Fokus-Siegel

Seit Jahren bekommen wir einmal im Jahr ein dickes, seriös und amtlich aussehendes Schreiben vom Focus, wir seien als die besten Rheumatologen in unserem Bereich ausgezeichnet. Das wundert uns nicht, Herr Dr. Sensse ist der beste, schönste,  faulste und überbuchteste Rheumatologe, weil er der einzige Rheumatologe im Landkreis Gifhorn ist. Das dürfen wir uns an die Wand nageln und und tun das auch, wenn es in dem Jahr keinen guten Kalender für den freien Nagel gibt. Wenn wir  mit dem Focus-Siegel auf der Homepage und im Internet werben möchten, kostet uns das 2300 € im Jahr, die wir natürlich lieber in Personal und  Technik investieren.

Als Gründe für eine dermassen große Auszeichnung nennt der Focus:

  • Publikationstätigkeit (zuletzt 2008)
  • Qualitätsmanagement (haben wir, muss man heute haben, aber weder zertifiziert noch veröffentlicht, denn auch diese Leute wollen nicht unter 10.000 € für eine Zertifizierung)
  • Patientenzufriedenheit (neben viel Lob hören wir vor allem berechtigte Kritik über schlechte Erreichbarkeit und schlechte Terminlage)
  • Kollegenempfehlung (wir kennen niemanden, der gefragt wurde)

Als besonderer Witz wurde Herr Dr. Sensse dieses  Jahr auch als Orthopäde und Unfallchirurg ausgezeichnet. Er ist nur kaum noch orthopädisch tätig, weil der Behandlungsbedarf bei Rheumatikern viel höher ist und weist jede Unterstellung, er wäre Unfallchirurg, zurück.

Es mag richtig sein, dass 2005 die letzten Orthopäden Facharztprüfung hatten und seitdem der Facharzt Orthopädie/Unfallchirurgie heißt. Es ist auch richtig, dass man in 6 Jahren nicht das lernen kann, wofür ein Orthopäde und ein Unfallchirurg früher jeweils 6 Jahre benötigt haben. Deshalb sind in dem gemeinsamen Facharzt operative und intensivmedizinische Kompetenzen weit ausgebaut. Kinderorthopädie, Osteologie, Rheumatologie und selbst die allgemeine Arthroselehre, also alles, was man in der Niederlassung braucht, blieben auf der Strecke. Es könnte also sogar sein, dass Herr Dr. Sensse von dem gemeinsamen Facharzt O und U garnichts hält und die Bezeichnung „Unfallchirurg“ als Beleidigung seiner nichtoperativen Fähigkeiten sieht. Wir wollen hier nicht in die Tiefe gehen, denn dann müsste man die jüngeren Kollegen verärgern, die nicht mehr die Chance hatten, das Fach Orthopädie in seiner ganzen Breite von Ambulanz über Behindertenfürsorge, Gipssprechstunde, orthopädische Operationen, Orthopädieschuhmacherei, Osteologie, Physiotherapie, Rehawesen bis zu den Zusatzausbildungen Chirotherapie und Naturheilverfahren zu erlernen. Das bedeutet nicht, dass die Orthopäden etwas Besseres sind. Unfallbehandlungen und Sportmedizin machen die Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie sicherlich besser als die alten Orthopäden. Es ist nur nicht dasselbe und so ist es ein Witz vom Focus, Auszeichnungen zu verleihen für Leistungen, die man weder erbringen kann noch erbringen möchte.

Daher begrüßen wir es sehr, dass das Landgericht München dem Focus jetzt zur Unterlassung dieser Scheinauszeichnungen verurteilt hat. Wer es nachlesen will: 4 HKO 14545/21 Ich hoffe nur, ich habe mit der Verlinkung der Quelle jetzt keinen Rechtsbruch begangen.

 

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