sprechstunde, die die Impfung hinter sich haben. Es gibt ein paar Berichte über ein Druckgefühl im linken Oberarm, einmal auch eine Kreislaufreaktion über 3 Tage, die aber nicht am Arbeiten hinderte und eher ein leichtes Unwohlsein war. Aber es gibt weder bei den Patienten noch in der Presse irgendwelche Berichte, die schlechter sind als das normale Befinden der über 80-jährigen, die überwiegend geimpft wurden. Die Impfkampagne läuft.

    25.11.2020

    Bei dem Beitrag muss man als erstes das Datum schreiben. Die Fakten ändern sich täglich, der Grundtenor nicht. Stand 25.11.:

    Die gute Nachricht zuerst: Impfstoffe gegen Covid-19 kommen, die Verteilung ist nahe. Da Rheumatiker zu den Risikopatienten gehören, könnten sie das Angebot einer Impfung schnell bekommen und sollten also darüber nachdenken.

    Fakten: Die Impfstoffe sind entsprechend der Dringlichkeit der Sache sehr schnell entwickelt, hergestellt und schon vor Zulassung in der Massenproduktion. Dabei wurde ausdrücklich nicht an der Patientenzahl oder der Beobachtungsdauer der Impfstudien gespart.

    Auch der schlechteste Impfstoff kann nicht so gefährlich sein wie das Original Covid-19. Die Erkrankung hat bisher in Deutschland jeden 60. Betroffenen getötet – innerhalb 5 Wochen. Jeder bisher im Test veröffentlichte Impfstoff hat bisher bei mehr als 20.000 Testpersonen innerhalb 3 Monaten niemanden getötet oder schwer geschädigt. Diese Wahl fällt leicht.

    Für den Impfstoffe von Biontech  benötigt man Impfzentren, weil kaum eine Praxis 70-Grad-Celsius-Kühltechnik hat. Bisher ist nicht veröffentlicht, wie sich die Impfberechtigten in den Impfzentren als Impfberechtigte ausweisen.

    Herangehen: Wenn man sich selbst impfen lassen will, sollte man das laut, aber ohne zu nerven, kommunizieren. Man kann und sollte anderen motivieren, denn wir alle bekommen unser Leben erst zurück, wenn die Herdenimmunität von 60% erreicht ist.

    Wenn man unentschlossen ist, sollte man sich informieren.

    Wenn man sich selbst nicht impfen lassen will, ist das eine persönliche Entscheidung. Auch die Impfmuffel brauchen die Herdenimmunität und sollten also nicht meckern, sondern die anderen trotzdem motivieren.

     

     

     

  • Grippeschutzimpfung

    Es ist wieder Grippeschutzimpfungszeit. Die gute Nachricht: der diesjährige Vierfachimpfstoff scheint gut verträglich – zumindest haben sich nur 3 von 150 Geimpften über eine Impfreaktion oder Impfgrippe beschwert.

    Der Grippeimpfstoff ist Leistung der gesetzlichen Krankenkasse für alle über 60 Jahre, zusätzlich für alle Risikopatienen wie Asthmatiker oder Rheumatiker. Die Aufzählung ist länger und im RKI nachzulesen.  Dazu ist die Impfung Kassenleistung bei allen Personen, die mit Gefährdeten im selben Haushalt leben oder sie betreuen.

    Wir empfehlen die Impfung dringend. Ein paar Dosen Impfstoff haben wir wieder für Risikopatienten (Stand 25.11.20)

  • Geschützt: Tumor im Kopf

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  • Masken für / gegen Coronaviren

    Niedersachsen hat die Maskenpflicht. Damit steht die Frage, was man da als chronisch Kranker Rheumatiker trägt. Selbstgenähtes oder ein Schal schützen zwar andere vor der Aerosolwolke des Ausatmens, bieten aber eher wenig Eigenschutz. Rheumatiker und erst recht Lungenkranke dürfen etwas Professionelles nutzen, die Klinken und Altenheime sind mittlerweile versorgt.

    Besser für den Einzelnen sind Masken FFP2 /KN95 mit Ventli, denn diese durchfeuchten nicht so schnell durch die Ausatemfeuchtigkeit.

    Man bekommt sie zu fallenden Preisen z.B. im Onlineshop von real; https://www.real.de/item/search/?search_value=kn95%20ventil für 3,50 € pro Stück im Zwanzigerpack. Nur so als Tip. Es gibt sie sicher auch woanders, wir haben anfangs bei Real, Amazon und ebay bestellt. Die Lieferung von Real kam mit Wochen Abstand eher.

    Nachtrag 6.5.20: Die Lieferzeiten sind mittlerweile oft, aber nicht verlässlich unter 4 Tagen.  Es gibt Angebote mit dem Label „Versand aus Deutschland“.